UBs aus einer anderen Perspektive

[Sarah R*]

Hallo,

mein 2. Staatsexaen (1,5-jähriges Ref in NRW) ist nun auch schon 2 Jahre her, seitdem arbeite ich als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Uni und promoviere. Obgleich ich mich selbst nach dem Ref als "etwas geschädigt" bezeichnen würde, insbesondere, da ich Anforderungen der FL zum Teil zu viel, zum Teil obskur empfand, habe ich mich meinem Promotionsthema gestellt und habe LAAs in ihrem Ref begleitet. Ich habe einige LAAs gefunden, die ich im 1., 3. und 5. UB videographieren durfte und analysiere nun deren Entwicklung. So weit zum Setting...

Was ich vor einem Jahr nicht gedacht hätte - ich sehe die Rückmeldungen meiner FL nun unter einem ganz anderen Licht. Ich habe gesehen, wie andere LAA die gleichen "Fehler" machten, wie ich sie tat - habe das ein oder andere Mal gedacht "Was tut die da?!", nur um dann im nächsten Moment zu denken "ach du schande, das hast du genauso gemacht". Wie oft habe ich mich gefragt, warum zur Hölle ich Kinderfragen und Themenwünschen so ernsthaft nachgehen sollte und sie als Ausgangspunkt meiner Zielsetzung, Methodenwahl usw nehmen soll. Viel mehr hielt ich das für didaktischen Hokuspokus, zumindest aber fern von "Unterrichtsalltag".
Dabei muss ich sagen - das ist nur ein Punkt, über den ich nun ganz anders denke. Sicherlich halte ich auch heute nicht alles für gerechtfertigt, was mir vor 3-4 Jahren "um die Ohren geschleudert wurde", aber ich sehe es nun relativer, weniger als persönlichen Angriff.

Ich kann wirklich nur empfehlen, sich Unterricht mal auf Video anzusehen. Es muss natürlich Unterricht von einer Person sein, mit der man in keinem Ausbildungs-/Mentorenverhältnis steht (dann ist man viel zu involviert). Und wenn es Probleme mit dem Datenschutz gibt: Selbst das an der Kamera stehen und den Unterricht zu beobachten, hat mir viele Dinge "offenbart"...

LG

[Rayanne]

Toller Beitrag! Ein Perspektivwechsel ist wirklich wichtig und hilfreich! Nur dass einem im Ref natürlich so viel um die Ohren fliegt, dass es manchmal einfach nicht möglich ist.
Die kleinere, schnellere und datenschutzrechtlich leichtere Variante ist, dass man einen Kollegen in den Unterricht hinein nimmt, der gezielt auf einige Dinge achten soll. Der Kollege sieht oftmals so viel, wofür man selbst blind geworden ist.
Und die Situation ist natürlicher, als wenn der Seminarlehrer hinten drin sitzt, der Noten gibt.

[Sarah R*]

Nur dass einem im Ref natürlich so viel um die Ohren fliegt, dass es manchmal einfach nicht möglich ist.

Da geb ich dir absolut recht, ich hätte dafür den Kopf auch nicht frei gehabt. Aber im Nachhinein... sehr erhellend!

[möööp]

Hallo Sarah, kannst du uns verraten, welches Equipment man braucht, wo und wie man es am Besten platziert und was man rechtlich beachten muss?

[Fränzy]

Du müsstes theoretisch alle Eltern (minderjährige Schüler) bzw. bei Volljährigkeit diese selbst unterschreiben lassen, dass Du sie filmen darfst. In dem Schreiben sollte der Zweck drin stehen und dass es nicht veröffentlicht wird.

Du brauchst eine Videokamera auf Stativ, noch besser, eine weitere Person filmt. Weiteres brauchst Du nicht. Falls Du schneiden willst, empfehle ich dir Adobe Premiere Elements.

[möööp]

Danke Fränzy. Ich möchte einfach nur mal sehen, wie ich wirke, wenn ich vor einer Klasse stehe und unterrichte. Wie ich gehe, stehe, gestikuliere etc.

[Zitronenfalter]

Danke Fränzy. Ich möchte einfach nur mal sehen, wie ich wirke, wenn ich vor einer Klasse stehe und unterrichte. Wie ich gehe, stehe, gestikuliere etc.

Lass es aber nicht in einen Akt der Selbstzerfleischung ausarten. Schau das Video mit einer Vertrauensperson an und versuche Dich auf 2 (!!!) Beobachtungsaufgaben zu konzentrieren.Sonst stellst Du nachher alles und jedes infrage. Geht schon los mit der eigenen Stimme, die aufgenommen ganz anders klingt als in Deiner Wahrnehmung.

Ansonsten ist das eine sehr gute Sache.

Gruß
Zitro