Erfahrungen amtsärztliche Untersuchung 2016

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Valerianus
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Re: Erfahrungen amtsärztliche Untersuchung 2016

Beitrag von Valerianus »

Was Nerven angeht, gibt es keinen direkten Zusammenhang zum Übergewicht, was Krebs angeht hingegen schon (da gibt es aber auch einen zur Körpergröße, was einfach mit der Anzahl der Zellen zu tun haben dürfte).

Und eine Argumentation wird nicht wissenschaftlich, weil jemand einen Doktortitel hat, zum einen weil der Doktortitel nichts über die Fachrichtung aussagt, zum anderen weil auch jemand mit einem Doktortitel schlechte Argumente benutzen kann. Falls jemand die Metaanalysen mit methodisch entsprechend starken Studien kontern kann, wäre ich nochmal drin, ansonsten wäre das Thema für mich irgendwie erledigt.

Natürlich gibt es auch sehr fitte Menschen mit hohem BMI (man denke nur mal an Bodybuilder, Schwergewichtsboxer oder allgemein körperlich hart arbeitende Menschen), aber da dünne Menschen im Durchschnitt auch sportlich fitter sind als dicke Menschen (wenn jemand dazu Studien haben will, suche ich die auch gerne raus, aber der Zusammenhang sollte, außer beim Sumoringen, einsichtig sein), ist das kein Argument (außer evtl. als Mediationsmodell BMI - Sportlichkeit - Mortalität).

P.S.: Doktor in Psychologie, wenn wir schon beim Angeben sind, das dürfte von der Studienrichtung und vom Studiendesign dem in der Medizin am nächsten kommen, wenn man lehramtsnah bleibt. ;)
Non vitae, sed scholae discimus (Seneca)

CatherineDuquesne
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Re: Erfahrungen amtsärztliche Untersuchung 2016

Beitrag von CatherineDuquesne »

Zu dem Thema Naturvölker und schlank und so:

Ich war heute beim Arzt zu einem Rundum-Check. Der wollte wegen Eisenmangel bzw. noch einem Mangel mal gucken, ob bei mir was nicht stimmt.

Was hatte der am Ende gesagt? Aber jetzt nicht belehrend:
Das Einzige, was bei mir halt ist, das ist die Tatsache, dass ich etwas zu klein für mein Gewicht bin.
Sinngemäß meinte er, ich könne von einem etwas längeren Leben ausgehen. Rein medizinisch gesehen.

Und was die Ernährung betrifft, da habe ich aus eigener Erfahrung die These: Es sollte jeder herausfinden, was einem guttut und was nicht. Ich spreche nicht von Diäten und Abnehmen und so. Nein. Bei mir ist das z. B. so, dass ich keine Milchprodukte essen sollte (das aber aus Frust gerade tue). Ich darf auch keinen Kaffee trinken, in jeglicher Form nicht. Sonst bekomme ich nämlich Kopfschmerzen.
Und den Moslems aus der Ethikgruppe hab ich erzählt: Ihr verpasst nichts, wenn ihr kein Schwein esst. Mir war danach immer gar nicht gut.
Klar, individuell, aber Fleisch vertrage ich nicht so gut. Wobei, die meiste Zeit meines bisherigen Lebens hab ich keins gegessen.

Gut, bissl untrainiert bin ich derzeit, ja. Aber na ja, hab nach dem Unfall ja den einen Sport nicht mehr gemacht, weil meine Chefin das so gar nicht gerne sieht, wenn ich ausfalle und ich mir nicht ein noch schlechteres Gutachten leisten möchte (der Personalrat hat mich da halbwegs gerettet). Zum neuen Schuljahr hab ich dann drei Sportarten, die ich wieder ausübe. Einmal das, bei der ich den Unfall hatte, dann Schwimmen und Schießen (Bogen). Wobei das Letztere eher bewegungsarm ist, schon klar ;). Dafür wäre also auch wieder gesorgt.

Was kann ich also sagen? Bin halt bissl zu dick, aber Sorgen muss ich mir keine machen ;). Da widerspreche ich aber jetzt voll der Sache mit den Naturvölkern. Mal abgesehen davon, dass man da auch nicht von einem längeren Leben ausgehen kann. Man kann, mal sarkastisch gesagt, auf ne Schlange treten oder dem Nachbarstamm in die Hände fallen. Zum Beispiel.

