Kosten Psychoprobleme die Verbeamtung?

Anni
Beiträge: 3
Registriert: 07.07.2006, 11:26:05

Beitrag von Anni »

hallo nenette!

du klingst ähnlich aufgeregt, wie ich mich vor meiner untersuchung gefühlt habe... aber keine sorge! ich bin in NRW und musste nur angeben, ob ich zum zeitpunkt der untersuchung in psychotherapeutischer behandlung bin. ob ich jemals in therapie war, wurde gar nicht gefragt! und hätte man mich danach gefragt, dann hätte ich sachlich darauf hingewiesen, dass es damals ein zu lösendes problem war, das aber heute abgeschlossen ist und für meine jetzige situation und meine zukunft keine relevanz mehr hat. außerdem hätte ich mich nicht auf ein detailliertes gespräch eingelassen, sondern nur grobe angaben gemacht. geht meiner meinung nach auch niemanden etwas an, wie meine therapie verlaufen ist und was dort besprochen wurde!

das verstehe ich auch unter der aussage "nicht zu ehrlich, aber auch nicht lügen". hätte man mich gefragt, ob ich schon mal in therapie war, hätte ich das nicht verneint, aber von mir aus habe ich das natürlich nicht erwähnt.

ich hoffe, dass dir das jetzt weitergeholfen hat!?! mach dich bloß nicht verrückt damit! trete selbstbewusst auf und zeige nicht deine nervosität.

lieben gruß von anni

Rachel1
Beiträge: 3
Registriert: 19.09.2006, 23:36:54

Beitrag von Rachel1 »

Anni hat geschrieben:und hätte man mich danach gefragt, dann hätte ich sachlich darauf hingewiesen, dass es damals ein zu lösendes problem war, das aber heute abgeschlossen ist und für meine jetzige situation und meine zukunft keine relevanz mehr hat. außerdem hätte ich mich nicht auf ein detailliertes gespräch eingelassen, sondern nur grobe angaben gemacht. geht meiner meinung nach auch niemanden etwas an, wie meine therapie verlaufen ist und was dort besprochen wurde!
Anni,
es freut mich sehr, dass Du jetzt verbeamtet werden konntest.

Nur, meine Sorge: wenn ich mich auch so verhalte wie Du (habe vor 3 Jahren eine Therapie gemacht), was mache ich, wenn der Arzt nachfragt? Könnte er nicht, wenn er wollte, meine Therapeutin und/oder Krankenkasse befragen?

In dem Fall nützt es nicht, nur grobe Angaben zu machen. Auch wenn ich der Meinung bin, der Inhalt meiner Therapie geht dem Arzt nichts an, würde er doch sicherlich eine Diagnose und alle Gutachten usw sehen wollen, oder?

Alex_NRW
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Registriert: 14.08.2005, 18:25:54

Wahrheitspflicht

Beitrag von Alex_NRW »

Hallo!

Wie sieht es eigentlich mit der Wahrheitspflicht bzw. dem "Recht auf Lüge" bei der amtsärztlichen Untersuchung aus? Kommt es auf die Art der Krankheit/Störung/Behandlung an, die man verschweigt, ob die Verbeamtung im Nachhinein wieder aberkannt werden kann oder noch weitere Sanktionen drohen?

Schöne Grüße,

Alex

Lysander

Beitrag von Lysander »

@Alex

Wenn Du Dir die Verbeamtung durch wissentlich falsche Angaben erschlichen haben solltest und das eines Tages herauskommt, kann das dienstrechtliche wie strafrechtliche Konsequenzen haben.
Besonders bitter wäre das, wenn Du nach 25 Dienstjahren plötzlich berufsunfähig würdest und dann rauskommt, dass Du aufgrund der Ursachen der Dienstunfähigkeit vor 25 Jahren gar nicht hättest verbeamtet werden dürfen...

Gruß
Lysander

P.S. Alleine die Überlegung über das "Recht auf Lüge" finde ich nicht in Ordnung. Wäre krass, sich über eine solche Sache die Verbeamtung zu erschleichen...

