Atmosphäre verbessern und Prüfungen abschaffen !

Konstruktive Kritik - das Referendariat muss reformiert werden! Eure Vorschläge...
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Piccola
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Beitrag von Piccola »

Ich kenne keinen Menschen, der permanent schlechte Leistungen bringt. Durchaus aber welche, die aus privaten Gründen mal zeitweise abstürzen. Diese Menschen als abstoßend zu betrachten, ist Ansichtssache.
Ich denke, es war wohl auch gar nicht so krass gemeint wie es geschrieben wurde.

Klar muss ich als angehender Lehrer Noten geben. Aber die Note, die ich gebe, bezieht sich nun einmal auf die momentane Leistung, die der Schüler/ die Schülerin erbracht hat und sagt weniger über seine Fähigkeiten als vielmehr über seinen Zustand, seinen Fleiß etwas aus.

Ich habe auch Schüler erlebt, die in Latein von 4 auf 2 gekommen sind, weil sie sich bemüht haben oder weil die privaten Probleme sich gelöst hatten. Ich finde, dass ich mir als Reffi klar machen muss, dass Noten ja auch eine Einschätzung bedeuten anhand derer sich der Schüler (nicht nur der Lehrer) orientieren kann. Schlechte Leistungen können verbessert werden, es ist dann auch meine Aufgabe, dabei zu helfen, die Ursachen zu finden und evtl. (wenn möglich) zu beseitigen helfen.

Jeder Mensch hat seine Begabungen. Schade, dass das immer so untergeht in unserer einseitig leistungsorientiert ausgerichteten Gesellschaft. Leistungsorientiert zu sein ist ja grundsätzlich nicht negativ. Das ist jeder in irgendeinem Bereich. Andere Menschen zu beurteilen gehört zu fast jedem Beruf dazu.

Sie zu verurteilen leider wohl auch.

Ich halte es auch für wichtig, Leistungsnachweise zu vorliegen zu haben oder zu erbringen. Das sind die Maßstäbe unserer Welt, und die akzeptiert ja auch fast jeder.
Nochmal zum Ref selbst:
Es ist in der Tat schwierig, für's Ref eine Berurteilungs-Alternative zu finden.

Aber darüber nachzudenken, ein "System" zu hinterfragen, Ideen anzubringen und wieder zu verwerfen halte ich für legitim.

Piccola

karink532

Beitrag von karink532 »

Niemand verurteilt einen Menschen, der wegen privaten Problemen einen zeitweisen Absturz hinlegt. DAs kann passieren und es ist menschlich, und wenn es irgendwie geht und den anderen keine Nachteile verschafft, kann man ja auch irgendwie versuchen, das zu berücksichtigen, aber im Ref geht das eben bei den wenigen UBs schlecht.

Freidenker
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Beitrag von Freidenker »

@Michaela
Das Referendariat, so wie es jetzt existiert, repräsentiert obrigkeitsstaatliches Denken, das nicht geeignet ist, die Situation in den Schulen zu verbessern. Es zementiert eher die bestehenden Verhältnisse.
Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

Freidenker
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Beitrag von Freidenker »

@Michaela
Kleiner Nachtrag noch. Bin selbst seit über 10 Jahren Lehrer und erkenne deshalb immer mehr die Unzulänglichkeit des Referendariats.
Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

karink532

Beitrag von karink532 »

Weißt Du, ich sage ja nicht, dass ich alles toll finde. Ich sehe nur keine geeigneten Alternativen und ich persönlich fühle mich auch nicht gekränkt, weil / wenn mir jemand eine Note gibt, die mir nicht ganz so passt. Vielleicht sollte ich dann auch mal überlegen, ob ich denn auch wirklich nicht besser war.

Freidenker
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Beitrag von Freidenker »

@Michaela
Ich frage mich nur, ob es Sinn macht, etwas zu benoten, was in der Schulunterrichtsrealität nicht existiert.
Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

Herbie
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Beitrag von Herbie »

Hi!

In meiner Eigenschaft als Personalrat war ich im Zusammenhang mit schulscharf ausgeschriebenen Lehrerstellen schon mehrfach bei Bewerbungsgesprächen und den anschließenden internen Beratungen anwesend. Das persönliche Gespräch ist wichtig und allemal besser als eine bloße formale Zuweisung seitens der Schulbehörde, die von der betreffenden Schule einfach hinzunehmen ist. Insofern messe ich dem Bewerbungsgespräch schon eine ernstzunehmende Bedeutung bei.

Trotzdem muß man zugeben, daß man nach dem Gespräch immer noch sehr wenig über die Persönlichkeit des Bewerbers weiß. Man hat wohl einen ersten Eindruck, aber mehr nicht. Man hat eine grobe Vorstellung, ob die Person ins Kollegium passen würde; fachlich sind die Leute nicht so gut einzuschätzen.

Gäbe es kein richtiges Zeugnis, keinen aussagekräftigen Abschluß, wäre die Auswahlentscheidung wohl ein Glücksspiel. Ich glaube, man würde dann nur nach Sympathiepunkten entscheiden. Ganz nach dem Motto: Jeder Bewerber versucht, sich so gut wie möglich zu präsentieren. Wer sich am besten „verkauft“, wird genommen. – Aber das reicht eben nicht, zumal viele Bewerber im Gespräch sehr angespannt sind und deswegen in dieser Situation nicht so gut vermitteln können, was sie alles draufhaben.

Ich persönlich habe ein unverkrampftes Verhältnis zur Notengebung und denke mir: Ein Hochspringer kann keinen Wettkampf gewinnen, wenn er nicht bereit ist, die übersprungene Höhe messen zu lassen. Der Einwand, Notengebung sei nicht vollkommen objektiv, ist leider nicht von der Hand zu weisen (Schule, Uni, Referendariat, ...). Aber ich weiß keinen besseren Weg.
Gruß von [color=#008000][b][i]Herbie[/i][/b][/color]

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