woher soll ich wissen, wie die Leute es dort machen, wenn das ganze Prozedere dermaßen intransparent abläuft, dass ich nicht die geringste Chance habe, mir ein Urteil zu bilden, wie es dort abläuft?Rittersport hat geschrieben:Das mit dem Obstlersäufer kann man sich echt sparen, es gibt im KM auch Leute, die ihren Job ordentlich erledigen. Oder glaubst du ernsthaft, die machen das aus reinem Sadismus?
ich habe ja nicht einmal die Telefonnummer oder die Dienststelle des jeweiligen Sachbearbeiters erfahren, um nachfragen zu können. ich habe erst am letzten Tag vor den Ferien meinen Einsatzort erfahren, und zwar nicht durch das Kultusministerium selbst, sondern nur durch ein dürres Fax, das man der Schulleitung geschickt hatte und das mir als Kopie weitergereicht worden ist.
und das alles, nachdem seltsamerweise meine Seminarschule schon seit vierzehn Tagen wusste, dass sie einen angeforderten Referendar im Einsatzjahr nicht bekommt. man wusste also schon länger, wie es aussieht. warum wurde es mir nicht rechtzeitig mitgeteilt?
ich weiß nicht, mit wem ich es zu tun habe, ich habe keine Begründung erhalten, warum ich ausgerechnet nach Niederbayern musste, und ich weiß bis heute noch nicht, warum man mir das erst am letzten Tag mitgeteilt hat, als ich meine Ferien schon längst organisiert hatte und nicht damit rechnen konnte, dass ich so weit weg versetzt werde.
ok, vielleicht haben tatsächlich schwerwiegende Gründe im Ministerium all das verhindert und auch verhindert, dass man mich rechtzeitig informiert. aber all das hätte sich in einem Telefonat oder wenigstens einem persönlich an mich gerichteten und persönlich formulierten Schreiben klären lassen. dann hätte ich sicher sein können, dass dort niemand Obstler trinkt, sondern dass gute Arbeit gemacht wird.
aber so, wie es gelaufen ist, habe ich absolut keinen Einblick, so dass ich deine Aussage, dort würde gute Arbeit gemacht, auch nur für ein Gerücht halten muss.
die Informationspolitik des Kultusministeriums gegenüber seinen Untergebenen trägt also nicht geringe Schuld daran, dass man den dortigen Mitarbeitern mit einem großen Maß an Mißtrauen begegnet und ihnen Inkompetenz oder bösen Willen vorwirft.
ganz abgesehen davon, dass ich bei erwachsenen Menschen mit durchschnittlicher Lebenserfahrung davon ausgehen muss, dass sie die Konsequenzen ihres Tuns abschätzen können. auch die betreffenden Mitarbeiter in der Dienststelle, die die Referendare sonstwohin verschickt, müssen also wissen, dass sie sich damit nur unbeliebt machen und den Zorn der Referendare auf sich ziehen.
diesen Zorn könnten sie durch eine ganz normale Kommunikation deutlich abmildern oder verhindern, wenn sie einfach nur mit den Leuten, die sie herumschicken, in Kontakt treten würden. kostet es denn wirklich die Welt, den Menschen persönlich eine Mitteilung mit einer kurzen Begründung zu schicken? oder ihnen vielleicht einen Kompromiss anzubieten, z.B. wenn Schwaben nicht geht, dann vielleicht westliches Oberbayern?
vielleicht ist das alles unmöglich, vielleicht, aber das kann ich ja schließlich nicht wissen. und dass man mir nicht die Möglichkeit gibt, dies in Erfahrung zu bringen, kann ja nur bedeuten, dass niemand im Ministerium daran interessiert ist, mich und andere davon zu überzeugen, dass gute Arbeit geleistet wird. also stört es doch wohl auch keinen, wenn sich Gerüchte über Obstlertrinker verbreiten, oder wie soll ich mir sonst erklären, dass niemand diesen Gerüchten durch belegbare und erfragbare Informationen entgegentritt?
da hast du nicht ganz recht, denn die beiden Aspekte kann man nicht so einfach trennen. das System läuft nicht unabhängig von seinen Mitgliedern, und es ist auch abhängig von ihren Befindlichkeiten.Rittersport hat geschrieben: Letztlich sind wir Teil eines großen Systems, das sich zuerst versucht am Laufen zu halten und DANACH an die Befindlichkeiten seiner Mitglieder denkt, was an sich auch in Ordnung ist.
ich kenne z.B. einige potentielle Quereinsteiger aus Mangelfächern, die aus genau den Gründen, über die ich mich hier aufgeregt habe, nämlich die vollkommen intransparenten und willkürlich erscheinenden Versetzungen, auf das Referendariat verzichtet haben. und ich kenne einige Leute mit erstem oder zweitem Staatsexamen, die auf eine Karriere im Lehramt aus denselben Gründen verzichtet und andere Berufe ergriffen haben oder an Privatschulen ausgewichen sind.
dem System fehlen demnach einige Lehrer, und damit läuft es weniger gut. hätte man hier an die Befindlichkeiten der potentiellen Mitarbeiter gedacht und sie berücksichtigt, würden diese Lehrer den Mangelfächern nicht fehlen. das System hat sich also selbst geschadet, und das kann nicht in Ordnung sein.
angesichts dieser Verhältnisse finde ich das Gejammer um die fehlenden Lehrer in den Mangelfächern, das ich schon am ersten Tag im Seminar zu hören gekriegt habe, schlichtweg verlogen.
wer hat denn solche hellseherischen Fähigkeiten, dass er daran denkt, dass das Unternehmen, bei dem er später mal arbeiten wird, eine derart miese Kommunikation von oben nach unten aufweist?Rittersport hat geschrieben: Aber das sollte man eigentlich spätestens zu Beginn des Studiums gewusst haben.
ich habe schon in anderen Unternehmen gearbeitet und nirgendwo so wenig Sensibilität für die Befindlichkeiten der Mitarbeiter gesehen wie beim Staat. damit habe ich wirklich nicht gerechnet, ich hatte es nur für das übliche Gejammer gehalten, das man in jeder Branche zu hören kriegt.