Hochbegabte Kollegen

Diskussion zu pädagogischen Themen aller Art
krabappel
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Re: Hochbegabte Kollegen

Beitrag von krabappel »

Fränzy hat geschrieben: War das jetzt eine gute Entscheidung? Würdet ihr das machen? Bzw. wie würdet ihr reagieren, wenn das jemand erzählt? Gut finden?
Ich würde mir keine Gedanken weiter darum machen, weil ich die Person ja kenne, so wie sie ist und die Höhe des IQ ändert ja nichts daran, wie ich denjenigen wahrnehme. Vielleicht nachfragen, was das für die Person selbst bedeutet, ist ja irgendwo auch ganz interessant, denn irgendwann muss ja mal jemand auf die Idee gekommen sein, das testen zu lassen.

Bis auf Humor vielleicht, der mag mit dem IQ korrelieren, fiele mir auch kein Persönlichkeitsmerkmal ein, das mit Intelligenz zusammenhinge. Ob jemand sozial kompetent ist, zufrieden und selbstsicher hängt in erster Linie von seinen frühkindlichen sicheren Bindungen ab, die er erfahren hat, unabhängig davon, wie schlau die Familie ist.
Zuletzt geändert von krabappel am 25.04.2016, 17:48:41, insgesamt 1-mal geändert.

Fränzy
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Re: Hochbegabte Kollegen

Beitrag von Fränzy »

Danke für die ganzen Rückmeldungen, die zum Teil auch sehr offen waren. Ich bin ganz berührt und ich würde es mich noch nicht einmal hier in der Anonymität des Forums trauen.

Ich möchte die Antworten erst einmal sacken lassen. Morgen treffe ich den Kollegen wieder, vermute ich.
שָׁלוֹם

krabappel
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Re: Hochbegabte Kollegen

Beitrag von krabappel »

Die letzten beiden Abschnitte in meinem vorigen Post sind nicht von mir!! Keine Ahnung, was da schiefgelaufen ist.

Ich habe sie daher gelöscht.

Falls du mich falsch verstanden haben solltest, Fränzy: Ich nehm die Menschen, wie sie sind und interessiere mich nicht für Intelligenzquotienten oder psychologische Gutachten. Es sei denn, es beschäftigt die Leute selber, dann frage ich SIE SELBST.

CatherineDuquesne
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Re: Hochbegabte Kollegen

Beitrag von CatherineDuquesne »

Gerade gelesen.

Es ist ein großer Vertrauensbeweis, aber ich würde da jetzt kein Fass aufmachen. Dass man sich eventuell erst einmal unwohl fühlen könnte, ist verständlich bzw. normal. Aber ich habe auch schon festgestellt, dass bei Hochbegabten bzw. Hochintelligenten (ob die das auch per Test wären? Einer bestimmt...) alles sprichwörtlich nicht so heiß gegessen wird wie es gekocht wird. Das sind Menschen, manchmal zwar mit hoher Meinung von sich, aber ich sehe die mittlerweile nicht mehr als Menschen, vor denen ich besonders Respekt habe. Ist nicht abwertend oder überheblich gemeint, man muss nur mal hinter die Fassade gucken. Meine das so: Ich hab keinen übermäßigen Respekt, dass ich mich da wegducke. Da ist man auf gleicher Ebene. Passt.

Mir fällt dazu etwas ein:
Ob der Mann hochbegabt ist, das weiß ich nicht, ich vermute es aber aufgrund einiger Dinge:
Ein ehemals sehr guter Freund hat einen Doktortitel in Geschichte, Thema Weimarer Republik. Das Thema habe ich vergessen, aber das war etwas, bei dem sich ein "normaler" Historiker fragt: Äh, und wie kommt man jetzt darauf??? Bitte was?
Dann ist sein Deutsch sehr gut, und das in Wort und Schrift. Der Mann ist Brite.
Gelernt hat er das allerdings ohne fremde Hilfe, sondern mit Hilfe von Büchern aus der Weimarer Republik.
Er hat sich lange bemüht, eine Stelle an einer Uni zu bekommen, aber als Historiker kann man heute hochbegabt sein, wie man will. Hab noch irgendwann herausgefunden, dass er in TZ an einer Uni untergekommen ist.

Als ich ihn kennengelernt hatte, war ich Referendarin. Ich habe mir da gedacht: Weia, ein Dr. und das noch mit Auszeichnung! Wird der mich als "dumm" empfinden.

Er tat es nicht. Wir waren in vielen Dingen auf gleicher Ebene. Haben viel geredet, gelacht, stundenlang.
Der Titel war nie Thema bei uns. Auch wenn er doch gerne mal von sich als Dr. X sprach.

Dafür hatte er seine Baustellen, die man mit der Zeit herausgefunden hat. Er ist eigentlich letztendlich in vielen Dingen feige und zurückhaltend gewesen. Jetzt nicht so extrem, wie man das meinen mag. Oh, bei anderen Leuten hatte der das, was man mitunter Napoleon-Komplex nennen könnte (groß ist er nicht). Aber bei bestimmten Dingen ist er sehr zurückhaltend. Und er hat bis heute keinen Führerschein. Da ist er kläglich gescheitert. Mehrfach.

Seitdem sage ich mir: Oh, ein Dr.-Titel? Oh, intelligent? Auch nicht schlimm. ;)

Und mein Ex, der ist hochintelligent, dafür eiskalt.



Aber mal im Ernst: Ich hab keine "Angst" vor sehr intelligenten Leuten mehr und auch keine Berührungsängste. Man muss nämlich ab und an mal dahinter sehen.

Und anderweitig:
Ein sehr guter Freund von mir hat Hauptschulabschluss, dann ne Umschulung. Ist einer der intelligentesten Menschen, die ich kenne. Und der sagt bestimmt "knallhart", würde man ihn fragen: Ach, du bist Lehrerin? Mir doch egal! Und einbilden brauchst du dir da auch nix, tu das aber auch nicht. ;)
"Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren." B. Brecht

dreistein
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Re: Hochbegabte Kollegen

Beitrag von dreistein »

Ich finde es merkwürdig, wie hier über "Hochbegabte" gesprochen wird. Wenn man das IQ-Kriterium zugrundelegt (IQ > 130), gelten 2,2 % der Bevölkerung als hochbegabt.

Ein Lehrerkollegium ist aber in dieser Hinsicht keine repräsentative Stichprobe aus der Bevölkerung, weil der Zugang zum Lehrberuf (auch) nach Intelligenz selektiert, z. B. durch die vorausgesetzten Abschlüsse (Abitur, Staatsexamina).

In Deutschland haben etwa 8 % der Bevölkerung einen Universitätsabschluss; viele Lehrer dürften zu dieser Gruppe zählen. Damit ist ein IQ > 130 in einem Lehrerkollegium keine seltene Ausnahme, sondern kommt deutlich häufiger vor als in der Gesamtbevölkerung. In einem 100-köpfigen Kollegium würde ich schätzen, dass etwa 10-15 Personen dieses IQ-Kriterium erfüllen. Trotzdem sind das überwiegend ganz normale Menschen!

Für die Schüler (am Gymnasium) gilt das übrigens auch! Der IQ ist hochkorreliert mit der mittleren Note des Grundschulabgangszeugnisses, d. h. ein hoher IQ begünstigt es, später das Gymnasium zu besuchen.

Coder
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Re: Hochbegabte Kollegen

Beitrag von Coder »

meine Meinung dazu:
(Hoch)begabung ist sicher hilfreich, alleine nützt es aber nicht viel: relevant(er) - auf lange Sicht - ist fast immer die Fähigkeit zur Affektkontrolle.

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