Ach so: Meine Erfahrung ist aber auch, dass es halt auch stark drauf ankommt, zu welchem Arzt man kommt und wie der drauf ist. Ne Kollegin hat zu mir gesagt: Pass auf, der wollte, dass ich mich ausziehe (bis auf die Unterwäsche, was man so kennt). Ich war beim gleichen Gesundheitsamt jetzt und ich weiß nicht, ob das der gleiche war oder nicht. Ausziehen musste ich mich beim letzten Mal nicht.

Und zumindest in Bayern verbeamten die bis BMI 34 jetzt. Die Kollegin ist auch n Moppelchen (nicht bös gemeint, siehe oben ;) ).
"Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren." B. Brecht

qchn
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Re: Erfahrungen amtsärztliche Untersuchung 2016

Beitrag von qchn »

ich finde es wirklich problematisch, dass Du weiter vorne etwas von empirischer Kausalität schreibst, was wirklich grober Unfug ist. müsste nicht eigentlich eine Korrelation von Krebs und Untergewicht bestehen? was ist denn da wohl der kausale Zusammenhang?

ich kann nur auf das zu Anfang verlinkte Dokument verweisen, in dem auf Schwächen der Übergewichtsstudien aufgrund der medizinischen Studien typischen mangelnden Repräsentativität (überwiegend mit hohem BMI, überwiegend kranke Menschen) hingewiesen wird. Gut soll die „Düsseldorf Obesity Mortality Study“ (DOMS) der HHU Düsseldorf sein. "Ein wesentliches Ergebnis der DOMS war dabei, dass Übergewicht und Adipositas keine universellen Risikofaktoren darstellen, sondern die Risikorelevanz eines erhöhten BMI in erheblichem Umfang von Alter und Geschlecht der Patienten abhängig ist." [...] Das wichtigste – und für viele überraschendste – Ergebnis war jedoch, dass das Ausmaß der Verkürzung der Lebenserwartung selbst bei starker Adipositas erheblich geringer war als angenommen. So konnte für Frauen mit einem BMI zwischen 36 und 40 kg/m nur in der Altersgruppe unter 40 Jahren eine geringfügig erhöhte Sterblichkeit nachgewiesen werden, während sich für Frauen über 40 Jahren eine adipositas-bedingte Verkürzung der Lebenserwartung erst bei einem BMI über 40 kg/m zeigte. [...] Dabei kommt dem psychosozial determinierten Schlankheitsideal offenbar eine erhebliche Bedeutung zu. In diesem Zusammenhang kehrt sich das Phänomen des dargestellten Geschlechtsunterschiedes insofern um, als adipöse
Frauen besonders durch – medizinisch ungerechtfertigte – Einschränkungen von Selbstwertgefühl und Lebensqualität sowie diätetische, medikamentöse und chirurgische Behandlungsnebenwirkungen und -risiken gefährdet sind."

ich finde den Hinweis auf Naturvölker schwierig; in Mittelamerika sind die auch nicht gerade schlank, haben dafür aber kein raffiniertes Mehl, keine Handystrahlung, kein Chemiewerk um die Ecke, weniger Stress mehr Bewegung und mehr frische Luft. und leben Kürzer. es würde mir da jetzt echt schwerfallen, irgendetwas herzuleiten.

wie schon gesagt, mir geht es garnicht darum zu sagen, dass ein BMI von 60 nicht ziemlich sicher gesundheitsgefährdend ist. Aber es hat sich halt in letzter Zeit gezeigt, dass ein BMI im Bereich des Übergewichts lange nicht so gefährdend ist, wie man das gemeinhin glaubt. Ich finde es schade, dass einediesbezügliche Kenntnisnahme in diesem Forum zuviel erwartet ist, weil es im Endeffekt dazu führt, dass völlig gesunden Menschen eine Diät dringend nahegelegt wird, die vermutlich deutlich problematischere gesundheitliche Auswirkungen (Grundumsatzsenkung, Selbstwertgefühl, Essstörung) hat, als ein paar überwiegend ästhetisch relevante Kilos.

