Mit dem Master of Education an eine Privatschule

Abbruch des Ref? Durchgefallen - was dann?
DerDenker
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Re: Mit dem Master of Education an eine Privatschule

Beitrag von DerDenker »

Okay alles klar. Die Differenzierungen sind mir schon klar, ich wollte nur darauf hinweisen, was ich damit meine. Scheint bisher zumindest durchweg negativ zu sein, eure Erfahrungen als Privatschullehrer. Ich bin mal gespannt, wie ich das so empfinden werde. Wie gesagt, Geld und Verbeamtung sollten in meinen Augen garkein Grund sein, Lehrer zu werden. Von den Leuten, die so denken, sitzen schon viel zu viele bereits mit in meinen Vorlesungen.

chilipaprika
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Re: Mit dem Master of Education an eine Privatschule

Beitrag von chilipaprika »

Es gibt einen Unterschied zwischen "Verbeamtung um jeden Preis und großes Geld" und "gescheit leben können und vom Arbeitgeber nicht vera... werden".
Denn schließlich verdient der Kollege eben mehr, nur, weil er seine Ausbildung fertig hat.

Abgesehen davon: auf KollegInnen, die glauben, dass sie keine Ausbildung brauchen, weil sie eh schon so toll sind, können viele Kollegien verzichten...

DerDenker
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Re: Mit dem Master of Education an eine Privatschule

Beitrag von DerDenker »

ich bin nur frustriert von der Ausbildung an der Universität, das werden hier wohl fast alle bestätigen, dass nahezu 98% des Studieninhaltes nicht in der Schule anwendbar sind (besonders im Grundschullehramt), selbst das ach so "Didaktische". Deshalb meine Übergeneralisierung. Für mich zählt der Mensch mit seinen Fähigkeiten und nicht irgendwelche Scheine. Wir kennen alle viele Lehrer MIT 2. Staatsexamen, die sofort aus dem Dienst entlassen werden müssten und viele tolle engagierte Lehrer, die nicht mal ein Studium haben.

Revisor
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Re: Mit dem Master of Education an eine Privatschule

Beitrag von Revisor »

DerDenker hat geschrieben:Wir kennen alle viele Lehrer MIT 2. Staatsexamen, die sofort aus dem Dienst entlassen werden müssten und viele tolle engagierte Lehrer, die nicht mal ein Studium haben.
DerDenker hat geschrieben:das werden hier wohl fast alle bestätigen, dass nahezu 98% des Studieninhaltes nicht in der Schule anwendbar sind
DerDenker hat geschrieben: Ich finde, wenn man im Sozialsektor arbeitet, darf man nicht wegen dem Geld arbeiten.

Allgemeinplätze wie diese gehören ja nun zum Repertoir jeder guten Diskussion über Schule und Lehrer. Meine persönliche Meinung dazu, als Referendarsbetreuer und (gewerkschaftlich engagierter) Kollege:

Ich kann es nicht mehr hören.

Genau diese sozialromantisch-naive Sicht, welche die Befähigung zum Lehrberuf - fraglos einen der schönsten und komplexesten Berufe, die es gibt - als eine Art charismatische Gnadengabe begreift, die nicht erlernbar ist und durch die man nur ausserhalb des "Systems" befruchtet werden kann, verhindert eine wirkliche Professionalisierung und bringt Lehrerinnen und Lehrer hervor, die nach einigen Berufsjahren nicht nur tief verunsichert und überfordert sind, sondern auch ein wunderbares Melkvieh für jeden Arbeitgeber oder Dienstherren abgeben.

Dass die universitäre Ausbildung nicht passgenau auf den Beruf vorbereitet: Geschenkt. Das ist überall so und nicht ihre Aufgabe, dafür gibt es Ausbildungen und die FH.
Dass man in Verein, Ehrenamt und Sport wunderbare Erfolgserlebnisse in Jugend- und Bildungsarbeit haben kann: Auch geschenkt. Die Aufgabe der Schule lässt sich damit nur eingeschränkt vergleichen.


Dennoch, lieber Denker, kenne ich dich nicht und habe keinen Grund, dir nicht alles gute zu wünschen!

DerDenker
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Re: Mit dem Master of Education an eine Privatschule

Beitrag von DerDenker »

Lieber Revisor,

danke für deinen tollen ausdifferenzierten Beitrag! Du hast Recht, ich bin wohl leider im Studentenleid wieder ein wenig vom Thema abgekommen. Trotzdem halte ich daran fest, dass es Leute gibt, die ein wenig für den Beruf berufen sind und deshalb diesen auch ausüben sollten.

Aber jetzt bitte wieder back to Topic: Gibt es hier noch Privatschullehrer? Oder kennt noch Jemand einen Lehrer an einer privaten Schule, sodass er uns aus seiner Erfahrung berichten kann? Dafür wäre ich sehr dankbar.

In dem Sinne
Gute Nacht
DerDenker

Fränzy
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Re: Mit dem Master of Education an eine Privatschule

Beitrag von Fränzy »

Na, wir kennen alle gute und weniger gute Lehrer mit 2 Examen, wie auch gute und weniger gute Lehrer ohne (z.B. Refs und Praktikanten). Das ist aber doch kein Grund das Ref nicht zu machen. Ganz deutlich: Mach das! Das alleine ist die Eintrittskarte zur Beschäftigung als Lehrer, egal an was für einer Schule. Du wirst dich doch nicht zu schlechten Konditionen anstellen lassen wollen.

