Vorstellungsgespräch vorbereiten

Hakuna_25
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Vorstellungsgespräch vorbereiten

Beitrag von Hakuna_25 »

Hallo an alle Forianern,

da ich nun seit fast 3 Jahren fertig mit dem Referendariat bin und seitdem leider nur ein TV-H-Vertrag nach dem anderen angeboten bekomme, hat sich bei mir zunehmend eine Unsicherheit breitgemacht. Für viele Schulen ist man ein reiner Lückenfüller und das zerrt ganz schön am Selbstwertgefühl.
Aus diesem Grunde wollte ich mir von euch Rat für mein bevorstehendes Vorstellungsgespräch einholen, um besser vorbereitet zu sein.

1) Was für Fragen könnten einem gestellt werden?
2) Bei der bekannten Frage "Erzählen Sie etwas über sich" sträuben sich bei mir die Haare.
Ich habe das Gefühl versagt zu haben, obwohl ich eine 1 vorm Komma habe. Daher fällt es mir schwer mich gut zu verkaufen. Habt Ihr Tipps?

Ansonsten würde mich interessieren, was in der Antwort alles zulässig ist? Man sollte ja auch nicht seinen Werdegang anhand des Lebenslauf runter erzählen.

Für ein paar Tipps wäre ich euch dankbar! Das Vorstellungsgespräch bezieht sich auf eine Gesamtschule.

Vielen Dank!!

sabisteb
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Registriert: 02.10.2015, 15:09:13

Re: Vorstellungsgespräch vorbereiten

Beitrag von sabisteb »

Ich war einige Jahre Projektadministrator und mit für Einstellung von Personal im Universitäten Umfeld verantwortlich. Das ist nicht 1:1 übertragbar, aber vielleicht ein Hinweis.
Ich kann dir schon mal sagen, es liegt meist nicht an deiner Qualifikation oder an dir, dass Du eine Stelle nicht bekommst. Die Faktoren, die da reinspielen sind vielfältig und fachliche Qualifikation ist bereits zu dem Punkt abgehakt, an dem Du die Einladung erhällst. Wirst du zum Gespräch geladen, ist das fachliche bereits erledigt, das passt, sonst hätte man dich gar nicht erst eingeladen.

Am meisten schlug damals bei den Besetzungen im universitären Bereich (immerhin auch öffentlicher Dienst und quasi schulisch), bei denen ich dabei war rein:
1. Passt er/sie ins schon vorhandene Team. Da geht es um den ersten Eindruck und ob man glaubt, mit die länger klar zu kommen. Ist das schon vorhandene Team auf eine bestimmte Art speziell, kann man noch so gut sein, die nehmen eine Nase, die zu ihnen passt. Das hat nichts mit fachlichen Qualifikationen zu tun. Die wollen nur keine Unruhe und jemand der sich unbemerkt eingliedert. D.h. wenn jemand für einen Laborjob in Anzug und Kravatte auftauchte war er/sie raus. Rollenspieler für lange Nächte im Labor bevorzugt mit Vorzug auf DSA vor AD&D... Können schon sehr spezielle Ideen sein.
2. Lässt mich diese Person selber schlecht aussehen? Wenn das vorhandene Team eher (unter-)durchschnittlich ist, werden sie keinen Überflieger einstellen, der sie selbst schlechter aussehen lässt. Da hat man es durchschnittlich häufig einfacher. Da steckt man aber nicht drinnen.
3. Deckt er/sie einen bestimmten Bedarf, den wir nicht selber decken können?
4. Wird sie demnächst wegen Schwangerschaft ausfallen (da nimmt man dann gerne mal den Mann oder jemand älteren).
5. Ist er/sie noch befristbar? Solange jemand befristbar ist, nutzt man das ganz gerne aus bis an die gesetzliche Befristungsgrenze.
6. Passt sie in die vorhandene hierarchische Struktur. An Schulen eher selten ein Problem.

Das Gespräch ist nach 5 min gelaufen. Die restlichen Fragen sind nur noch Zeit- und Lückenfüller, um nicht unhöflich zu sein und den Kandidaten zu frustrieren.

Die Fragen können somit sehr teamspezifisch sein. Schau das Leitbild an damit Du ungefähr weißt, wie die da ticken. Sei Du selbst. Entweder du passt ins Team oder nicht. Die riechen das ohnehin instinktiv.

Richtig dumm gelaufen ist es übrigens, wenn die Stelle intern schon besetzt ist (häufig sogar schon mit unterschriebenem Vertrag) und die Vorstellungsrunde nur noch Schaulaufen ist, damit man Gegenkandidaten vorlegen kann. Daran scheitert es im öffentlichen Dienst erfahrungsgemäß am häufigsten, da wird extrem geklüngelt. Da wird eine Stelle verlängert, dafür muss man sie aber neu ausschreiben, obwohl sie schon besetzt ist. Reines Schaulaufen, da hat man 0% Chance. Richtig übel ist das, wenn man es weiß und trotzdem mitspielen muss, weil die ARGE einen dazu zwingt. Beide Seiten lächeln, beide Seiten wissen, dass der andere es weiß, beide spielen das Spiel komplett durch. Das habe ich ein paarmal hinter mir auf beiden Seiten des Schreibtisches.

