Einstellungschancen je nach Ref-Ausbildungsland?

Marcus H.
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Einstellungschancen je nach Ref-Ausbildungsland?

Beitrag von Marcus H. »

Hallo,

ich habe bislang bei meinen Bewerbungen Zusagen bekommen für Brandenburg, Berlin und Niedersachsen, vermutlich wird dann NRW dazu kommen, falls es da wieder keine Auswahlliste gibt und alle genommen werden.

Weiterhin habe ich mich noch in Rheinland-Pfalz und dem Saarland beworben, Hessen kommt demnächst noch dazu. Allerdings sehe ich bei diesen dreien bei mir (Gym, Politik+Geschichte, 1.9, Uni Kassel) nur sehr begrenzte Chancen, dass da was bei rumkommt.

Nun bin ich weitesgehend ungebunden sowie insgesamt recht offen und überlege natürlich, welche Vor- und Nachteile es bei den jeweiligen Bundesländen gibt. (Rein von den mir bekannten Lehrplänen/Leitlinien käme mir wohl Niedersachsen am ehesten entgegen, aber das kann ja von Schule zu Schule auch sehr abweichen)

Ein Faktor ist dabei eben wie das Threatthema sagt: Gibt es eben doch unterschiedliche Einstellungschancen je nach Ref-Abschlussland? Angeblich soll das ja nicht der Fall und alles super fair angeglichen sein, aber man liest ja doch, dass es gewisse Ressentiments gibt, also dass z.B. in Bayern speziell Berlin/Brandenburg nicht gerne gesehen wird. Zumindest ist die dauer mittlerweile mit 18 Monaten identisch, das fiele also als Ausschluss weg.

Vielleicht haben dazu ja Leute Erfahrungen gemacht und etwas mehr Überblick.

viele Grüße

Marcus

phstudent
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Re: Einstellungschancen je nach Ref-Ausbildungsland?

Beitrag von phstudent »

Ich würde dort das Ref machen wo ich später auch arbeiten möchte.

Yuthiel
Beiträge: 16
Registriert: 04.02.2017, 15:10:52

Re: Einstellungschancen je nach Ref-Ausbildungsland?

Beitrag von Yuthiel »

Ich gebe hier mal meinen bisherigen Kenntnisstand wieder: Die Chancen berechnen sich (wie im Beispiel Hessen) nach einem Ranglistenverfahren (s.u.) Generell gilt: es macht Sinn, dein Referendariat dort abzuleisten, wo du später auch arbeiten willst (s.u.).

Manche Bundesländer haben eine Bedarfsstatistik für verschiedene Fächer. Hessen ist da relativ offen und man kann viel recherchieren. Das hessische Ranglistenverfahren sieht wie folgt aus:
die Note der Ersten Staatsprüfung (abgerundet auf eine Dezimalstelle) vierfach, die Note der Zweiten Staatsprüfung (abgerundet auf eine Dezimalstelle) siebenfach gewichtet und die Summe beider Werte mit dem Wert 4,0 addiert
Grundlage ist also immer die Abschlussnote die, jenach Bundesland unterschiedlich gewichtet wird. Danach gelten bestimmte Bonuspunkte.

Beispiel Rheinland-Pfalz:
Bonus für Kenntnisse des rheinland-pfälzischen Schulsystems
Bewerberinnen und Bewerber, die den Vorbereitungsdienst in Rheinland-Pfalz (...) [oder] mindestens sechs Monate (...) unterrichtet haben, erhalten einen Bonus von 0,50
Es gilt also: wenn du meinst dein zweites SE wird vermutlich schlechter ausfallen als dein erstes, wähle ein Bundesland mit hoher Gewichtung des ersten SE (der umgekehrte Fall gilt genauso).

Als Beispiel für die Regelungen kannst du dir https://secure2.bildung-rp.de/BEWVV/Com ... nfo_GY.pdf ansehen. Das ist die Information für Rheinland-Pfalz.

Deine Einstellungschancen hängen (in abnehmender Wichtigkeit) von folgenden Kriterien ab:
  • - deine Flexibilität bei der Orts- / Schulwahl
    - Fächerbedarf und Fächerkombination
    - Note 2. SE
    - Note 1. SE
    - ggf. Bonuspunkte durch Ref. im BL oder pädagogische Tätigkeit / Lehrtätigkeit
    - Härtefallregelungen
Zu manchen BL lässt sich auch eine Bedarfsprognose recherchieren, sodass du deine Chancen nach dem Ref. einschätzen kannst.

Wenn du also zu jenen Globetrottern gehörst, denen es egal ist, wo sie landen (deine Bewerbungen in 7 BL impliziert das), hast du vermutlich überall gute Einstellungschancen. Du solltest dann aber, die Einsatzschule betreffend, nicht wählerisch sein. Möchtest du in eine bestimmte Stadt oder eine bestimmte Schule sieht es für dich überall gleichermaßen schlecht aus, wobei Note und Fächer hierbei sehr wichtig werden. Je flexibler du bist, desto unwichtiger wird die Wahl des BL.

