Referendariat nicht bestanden- Alternativen

Abbruch des Ref? Durchgefallen - was dann?
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dreistein
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Re: Referendariat nicht bestanden- Alternativen

Beitrag von dreistein »

Wenn deine Freizeit dir doch auch wichtiger wäre, als dass du hier Spekulationen und Unterstellungen verzapfst! (Aufgrund der fehlerhaften Zeichensetzung habe ich darüber hinaus die Vermutung, dass du hier unter mehreren Benutzernamen schreibst – z. B. als "Teacherlove" ...?)

dreistein
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Re: Referendariat nicht bestanden- Alternativen

Beitrag von dreistein »

Zara4 hat geschrieben:geisteswirtschaft.de/publikation-der-agentur-fur-arbeit-arbeitsfelder-fur-geisteswissenschaftler-alternativen-fur-lehrer/
Die Broschüre, die sich hinter diesem Link verbirgt, mag zwar nicht ganz aktuell sein (von 2012), aber sie bestätigt mal wieder, was (nicht nur für Geisteswissenschaftler) zutrifft: Bildung schützt am besten vor Arbeitslosigkeit. Die Arbeitslosenquote für Menschen mit Hochschulabschluss liegt seit Jahren bei etwa 2,6 Prozent, das entspricht beinahe Vollbeschäftigung und liegt sogar noch unter den Werten der allgemeinen Arbeitslosenquote in den prosperierendsten Landkreisen Bayerns und Baden-Württembergs.

Demgegenüber stehen die Aussagen mancher Forumsteilnehmer, das 1. Staatsexamen sei "nichts wert" und man täte sich schwer, eine Stelle zu finden. Meine These: Wenn jemand das Referendariat nicht bestanden hat, lag es vielleicht an einer unerträglichen Persönlichkeit, an Unzuverlässigkeit, Organisationsschwäche, schlechter fachlicher Qualifikation oder anderen Dingen, die nicht nur im Referendariat, sondern auch in den meisten anderen Bereichen Aussschlusskriterien darstellen.

Stark
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Re: Referendariat nicht bestanden- Alternativen

Beitrag von Stark »

Ich habe das Herumgezicke jetzt übersprungen, deshalb habe ich vielleicht übersehen, dass das Folgende schon gesagt wurde:

Jemand der (v.a. Geistes- und Gesellschaftswissenschaften) auf Lehramt studiert, ohne sich in Form von außerschulischen Praktika, Zusatzqualifikationen etc. ein zweites Standbein zu schaffen, ist durchaus auch selbst daran schuld, wenn sein 1. Staatsexamen "nichts wert" ist.
Es wird doch keiner ernsthaft glauben, dass jemand mit einem Magister oder einem M.A. in Sprach- oder Literaturwissenschaften und Geschichte super einfach einen Job bekommt, während der Deutsch-/Geschichtslehrer keine Chance auf einen Job außerhalb des Schuldienstes hat.
Gerade in diesen Bereichen zählt das Bewerberprofil und die individuellen Erfahrungen so viel, dass die Art des Abschlusses relativ egal sein dürfte.
Wer natürlich naiv nur scheuklappenmäßig das Staatsexamen und die spätere Planstelle im Visier hatte, darf sich dann nicht wundern, wenn es danach schwierig wird.

Denn: Natürlich kann man vorher schlecht wissen, ob man für den Lehrberuf geeignet ist. Selbst wenn es noch mehr Praktika gäbe, würde man die eigentliche Realität des Berufs erst im Ref wirklich kennenlernen, mit den spezifischen Anforderungen und dem spezifischen Druck. Das ist aber dich in jedem anderen Job ebenso. Wer will schon beurteilen, ob er ein beliebiges Volontariat oder irgendeine Stelle in der sog. "freien Wirtschaft" wirklich zu 100% meistern würde, wenn er nicht echte Beurfserfahrung (jenseits kurzer Praktika) in diesem Gebiet hat. Deshalb ist es meiner Meinung auch kein Ausdruck des Versagens, wenn man das Ref nicht packt bzw. nach Bestehen des 2. Staatsexamens keinen Fuß mehr in die Schule setzen möchte.
Es ist aber eine Illusion, dass mit einer "Öffnung" des Studienabschlusses alles besser wäre. Und es ist ganz klar eine Folge der eigenen Naivität und Kurzsichtigkeit, wenn man dann keine anderen Optionen hat, weil man sich zu sehr auf diesen einen Weg eingeschossen hat.

