Angst vor Amtsarzt; M. Scheuermann, Skoliose; Verbeamtung

flosse
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Angst vor Amtsarzt; M. Scheuermann, Skoliose; Verbeamtung

Beitrag von flosse »

Hallo zusammen,
bei mir steht bald die amtsärztliche Untersuchung an.
Mein Problem dabei ist, dass ich sowohl eine nicht diagnostizierte M. Scheuermann- Krankheit habe, als auch eine damit einhergehende, geringe Skoliose (wurde lediglich vom Hausarzt am Rande einer anderen Untersuchung festgestellt, bin dann aber nie zu einem Facharzt zur weiteren Untersuchung, weil ich keinerlei Beschwerden habe). Nun habe ich natürlich Angst vor der Untersuchung beim Amtsarzt. Habt ihr Erfahrungen wie meine Chancen stehen, dass ich trotzdem noch verbeamtet werde? Habe ja schließlich keinerlei Beschwerden oder Behandlungen hinter mir.

Wäre euch für ein paar Erfahrungen und Einschätzungen meiner Situation sehr dankbar.

Grüße
Flosse

Max_Cohen
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Re: Angst vor Amtsarzt; M. Scheuermann, Skoliose; Verbeamtun

Beitrag von Max_Cohen »

Hi,

du musst immer daran denken, dass die neue Rechtssprechung erfordert, dass man dir nachweist, dass vernünftigerweise keine andere Möglichkeit als vorzeitige Dienstunfähigkeit oder regelmäßige, relevante Ausfallzeiten in Betracht kommt. Zweifel gehen zu Lasten der Einstellungsbehörde. Insofern:

1. Eine "geringe Skoliose" haben nicht gerade wenige Menschen und können damit dauerhaft ohne Einschränkungen leben. Wikipedia bezeichnet Skoliosen unter 10° Cobb als nicht behandlungsbedürftig.

2. Deinem Text entnehme ich, dass die Diagnose Morbus Scheuermann nie von einem Arzt gestellt wurde, insofern kann sie als nicht bekannt behandelt werden. Du musst dich da nicht selbst reinreiten, sondern den Amtsarzt machen lassen - die Untersuchungen sind häufig nur recht oberflächlich, sodass es dort ggf. nicht zur Sprache kommt (meine eigene "orthopädische Untersuchung" belief sich auf vier Schläge gegen die Wirbelsäule und die Frage, ob Bewegungseinschränkungen bestünden). Aber selbst wenn, dann bestehen aktuell keine Beschwerden und der Krankheitsverlauf ist nicht seriös vorhersagbar, was zu Lasten der Behörde geht.

flosse
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Re: Angst vor Amtsarzt; M. Scheuermann, Skoliose; Verbeamtun

Beitrag von flosse »

Hallo Max,
vielen Dank für deine Ausführungen.

Hast du zufällig einen Link oder ähnliches zu der aktuellen Rechtssprechung?

Habe zu den beiden "Krankheiten" gelesen, dass sie beide häufig ohne Beschwerden ablaufen und nur in seltenen Fällen problematisch werden. Glaubst du, dass ich daher vllt doch weniger Probleme bekomme, weil ich ja bislang keinerlei Beschwerden habe?

Gäb es im Falle, dass ich die "Krankheiten" als bedenklich eingestuft werden eigentlich die Möglichkeit für einen Wiederspruch?

Wie groß der Cobb-Winkel ist, weiß ich nicht und kann es auch schlecht einschätzen.
Wenn die Skoliose nie fachärztlich diagnostiziert wurde, muss ich sie dann überhaupt angeben? Würde ja so direkt daraufhinweisen und das würde ich gerne vermeiden.

Echtschuldige bitte meine vielen Fragen, aber habe meinen Termin schon zu Beginn nächster Woche....

Max_Cohen
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Re: Angst vor Amtsarzt; M. Scheuermann, Skoliose; Verbeamtun

Beitrag von Max_Cohen »

Die relevanten Urteile:
http://www.bverwg.de/entscheidungen/ent ... B2C12.11.0
http://www.bverwg.de/entscheidungen/ent ... U2C16.12.0

Du kannst gegen eine Nicht-Beamtung vor dem Verwaltungsgericht klagen, da gemäß dieser Urteile dem Dienstherrn kein Beurteilungsspielraum zusteht.

Inwiefern du die Skoliose überhaupt von dir aus angeben musst, hängt von der Art der Befragung ab (es gibt häufig Fragebögen im Voraus). So, wie du es oben geschildert hast, würde ich es ausschließlich bei einer Formulierung der Art "Wurden bei Ihnen schon einmal Erkrankungen des Skeletts diagnostiziert?" angeben.
Wenn es z.B. eine Formulierung wie "hatten Sie schon einmal Beschwerden"/"wurden Sie schon einmal wegen Erkrankungen des Skeletts ärztlich behandelt?" vorkommt, könntest du wahrheitsgemäß verneinen.

flosse
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Re: Angst vor Amtsarzt; M. Scheuermann, Skoliose; Verbeamtun

Beitrag von flosse »

Leider versteh ich von diesem rechtlichen Beschluss nicht allzuviel, aber gut zu wissen, dass man dagegen etwas machen kann.

Auf dem Fragebogen steht: Welche bedeutsamen Erkrankungen wurden bei Ihnen bisher festgestellt (haben sie durchgemacht)? Und dann zum Ankrezuzen: Wirbelsäule JA oder NEIN, ggbf Art und Zeitpunkt. Weiß wirklich nicht was ich da machen soll...

Max_Cohen
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Re: Angst vor Amtsarzt; M. Scheuermann, Skoliose; Verbeamtun

Beitrag von Max_Cohen »

Damit bist du wegen der deutschen Fixierung auf institutionalisiertes Kulturkapital doch fein raus. Du kannst hier selbst Erkrankungen für (un)bedeutsam erklären und dich nachher glaubhaft damit rausreden, dass du doch kein Arzt der Fachrichtung Sozialmedizin seist.

flosse
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Re: Angst vor Amtsarzt; M. Scheuermann, Skoliose; Verbeamtun

Beitrag von flosse »

Wie es scheint, kann dieses eine Wörtchen ein großer Freund von mir werden :D

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