Verbotene Fragen aufgrund des Arbeitnehmergleichstellungsgesetzes:
Religion, Politik, Sexuelle Orientierung, Familienplanung, Familienangelegenheiten (Job der Eltern, Geschwister), Fragen nach vorherigen Stellen und warum die endeten.

Hakuna_25
Beiträge: 34
Registriert: 02.09.2016, 15:20:19

Re: Vorstellungsgespräch vorbereiten

Beitrag von Hakuna_25 »

sabisteb hat geschrieben:Ich war einige Jahre Projektadministrator und mit für Einstellung von Personal im Universitäten Umfeld verantwortlich. Das ist nicht 1:1 übertragbar, aber vielleicht ein Hinweis.
Ich kann dir schon mal sagen, es liegt meist nicht an deiner Qualifikation oder an dir, dass Du eine Stelle nicht bekommst. Die Faktoren, die da reinspielen sind vielfältig und fachliche Qualifikation ist bereits zu dem Punkt abgehakt, an dem Du die Einladung erhällst. Wirst du zum Gespräch geladen, ist das fachliche bereits erledigt, das passt, sonst hätte man dich gar nicht erst eingeladen.

Am meisten schlug damals bei den Besetzungen im universitären Bereich (immerhin auch öffentlicher Dienst und quasi schulisch), bei denen ich dabei war rein:
1. Passt er/sie ins schon vorhandene Team. Da geht es um den ersten Eindruck und ob man glaubt, mit die länger klar zu kommen. Ist das schon vorhandene Team auf eine bestimmte Art speziell, kann man noch so gut sein, die nehmen eine Nase, die zu ihnen passt. Das hat nichts mit fachlichen Qualifikationen zu tun. Die wollen nur keine Unruhe und jemand der sich unbemerkt eingliedert. D.h. wenn jemand für einen Laborjob in Anzug und Kravatte auftauchte war er/sie raus. Rollenspieler für lange Nächte im Labor bevorzugt mit Vorzug auf DSA vor AD&D... Können schon sehr spezielle Ideen sein.
2. Lässt mich diese Person selber schlecht aussehen? Wenn das vorhandene Team eher (unter-)durchschnittlich ist, werden sie keinen Überflieger einstellen, der sie selbst schlechter aussehen lässt. Da hat man es durchschnittlich häufig einfacher. Da steckt man aber nicht drinnen.
3. Deckt er/sie einen bestimmten Bedarf, den wir nicht selber decken können?
4. Wird sie demnächst wegen Schwangerschaft ausfallen (da nimmt man dann gerne mal den Mann oder jemand älteren).
5. Ist er/sie noch befristbar? Solange jemand befristbar ist, nutzt man das ganz gerne aus bis an die gesetzliche Befristungsgrenze.
6. Passt sie in die vorhandene hierarchische Struktur. An Schulen eher selten ein Problem.

Das Gespräch ist nach 5 min gelaufen. Die restlichen Fragen sind nur noch Zeit- und Lückenfüller, um nicht unhöflich zu sein und den Kandidaten zu frustrieren.

Die Fragen können somit sehr teamspezifisch sein. Schau das Leitbild an damit Du ungefähr weißt, wie die da ticken. Sei Du selbst. Entweder du passt ins Team oder nicht. Die riechen das ohnehin instinktiv.

Richtig dumm gelaufen ist es übrigens, wenn die Stelle intern schon besetzt ist (häufig sogar schon mit unterschriebenem Vertrag) und die Vorstellungsrunde nur noch Schaulaufen ist, damit man Gegenkandidaten vorlegen kann. Daran scheitert es im öffentlichen Dienst erfahrungsgemäß am häufigsten, da wird extrem geklüngelt. Da wird eine Stelle verlängert, dafür muss man sie aber neu ausschreiben, obwohl sie schon besetzt ist. Reines Schaulaufen, da hat man 0% Chance. Richtig übel ist das, wenn man es weiß und trotzdem mitspielen muss, weil die ARGE einen dazu zwingt. Beide Seiten lächeln, beide Seiten wissen, dass der andere es weiß, beide spielen das Spiel komplett durch. Das habe ich ein paarmal hinter mir auf beiden Seiten des Schreibtisches.

Verbotene Fragen aufgrund des Arbeitnehmergleichstellungsgesetzes:
Religion, Politik, Sexuelle Orientierung, Familienplanung, Familienangelegenheiten (Job der Eltern, Geschwister), Fragen nach vorherigen Stellen und warum die endeten.
Hallo sabisteb,

danke für deine Antwort! Ja, ich weiß, das mit dem Schaulaufen habe ich auch schon hinter mir. Das werde ich aber nicht noch einmal machen, wenn es dazu kommen sollte.Da fühlt man sich so richtig ver.....t. Wobei ich auch schon einmal von einem gehört habe, der sich auf eine schulscharfe Stellenausschreibung beworben hat und diese tatsächlich bekommen hat. Die Stelle schien nicht intern für jemanden vorgesehen gewesen zu sein. Das System verärgert einen doch sehr.

