Dienstunfähigkeitsversicherung für mich sinnvoll?

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ivy87
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Registriert: 15.05.2017, 17:24:01

Dienstunfähigkeitsversicherung für mich sinnvoll?

Beitrag von ivy87 »

Hallo!
Ich frage mich derzeit, ob eine duv bei mir sinnvoll wäre oder eher nicht und würde mich über Meinungen freuen.
Es sieht so aus, dass ich meine PKV schon vor gut 2 Jahren abgeschlossen habe (ich gehe am 1.11. ins Ref, war aber als Studentin zeitweise schon privat versichert) und keine größeren gesundheitlichen Probleme hatte. Nun hatte ich aber vor 6 Monaten Probleme mit dem linken Hüftgelenk bekommen. Resultat war ein Engpass in der Hüfte (Impingement) mit massiver Beschädigung der Gelenklippe, wodurch eine Arthroskopie unumgänglich war. Dadurch musste ich natürlich auch mehrere Wochen nach der OP Medikamente einnehmen und war 7 Wochen krank geschrieben. Es ist alles gut verlaufen, dennoch habe ich wohl auch kleine Gelenkzysten auf der anderen Hüftseite. Das spricht ebenfalls für ein Impingement, konnte aber nicht näher nachgewiesen werden und soll nur operiert werden, wenn ich Probleme bekomme.
Ich würde jetzt spontan sagen: ziemlich bescheidene Voraussetzungen, oder?
Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich damit überhaupt noch eine Chance habe...?
Dazu kommt, dass mein Mann selber Beamter ist (kein Lehrer) und auch keine DUV hat. Im Grunde genommen sind wir gegenseitig unsere Absicherung und er ist auch schon eine ganze Weile im Dienst. Wir müssen nur uns beide versorgen und das wird in Zukunft auch so bleiben.
Trotzdem lese ich immer wieder, wie wichtig eine DUV sein soll und das macht mich dann doch unsicher, weil ich als Referendarin und auch später in den ersten Jahren ja überhaupt keine Absicherung habe.
Für Meinungen wäre ich euch sehr dankbar!

tiger
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Registriert: 12.02.2017, 2:21:44

Re: Dienstunfähigkeitsversicherung für mich sinnvoll?

Beitrag von tiger »

ivy87 hat geschrieben:Trotzdem lese ich immer wieder, wie wichtig eine DUV sein soll
Wer schreibt denn sowas? Die Versicherer?

Nüchtern gesehen ist es doch so: Wenn du durch einen Schicksalsschlag irgendwann so krank werden solltest, dass du überhaupt nicht mehr arbeiten kannst, ist dein Leben doch eh vorbei. Und das mit der gegenseitigen Absicherung würde ich mir gut überlegen: Ehen sind dabei, zu einer Art Ehe auf Zeit zu werden. Wer weiß schon, was in zehn Jahren sein wird.

nrw31
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Re: Dienstunfähigkeitsversicherung für mich sinnvoll?

Beitrag von nrw31 »

ivy87 hat geschrieben: Es sieht so aus, dass ich meine PKV schon vor gut 2 Jahren abgeschlossen habe (ich gehe am 1.11. ins Ref, war aber als Studentin zeitweise schon privat versichert) und keine größeren gesundheitlichen Probleme hatte. Nun hatte ich aber vor 6 Monaten Probleme mit dem linken Hüftgelenk bekommen. Resultat war ein Engpass in der Hüfte (Impingement) mit massiver Beschädigung der Gelenklippe, wodurch eine Arthroskopie unumgänglich war. Dadurch musste ich natürlich auch mehrere Wochen nach der OP Medikamente einnehmen und war 7 Wochen krank geschrieben. Es ist alles gut verlaufen, dennoch habe ich wohl auch kleine Gelenkzysten auf der anderen Hüftseite. Das spricht ebenfalls für ein Impingement, konnte aber nicht näher nachgewiesen werden und soll nur operiert werden, wenn ich Probleme bekomme.
Ich würde jetzt spontan sagen: ziemlich bescheidene Voraussetzungen, oder?
Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich damit überhaupt noch eine Chance habe...?
Das Problem ist: Für die beschriebene Konstellation wäre eine Absicherung natürlich toll. Aber du siehst das richtig: Genau diese Risiken wird dir sicher keiner mehr versichern. Sprich: Genau die gesundheitlichen Probleme die womöglich mal zu einer DU führen könnten wird man dir nicht absichern.