Rachel1
Beiträge: 3
Registriert: 19.09.2006, 23:36:54

Beitrag von Rachel1 »

Lysander, Wenn man nach 25 Jahren krank würde, denke ich nicht, dass es unbedingt rauskommen würde, dass man vor Jahrzehnten in Behandlung war. Wie denn? So lange werden die Unterlagen sowieso nicht aufbewahrt. Da muss man keine Angst haben.

Ich bin der Meinung, dass es niemandem etwas angeht, ob man eine Therapie gemacht hat oder nicht. Ich glaube nicht, dass Leute, die eine Therapie gemacht haben, in Zukunft für psychische Probleme anfälliger sind. Im Gegenteil: wenn die Therapie Jahre her war, und erfolgreich verlief, dann ist man sicherlich weniger anfällig als Leute, die noch nie eine gemacht haben.

Wenn man jedoch fortwährende oder ernsthafte Probleme hat, dann wäre es aus meiner Sicht für einen selber wichtig, zu überlegen, ob man den Job packt. Hierzu kann man den eigenen Therapeuten fragen. Wenn man zum Schluss kommt, dass man den Job schafft, dann würde ich nichts dem Amtsartz sagen.

Zu ehrlich zu sein ist manchmal ganz schön doof. Man tut sich keinen Gefallen und kriegt dafür keine Belohnung. Man sollte hier nicht allzu dogmatisch oder streng sein.

Letzendlich geht es darum, ob Du den Job machen kannst, ohne wieder krank zu werden, ob Du den Schülern gerecht werden kannst, und ob Du den Job bis zur Rente ausführen kannst. Wenn Du, und Dein Therapeut, der fundierten Meinung seid, dass Du dies kannst, dann geht es dem Amtsartz nichts an.

Die Moralkeule gehört hier nicht hin, auch Angstmacherei nicht.

Lysander

Beitrag von Lysander »

@Rachel

Ich mache niemandem Angst sondern führe ihm mögliche Konsequenzen vor Augen. Ich hätte statt der Zahl 25 auch zehn oder fünf oder was auch immer nehmen können. Da wäre es deutlicher gewesen.

Die "Moralkeule", von der Du sprichst, ist insofern angemessen, als dass sich aus meiner Sicht Menschen in dem Moment für die Beamtenlaufbahn disqualifizieren, wo sie mit falschen Angaben oder Verschweigen von Tatsachen sich den Beamtenstatus erschleichen wollen.
Es ist erschreckend zu sehen, dass derartiges Vorgehen offenbar zumindest teilweise hoffähig ist, um sich dadurch einen Vorteil zu verschaffen.
Ich hoffe, alle diejenigen, die so handeln, können später bedenkenlos in den Spiegel sehen, wenn sie von ihren Schülern Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit verlangen und erwarten.

Ferner stellt sich die Frage, ob es den Leuten, die so handeln, in dem Moment primär darum geht Lehrer zu werden (als BATler geht das nämlich auch) oder ob sie den Beamtenstatus haben wollen.

Natürlich muss man konzidieren, dass die Kriterien für die Verbeamtung alles andere als transparent sind und von Bundesland zu Bundesland erheblich variieren. Eine Legitimation für obengenanntes Handeln lässt sich daraus aber nicht ziehen.

Gruß
Lysander

Rachel1
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Registriert: 19.09.2006, 23:36:54

Beitrag von Rachel1 »

Wie auch immer, es ist eine persönliche Entscheidung, wie man hier handelt. Jeder hat eine eigende Meinung dazu. Ob das erschrekend ist, weiß ich nicht.

Über andere Menschen zu urteilen finde ich persönliche viel erschrekender. Auch starre, puritanische Moralvorstellungen finde ich erschreckend.

Ich verlange von Schülern, dass sie selber denken können, und dass sie bloss nicht blind irengdwelchen Verhaltensregeln folgen, egal wer sie denen vorpredigt. Fanatisch zu sein, auch fanatisch ehrlich, ist nicht erstrebenswert.

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