Lerntherapie als Alternative

Abbruch des Ref? Durchgefallen - was dann?
Antworten
Feuerkopf
Beiträge: 96
Registriert: 25.10.2014, 11:36:19
Wohnort: NRW

Lerntherapie als Alternative

Beitrag von Feuerkopf »

Hallo ihr verzweifelten Referendare,

ich möchte euch heute mal meinen Weg bisher kurz vorstellen.
Im November 2014 habe ich meinen Vorbereitungsdienst angetreten. Voller Hoffnung, Spannung und viel Idealismus. Ich wollte die beste Lehrerin an der Grundschule werden, die ich nur werden konnte. Bereits im Februar 2015 bekam ich für meine hohen Selbstansprüche die Quittung: Ich wurde krank. Depressiv und resigniert wollte ich den VD abbrechen und irgendwas machen, bei dem ich morgens hingehe, abends wieder komme und Feierabend habe.

Dank einer Therapie habe ich das wieder in den Griff bekommen: Nach 9 Monaten fuhr ich mit dem VD fort. Neu gestärkt, mit realistischen Ansprüchen an mich selbst machte ich mich im November 2015 also wieder auf den Weg. Ich möchte dazu sagen, dass meine Seminarleiterin, meine SeminarausbilderInnen und meine Ausbildungslehrerinnen tolle Menschen sind, die in der Lage sind, Kritik und Wertschätzung gleichermaßen zu verteilen und zu jeder Kritik auch Lösungsvorschläge anbieten. Von den Horrorstories, die man vielfach zu lesen bekommt war bei mir in der Ausbildung keine Spur!

Nach den Sommerferien brach dann bei mir einiges ein: Ich merkte, wie viel Hilfe ich bei der Planung von Unterrichtsreihen noch brauchte, obwohl ich jetzt in den Herbstferien bereits mit den Prüfungsvorbereitungen hätte anfangen müssen. Ich schrieb meiner Ausbildungslehrerin, dass ich das Gefühl hätte, eher Rückschritte als Fortschritte zu machen. Ich hoffte auf aufmunternde Worte, aber sie schrieb zurück, dass sie das genauso sieht. Ich bin erst mal heulend zusammengeklappt. Niemand hört so etwas gerne! Es folgten drei intensive Tage. Montag ein Gespräch mit der Ausbildungslehrerin, Montag Nachmittag ein Gespräch mit der zweiten Ausbildungslehrerin. Montag Abend ein Gespräch mit dem Kernseminarleiter, Dienstag ein Gespräch mit dem Kernseminarleiter. Mittwoch Unterrichtsbesuch, für den ich die Beurteilung erhielt: Wäre das eine Prüfung gewesen, wäre es eine 5 oder 6 gewesen. Aber an dem Punkt wusste ich bereits: Ich möchte nicht Grundschullehrerin werden. Im Gespräch mit der SAB sagte sie dann, dass ich aber unbedingt etwas mit Kindern machen sollte, denn ich sei absolut toll im Umgang mit Kindern, insbesondere auch mit schwierigen Kindern. Mittwoch Mittag Gespräch mit der Seminarleiterin. Von ihr wollte ich Beratung haben, wie ich nun sinnvoll vorgehe, nachdem ja meine Entscheidung "Nicht Grundschullehrerin" feststand. Sie riet mir, selber den VD abzubrechen: Das sieht immer besser aus, als wenn man endgültig nicht besteht.

Und so beraten ging ich nach Hause, sprach mit meinem Lebensgefährten und wir berieten uns. Ich beschloss, den VD abzubrechen und er war froh, dass auch seine Zeit als "Hilfsreferendar" damit beendet sei. Aber wie sollte es weitergehen? Es fehlt an Einkommen, an Alternativen...

Anders als während meiner Krankheit wusste ich nun, in welche Richtung mein Weg gehen sollte: Ich möchte mit Kindern arbeiten. Ich interessierte mich also insbesondere für LRS. Als ich mich darüber informierte stieß ich auf den Fachverband für integrative Lerntherapie (FiL) von diesem aus stieß ich wiederum auf die TUCed (Weiterbildungsinstitut der Technischen Universität Chemnitz) Hier wird ein Masterstudium angeboten zur integrativen Lerntherapeutin. Da das Studium am 30.09. beginnen sollte, wir aber schon den 27.09. hatten, war ich mir sehr unsicher, ob es sich noch lohnen würde, eine Bewerbung abzuschicken, also rief ich an. Es lohnte sich und am 28.09. wusste ich, dass ich zugelassen bin. Am 30.09. fuhr ich zur ersten Präsenzveranstaltung. Es handelt sich um einen berufsbegleitenden Studiengang: Einmal im Monat gibt es eine Präsenzveranstaltung, der Rest ist Fernstudium. Entsprechend kostet der Studiengang auch: 9600€ für 2 Jahre (2400€ pro Semester).

Wie ich das finanziell aufbringen soll ist mir noch nicht klar, da ich noch keinen Job habe. Aber ich bewerbe mich natürlich weiterhin um Stellen, die in diese Richtung gehen: Nachhilfe, Lerntherapie, Hausaufgabenbetreuung etc. Und sonst sitze ich zu Hause und studiere.

Trotz aller Unwägbarkeiten vor allem finanzieller Art, bin ich glücklich über und mit meiner Entscheidung. Durch das Masterstudium wäre ich im Anschluss auch in der Lage zu promovieren, ob ich das nun will oder nicht sei mal dahingestellt, aber das wäre mit 1. Staatsexamen für die Grundschule so nicht möglich gewesen. Die Anforderung für das Studium war übrigens ein Jahr Berufserfahrung und ein abgeschlossenes erstes Studium im pädagogischen Bereich. Durch meinen VD habe ich die Berufserfahrung gehabt und somit war das auch in der Hinsicht keine Verschwendung.

Ich möchte allen LAAs Mut machen: Lasst euch nicht mitreißen von der Angst, was dann passiert, wenn ihr abbrecht. Ja, es ist eine Entscheidung fürs Leben, ich werde nie wieder zum VD zurückkehren können. Aber manchmal braucht es den Mut, eine Tür fest zuzuschließen, bevor sich eine neue öffnen kann :-)

Hier noch zwei Links: http://www.lerntherapie-fil.de/
https://www.tuced.de/masterstudiengaeng ... blick.html

oder auch der passende Bachelor:

https://www.tuced.de/bachelorstudiengae ... blick.html

Antworten