Ob eine DUV mit saftigen Risikozuschlägen für "den Rest" noch sinnvoll ist kann man zumindest bezweifeln, die Wahrscheinlichkeit der DU wegen sonstigen Erkrankungen ist ja deutlich geringer als wegen der Probleme die du vermutlich gar nicht absichern können wirst, dafür wirst du aber trotzdem ordentlich zahlen müssen. Ich habe mich persönlich in einer ähnlichen Situation seinerzeit gegen eine DUV entschieden, aber es bleibt eine persönliche Entscheidung die dir letzlich niemand abnehmen kann.
ivy87 hat geschrieben: Dazu kommt, dass mein Mann selber Beamter ist (kein Lehrer) und auch keine DUV hat. Im Grunde genommen sind wir gegenseitig unsere Absicherung und er ist auch schon eine ganze Weile im Dienst. Wir müssen nur uns beide versorgen und das wird in Zukunft auch so bleiben.
Trotzdem lese ich immer wieder, wie wichtig eine DUV sein soll und das macht mich dann doch unsicher, weil ich als Referendarin und auch später in den ersten Jahren ja überhaupt keine Absicherung habe.
Die DUV dient dazu, die Lücke zwischen der bisherigen Besoldung und der zu erwartenden Pension bei DU zu schließen, d.h. bis zum Anspruch auf die Mindestpension nach 5 Jahren im Beamtenverhältnis wäre sie Hauptabsicherung, später entsprechend "Lückenfüller".

In den beschriebenen Lebensverhätlnissen ist die Absicherung aber in der Tat schon gar nicht schlecht: Solange dein Mann im Dienst ist, kann er für euren Lebensunterhalt sorgen. Hat er schon die Mindestpension, gäbe es zu mindest immer die Mindestabsicherung. Und bisher arbeitest du ja, es ist ja immer noch ein himmelweiter Unterschied ob man gesundheitliche Problem hat oder tatsächlich DU ist, du kannst ja auch mit orthopädischen Hilfsmitteln etc. unterrichten, falls dies notwendig sein sollte. Würde dein Mann unerwartet sterben und du wärest bereits DU, würdest du ggf. die Witwenversorung erhalten.
Dazu kommt mögliche weitere Absicherung über womöglich vorhandenen Immobilienbesitz, in absehbarer Zeit zu erwartendes Erbe o.ä. Das muss man ja alles berücksichtigen.
Zuletzt geändert von nrw31 am 19.10.2017, 11:26:58, insgesamt 1-mal geändert.

nrw31
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Re: Dienstunfähigkeitsversicherung für mich sinnvoll?

Beitrag von nrw31 »

tiger hat geschrieben:
ivy87 hat geschrieben:Trotzdem lese ich immer wieder, wie wichtig eine DUV sein soll
Wer schreibt denn sowas? Die Versicherer?
Die Stiftung Warentest empfiehlt seit vielen Jahren eine BU/DU Versicherung als sehr wichtige Absicherung, weil es eben so kommen kann, dass es von jetzt auf gleich beruflich gesehen aufgrund Erkrankung/Unfall von 100 auf 0 gehen kann. Die Erwerbsunfähigkeitsrenten sind bekanntermaßen sehr überschaubar, daher kann man als Arbeitnehmer damit nicht einmal ansatzweise den Lebensstandard halten.

Bei Beamten wird aber immer darauf hingewiesen, dass die Absicherung schon besser ist als bei Arbeitnehmern, daher muss man das jeweils für sich selbst sehen ob man eine DUV benötigt.
tiger hat geschrieben: Nüchtern gesehen ist es doch so: Wenn du durch einen Schicksalsschlag irgendwann so krank werden solltest, dass du überhaupt nicht mehr arbeiten kannst, ist dein Leben doch eh vorbei.
Das ist aus meiner Sicht eine sehr einseitig pessimistische Sicht der Dinge und spiegelt die Realität nicht wieder:: Es gibt doch unzählige gesundheitliche Konstellationen in denen Menschen Dienst- oder Berufsunfähigkeit sind und trotzdem noch ein schönes Leben haben. Nur arbeiten in ihrem Beruf geht halt aufgrund der Erkrankung definitiv nicht mehr.
tiger hat geschrieben: Und das mit der gegenseitigen Absicherung würde ich mir gut überlegen: Ehen sind dabei, zu einer Art Ehe auf Zeit zu werden. Wer weiß schon, was in zehn Jahren sein wird.
Das Argument zieht meiner Ansicht nach nicht. Wenn ich mich zu einer Ehe entscheide tue ich das aus einer Überzeugung heraus, egal was irgendwer meint oder was irgenwelche Statistiken möglicherweise nahelegen könnten. Selbstverständlich ist die gegenseitige Absicherung der Eheleute sinnvoll und wichtig. Und auch im Scheidungsfall gibt es ja eine Absicherung, Stichwort Unterhaltsansprüche. Und gerade bei Menschen die Krank sind hat das durchaus eine Relevanz: Wenn jemand nachweislich nicht arbeitsfähig ist gibt es da ja Verpflichtungen, dem kann man sich durch eine Scheidung nicht einfach entledigen.