Ich denke damit konnte ich dir weiterhelfen.

Grüße,
Yuthiel.

Ps.: Einfach mal Dr. Google bemühen - du wirst dich wundern, was sich alles mit etwas Geschick recherchieren lässt.

Bender5
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Registriert: 22.05.2013, 13:51:34

Re: Einstellungschancen je nach Ref-Ausbildungsland?

Beitrag von Bender5 »

phstudent hat geschrieben:Ich würde dort das Ref machen wo ich später auch arbeiten möchte.
Sollte man meinen und mein Gegenargument ist ein fragwürdiges, aber es gibt Bundesländer die einen mit guten Refnoten zuschmeißen, während andere die Referendare mit einer vernichtenden Beurteilung zurücklassen.
Ich weiß sehr pauschale nicht belegte Aussage, aber für meinen Fall mit meinen Noten und Bundesländern würde ich mal ins Freie behaupten, habe ich mir durch Bundeslandwechsel vermieden die Note zu versauen, um dann später zurückzukehren.
Wie gesagt, schade dass man sowas machen "muss".

Zum Thema Saarland: Das Saarland bildet kaum noch aus und wird somit gerade in Politik/Geschichte kaum oder überhaupt nicht fürs Referendariat einstellen.

JimJupiter
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Registriert: 30.09.2015, 19:01:44

Re: Einstellungschancen je nach Ref-Ausbildungsland?

Beitrag von JimJupiter »

Du hast ja leider die "Todeskombination", die in mehreren Bundesländern gar nicht eingestellt wird. Also informiere Dich, wo Du eingestellt werden kannst und mach auch dort Dein Ref.
Wähle ein BL, das die Stellen zentral vergibt, denn bei Schulbewerbungen wirst Du leider sehr, sehr häufig durchs Raster fallen.
Hintergrund ist, dass in sehr vielen BL diese Fächer in Sek I sich gegenseitig ohne Weiterbildung unterrichten dürfen, teilweise sogar in Sek II. Das heißt, in vielen Bundesländern bist du in der Personaleinsatzplanung ein Lehrer quasi mit nur einem Fach. Ohne Kernfach wirst Du kaum mal Klassenlehrer u.s.w. Leider wenig attraktiv.
In Hamburg, sorry, ist diese Kombination durch die BSB ausdrücklich nicht gestattet. In anderen BL, z.B. Nds, geht es, Ausbildung und Anstellung.
Ein BL reicht Dir ja auch ;-)

Viel Erfolg!
Hamburg, Abteilungsleiter an weiterführender Schule Sek I und II

Marcus H.
Beiträge: 7
Registriert: 02.06.2017, 0:40:32

Re: Einstellungschancen je nach Ref-Ausbildungsland?

Beitrag von Marcus H. »

Vielen Dank für die Antworten! Das hilft ja schonmal weiter. Also Land/Stadt ist mir nicht soo wichtig. Auf Dauer wäre es schön, nicht zu weit von der Familie (Frankfurt am main) weg zu sein. Damit meine ich aber einen Autoradius von 4 Stunden, da fallen also schon ein paar Schulen darunter.

Nun aber noch ein paar Fragen: Ich dachte es zählt immer das 2. Examen mehr? Wie groß ist da der Unterschied in der Gewichtung zwischen Hessen/NRW, NiedSachs, Berlin, Brandenburg?

Und wie wäre da so einschätzbar das Ranking bei der Benotung? Was ich gehört habe soll Hessen recht streng sein, Berlin lockerer, aber das wird auch sehr von den prüfer_Innen abhängen.

Ich gehe aber mal davon aus, dass da wo meine Kombination ausgebildet wird auch der Schuldienst in diesen Fächern möglich ist oder?

Kenne auch Leute die haben was mit Kunst und Sport bekommen ... gut Kunst ist auch oft Mangel...

Grüße

chilipaprika
Beiträge: 3251
Registriert: 28.08.2009, 10:46:00

Re: Einstellungschancen je nach Ref-Ausbildungsland?

Beitrag von chilipaprika »

in NRW ist die Kombi zugelassen, ich hoffe, meine Schulleitung würde dich (in der aktuellen Situation) nie einstellen. Das blockiert zwei kleine Fächer auf einmal, super ungünstig für die Unterrichtsverteilung... Die Leute mit Geschichte unterrichten bei uns oft nur noch 1 Alibikurs.

Fürs Ref wäre es allerdings absolut kein Problem, wir hatten in den letzten Jahren tatsächlich mehrere Refs mit dieser oder ähnlich doofer Kombi. NRW nimmt ja jeden und das auch noch in jeder Kombi. Eine Stelle später ist aber wirklich wirklich nicht in Aussicht, wenn du nicht zb durch nachgewiesenen perfekten Englischkenntnissen die Fächer bilingual unterrichten kannst PLUS bereit bist, einen Zertifikatskurs zu machen (warum würde man dann aber DICH nehmen?) PLUS die Ruder-AG oder was weiß ich ... leiten kannst.

chili

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