Nedyar
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Re: Referendariat nicht bestanden- Alternativen

Beitrag von Nedyar »

Irgendwer wies ja die Tage nochmal auf den DQR (Deutschen Qualifizierungsrahmen) hin, da ist der M.ED auf Stufe 7 gleichgestellt mit diversen anderen Masterstudiengängen. Man hat also einen gleichwertigen Masterabschluss (formal), der ja auch zur Promotion verhilft.

Ich kann nur aus meiner subjektiven Sicht (Ref selber abgebrochen) berichten: Ich habe direkt im Anschluss eine Beschäftigung gefunden (befristet) und auf meine zweite Bewerbungsphase etliche Zusagen zu Vorstellungsgesprächen und sogar MEHRERE Jobzusagen bekommen. Und an dieser Stelle bin ich bei meinem Vorredner: Wichtig ist, zu schauen, wo man Fuß fassen kann, das hilft ungemein. Es gibt so viele Bereiche, in denen Geisteswissenschaftler (1. Stex) arbeiten können, auch ohne Ref. Nur muss man sich unheimlich viel informieren und "stöbern". Ich habe im letzten Jahr gefühlt jeden Tag 2-3 Stunden mit "Job- und Werdegangrecherche" verbracht.

Es gibt unheimlich viele Nischen und Möglichkeiten; Man muss diese aber finden und einfach auch mal Dreist sein. Ich habe mich auch auf Stellen beworben, wo ganz andere Qualifikationen gefragt waren. Die Personaler und/oder Vorgesetzten wissen ja teilweise selber nicht, welche Art von Quereinsteiger es gibt. Und wenn sie dann eine Bewerbung dort liegen haben; laden Sie ggf auch "fachfremde" ein.

Kurzfassung: Nur Mut, einfach drauf losbewerben.

Feuerkopf
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Re: Referendariat nicht bestanden- Alternativen

Beitrag von Feuerkopf »

dreistein hat geschrieben:Ähm, ja ... wenn jemand den Abschluss nicht schafft, hat er versagt und ist per definitionem ein Versager. Ich zitiere Homer Simpson: "Der Versuch ist der erste Schritt zum Versagen."

Im Übrigen sind die, die es nicht schaffen, ein kleiner (vermutlich deutlich einstelliger) Prozentsatz der Schlechtesten, der Bodensatz der Personen mit erstem Staatsexamen gewissermaßen. Die Hürden, mit der Note "ausreichend" zu bestehen, sind wirklich nicht hoch. Man darf in der Regel bloß kein (fachlicher, didaktischer oder pädagogischer) Totalausfall sein.
Das ist ja mal echter Schwachsinn, der mich an der pädagogischen Eignung zweifeln lässt und zwar nicht an meiner, sondern an deiner! Jemanden, der das Referendariat aus welchen Gründen auch immer nicht schafft, als Bodensatz zu bezeichnen lässt erschreckend tief blicken.

Ich habe meinen VD abgebrochen. Ohne die Prüfung überhaupt zu versuchen. Aus ausbildungsfachlichen Gründen. Nun ist es aber so, dass ich sowohl fachlich als auch didaktisch und pädagogisch echt was auf dem Kasten habe, was mir auch von meinen Ausbildern bestätigt wurde. Dennoch hätte ich die Prüfung nicht schaffen können. Das liegt daran, dass ich für mich während des VD festgestellt habe, dass mir das Unterrichten von Großgruppen, also Klassengemeinschaften, so gar nicht liegt. Ich schaffe es nicht, die Kinder zu motivieren, ich kann den Überblick nicht behalten und auch die Planung gelingt mir nicht für alle Kinder. Aber im Förderunterricht mit wenigen Kindern, da blühe ich auf. Jedes Kind in meinem Förderunterricht hat sich auch dann auf die Stunde gefreut, wenn sie Freitags in der 5. stattfand, wenn die Klassenkameraden nach Hause gingen. Die Kinder haben gelernt und in der Planung war alles super.

Da mir die Förderung von Kindern sehr am Herzen liegt, bin ich im System Schule schlicht und ergreifend falsch gewesen. Das habe ich festgestellt und habe die entsprechenden Konsequenzen gezogen.

