Ref - Meine Arbeit ist noch nie so wenig geschätzt worden

Konstruktive Kritik - das Referendariat muss reformiert werden! Eure Vorschläge...
Aconitum
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Re: Ref - Meine Arbeit ist noch nie so wenig geschätzt worde

Beitrag von Aconitum »

Also ich habe mich mit dieser Frage, ob meine Arbeit als Referendarin geschätzt wird, nie ernsthaft auseinandergesetzt. Sie wird gesellschaftlich wesentlich mehr geachtet als das, was ich bisher gemacht habe.

Ich habe an der Kasse in Supermärkten gearbeitet und dort ist man sowieso schonmal der letzte Honk, denn wer sitzt denn schon an der Kasse?! Kann man ja nur böd sein. *ätz*

Ich habe nach dem ABI eine Ausbildung zur Gärtnerin gemacht und dann im Gartenlandschaftsbau gearbeitet. Aber wer SOWAS macht, kann ja nur primitiv und doof sein. *oh man*

Und ob nun irgendein Lehrer auf mich als Referendarin hinabschaut, ist mir im Vergleich dazu mal völlig egal. Was Eltern sagen, perlt in dieser Richtung auch an mir ab. Ist wohl mein primitiver Beruf von damals dran Schuld :-D
Und das Gehalt: Ich verdiene im Ref nun über 100€ Netto mehr, als ich es als Gesellin im öffentlichen Dienst habe. Soviel zur Wertschätzung per Gehalt... Ich habe wirkliche Knochenarbeit geleistet, bei nicht unkompliziertem Fachwissen, welches Chemie, Biologie und Botanik umfasste und im Alltag weitaus dienlicher ist, als eine Lehrerausbildung.
Und wenn man das "Gehaltsfass" schon aufmachen möchte: Wer schätzt denn die Arbeit der Pflegekräfte? Geht man nach deren Einkommen im Verhältnis zur erbrachten Leistung, würd ich sagen: keiner

Pfefferminz
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Re: Ref - Meine Arbeit ist noch nie so wenig geschätzt worde

Beitrag von Pfefferminz »

Leider interessiert das bei uns auch "kein Schwein", was wir tun.
Ich hab auch viel Kollegen geholfen, bei Vorbereitungen zum MSA zum Beispiel.
All das wird aber nicht erzählt. Auch bei uns heißt es andauernd, dass wir uns nicht in den Vordergrund stellen sollen. Das sei selbstverständlich. Ich bin da auch ein bisschen lobsüchtig und brauche auch ein bisschen Anerkennung. Das ist aber schwer unter Kollegen und schwer zu akzeptieren, dass das Kollegen sind und nicht die "Mama."

Mein Tipp als Beispiel, wie man sich Anerkennung verschafft. Die Werkstattmeisterin in AL bei uns meinte, ich stehe in der Hierarchie unter ihr und erwähnte das über Wochen. Ich war kurz davor zu platzen. Meine Taktik:
Seitdem bezeichne ich sie als "Gott." Und seitdem scheint sie darüber nachzudenken, was sie für einen Bockmist erzählt.

Nun habe ich das Glück, dass mein Direx mein Mentor ist. Ein unglaublich netter Mensch.
Dem kann ich sowas auch mitteilen. Auch er schaltet sich da ein.

Sonst hole ich mir die Kraft und Anerkennung daheim und bei meinen Freunden.
Andersweitig würde ich durchdrehen.

Ich muss Aconitum auch noch was schreiben:
Ich hab auch zehn Jahre "draußen gearbeitet." Ich schätze das Geld auch. Ich hatte direkt nach dem Abitur für 700 Euro netto 45 Stunden in einem Callcenter gearbeitet. In einem Hotel für einen Monat nur 450 Euro "erwirtschaftet" (pro Raum 2 Euro), in der Produktion bei Drei-Schicht-System für 40 Stunden pro Woche nur knappe 850 € Netto.
Da ist unser Refgehalt nicht mal schlecht für so wenig Arbeit.
Sagen wir es mal so. Ich hatte damals als Azubi 1998 eine 45 Stunden Woche. Vergütung war 250 € (überbetriebliche Ausbildung). Und damals gabs noch kein Hartz 4 oder Geld direkt nach der Schule. Da gabs 500 Euro Arbeitslosengeld 1. Das waren noch echte Hungerzeiten ohne Suppenküche. Von 6.30-16.30 Uhr. Da gehts uns blendend als Ref, wenn ich so nach zwei Stunden schon wieder Feierabend habe. :-)

Anerkennung im Lehrerberuf ist im Übrigen für uns alle schwer liebe Hauptposterin. Ich bekomme auch nicht immer Lob, sondern eher Beleidsbekundungen. Und ich arbeite in einem Problembezirk. Da kommt meist noch das "Oh mein Gott" hinterher.

