Traumatisierte Klassen

Konstruktive Kritik - das Referendariat muss reformiert werden! Eure Vorschläge...
penguin
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Beitrag von penguin »

Zur Ergänzung:

Ich bin heute im Internet über eine Seite gestolpert, die - wie ich finde - im Hinblick auf die in diesem Thread gestellten Fragen viele hilfreiche Hinweise gibt.

http://www.ekvw.de/Downloads.445.0.html

Sabine0
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Beitrag von Sabine0 »

Hallo,

ich hatte den Fall neulich in meinem 11er Kurs. Eine Schülerin geht am Nachmittag heim und findet ihre Mutter daheim tot auf. Diese war dazu noch alleinerziehend.....
Die Schülerin war erstmal ein paar Tage nicht in der Schule und danach sind wir Lehrer ganz normal mit ihr umgegangen. Wir wussten, dass sie nicht von allen angequatscht werden möchte und somit haben wir es auch gelassen. Ich habe sie völlig normal behandelt und das ist fuer sie wohl das beste.Das hängt aber auch immer vom Einzelfall ab, denke ich.
Was ich in diesem Fall ziemlich schlecht fand war, dass nicht alle Lehrer informiert wurden. Ich wurde angerufen, weil am nächsten Tag eine Exkursion geplant war - somit sagte mir der Klassenlehrer, dass die Schuelerin fehlen wuerde. Alle anderen Lehrer haben aber gar kein Bescheid bekommen und das finde ich sehr schlecht. Lezttlich können die ja dann auch in richtige Fettnäpfchen treten "wieso warste denn letzte Woche net im Unterricht"....

Ich stimme euch zu: auf solche Situationen wird man echt nicht vorbereitet.

Ich habe noch eine andere Frage in dem Zhg: sind die Beratungslehrer eigentlich acuh fuer die Lehrer da (hab sowas mal gehört) oder nur fuer die SChueler? Hin und wieder hätte ich nämlich schonmal Lust zu reden - bsp. als diese Geschichte war, die ist mir doch recht nah gegangen...

LG Sabine

sebbi

Beitrag von sebbi »

Ja, Beratungslehrer sollen grundsätzlich auch Kollegen beraten, anleiten, Hilfestellung bieten.
Da es aber an den Schulen in der Regel nicht gewünscht wird und Kollegen sich meist gegen eine "Einmischung" verwahren, verzichten die meisten Beratungslehrer auf ein explizites Angebot.
Der Beratungslehrer ist sicher kein Psycho-Onkel, aber wenn ein Kollege in einer beratungsrelevanten Situation zu ihm kommt, dann hilft er mit Sicherheit.

Cassandra
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Beitrag von Cassandra »

Bei mir ist in der 7. Klasse ein Mitschüler bei einem Verkehrsunfall verstorben. Für uns war kein Lehrer da. Unsere Deutschlehrerin ging mit uns spazieren, das wars aber auch. Sonst waren wir uns allein überlassen. Das einzige, was uns möglich war (und sehr geholfen hat, mir zumindest): den Gottesdienst für ihn mitzugestalten.
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faultier
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Beitrag von faultier »

Hallo,

vor einigen Wochen ist mein Dad gestorben, er war Grundschullehrer. Die zweite Klasse, die er zuletzt unterrichtet hat, hat im Religionsunterricht darüber gesprochen. Eines der Kinder aus der Klasse hatte auch kurz vorher den Vater verloren, und so war das Thema Tod ohnehin für einige präsent.
Jedes der Kinder hat ein Bild gemalt und/oder einen Brief an meine Mutter geschrieben, dabei haben sie geschrieben, was sie an meinem Vater besonders mochten. Die Ergebnisse sind für Zetitklässler wirklich erstaunlich! Und haben meiner Mutter und mir sehr geholfen.

Natürlich ist es etwas ganz anderes, wenn die ganze Klasse durch den Tod des Lehrers betroffen ist, als wenn "nur" ein Schüler betroffen ist.
Aber irgendwie muss die Schule ja in solchen Fällen auch zu einem akzeptablen Umgang mit dem Tod anleiten, finde ich.
Ich fand es jedenfalls wirklich beeindruckend, wie es in diesem Fall gehandhabt wurde!

Gruß,
faultier

Mrs.K
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Beitrag von Mrs.K »

Bei uns an der Schule hat es bereits mehrer Todesfälle gegeben unter den Schülern, deswegen hat die Schule bereits quasi einen Notfallplan hat, was die Abläufe angeht.
Als ich Ref war, hatte ein Schüler der 13. Klasse (nach dem schriftlichen, vor dem mündlichen) einen tödlichen Unfall. Es was ein sehr beliebter und in der Schule auch sehr bekannter Schüler, außerdem kennt in dem Dorf eh jeder jeden. Die Klassen waren wirklich traumatisiert, an Unterricht war erstmal nicht zu denken.
Die 13er saßen einfach nur stumm da und wollten auch nicht reden.
Die Kleineren waren auch ganz aufgelöst, und auch die Lehrer waren teilweise echt fertig.
Es gab einen Gedenkgottesdienst, und die Schüler haben neben dem Lehrerzimmer einen Gedenktisch eingerichtet mit einem Foto und Kerzen und einem Gedenkbuch, wo man etwas reinschreiben konnte und das an die Familie ging.

anderer Fall: von meiner Nachhilfeschülerin ist die Mutter gestorben, als sie in der 13 war. Die Lehrer dort haben wohl recht einfühlsam reagiert, jedenfalls hat die Klassenlehrerin die Kollegen informiert. Meiner Nachhilfeschülerin wurde z.B. geraten, nicht die Stunden einer Lektüre mitzubesprechen, in der es um den Tod eines Elternteils ging.

LG
Mrs. Krabappel [img]http://www.ref-ex.de/phpBB2/images/avatars/gallery/Specials/mrsk.gif[/img]

Cassandra
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Beitrag von Cassandra »

Bei uns ist heute so ein Fall eingetreten. :cry:
Einer aus der 10. Klasse, die ich ab Mo übernehme, ist bei einem Verkehrsunfall gestorben.
Über so einen Fall haben wir schon mal mit unserem Schulpsychologen geredet und ich dachte mir: "Ach, sowas passiert dir sicher erst in späteren Jahren, wenn überhaupt, aber jetzt doch nicht..." - tja und nun bin ich nicht mal 2 Monate im Ref und prompt passiert das.
Und jetzt weiß ich überhaupt nicht, wie ich da am Mo reingehen soll. Ich kenne die Klasse bereits und der Schüler war mir auch bekannt, weil er ein sehr offener und freundlicher Schüler war.
Momentan wird die Klasse vom Klassleiter betreut und evtl. wird ein Krisenteam eingesetzt.

Tja, aber was mache ich? Ich bin ja "nur" die Referendarin, die da hospitiert und mal ne Stunde gehalten hat. Die Schüler haben weder zu mir noch ich zu ihnen einen innigen Bezug. Dennoch fühle ich mich unwohl, wenn ich gar nichts sage.

Kann mir jemand helfen?
☼ Fertig seit 09/09 ☼

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