... wohl doch eher mit genügend Abstand, kleineren und größeren Erfolgen, Unterstützung durch Kollegen, positiven Rückmeldungen... und der Erfahrung, dass man an seinen Aufgaben wächst.
Lass' Dir Zeit, versuch nicht alles auf einmal runterzuschlucken, sondern verschaff' Dir ab und zu ein paar schöne Erlebnisse. Und ansonsten:
Sei traurig, wenn Du traurig bist
und steh nicht stets vor Deiner Seele Posten!
Den Kopf, der Dir ans Herz gewachsen ist
Wird' s schon nicht kosten.
ERICH KÄSTNER
Gruß von einer Deutschlehrerin ohne Chance auf Lebenszeitverbeamtung
historikerin74
Referendariat "verdauen"
-
- Beiträge: 144
- Registriert: 17.02.2012, 21:37:15
Re: Referendariat "verdauen"
Auch von mir herzlichen Glückwunsch zum Bestehen des Examens! Du hast es geschafft! Und das ist doch positiv! Du kannst auch woanders unterrichten, wenn dir die normale Schule ein Graus geworden ist. Es gibt so viele Möglichkeiten.
Deinen Frust kann ich sehr gut verstehen, habe Ähnliches durch. Und ich kenne auch viele andere Referendare, die am Stock gingen und immer noch gehen. Insgesamt betrachtet ist diese Ausbildung sehr demotivierend und schreckt viele Neulinge ab.
Es war ja erst kürzlich wieder in den Medien, wie schlecht die Lehrer- Ausbildung doch ist. In der GEW- Zeitung stand so sinngemäß, man solle doch motivierte Menschen fördern und unterstützen und keine demotivierten oder kranken Seelen heranziehen. Ja, dummerweise quasseln alle immer nur davon, ohne dass mal was passiert.
Deinen Frust kann ich sehr gut verstehen, habe Ähnliches durch. Und ich kenne auch viele andere Referendare, die am Stock gingen und immer noch gehen. Insgesamt betrachtet ist diese Ausbildung sehr demotivierend und schreckt viele Neulinge ab.
Es war ja erst kürzlich wieder in den Medien, wie schlecht die Lehrer- Ausbildung doch ist. In der GEW- Zeitung stand so sinngemäß, man solle doch motivierte Menschen fördern und unterstützen und keine demotivierten oder kranken Seelen heranziehen. Ja, dummerweise quasseln alle immer nur davon, ohne dass mal was passiert.
Re: Referendariat "verdauen"
Tranquillitas hat geschrieben:. Das Ref hat mir insgesamt betrachtet die Lust am Unterrichten genommen. Auch das Selbstvertrauen, vor einer Klasse zu stehen, das ich zu Beginn durchaus hatte, ist irgendwie abhanden gekommen.
T.
das trifft den nagel auf den kopf!
ist bei mir genauso...
Re: Referendariat "verdauen"
Dazu fällt mir nur der Spruch ein:desperate hat geschrieben:das trifft den nagel auf den kopf!Tranquillitas hat geschrieben:. Das Ref hat mir insgesamt betrachtet die Lust am Unterrichten genommen. Auch das Selbstvertrauen, vor einer Klasse zu stehen, das ich zu Beginn durchaus hatte, ist irgendwie abhanden gekommen.
ist bei mir genauso...
"Lehrjahre sind keine Herrenjahre."
Re: Referendariat "verdauen"
Ich glaube du meintes "Lehrerjahre".steve63 hat geschrieben:"Lehrjahre sind keine Herrenjahre."
Instant Human - just add coffee.
Re: Referendariat "verdauen"
Hallo, bin letztes Jahr im Januar fertig geworden und sofort mit voller Stelle an die nächste Schule.
Der Anfang war schwer, traute mir nichts zu, hatte dauernd das Gefühl der Fachleiter und die Seminarleiter sitzen mir auf der Schulter und kritisieren. Immer wenns Probleme gab, habe ich sofort meinen Unterricht in Frage gestellt und es war klar - wenns nicht läuft bin ich dran schuld.
Außerdem hatte ich unheimliche Schwierigkeiten mit der Vorbereitung. Man ist ja gewöhnt, in die Stundenvorbereitung viel viel viel Zeit zu investieren. Das geht mit voller Stelle einfach nicht. So war ich dauernd unzufrieden mit meinen nur halb vorbereiteten Stunden.
Dazu kam der Stress, hier ein Wandertag, da ne Klassenfahrt, Mobbing in der eigenen Klasse, Elterngespräche, endlose sinnlose Konferenzen, Korrekuren bis der Arzt kommt, dann "übergab" man mir den Frankreichaustausch. Hurra!
Klingt alles grauenhaft, aber jetzt es gibt doch 2 gute Nachrichten:
1. Der Stress aus dem Ref bleibt. Aber es ist ein anderer Stress. Allein das GEfühl, dass man jetzt die Tür hinter sich zu macht, und keiner kommt hinterher, guckt sich ne Stunde an und meckert rum - wahnsinnig gut!!!
