Referendariat nicht bestanden- Alternativen

Abbruch des Ref? Durchgefallen - was dann?
Antworten
Valerianus
Beiträge: 602
Registriert: 04.09.2010, 22:41:27
Wohnort: NRW / GyGe / Mathe & Geschichte

Re: Referendariat nicht bestanden- Alternativen

Beitrag von Valerianus »

Naturwissenschaftler und Philosophen sind sich seit vielen Jahren darüber einig, dass es so etwas wie eine freie Entscheidung - einen "freien Willen" - überhaupt nicht geben kann. Niemand hat in dem Maße, wie du es dir vorstellst, die Freiheit, Leistung zu erbringen oder diese zu verweigern. Das sind unlogische und irrationale Konstrukte deiner kapitalistischen Propaganda. Trotzdem nimmst du es dir heraus, Menschen zu kritisieren und zu verachten, die eh schon ganz unten sind, indem du davon ausgehst, sie hätten ihre Situation selbst verschuldet.
Du behauptest, dass Einigkeit darüber besteht, dass es einen freien Willen nicht gibt. (Prämisse 1)
Du folgerst daraus anschließend, dass daher niemand frei darüber entscheiden könne, ob er Leistung erbringe oder nicht. (Argument 1)
Anschließend schreibst du, dass dies Konstrukte (Plural) des Kapitalismus seien. Da du im Plural schreibst müssen mindestens zwei gemeint sein (was ich auf Prämisse und Argument bezog), aber nehmen wir der Einfachheit halber an, dass du damit die Freiheit zur Leistungserbringung und die Freiheit zur Leistungsverweigerung gemeint hättest (was grammatikalischer Blödsinn wäre, da du damit zwei Ausprägungen derselben Eigenschaft beschreibst). Auch in dem Fall würde der Kapitalismus dennoch den freien Willen, wenn auch nicht als eigenes Konstrukt, so doch als notwendige Prämisse für seine Propaganda benötigen.
Systembedingte Ungleichheit [...]

Der Friss-oder-stirb-Kapitalismus ist in Deutschland natürlich flächendeckend vorhanden, da wir in einem System der Zwangsarbeit leben
Hier wäre sicherlich nicht nur ich für ein Alternativsystem dankbar.
Mir wäre jetzt kein gesellschaftliches System der Vergangenheit bekannt (selbst wenn wir bis in die Steinzeit zurückgehen), in dem jemand einfach aus freiem Willen sagen konnte "Ich hör jetzt mal auf was zu machen" und danach weiter versorgt wurde (Krankheit, Unfall, Alter, etc. bleiben, da nicht dem freien Willen unterworfen, außen vor).
Andere Möglichkeit: Nimm einmal die gesamte Gesellschaft um dich herum weg, was tust du dann um zu überleben? Was zwingt dich dazu so zu handeln?
Non vitae, sed scholae discimus (Seneca)

qchn
Beiträge: 405
Registriert: 07.06.2013, 21:28:12

Re: Referendariat nicht bestanden- Alternativen

Beitrag von qchn »

ohne zum Fredthema was sagen zu wollen, stimme ich der Kritik an der Rhetorik in unserem sogenannten meritokratischen System, das systemische Diskriminierung zu Ergebnissen privater Entscheidung umlabelt, um Machtanspruch einer Untergruppe weiterin zu sichern, vollumfänglich zu.

Teacherlove
Beiträge: 48
Registriert: 15.07.2014, 21:09:43

Re: Referendariat nicht bestanden- Alternativen

Beitrag von Teacherlove »

dreistein hat geschrieben:Ähm, ja ... wenn jemand den Abschluss nicht schafft, hat er versagt und ist per definitionem ein Versager. Ich zitiere Homer Simpson: "Der Versuch ist der erste Schritt zum Versagen."
Ach ich bin also ein Versager in Ihren Augen. Herrlich, wie kann man nur so engstirnig sein? Wie hier schon jemand schrieb- Schule ist nicht alles.
Nach meinem "Versagen" im ach so tollen Lehramt hatte ich einige Zusagen von Unternehmen bekommen, eben weil die der Meinung waren, dass ich etwas kann.
Dann habe ich nebenberuflich meinen Master erfolgreich bestanden (ich alter Versager) und habe nun das Angebot seitens der Uni bekommen, zu promovieren.

Wie Sie sehen- bei mir lief seit dem Abitur immer alles glatt, auch im 1. Staatsexamen, jetzt im berufbegleitenden Studium und auch die Promotion wird mir gelingen.

Ominöserweise klappt alles- nur das Referendariat nicht. Seltsam, nicht? Wo ich doch über Ihre vielgelobte Universalintelligenz verfüge, die mir so viele Mitmenschen (Arbeitgeber, Professoren) bestätigen...

Und wo ich doch ein "fachlicher und pädagogischer Totalausfall" sein muss, arbeite ich täglich mit Menschen, habe jahrelange Berufserfahrung in der Jugendarbeit vorzuweisen und hatte im Referendariat immer ein top Verhältnis zu meinen Schülern und wurde sogar zum Vertrauenslehrer gewählt!