Montecruz
Beiträge: 46
Registriert: 22.02.2017, 21:08:51

Re: Dienstunfähigkeitsversicherung für mich sinnvoll?

Beitrag von Montecruz »

ivy87 hat geschrieben:Hallo!
Ich frage mich derzeit, ob eine duv bei mir sinnvoll wäre oder eher nicht und würde mich über Meinungen freuen.
Hi Ivy,

anbei ein paar Einschätzungen von meiner Seite, die dir vielleicht helfen - die Entscheidung musst du / müsst ihr fällen.


I. Grundsätzliches

Grundsätzlich sind bei der Frage nach der Berufsunfähigkeitsversicherung / Dienstunfähigkeitsversicherung (ich setze die Begriffe jetzt mal gleich, es gibt jedoch auch Unterschiede, bei Details hilft ein Makler weiter, mir geht es ums Grundsätzliche) drei Fragen zu klären.

Frage 1: Wie wahrscheinlich ist der Eintritt der Berufs-/Dienstunfähigkeit?
je nach Statistik werden 20-27% der Erwerbstätigen berufsunfähig -> nehmen wir mal an, die Wahrscheinlichkeit beträgt bei einem durchschnittlichen Versichterten 25% (zu deinem Sonderfall siehe unten).

Frage 2: Wann tritt die Berufs-/Dienstunfähigkeit ein? -> nehmen wir an, die Berufsunfähigkeit tritt bei einem durchschnittlichen Versichteren nach 15 Jahren ein (Hinweis: Das ist relativ "pro Abschluss einer Versicherung" gerechnet, denn der tatsächliche Eintrittszeitpunkt wird in vielen Fällen später sein, aber je später der Eintrittszeitpunkt ist, desto weniger lohnt sich rechnerisch die Versicherung).

Frage 3: Wie lange dauert die Berufs-/Dienstunfähigkeit?
Die durchschnittliche Dauer einer Berufsunfähigkeit beträgt statistisch gesehen 3 Jahre, danach ist die Fähigkeit wiederhergestellt (das wissen viele nicht).

Betrachten wir nun die Sinnhaftigkeit einer Berufs-/Dienstunfähigkeitsversicherung bei angenommenen 75 EUR Monatsbeitrag für 1.000 EUR monatliche Rente im Falle der Berufsunfähigkeit.

Einzahlungen: 180 x 75 EUR in den 15 Jahren vor Eintritt der BU/DU = 13.500 EUR
36 x 75 EUR während der Dauer der BU/DU (nach meinem Kenntnisstand fallen diese weiterhin an) = 2.700 EUR
Gesamt = 16.200 EUR

Auszahlungen: 36 x 1.000 = 36.000 EUR
x Eintrittswahrscheinlichkeit 25%
rechnerischer Nutzen = 9.000 EUR

Zum Vergleich: Anlage der 75 EUR in einem Sparplan bei 1% Zinsen
Ansparsumme plus Zinsen nach 15 Jahren = Gesamt = 17.748,89 EUR

Zwischenfazit: Ein Sparplan bringt in vielen Fällen eine höhere Rendite als eine Berufsunfähigkeitsversicherung. Von einer Berufsunfähigkeitsversicherung profitiert im Regelfall die Versicherung, nicht der Versicherte.


II. Ausnahmetatbestände

1. Man weiß schon (und die Versicherung weiß das nicht), dass man
a) wahrscheinlicher
b) früher oder
c) länger berufsunfähig sein wird als der „Durchschnitt“.

Dann könnte sich eine Berufsunfähigkeitsversicherung / Dienstunfähigkeitsversicherung lohnen. Die Ursachen für eine solche Situation sind in der Regel Vorerkrankungen oder Verletzungen, hierzu zählt auch deine Hüfte. Hier gibt es aber die Regel, dass diese Vorerkrankungen der Versicherung gemeldet werden müssen. Sie wird dann entweder genau dieses Risiko aus der Versicherung ausschließen oder aber den Beitrag erhöhen. Deswegen spricht dein "Hüftproblem" m.E. nicht für den Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung / Dienstunfähigkeitsversicherung, sondern wird diesen eher erschweren bzw. wäre im Versicherungsfall nicht abgedeckt.