2. JEtzt, nach einem Jahr, habe ich gewisse Routinen entwickelt. Die Unterrichtsplanung läuft besser, einige Themen hatte ich schon mal, das geht schnell von der Hand. Grundsätzlich schmeiße ich um 8 alles hin. Zur Not mach ich ne Übungsstunde - den Schülern gefällts, einfach mal stupide Lücken ausfüllen, nicht groß denken.... Das kommt aber immer seltener vor. Ich kann Schüler besser einschätzen, kann differenzieren: Sind die Schüler heute faul oder war der Einstieg scheiße? Beim Korrigieren werde ich sicherer und spare dadurch Zeit. Und vor allem: Ich lerne grade, wieder zu akzeptieren, dass ich nie perfekt war und es nie sein werde. Bin ne stinknormale Lehrerin, die mal gute, mal weniger gute Stunden gibt. Außerdem kann ich mittlerweile auch Lob wieder annehmen. Bisher habe ich mich hauptsächlich auf das Negative konzentriert, Schüler, die einen nicht leiden können, die sich beschweren, Eltern die meckern, etc. Jetzt führe ich mir auch mal gezielt positive Rückmeldungen vor Augen wenn ich wieder in ein Zwischentief gerate - sei es die 13er, die sich für unsere Abschluss-Lektüre bedankt haben, weil sie ihnen sehr gut gefallen hat, sei es die 5t-Klässlerin, die mir einen Brief zum Abschied geschrieben hat, weil ihr mein Unterricht immer viel Spaß gemacht hat.
Kurz und gut - nach dem Ref ist der Kampf noch nicht vorbei, aber es lohnt sich immer mehr!
Wünsche dir viel Erfolg auf deinem Weg!
Der Anfang war schwer, traute mir nichts zu, hatte dauernd das Gefühl der Fachleiter und die Seminarleiter sitzen mir auf der Schulter und kritisieren. Immer wenns Probleme gab, habe ich sofort meinen Unterricht in Frage gestellt und es war klar - wenns nicht läuft bin ich dran schuld.
Außerdem hatte ich unheimliche Schwierigkeiten mit der Vorbereitung. Man ist ja gewöhnt, in die Stundenvorbereitung viel viel viel Zeit zu investieren. Das geht mit voller Stelle einfach nicht. So war ich dauernd unzufrieden mit meinen nur halb vorbereiteten Stunden.
Dazu kam der Stress, hier ein Wandertag, da ne Klassenfahrt, Mobbing in der eigenen Klasse, Elterngespräche, endlose sinnlose Konferenzen, Korrekuren bis der Arzt kommt, dann "übergab" man mir den Frankreichaustausch. Hurra!
Klingt alles grauenhaft, aber jetzt es gibt doch 2 gute Nachrichten:
1. Der Stress aus dem Ref bleibt. Aber es ist ein anderer Stress. Allein das GEfühl, dass man jetzt die Tür hinter sich zu macht, und keiner kommt hinterher, guckt sich ne Stunde an und meckert rum - wahnsinnig gut!!!
2. JEtzt, nach einem Jahr, habe ich gewisse Routinen entwickelt. Die Unterrichtsplanung läuft besser, einige Themen hatte ich schon mal, das geht schnell von der Hand. Grundsätzlich schmeiße ich um 8 alles hin. Zur Not mach ich ne Übungsstunde - den Schülern gefällts, einfach mal stupide Lücken ausfüllen, nicht groß denken.... Das kommt aber immer seltener vor. Ich kann Schüler besser einschätzen, kann differenzieren: Sind die Schüler heute faul oder war der Einstieg scheiße? Beim Korrigieren werde ich sicherer und spare dadurch Zeit. Und vor allem: Ich lerne grade, wieder zu akzeptieren, dass ich nie perfekt war und es nie sein werde. Bin ne stinknormale Lehrerin, die mal gute, mal weniger gute Stunden gibt. Außerdem kann ich mittlerweile auch Lob wieder annehmen. Bisher habe ich mich hauptsächlich auf das Negative konzentriert, Schüler, die einen nicht leiden können, die sich beschweren, Eltern die meckern, etc. Jetzt führe ich mir auch mal gezielt positive Rückmeldungen vor Augen wenn ich wieder in ein Zwischentief gerate - sei es die 13er, die sich für unsere Abschluss-Lektüre bedankt haben, weil sie ihnen sehr gut gefallen hat, sei es die 5t-Klässlerin, die mir einen Brief zum Abschied geschrieben hat, weil ihr mein Unterricht immer viel Spaß gemacht hat.
Kurz und gut - nach dem Ref ist der Kampf noch nicht vorbei, aber es lohnt sich immer mehr!
Wünsche dir viel Erfolg auf deinem Weg!