Fachleiter selbst mit gegenwärtigem System zufrieden ?

Konstruktive Kritik - das Referendariat muss reformiert werden! Eure Vorschläge...
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Katharina Schneider
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Re: Fachleiter selbst mit gegenwärtigem System zufrieden ?

Beitrag von Katharina Schneider »

Freidenker hat geschrieben:Ja, ich denke auch, dass das Referendariatstrauma bis zum Pensionsalter wirkt. Irgendwie schlimm ! 8)
Da ist wirklich etwas dran. Ich kann mich noch erinnern, wie mein Betreuungslehrer damals im Referendariat verzweifelt einen Kollegen gesucht hat, der mich hospitieren lassen wollte. So wie ich es erlebt habe, scheut jeder Lehrer den Einblick in seine Unterrichtsstunde. Dies ist das Resultat des Referendariats. Machen wir uns doch nichts vor - ob es sich nun um Lehrproben in der Ausbildung, in der Probezeit oder im Rahmen einer Inspektion handelt: Die Zuschauer wollen dem unterrichtenden Lehrer doch nicht wirklich helfen, sondern nur seine Defizite herausfinden und sie ihm vorhalten. Deshalb wird es auch sehr wenig Lehrer geben, die bei Unterrichtsproblemen 'mal einen Kollegen oder sogar Vorgesetzten bitten, ihren Unterricht anzusehen. Jeder Lehrer weiß doch, dass dies in den meisten Fällen nur zu weiteren Problemen und eventuell zu noch mehr Arbeitsbelastung führt, und tendenziell wird man immer seine Qualifikation als Lehrer in Frage stellen. Also schweigt er tunlichst und macht gute Miene zum bösen Spiel - so lange es nur eben geht. So lange die Vorgesetzten der Referendare es auch als ihre Aufgabe sehen (müssen), die Spreu vom Weizen zu trennen und in Form der Noten noch eine Rangordnung für die Verteilung der knappen Arbeitsplätze erstellen, werden Stress und Angst die dominierenden Faktoren der Referendariatsausbildung sein. Dies wird dann vielfach auch noch damit begründet, dass das Referendariat dazu dienen soll, die Belastungsfähigkeit des Referendars zu testen. Seit wann muss eine Ausbildung belastend sein? Wieso sollte hier nicht so viel wie nur eben möglich Freude und Lust an der Arbeit vorherrschen?
dein Verhalten und du - das kotzt alles dermaßen an. Halte doch einfach mal deine Fresse! (...) verpiss dich von hier. Es geht hier um die SCHULE. Von der DU allerdings keine Ahnung (mehr) hast.

Stefan24
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Re: Fachleiter selbst mit gegenwärtigem System zufrieden ?

Beitrag von Stefan24 »

Die Zuschauer wollen dem unterrichtenden Lehrer doch nicht wirklich helfen, sondern nur seine Defizite herausfinden und sie ihm vorhalten.
Ist es nicht der Sinn des ganzen, durch Beobachtung die Stärken und Schwächen herauszufinden und die Schwächen dann zu beseitigen? Ich kann darin schon - wenn die Beobachtung und Beratung richtig ung gut erfolgt - eine Hilfe für den (angehenden) Lehrer erkennen.
Ich kann mich noch erinnern, wie mein Betreuungslehrer damals im Referendariat verzweifelt einen Kollegen gesucht hat, der mich hospitieren lassen wollte.
*Bösartigkeit an* Vielleicht wollte man eben genau dich nicht im Unterricht. *Bösartigkeit aus*

Es gibt immer Kollegen, die Referendare oder Praktikanten nicht dabei haben wollen, wenn sie unterrichten. Das kann unterschiedliche Gründe haben - vielleicht haben manche wirklich etwas zu verbergen, vielleicht trauen sie es sich aber auch nicht zu, Kollegen auszubilden. Oder sie wollen sich die Zeit dafür nicht nehmen. Oder es ist eben Unsicherheit dabei, weil Seminartheorie und Schul(alltags)praxis doch weit auseinander liegen.
So lange die Vorgesetzten der Referendare es auch als ihre Aufgabe sehen (müssen), die Spreu vom Weizen zu trennen und in Form der Noten noch eine Rangordnung für die Verteilung der knappen Arbeitsplätze erstellen, werden Stress und Angst die dominierenden Faktoren der Referendariatsausbildung sein.
In welcher Ausbildung wird denn nicht die Spreu vom Weizen getrennt? In welcher Branche sind die Arbeitsplätze nicht knapp, so dass alle "Azubis" eine Übernahmegarantie haben? Es herrschst überall (Noten-)Druck und das "survival of the fittest" herrscht auch in der Wirtschaft vor. Auch dort zählen (Fach)wissen und Können nicht allein... auch dort muss man Leuten die Stiefel lecken, um nach oben zu kommen. Insofern bereitet das Referendariat auch prima auch die Beamtenkarriere vor...
StR seit 09/09. Individualist seit Geburt.
Eigene Meinung schon immer.