2. Man will auf jeden Fall abgesichert sein, egal was kommt, beispielsweise weil eine Familie dran hängt. Anders ausgedrückt: Man zahlt in diesem Fall nicht für den tatsächlichen rechnerischen Nutzen, sondern für das Gefühl der Sicherheit. Jedoch bist du als Lehrerin bereits relativ gut abgesichert und dies trifft ja auch auf deinen Ehemann zu. Somit spricht m.E. auch die familiäre Situation nicht für den Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung / Dienstunfähigkeitsversicherung.


Fazit: Du solltest m.E. für den Fall der Berufsunfähigkeit / Dienstunfähigkeit vorsorgen, z.B. durch einen Sparplan, jedoch muss eine entsprechende Versicherung nicht zwangsläufig das Richtige für dich sein.

Viele Grüße und gutes Überlegen
Monte

HankMoody
Beiträge: 12
Registriert: 31.05.2018, 15:54:19

Re: Dienstunfähigkeitsversicherung für mich sinnvoll?

Beitrag von HankMoody »

Hi Montecruz,

vielen Dank erstmal für deinen sehr guten und ausführlichen Beitrag.
Montecruz hat geschrieben: Die durchschnittliche Dauer einer Berufsunfähigkeit beträgt statistisch gesehen 3 Jahre, danach ist die Fähigkeit wiederhergestellt (das wissen viele nicht).
Hast du dafür eine Quelle? Das ist ja eine sehr interessante Information. Das heißt i.d.R. kommen für dienstunfähig erklärte Beamte (!) nach ca. 3 Jahren einfach wieder zurück in den Dienst?
Montecruz hat geschrieben: Betrachten wir nun die Sinnhaftigkeit einer Berufs-/Dienstunfähigkeitsversicherung bei angenommenen 75 EUR Monatsbeitrag für 1.000 EUR monatliche Rente im Falle der Berufsunfähigkeit.

Einzahlungen: 180 x 75 EUR in den 15 Jahren vor Eintritt der BU/DU = 13.500 EUR
36 x 75 EUR während der Dauer der BU/DU (nach meinem Kenntnisstand fallen diese weiterhin an) = 2.700 EUR
Gesamt = 16.200 EUR

Auszahlungen: 36 x 1.000 = 36.000 EUR
x Eintrittswahrscheinlichkeit 25%
rechnerischer Nutzen = 9.000 EUR

Zum Vergleich: Anlage der 75 EUR in einem Sparplan bei 1% Zinsen
Ansparsumme plus Zinsen nach 15 Jahren = Gesamt = 17.748,89 EUR
Eine sehr schöne Rechnung - angenommen, das mit den 3 Jahren stimmt so. Ich berechne nämlich auch sehr gerne den Erwartungswert von solchen Versicherungen und vergleiche das dann mit Alternativen, wie hier eben z.B. einem entsprechenden Sparplan.

Ich finde auch, dass unterm Strich eine Dienstunfähigkeitsversicherung in vielen Fällen keinen Sinn ergibt und leider nur das typische "Ich muss gegen alle Eventualitäten abgesichert sein"-Denken ausgenutzt wird. Zu dem Zeitpunkt, zu dem viele Beamte dienstunfähig werden, sollte man ohnehin schon Rücklagen gebildet haben. Außerdem, was nützt es mir eine DU die häufig bis maximal zum 60. Lebensjahr zahlt, wenn ich mit 58 dienstunfähig werde. Ist ja nicht so, als würde man den monatlichen Betrag der DU ein Leben lang erhalten.

KörperKlaus
Beiträge: 82
Registriert: 29.01.2013, 20:23:13

Re: Dienstunfähigkeitsversicherung für mich sinnvoll?

Beitrag von KörperKlaus »

Beachten sollte man auch, dass die Versicherung dir 10 Jahre nach dem Abschluss deiner Versicherung nicht mehr kündigen kann, sogar wenn Du mutwillig und arglistig getäuscht hast, sprich Vorerkrankungen verschwiegen hast um von der Versicherung angenommen zu werden.

Je nachdem welche Vorerkrankungen das sind, kann man ja abschätzen, ob dies Sinn macht oder nicht. Ps: Ich will hier keine Hilfe zum Betrügen geben. Das ist illegal. Will nur die Gesetzeslage widergeben.

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