Valerianus
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Re: Erfahrungen amtsärztliche Untersuchung 2016

Beitrag von Valerianus »

Ich zitiere mal aus der von dir angegebenen Studie: "Die Ergebnisse zeigen wie erwartet einen starken Zusammenhang zwischen Übergewicht und kardivaskulärer Mortalität. Eine erhöhte Krebsmortalität konnte in dieser Kohorte übergwichtiger Patienten jedoch nicht nachgewiesen werden (Bender et al., 2006)." (zitiert nach http://www.rbsd.de/DOMS.html) [die Rechtschreibfehler sind wörtlich übernommen]

Methodische Anmerkungen:
Prospektive Kohortenstudie --> gut
Zeitraum der Datenerhebung (Startzeitpunkte): 1961-1994 --> hochproblematisch allein aufgrund der Fortschritte in der Krebsbehandlung und der Entwicklung von Herzmedikamenten, da werden im schlimmsten Fall Äpfel mit Birnen verglichen
Probandenauswahl: Menschen die freiwillig in eine Behandlung wegen Adipositas gehen...was erwarten wir da? Richtig...deutlich mehr Frauen als Männer, die sich auch nicht gleichmäßig auf die gebildeten BMI Gruppen verteilen
Konfidenzintervalle: Die Fallzahl scheint mit 6192 tatsächlich hoch gewählt zu sein, wenn man sich dann aber anguckt, was für winzige ICD-10 Fallgruppen da betrachtet werden, wir das gesamte Vorgehen rein statistisch gesprochen sehr fragwürdig. Das ist als wenn man zehnmal würfelt und bei 3 6ern schreit, der Würfel wäre gezinkt.

Und, wie gesagt: Die Ergebnisse passen nicht zu euren Aussagen. ;)

P.S.: Die Korrelation zwischen Untergewicht und Tod dürfte weltweit eine der stärksten sein, die Kausalität aber stark vom Kontinent abhängen.
Non vitae, sed scholae discimus (Seneca)

CatherineDuquesne
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Re: Erfahrungen amtsärztliche Untersuchung 2016

Beitrag von CatherineDuquesne »

Ach so, Ergänzung:

Ich bin n bissl zu dick. Und der Arzt meinte, mein Herz ist total ok. Keine Ablagerungen, gar nichts.

ÄH??? Ich gehe jetzt am besten gleich mal sterben oder so :mrgreen: .
"Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren." B. Brecht

dreistein
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Re: Erfahrungen amtsärztliche Untersuchung 2016

Beitrag von dreistein »

CatherineDuquesne hat geschrieben:Ich bin n bissl zu dick. [...] Ich gehe jetzt am besten gleich mal sterben oder so
Nein, nicht gleich, aber eben statistisch gesehen etwas früher als jemand mit Idealgewicht.

christiemae
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Re: Erfahrungen amtsärztliche Untersuchung 2016

Beitrag von christiemae »

Nö, dreistein, das stimmt so mal einfach nicht. Es gibt genug Studien, die das Gegenteil herausgefunden haben. Ich empfehle, wie bereits gesagt, Dr. Achim Peters zur Lektüre. Hier werden übrigens auch Naturvölker thematisiert....
:roll: vor allem ist Ihr Untergewicht ungesünder als so manches Übergewicht.
Insofern... ist diese Diskussion mit allen selbsternannten Experten hier hinfällig.
Da Sie, dreistein, ja offenbar die Fächer studiert haben, die den höchstmöglichen IQ ausweisen... vielleicht frag ich mal im Mensaverein nach, ob man SIe dort aufnimmt. Wobei man innerhalb der eigenen Reihen dort Überheblichkeit nicht so schätzt. Es sei denn, Sie sind dort bereits Mitglied. Da können sie zumindest ihr Geschwätz für Geistesblitze verkaufen und die fehlende (weil unsinnige) Einsicht der anderen als Indiz dafür betrachten, dass Sie neurotisch, intelligent und unverstanden sind :roll:

@qchn - wir sollten es wirklich einfach lassen, du hast so recht... und natüüüüürlich basiert das Weltbild nicht auf gesellschaftlich vermittelten Werten :roll:

Schönen Tag noch.


PS: Unabhängig von der Prognose: Wenn man sich als Lehrer so aufführt - wie hoch ist das Mortalitätsrisiko durch einen Amoklauf? :mrgreen:
'If you can dream it, you can do it.'

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