Dein Lebenslauf in Ehren, aber das ist bei Anstellung nachrangig (jedenfalls ohne Examen). DAs Geschlecht darf offiziell nicht einmal ein Grund sein. Auch ist es nicht so ungewöhnlich, dass Studierende bereits arbeiten. Ich hatte mit 25 auch schon drei Jahre Berufserfahrung im Juze und 7 Jahre in der Jugendreisebranche. So außergewöhnlich ist das nicht.

Dein Lebenslauf darf im übrigen nicht vier Seiten lang sein (max.2). Kürze ihn und verwende eine Vorlage für Berufserfahrene (mit vier Spalten z.B.). Ist aber mit 24 immer noch seltsam. Mit 24 kann man auch nicht von 10 Jahren Berufserfahrung sprechen, das macht dich lächerlich. Sorry, ein Job mit 14-18 ist ein JOB, aber mehr nicht. Auch Studierende haben in der Regel Jobs, ich auch, der im Juze. Erst im Aufbaustudiengang hatte ich einen Beruf, Arbeit - da hatte ich meine beiden Stex.
שָׁלוֹם

Feuerkopf
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Re: Mit dem Master of Education an eine Privatschule

Beitrag von Feuerkopf »

DerDenker hat geschrieben:Ich finde, wenn man im Sozialsektor arbeitet, darf man nicht wegen dem Geld arbeiten.
Falsch. Man darf nirgendwo wegen DEM Geld arbeiten. Höchstens wegen DES GeldES. Und natürlich arbeitet man wegen des Geldes. Wieso sonst? Aus Mildtätigkeit? Die bezahlt mir jedenfalls nicht meine Rechnungen... WIE VIEL Geld, das ist natürlich wieder eine ganz andere Frage, die vor allem mit den persönlichen Lebensvorstellungen zusammenhängt.
Aber gut, das nur am Rande.

Das Ref ist eine beschissene Zeit für etwa 80% der Reffis. (Diese Zahl ist grob geschätzt, sie kann also sowohl nach oben als auch nach unten abweichen.) Aber genau da lernst du, was es heißt, ein richtiger Lehrer zu sein, denn wie du schon schriebst, das Studium hat dich ungefähr gar nicht darauf vorbereitet. Und auch wenn du während des gesamten Studiums freiwillig an einer Schule gearbeitet hättest, wage ich zu bezweifeln, dass du auch nur ansatzweise einen Einblick in das TATSÄCHLICHE Leben eines Lehrers erhalten hast, der mit 0 Erfahrung startet.

Ob als Ref oder ohne Ref an einer Privatschule, eines ist sicher: Du hast KEINE Erfahrung in Sachen Unterrichtsplanung, Classroom-Management (gut, das durchaus schon eher durch diverse mögliche Jobs) oder auch Elternarbeit (gut auch hier möglicherweise durchaus begrenzte Erfahrungen). Du hast keinen Fundus an Material und Methoden.

Der Grund, wieso das Ref in vielen Fällen so bescheiden ist, liegt nicht zwangsläufig an den anderen (dem bösen Seminar, den lernunwilligen Kindern, den überheblichen Kollegen, die keinen Rat von einem Neuling frisch von der Uni annehmen wollen, oder den lästigen Eltern) sondern das Problem liegt vor allem in mangelnder Erfahrung und im Druck bezüglich der Abschlussnote. Die anderen Menschen kommen zum Teil sicherlich erschwerend hinzu.

Im Ref hast du aber sowohl die Möglichkeit, als auch die Pflicht, dich auszuprobieren, Erfahrungen zu machen, Fehler zu machen und dich zu entwickeln. Die Zeit zwischen Ende des Studiums und Anfang des Refs dann zu nutzen um als Vertretungslehrer schon mal reinzuschnuppern mag sich gut anhören, mag auch für einige gut funktionieren, aber ich kann mir vorstellen, dass es grundsätzlich für eben diese Menschen extrem schwer ist, ohne Mentoren, die sich um einen kümmern. Aber das ist ja nur Vertretungsweise...

DU willst aber gleich, mit deiner langjährigen Berufserfahrung (als was auch immer) als Lehrer einsteigen. Da wird dann allerdings keiner sein, der dich an die Hand nimmt, denn da wird von dir schlicht erwartet, dass du deinen Job beherrschst und ihn entsprechend gut machst.

Natürlich KANN das funktionieren. Ist aber der sicherlich härtere Weg - nicht nur für dich, auch für die Zwerge, die vermutlich darunter leiden.

Und mit deiner Art von "Ich bin erst 24, habe aber schon 10 Jahre Berufserfahrung" machst du dich ja auch nicht gerade sympathisch, wie hier bereits angeklungen ist. An einer Schule wirst du mit so etwas unter Garantie eher auf die Nase fallen. Denn dann erwartet man von dir auch ohne 2. StEx, dass du die Arbeit da locker flockig wuppst....

Just my 2 cent.

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