Keine Wertschätzung während des Refs

Du hast positive Erfahrungen mit dem Referendariat? Du hast es endlich geschafft und weißt nun, dass sich das Durchhalten gelohnt hat? Erzähl davon!
Maximer
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Re: Keine Wertschätzung während des Refs

Beitrag von Maximer »

Löwenherz hat geschrieben:Na ja, "die ganze Ausbildung" ist ja nicht "verhunzt" wegen einer Verlängerung. Es gibt immer wieder Kandidaten, denen einen Verlängerung wirklich gut tut, die diese für sich nutzen und mit Bestnoten abschließen (hat mir zu Beginn meines Refs ein SL erzählt, der immer wieder Leute in der Verlängerung zugewiesen bekommt). An denen bleibt- Verlängerung hin oder her- kein Makel hängen, entscheidend ist, was sie daraus gemacht haben.
Dass eine Verlängerung in wenigen Fällen schon auch Sinn machen kann, habe ich nicht in Frage gestellt. Das mit den Bestnoten habe ich schon häufiger gehört (ich kenne selbst einen Fall), da war aber die Verlängerung dem schon erwähnten Schulleiter zuzuschreiben, der scheinbar als Hobby gerne nebenbei Referendare wegen Kleinigkeiten verlängert.

Ich halte davon nichts, genauso wenig halte ich vom Sitzenbleiben in der Schule; ich glaube nicht, dass das im Großen und Ganzen was zum Positiven wendet. Wenn ich drüber nachdenke, was so eine Verlängerung bedeutet, weiß ich nicht, ob ich das gepackt hätte. Du bist plötzlich außen vor, hängst in irgend einer Zwischenwelt herum, gehörst nicht mehr dazu und der Druck verzehnfacht sich. Immerhin können sie dich einfach rausschmeißen, wenn sie der Meinung sind, dass man dir weiterhin keinen eigenverantwortlichen Unterricht zutrauen kann. Solch eine "Sonderbehandlung" wünsche ich keinem.

Maximer

Löwenherz
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Re: Keine Wertschätzung während des Refs

Beitrag von Löwenherz »

Es geht aber eben nicht um "im Großen und Ganzen" sondern um den einen Einzelfall, für den das der richtige Weg war und der/die ohne die Möglichkeit der Verlängerung (oder des Wiederholens in der Schule) am Ende womöglich einfach "aussortiert" worden wäre. Die sind es wert und für die ist das keine blöde Sonderbehandlung sondern am Ende eine echte Chance.

Maximer
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Re: Keine Wertschätzung während des Refs

Beitrag von Maximer »

Löwenherz hat geschrieben:Es geht aber eben nicht um "im Großen und Ganzen" sondern um den einen Einzelfall, für den das der richtige Weg war und der/die ohne die Möglichkeit der Verlängerung (oder des Wiederholens in der Schule) am Ende womöglich einfach "aussortiert" worden wäre. Die sind es wert und für die ist das keine blöde Sonderbehandlung sondern am Ende eine echte Chance.
Ja, da kann man geteilter Meinung sein. Ich glaube nicht, dass es eine Chance ist, mir erscheint es mehr so, als ob es eine Strafe wäre, wenn jemand nicht recht spurt. Ich kenne zwei Verlängerer und bei beiden weiß keiner so recht, warum sie eigentlich verlängert wurden. Der eine hatte ein hervorragendes 1. Staatsexamen und reichlich Unterrichtserfahrung mit ins Ref gebracht. Da steckt man nicht drin.

Maximer

Löwenherz
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Re: Keine Wertschätzung während des Refs

Beitrag von Löwenherz »

Die Noten im 1.Staatsexamen sagen nichts darüber aus, wie gut jemand imstande ist, das im eigenen Unterricht praktisch umzusetzen, was er/sie theoretisch beherrscht. Unspezifische, unangeleitete Unterrichtserfahrung vor dem Ref ist nicht zu vergleichen mit den Anforderungen im Ref. So ein Kandidat hat dann womöglich einige Erfahrung in Klassenführung gesammelt, aber eben nicht gelernt, wie man vernünfitgen Unterricht plant. Wenn er/sie jetzt noch wie du meint, dass die eigene Vorerfahrung ihn/sie für den eigenständigen UNterricht direkt prädestinieren würde, kommt noch ein gerüttelt Maß Beratungsresistenz dazu und der Kandidat hat sich seine Verlängerung ehrlich verdient..

Keiner von uns sitzt im Unterricht der anderen oder weiß, wie diese sich in anschließenden Reflektionen oder Beratungen darstellen. Im Regelfall wird einem nicht nur böse mitgespielt im Ref, so dass man davon ausgehen sollte, dass die Mehrheit derjenigen in der Verlängerung dort auch aus gutem Grund ist. Mit etwas grundständiger Selbstkritik ist den meisten in der Verlängerung auch klar, warum sie da gelandet sind, was ihrem Unterricht noch fehlte. Wirklich dramatisch finde ich es dann viel eher, wenn Leute, die so reflektiert sind ihre eigenen Schwächen zu sehen und die bereit sind daran zu arbeiten für ihren Wunschberuf dennoch auch in der Verlängerung scheitern weil sie vielleicht einfach nur etwas mehr Zeit zum Üben und Lernen bräuchten. Das will ich mir gar nicht ausmalen, was das erstmal für diese Anwärter bedeutet.