Weiterhin habe ich mich jetzt zu einem Masterstudiengang "integrative Lerntherapie" eingeschrieben, ich arbeite also darauf hin, in etwa 2 Jahren als Lerntherapeutin genau das zu machen, was mir am Herzen liegt und wo ich die Kompetenzen, die ich im VD erworben habe nutzen kann. Und wo ich zudem Qualitäten in fachlicher, didaktischer und pädagogischer Hinsicht brauche.

Ich wäre also sehr sehr vorsichtig damit, Menschen, die den VD nicht bestehen als "Bodensatz" zu bezeichnen.
dreistein hat geschrieben:Wir leben in einer Leistungsgesellschaft, nicht in einer Hängemattengesellschaft. Diesem Umstand verdanken wir unseren hohen Entwicklungsstand und dem Wohlstand, den breite Teile der Bevölkerung genießen.
Ich kann den Begriff "Leistungsgesellschaft" nicht mehr hören. Es ist wirklich schlimm: Diejenigen, die besonders viel leisten (Erzieher, Lehrer, Altenpfleger, Müllmänner...) die also körperlich und seelisch viel einbringen, werden am schlechtesten bezahlt. Leistung ist also in dieser "Leistungsgesellschaft" im Grunde nix wert. Wertvoll ist allerdings heiße Luft ablassen und Menschen das blaue vom Himmel zu versprechen. Menschen, die so arbeiten bekommen meist ein erstaunliches Gehalt.

Aber ich will jetzt auch nicht alle Politiker, Manager etc. über einen Kamm scheren. Auch da gibt es Menschen, die verdammt viel leisten und bei denen das Gehalt durchaus der Leistung entspricht. Aber im Großen und Ganzen ist das eben nicht der Fall und insofern führt sich die "Leistungsgesellschaft" meiner Ansicht nach selbst ad absurdum...

kecks
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Re: Referendariat nicht bestanden- Alternativen

Beitrag von kecks »

sorry, aber politiker leisten unglaublich viel. lauf mal einen tag oder auch ne woche hinter einem her, z.b. als praktikant. das ist ein unglaublicher stressjob, der zudem auch nicht annähernd (!!) so gut bezahlt wird wie ein spitzenmanager.

vorurteile sind nicht zielführend.

zudem versteh ich nicht, wie man didaktisch und pädagogisch was draufhaben kann, aber keine klasse motiviert bekommt?! das widerspricht sich. vielleicht hast du in sachen kleingruppenunterricht/einzelförderung was auf dem kasten. das zu beurteilen ist aber nicht sache des referendariats, da es darum im ref/in der schule nun mal nicht primär geht.

schön, dass du den job gefunden hast, der zu dir passt!

MarlboroMan84
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Re: Referendariat nicht bestanden- Alternativen

Beitrag von MarlboroMan84 »

Feuerkopf hat geschrieben:Nun ist es aber so, dass ich sowohl fachlich als auch didaktisch und pädagogisch echt was auf dem Kasten habe,

(...)
dass mir das Unterrichten von Großgruppen, also Klassengemeinschaften, so gar nicht liegt. Ich schaffe es nicht, die Kinder zu motivieren, ich kann den Überblick nicht behalten und auch die Planung gelingt mir nicht für alle Kinder.

Sei mir nicht böse, aber das widerspricht sich.
Feuerkopf hat geschrieben: Es ist wirklich schlimm: Diejenigen, die besonders viel leisten (Erzieher, Lehrer, Altenpfleger, Müllmänner...) die also körperlich und seelisch viel einbringen, werden am schlechtesten bezahlt.
Erzieher und Lehrer verdienen nicht wenig, sondern eigentlich relativ gut. Verbeamtete Lehrer verdienen als Berufsanfänger effektiv soviel wie Angestellte mit einem äquivalenten Gehalt von 50-60000 EUR p.a.. Das ist für einen akademischen Berufsanfänger schon sehr viel.

Für die Ausbildung die notwendig ist, verdienen Erzieher auch nicht wenig, sondern die liegen auch relativ zügig bei knapp 40 000 EUR Brutto p.a.

Altenpfleger und Müllmänner ist eine andere Sache, aber das ist so eine typische Tätigkeit, die hauptsächlich körperlich ist. Und das ist schon immer so gewesen, dass körperliche Tätigkeiten weniger gut bezahlt werden als Tätigkeiten, für die eine längere oder fordernde Ausbildung erforderlich ist.

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