Was ich am Referendariat kritisiere, ist Folgendes:

Ich war ein 3,0er Kandidat (Vornoten).
Da wurde uns ewig und drei Tage im Referendariat etwas von "individueller Förderung" und "den Schüler abholen, wo er steht" gefaselt- aber NIEMAND meiner Fachleiter hat sich mal mit mir hingesetzt und mich individuell gefördert... sprich mir Tipps gegeben oder exemplarisch mit mir eine Stunde geplant. Könnte man bei einem A14 Gehalt schon mal verlangen, oder? Aber nein, als ich meine Fachleiter nach einem UB darauf Ansprach, hieß es "wir müssen nach Hause"- es war 11 Uhr morgens. Mag sein, dass ich Probleme bei der UB-Planung hatte, das gebe ich auch offen zu. Aber meine FL haben genauso "versagt", eben weil sie es nicht geschafft haben, a) mich zu unterstützen, wie es ihre Aufgabe gewesen wäre und wofür sie fürstlich!! bezahlt werden! b) mir keine konkrete Kritik genannt haben, alles war sehr schwammig gehalten und ich wusste nicht, wo ich ansetzen sollte c) mir zwei Jahre lang erzählt wurde, ich wäre im "guten" Bereich und zack- auf einmal war ich mit 3,0 und 3,3 vorbenotet- das nenne ich einfach nur feige und verantwortungslos. Und ja, ich muss ehrlich gestehen- ich habe und hatte seit dem Referendariat NIE wieder mit solchen Arbeitgebern und Kollegen zu tun wie im Referendariat.

Bereits vor dem Ref habe ich jahrelang gearbeitet und auch direkt nach dem Ref und meine Vorgesetzten, Kollegen, Profs, Dozenten etc.pp. sind mir IMMER mit Respekt und Ehrlichkeit begegnet. Ich wurde gefördert, mir wurde Hilfe zuteil.

Bestes Beispiel: Ich habe nebenberuflich eine Masterarbeit geschrieben. Meinen Betreuer habe ich vor der Verteidigung NICHT gesehen. Ich habe lediglich E-Mails mit ihm ausgetauscht und telefoniert aber ich sage Ihnen- so viel Unterstützung, Ratschläge, Hinweise und Aufmunterung, wie ich von der FERN!!!universität bekommen habe, wo man mich noch nie gesehen hat und nicht persönlich kannte, habe ich in den insg. drei Jahren im Referendariat NIE bekommen. Nie. Und ich war wöchentlich im Seminar acht Stunden anwesend... nur mal so zum Nachdenken...

kecks
Beiträge: 1628
Registriert: 01.04.2009, 6:09:18

Re: Referendariat nicht bestanden- Alternativen

Beitrag von kecks »

qchn hat geschrieben:ohne zum Fredthema was sagen zu wollen, stimme ich der Kritik an der Rhetorik in unserem sogenannten meritokratischen System, das systemische Diskriminierung zu Ergebnissen privater Entscheidung umlabelt, um Machtanspruch einer Untergruppe weiterin zu sichern, vollumfänglich zu.
yesyesyes.

Drops
Beiträge: 1501
Registriert: 22.09.2008, 20:39:26
Wohnort: RLP

Re: Referendariat nicht bestanden- Alternativen

Beitrag von Drops »

Ich warte noch auf die versprochenen Alternativen, wie sie mir der Threadtitel suggeriert.

dreistein
Beiträge: 216
Registriert: 02.06.2016, 23:38:49

Re: Referendariat nicht bestanden- Alternativen

Beitrag von dreistein »

Teacherlove hat geschrieben:Ach ich bin also ein Versager in Ihren Augen.
Im Bezug auf das Referendariat ja, denn hier ist das Versagen anscheinend offiziell festgestellt worden.
Teacherlove hat geschrieben:Ominöserweise klappt alles- nur das Referendariat nicht.
Sie mögen ein ausgezeichneter Anstreicher, Jurist oder Physiotherapeut sein, das kann ich nicht beurteilen und stelle es daher auch nicht infrage. Es geht, ausweislich des Thementitels "Referendariat nicht bestanden", nur darum, dass die Feststellung der Nichteignung für den Schuldienst wegen persönlicher, fachlicher, pädagogischer oder didaktischer Unzulänglichkeiten zustandekommt und nicht, weil sich alle gegen Sie verschworen haben.
Teacherlove hat geschrieben:Ich war ein 3,0er Kandidat (Vornoten) [...] mir zwei Jahre lang erzählt wurde, ich wäre im "guten" Bereich und zack- auf einmal war ich mit 3,0 und 3,3 vorbenotet
Diese Noten sind doch "okay". Ist es nicht das, was die Note "befriedigend" ausdrückt – die Anforderungen, die man an den Kandidaten stellt, werden befriedigt, die Leistungsanforderungen "im Allgemeinen" erfüllt? Die nächstbessere Note, "gut", bedeutet bereits, dass die Leistung den Erwartungen "in vollem Umfang" entspricht. Mehr kann man ja eigentlich nicht verlangen, zumal man damit sicher über dem Durchschnitt ist. Die Note "sehr gut" (entspricht den Leistungen "in besonderem Maße") ist eine Ausnahmebenotung, die eben für besondere Leistungen vergeben wird.
Teacherlove hat geschrieben:FERN!!!universität
Ich weiß, es ist ein bisschen fies, aber aufgrund Ihrer Zeichensetzung, Ihres Schreibstils und Ihrer Argumentationsweise überrascht es mich nicht, dass es eine "FERN!!!universität" ist.

Teacherlove
Beiträge: 48
Registriert: 15.07.2014, 21:09:43

Re: Referendariat nicht bestanden- Alternativen

Beitrag von Teacherlove »

dreistein hat geschrieben:Es geht, ausweislich des Thementitels "Referendariat nicht bestanden", nur darum, dass die Feststellung der Nichteignung für den Schuldienst wegen persönlicher, fachlicher, pädagogischer oder didaktischer Unzulänglichkeiten zustandekommt und nicht, weil sich alle gegen Sie verschworen haben.
Schon mal was von Fehlurteilen gehört? Selbst Richter haben schon Fehler gemacht und sogar Unschuldige in den Knast gebracht... (und nein, ich meine nicht mich damit). Aber ich merke schon, Sie sind komplett obrigkeitshörig, immer treu dem Dienstherrn nach, so will es das System.

Antworten