Eltern untersagen Familienanamnese / Amtsarzt

Michl
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Eltern untersagen Familienanamnese / Amtsarzt

Beitrag von Michl »

Hallo,

ich muß bald zum Amtsarzt und wollte heute das Formular (Anamnesebogen) ausfüllen. Für den Familienanamnesenteil habe ich meine Eltern nach deren Erkrankungen befragt (ein paar Kleinigkeiten sind mir bekannt, aber ich wollte halt alle Fragen so gut wie möglich beantworten).
Als sie mich fragten, wozu ich das alles wissen möchte, habe ich ihnen von dem Formular für den Amtsarzt erzählt. Danach sind sie aus allen Wolken gefallen, was das andere angehen würde, welche Krankheiten sie haben oder hatten etc. Die Konsequenz des Gesprächs war, dass sie mir untersagt haben, mit Dritten (Amtsarzt, Hausarzt, Bekannte etc.) über ihre Wehwehchen zu sprechen.

Ich stecke jetzt in einem Gewissenskonflikt. Einerseits respektiere ich den Wunsch meiner Eltern und kann ihn auch verstehen und nach reiflicher Überlegung würde ich auch nicht wollen, dass meine Kinder anderen über meine Krankheiten erzählen würden. Andererseits soll ich beim Amtsarzt wahrheitsgemäß antworten.

Dazu kommt, dass ich leider in der Vergangenheit mal meinem Hausarzt von den "Kleinigkeiten" erzählte, die ich wusste, die der sich wiederum fleissig in seinem Computer notiert hat (nach dem Motte: Alles was Sie ihrem Arzt anvertrauen kann und wird irgendwann mal gegen Sie verwendet werden.). Das heisst, wenn ich dem Amtsarzt diese "Kleinigkeiten" verschweige, muß ich mit der Angst leben, dass es vielleicht mal rauskommt und mir zulasten fällt? Sage ich dem Amtsarzt aber alles was ich weiß, dann verletze ich dadurch das Persönlichkeitsrecht (informationelle Selbstbestimmung, Schutz der Privat-, Geheim- und Intimsphäre oder ähnliches?) meiner Eltern.

Hat jemand ne Idee, wie ich aus dieser Zwickmühle rauskomme? Ich drehe hier am Rad, weil ich keinen Ausweg sehe.

Danke + Gruß

Michl

tiger
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Re: Eltern untersagen Familienanamnese / Amtsarzt

Beitrag von tiger »

Ich finde die Frage nach Erkrankungen "in der Familie" ebenfalls unverschämt, weil meine Familienangehörigen nichts mit meinem Einstellungsverfahren zu tun haben. Ich habe seinerzeit bei diesen Fragen ehrlicherweise "unbekannt" angegeben – woher soll ich auch die Diagnosen meiner Großeltern kennen?

kecks
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Re: Eltern untersagen Familienanamnese / Amtsarzt

Beitrag von kecks »

doch, haben sie schon, weil familiäre häufungen bei vielen krankheiten auftreten, die zu dienstunfähigkeit führen. insofern ist die frage sehr sinnvoll, wenn man dieses risiko abschätzen will. und um dieses risiko geht es ja in der amstarztveranstaltung letztlich.

ad threadersteller: ich würde "nicht bekannt" hinschreiben, du weißt es ja nicht, weil deine eltern es dir nicht sagen wollen.

nrw31
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Re: Eltern untersagen Familienanamnese / Amtsarzt

Beitrag von nrw31 »

kecks hat geschrieben:doch, haben sie schon, weil familiäre häufungen bei vielen krankheiten auftreten, die zu dienstunfähigkeit führen. insofern ist die frage sehr sinnvoll, wenn man dieses risiko abschätzen will. und um dieses risiko geht es ja in der amstarztveranstaltung letztlich.
Das wird die Idee dahinter sein, klar. Allerdings sind die Fragen meiner Einschätzung nach im praktischen Verfahren sinnlos, da sie, zum Glück, überhaupt nicht zu Konsequenzen führen dürfen. Nur weil Vater A Prostatkrebs hatt(e) und Mutter B an Depressionen litt heißt das ja nicht dass die Leiden auch bei Tochter C und/oder Sohn D auftreten. Ein solcher Umkehrschluss wäre bloße Spekulation, rein statistisch erhöhte Wahrscheinlichkeiten stellen die gesundheitliche Eignung aber ohnehin nicht in Frage.

Man könnte daher schon auf den Gedanken kommen, dass es sich um eine Datenerhebung in nicht angemessenem Umfang handelt, die ein Datenschutzbeauftragter ggf. beanstanden würde.
kecks hat geschrieben: ad threadersteller: ich würde "nicht bekannt" hinschreiben, du weißt es ja nicht, weil deine eltern es dir nicht sagen wollen.
Das würde ich immer so beantworten, selbst wenn es dir deine Eltern nicht untersagt hätten. Die entsprechenden Fragebögen dürften diesbezüglich nämlich jahrzehntealt sein und die Formulierung irreführend. Vermutlich zielten die Frage ursprünglich auf klassische, gravierende Erbkrankheiten, nicht auf Krankheiten an sich.

rossi87
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Re: Eltern untersagen Familienanamnese / Amtsarzt

Beitrag von rossi87 »

Auch ich habe damals "nicht bekannt" ausgefüllt. Alles andere wäre ja auch vollkommen absurd.

Bender5
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Re: Eltern untersagen Familienanamnese / Amtsarzt

Beitrag von Bender5 »

Bei mir wurde sogar auf dem Bogen nach Großeltern gefragt. Alter der Großeltern bzw. bekannte Krankheiten von ihnen.
Da konnte ich aber auch wirklich ehrlich antworten, dass ich absolut keine Ahnung habe....

tiger
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Re: Eltern untersagen Familienanamnese / Amtsarzt

Beitrag von tiger »

nrw31 hat geschrieben:Die entsprechenden Fragebögen dürften diesbezüglich nämlich jahrzehntealt sein
Stammen vielleicht noch aus den 30er Jahren ...

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