Ich finde es aber auch schwer anhand der Homepage und des Schulprogramms zu sehen, ob man ins Team passt oder nicht. Viele Schulen sind sehr ähnlich gestrickt, sodass sich diese Frage für mich nicht leicht beantworten lässt. Woran sollte man dies erkennen?

Bender5
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Registriert: 22.05.2013, 13:51:34

Re: Vorstellungsgespräch vorbereiten

Beitrag von Bender5 »

Hallo,

man kann es manchmal an Kleinigkeiten erkennen.
Sind die Kollegen auf dem Foto eher jung oder eher alt?
Ist die Website schlicht oder sehr modern?
Ist die Schule in den sozialen Medien vertreten?
Wie sieht das AG Angebot aus? Vielfältig oder einseitig?
Wie ist die Beschreibung des Schulprogrammes etc. aufgemacht, ganz klassisch oder etwas aufgeschlossener?

Trotzdem kann man natürlich die wirkliche Atmosphäre und Stimmung erst vor Ort erfahren. Wenn ich meine jetzige Schule aber mit meiner Refschule vergleiche und nur auf die Websites schaue, verraten die doch einiges in Richtung welche Schule ist die traditionelle und welche eher die moderne aufgeschlossene.

Hakuna_25
Beiträge: 34
Registriert: 02.09.2016, 15:20:19

Re: Vorstellungsgespräch vorbereiten

Beitrag von Hakuna_25 »

Bender5 hat geschrieben:Hallo,

man kann es manchmal an Kleinigkeiten erkennen.
Sind die Kollegen auf dem Foto eher jung oder eher alt?
Ist die Website schlicht oder sehr modern?
Ist die Schule in den sozialen Medien vertreten?
Wie sieht das AG Angebot aus? Vielfältig oder einseitig?
Wie ist die Beschreibung des Schulprogrammes etc. aufgemacht, ganz klassisch oder etwas aufgeschlossener?

Trotzdem kann man natürlich die wirkliche Atmosphäre und Stimmung erst vor Ort erfahren. Wenn ich meine jetzige Schule aber mit meiner Refschule vergleiche und nur auf die Websites schaue, verraten die doch einiges in Richtung welche Schule ist die traditionelle und welche eher die moderne aufgeschlossene.
Hallo bender,

schön, dass du dich auch meldest!
Mir macht die Schule jetzt nicht einen traditionell- klassischen Eindruck- ganz im Gegenteil eher modern, tolerant und aufgeschlossen. Das Kollegium besteht aus vielen jungen Lehrern, wie ich dem Foto entnehmen konnte und die Schule hat ein vielseitiges AG-Angebot.

LG

Bender5
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Registriert: 22.05.2013, 13:51:34

Re: Vorstellungsgespräch vorbereiten

Beitrag von Bender5 »

Hakuna_25 hat geschrieben:
Bender5 hat geschrieben:Hallo,

man kann es manchmal an Kleinigkeiten erkennen.
Sind die Kollegen auf dem Foto eher jung oder eher alt?
Ist die Website schlicht oder sehr modern?
Ist die Schule in den sozialen Medien vertreten?
Wie sieht das AG Angebot aus? Vielfältig oder einseitig?
Wie ist die Beschreibung des Schulprogrammes etc. aufgemacht, ganz klassisch oder etwas aufgeschlossener?

Trotzdem kann man natürlich die wirkliche Atmosphäre und Stimmung erst vor Ort erfahren. Wenn ich meine jetzige Schule aber mit meiner Refschule vergleiche und nur auf die Websites schaue, verraten die doch einiges in Richtung welche Schule ist die traditionelle und welche eher die moderne aufgeschlossene.
Hallo bender,

schön, dass du dich auch meldest!
Mir macht die Schule jetzt nicht einen traditionell- klassischen Eindruck- ganz im Gegenteil eher modern, tolerant und aufgeschlossen. Das Kollegium besteht aus vielen jungen Lehrern, wie ich dem Foto entnehmen konnte und die Schule hat ein vielseitiges AG-Angebot.

LG
Hallo,

in deinen letzten 3 Zeilen stehen doch jetzt schon ein einige Sachen, die du ja scheinbar nicht so schlecht findest und worauf man im Gespräch dann zurückgreifen könnte.
Für mich klingt das nach "zum Glück sind sie nicht so traditionell klassisch sondern eher modern aufgeschlossen". Wenn sich das im Gespräch bestätigen sollte kannst du z.B. den Punkt ja nochmal aufgreifen, weshalb du dort gut hineinpasst. Natürlich nett formuliert und nicht gleich ankommen mit "Gott sei Dank seid ihr keine -vergilbte Spitzenvorhänge Lehrerzimmer- Schule" auch wenn das der 1. Gedanke ist ;)

LG

Hakuna_25
Beiträge: 34
Registriert: 02.09.2016, 15:20:19

Re: Vorstellungsgespräch vorbereiten

Beitrag von Hakuna_25 »

Ja Bender, das hast du richtig raus gelesen. Ich passe so rein gar nicht in eine traditionelle Schule.

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