Werden Diabetiker verbeamtet?

Alva
Beiträge: 29
Registriert: 13.03.2009, 16:26:43

Werden Diabetiker verbeamtet?

Beitrag von Alva »

Hallo,

ich habe hier zum ersten Mal Beiträge zum Thema chronische Krankheiten und damit z.T. verbundene Probleme gelesen. Da ich Diabetikerin (Typ 1), also chronisch krank bin, würde mich interessieren, ob mir das Probleme bei der Verbeamtung bereiten könnte? Liegt das im Ermessen des Amtsarztes? Ich habe keinen Schwerbehindertenausweis, meine Langzeitwerte sind in der Regel gut.

Vielleicht kann mir jemand hierzu seine/ ihre Erfahrungen mitteilen.

Teacha
Beiträge: 781
Registriert: 07.10.2008, 17:14:45

Beitrag von Teacha »

Das kommt sicherlich auf das Bundesland und den Amtsarzt an.

Ich kenne allerdings mehrere Typ-I Diabetiker, die in Niedersachsen verbeamtet worden sind. Bedingung ist hier, dass die Langzeitwerte in Ordnung sind und dass der Diabetes länger als 2 Jahre vorliegt. In den ersten 2 Jahren der Manifestation wird wohl nicht verbeamtet.
Ach ja: Folgeschäden sollte man natürlich auch noch keine haben, aber das versteht sich wohl von selbst, da sonst die Behauptung, dass die Langzeitwerte immer ok waren, nicht richtig sein kann.

Einen Schwerbehindertenausweis hatten die Kollegen übrigens auch nicht.

Von daher steht Deiner Vebeamtung nichts im Wege. Du solltest Dich nur vor der amtsärztlichen Untersuchung mit Deinem behandelnden Diabetologen zusammensetzen, damit er Dir ein vernünftiges "Gutachten zur Vorlage beim Amtsarzt" erstellt.

Alva
Beiträge: 29
Registriert: 13.03.2009, 16:26:43

Beitrag von Alva »

Das klingt beruhigend. Vielen Dank für die Infos!

Milli
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Beitrag von Milli »

Was nur als Diabetikerin total ätzend ist, ist, dass du in keine Private Krankenkasse kommst und Berufs- bzw. Dienstunfähigkeitsversicherungen dich wohl auch ablehnen. Genauso wie Lebensversicherungen etc.

Das ist echt mist.Und irgendwie auch ungerecht.

Ulysses
Beiträge: 3348
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Beitrag von Ulysses »

es kommt in der Tat auf den Amtsarzt und den entsprechenden Dienstherrn an. mich haben sie nicht verbeamtet, obwohl ich kerngesund und weit von einem Diabetes entfernt bin.

da meine Zuckerwerte allerdings leicht erhöht sind und sich deshalb nicht ausschließen lässt, dass ich möglicherweise in 10, 20 oder 30 Jahren an einem Diabetes erkranke, wurde ich als ungeeignet erklärt.

jetzt bin ich halt angestellt nach TVöD :evil:
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LAss seit Februar 2008 -- Planstelle an einem überaus elitären :mrgreen: städtischen Gymnasium
[i]... causas viresque perquirere rerum ...[/i]

Maria Callas
Beiträge: 7
Registriert: 10.02.2009, 19:34:34

Beitrag von Maria Callas »

Hallo beisammen!

In RLP ist das ein Fass ohne Boden!

Ich bin selbst Diabetikerin (auch Typ I), und als ich bei meinem Termin der Amtsärztin gegenübersaß, die leider wenig Ahnung von dieser Krankheit hatte ("Nehmen Sie Tabletten oder spritzen Sie schon Insulin?"), lehnte sie die Verbeamtung kategorisch ab. Als ich dann Einspruch einlegte, wurde ich zum Chefarzt der Inneren Abteilung des nächstgelegenen Krankenhauses geschickt. Dieser war von Haus aus eigentlich Kardiologe, wusste aber zumindest, dass Typ-I-Diabetiker nicht mit Tabletten behandelt werden (...!).
Dieser stellte mir die Bedingung, dass ich in einem Jahr wieder zu erscheinen und dann vier HbA1C-Werte mitzubringen hätte, die nicht schlechter als 6,0% sein sollten. Erst dann würde er der Verbeamtung zustimmen. Meine Werte liegen i.d.R. zwischen 6,3% und 6,8%. Aus welchem Hut er die 6,0 gezogen hat, weiß ich nicht. Mein Diabetologe übrigens auch nicht.

Tja, mit dieser Willküraktion hatte er mich. Das habe ich nicht gepackt und bin nun immer noch Angestellte, was sich wohl auch nicht ändern wird. Welcher Diabetiker hat schon HbA1C-Werte von <6,0% ???
Ich kenne keinen.

Ich persönlich bin zwar seitdem sehr frustriert, weil ich ja weniger verdiene als meine Beamtenkollegen, wünsche Dir, Alva, aber viel Erfolg und -hoffentlich- einen kundigen Amtsarzt!

Grüße,
Maria

Ulysses
Beiträge: 3348
Registriert: 30.09.2006, 20:13:09
Wohnort: Bayern

Beitrag von Ulysses »

Maria Callas hat geschrieben:Tja, mit dieser Willküraktion hatte er mich.
da läuft leider sehr viel nach Willkür. meinen erhöhten Zuckerspiegel hätte wohl keiner mitgekriegt, wenn mich nicht der Amtsarzt aus purer Verzweiflung zum Diabetologen geschickt hätte. weder der Besuch beim Orthopäden noch der zweimalige Besuch beim Kardiologen hatten ihm irgendwelche Möglichkeiten gelassen, meiner Verbeamtung zu widersprechen.

also musste er halt den Diabetologen aus dem Hut zaubern :evil:

letztendlich war das aber die Willkür eines einzigen Mannes, der von einem willfährigen Personalamt gedeckt wurde (falls die das nicht gleich von vorneherein abgesprochen haben, man weiß ja nie). wenn man auf vernünftige und kompetente Amtsärzte und Personaler trifft, die nicht schon von vornherein entscheiden, ob sie jemanden verbeamten oder nicht, kann das durchaus besser laufen. kenne Fälle, wo Leute deutlich kränker waren als ich und problemlos verbeamtet wurden.

Panik ist also nicht von vornherein angesagt.
Maria Callas hat geschrieben:Ich persönlich bin zwar seitdem sehr frustriert, weil ich ja weniger verdiene als meine Beamtenkollegen
geht mir genauso, aber ich mache das beste draus: wenn meine TVöD-Vertragsstunden am Freitag abend ausgeschöpft sind, arbeite ich halt nicht mehr am Wochenende. gibt's halt Schwellenunterricht in der nächsten Woche. und für Klassenfahrten und Sonderaufgaben stehe ich leider auch nicht zur Verfügung, solange mir der Arbeitgeber nicht im Voraus die Vergütung der Mehrarbeit zusichert. da schicke ich die Beamten vor, und von denen hat sich bisher noch keiner beschwert, die verstehen das.

das einzige, was ich noch zusätzlich mache, sind der Vertrauenslehrer und eine Altgriechisch-AG. das haben mir die Schüler angetragen und ich mache das als Privatvergnügen, weil's mir Spaß macht.

bei allem anderen muss ich leider abwinken: ist im Tarifvertrag nicht drin. man hätte mich ja verbeamten können, aber wer nicht will, der hat halt Pech gehabt 8)
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