Katharina Schneider
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Re: Fachleiter selbst mit gegenwärtigem System zufrieden ?

Beitrag von Katharina Schneider »

Stefan24 hat geschrieben:Vielleicht wollte man eben genau dich nicht im Unterricht.
:D DAS kann natürlich sein! :D Aber ich war wirklich eine sehr pflegeleichte Referendarin...

Du hast folgende Sätze geschrieben, die mich zum Nachdenken über mein Referendariat angeregt haben:
Stefan24 hat geschrieben:
Oder es ist eben Unsicherheit dabei, weil Seminartheorie und Schul(alltags)praxis doch weit auseinander liegen.
Als ich als junge Referendarin mit dem Unterrichten anfing, war ich mir ganz sicher, dass ich guten Unterricht geben könnte. Andere hatten das doch auch geschafft. Nach dem gut bestandenem Referendariat war ich allerdings hinsichtlich meiner Qualifikation als Lehrerin derart unsicher, weil ich spätestens da genau wusste, dass ich die Anforderungen des Arbeitgebers an guten Unterricht nie einhalten können würde. Das Wort passt schon: Unsicherheit hat das Referendariat bei mir erzeugt.

Zu den anderen Sachen bei nächster Gelegenheit mehr. Als Ausbilderin in unserer Firma veranstalte ich jetzt eine kleine Nach-Feierabend-Sitzung mit unseren Auszubildenden...

An dieser Stelle einmal off topic @Stefan24: Danke für die sachliche und anregende Replik.
dein Verhalten und du - das kotzt alles dermaßen an. Halte doch einfach mal deine Fresse! (...) verpiss dich von hier. Es geht hier um die SCHULE. Von der DU allerdings keine Ahnung (mehr) hast.

Piccola
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Re: Fachleiter selbst mit gegenwärtigem System zufrieden ?

Beitrag von Piccola »

Ich hatte Glück mit meiner einen Fachleiterin damals.
Aber das "Glück" bestand einfach darin, dass ich gut mit ihrer Art konnte.

Kein Fachleiter will einem Böses, zumindest kann ich mir nicht vorstellen, dass es so etwas häufig gibt, vereinzelt vielleicht.

Seit meine Freundin jetzt Fachleiterin (Gymnasium) geworden ist, bekomme ich einen ganz anderen Einblick in dieses Tätigkeitsfeld.

Sie kommt bei den Reffis gut an, weil sie noch so jung ist und das Ref bei ihr noch nicht so lange zurück liegt.

Wie oft habe ich mich während unseres Refs bei ihr ausgekotzt (nicht über die FL, einfach nur über das Ref an sich).
Sie empfand das Ref nicht so extrem wie ich, hörte sich aber mein Gejammere an, obwohl sie selbst mitten drin steckte.

Ich denke, dass jeder FL sich gut an das eigene Ref bzw. an das Ref anderer erinnert.

Ich kann nur sagen, dass meine Freundin auf jeden Fall weiß, wie hart das Ref ist.

Wir Lehrer machen auch tatgäglich unseren Job. Und wir bemühen uns, ihn gut zu machen.

Dennoch passiert es immer wieder, dass nicht jeder Schüler / Elternteil zufrieden ist oder sich gar von uns ungerecht behandelt fühlt.

Wieder jemand anderes findet uns und unsere Arbeit, die wir leisten, toll.

Das ist einfach normal menschlich.
Mens sana in corpore sano :-)

Freidenker
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Re: Fachleiter selbst mit gegenwärtigem System zufrieden ?

Beitrag von Freidenker »

Achtung, Thread ist von 2006 ! 8)
Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

Ulysses
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Re: Fachleiter selbst mit gegenwärtigem System zufrieden ?

Beitrag von Ulysses »

Freidenker hat geschrieben:Achtung, Thread ist von 2006 ! 8)
na und? wie die jüngsten Beiträge aus den letzten Tagen zeigen, ist das Thema offensichtlich ja immer noch aktuell 8)
Bayern, Gymnasium, Latein/Geschichte.
LAss seit Februar 2008 -- Planstelle an einem überaus elitären :mrgreen: städtischen Gymnasium
[i]... causas viresque perquirere rerum ...[/i]

Zitronenfalter
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Re: Fachleiter selbst mit gegenwärtigem System zufrieden ?

Beitrag von Zitronenfalter »

@ulysses

Und wird es wohl auch bleiben. Ebenso wie die Frage: "Was ist guter Unterricht?" Diese 4 Wörter unter eine Anzahl von 2 Pädagogen (+ X) gestreut und der Tag ist gerettet (oder verloren - wie man das auch sehen mag...). Und dieser Mechanismus funktioniert seit vielen 100(0) Jahren, ohne dass einer der im Diskurs Befindlichen den Eindruck haben müsste, er könnte sich an irgendeiner Stelle wiederholen.

Gruß
Zitro
heiter weiter!

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