Nimms mit Humor. Anders überleben wir nicht.

Aconitum
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Re: Ref - Meine Arbeit ist noch nie so wenig geschätzt worde

Beitrag von Aconitum »

Ich finde diese Anerkennungssache einfach unnötig. Anders kann ichs nicht ausdrücken. Die wichtigste Anerkennung bekommt man doch durch die lieben Schüler. Bei Rückmeldebögen oder einem freundlichen "Hallo" auf dem Flur. Ist doch toll.

Was bekommt denn ne Toilettenreinigungskraft für Anerkennung? Ein Sozialarbeiter, der sich den A*** aufreißt, eine Pflegerin? Oder eine Kassiererin? Schonmal sowas gemacht?(Pferfferminz, bei dir weiß ichs ja :-) ) Man wird angepflumt für Preise, die man nicht macht, für Stornos, weil der Kunde plötzlich einen Artikel doch nicht will, für die Oma, die ihr Kleingeld nicht findet. Und das den ganzen Arbeitstag lang. Du wirst niedergemacht und verdienst quasi GAR nichts dabei. Ja, Lehrer haben studiert. Machen andere auch, finden nix und landen dann in den erstgenannten Berufen.

Sorry, aber da fehlt mir jegliches Verständnis für. Man bekommt seine Anerkennung von Schülern, durch das Wissen, anderen etwas vermittelt zu haben oder wenn der Unterricht toll war und die Klasse tatsächlich über etwas nachdenkt. Das ist SO viel mehr als viele andere bekommen. Und die schaffens auch.

Zitronenfalter
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Re: Ref - Meine Arbeit ist noch nie so wenig geschätzt worde

Beitrag von Zitronenfalter »

Aconitum hat geschrieben:Ich finde diese Anerkennungssache einfach unnötig. Anders kann ichs nicht ausdrücken. Die wichtigste Anerkennung bekommt man doch durch die lieben Schüler. Bei Rückmeldebögen oder einem freundlichen "Hallo" auf dem Flur. Ist doch toll.

Was bekommt denn ne Toilettenreinigungskraft für Anerkennung? Ein Sozialarbeiter, der sich den A*** aufreißt, eine Pflegerin? Oder eine Kassiererin? Schonmal sowas gemacht?(Pferfferminz, bei dir weiß ichs ja :-) ) Man wird angepflumt für Preise, die man nicht macht, für Stornos, weil der Kunde plötzlich einen Artikel doch nicht will, für die Oma, die ihr Kleingeld nicht findet. Und das den ganzen Arbeitstag lang. Du wirst niedergemacht und verdienst quasi GAR nichts dabei. Ja, Lehrer haben studiert. Machen andere auch, finden nix und landen dann in den erstgenannten Berufen.

Sorry, aber da fehlt mir jegliches Verständnis für. Man bekommt seine Anerkennung von Schülern, durch das Wissen, anderen etwas vermittelt zu haben oder wenn der Unterricht toll war und die Klasse tatsächlich über etwas nachdenkt. Das ist SO viel mehr als viele andere bekommen. Und die schaffens auch.
Vom Grundsatz her hast du Recht - die Frage ist nur, ob einem die Wertschätzung von Eltern und Kindern ein Berufsleben lang heutzutage noch reichen kann.

Das Dienstrecht heisst eben so, weil es von "dienen" kommt und nicht von "danken" . Soll heißen, dass von Staats wegen der Gedanke einer in der Wirtschaft üblichen Anerkennung (finanziell, mehr Kompetenzen etc.) weit weg ist.

Umgekehrt wandelt sich ja auch der Lehrerberuf - es ist schon lange nicht mehr "nur" die Beschäftigung mit den Schülern. Besonders Klassenlehrer etc. können da ein Liedchen von singen.

Mit der Veränderung des Berufsbildes müsste streng genommen auch eine Wandlung des Belohnungs- / Beschäftigungssystems einhergehen. Aber da sind wir noch ein wenig weg davon.

Gruß
Zitro
heiter weiter!

wurstgesicht
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Re: Ref - Meine Arbeit ist noch nie so wenig geschätzt worde

Beitrag von wurstgesicht »

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wurstgesicht
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Re: Ref - Meine Arbeit ist noch nie so wenig geschätzt worde

Beitrag von wurstgesicht »

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Nedyar
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Re: Ref - Meine Arbeit ist noch nie so wenig geschätzt worde

Beitrag von Nedyar »

Ist doch in "jeder" Berufsausbildung nichts anderes, nur, dass die dann 3 Jahre geht.

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