Maximer
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Re: Keine Wertschätzung während des Refs

Beitrag von Maximer »

Löwenherz hat geschrieben:Wirklich dramatisch finde ich es dann viel eher, wenn Leute, die so reflektiert sind ihre eigenen Schwächen zu sehen und die bereit sind daran zu arbeiten für ihren Wunschberuf dennoch auch in der Verlängerung scheitern weil sie vielleicht einfach nur etwas mehr Zeit zum Üben und Lernen bräuchten. Das will ich mir gar nicht ausmalen, was das erstmal für diese Anwärter bedeutet.
Und genau deshalb halte ich nichts davon, Leute um ihre Chance zu bringen, überhaupt an Prüfungen teilnehmen zu können. Wer ein Studium schafft und das große Praktikum studienbegleitend erfolgreich durchlaufen hat, sollte normalerweise auch das Recht haben, zum 2. Staatsexamen anzutreten. Ist ja auch so. Nur wird das Recht hier ziemlich gebogen und was ein schwerwiegenderer Grund ist, steht auch nirgends definiert, sondern hängt im Zweifel von den Beurteilungen einiger weniger Personen ab. Da kann ein einflussreicher Schulleiter schon reichen.

Jetzt konterst du bestimmt wieder damit, dass das Einzelfälle seien. Das bestreite ich nicht, aber jeder Fall ist einer zu viel. Das ist mein Standpunkt. Jeder Schüler darf/muss bei schwerwiegenden Problemen die Schule wechseln und woanders einen Neustart probieren, der Referendar - wenn es knüppeldick kommt - aber nicht. Wenn du im falschen Topf landest, wirst du halt gekocht. Pech gehabt. So ist das Leben. Neeee, ich kann mich damit irgendwie nicht anfreunden.

Maximer

schotti
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Re: Keine Wertschätzung während des Refs

Beitrag von schotti »

Löwenherz hat geschrieben: Keiner von uns sitzt im Unterricht der anderen oder weiß, wie diese sich in anschließenden Reflektionen oder Beratungen darstellen. Im Regelfall wird einem nicht nur böse mitgespielt im Ref, so dass man davon ausgehen sollte, dass die Mehrheit derjenigen in der Verlängerung dort auch aus gutem Grund ist.
Bei uns gab es Unterrichtsbesuche (Niedersachsen), in denen das Seminar hospitiert und anschließend auch eine Reflexion vorgeführt wird. Dabei konnte man schon erahnen, wer Probleme haben wird und häufig lag man damit auch richtig. Es war also meistens nachvollziehbar.

Allerdings gab es tatsächlich auch ganz klare Fälle, in denen schlechter Unterricht gezeigt wurde, die Fachleiter diese Referendare jedoch lediglich aufgrund von persönlicher Sympathie über den grünen Klee gelobt haben. Möglich ist quasi alles, es gibt ja schließlich keine objektive Kontrolle von außerhalb.

salome77
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Re: Keine Wertschätzung während des Refs

Beitrag von salome77 »

Ich glaube, dass viele diese Erfahrungen im Referendariat machen.
Mir ging es ähnlich. Von den Schülern und Schülerinnen habe ich viel Zuspruch erhalten und sie waren auch sehr traurig, als ich meine Ausbildungsschule verlassen habe.

Von meiner Schulleitung und meinen Mentoren kann ich das nur eingeschränkt behaupten. Obwohl ich bei vielen außerschulischen Veranstaltungen mitgeholfen habe und mich für meine Fächer engagiert habe, da für mich dies selbstverständlich war und immer noch ist, wurde mir vorgeworfen, ich würde mich nicht genug engagieren. Noch schlimmer war es aber, dass ich es wagte, Verbesserungsvorschläge zu machen. Da wurde ich gefragt, ob ich meinen Platz in der Schulhierarchie nicht kennen würde. Ich war wahrscheinlich einfach zu alt für das Referendariat, da ich vorher schon mehrere Jahre an der Uni gearbeitet hatte. Dementsprechend ist auch meine Schulleiterbeurteilung ausgefallen. Aber auch so war allgemein das Klima der Schule, auch der "fertigen" Kollegen untereinander extrem hierarchisch, rücksichtslos und wenig kollegial.

Ich arbeite nun schon mehrere Jahre im Schuldienst und konnte feststellen, dass ich jetzt an einer Schule bin, wo Engagement von Mitarbeitern, egal welchen Standes, geschätzt wird und dazu ermuntert wird. Ebenso ist das Klima zwischen allen, sowohl Schülern und Lehrern und der Kollegen untereinander sehr wertschätzend. Und nach meinen negativen Erfahrungen schätze ich meine jetzige Schule umso mehr.

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