Jako-o-Bildungsstudie

Diskussion zu pädagogischen Themen aller Art
Stark
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Jako-o-Bildungsstudie

Beitrag von Stark »

Heute gab es bei SZ online einen Artikel zu den Ergebnissen der Jako-o-Bildungsstudie:

http://www.sueddeutsche.de/bildung/jako ... -1.2123229

Interessant ist darin nach ElternLOB für die Arbeit der Lehrer aber folgender Satz:
Kritisch sehen sie, dass sie viele Aufgaben übernehmen müssen, die eigentlich die Schule leisten sollte.
Viele Eltern - und vor allem Mütter - unterstützen zu Hause die Schulbildung: Hausaufgabenbetreuung ist in fast allen Familien üblich, mitunter fungieren Mütter und Väter auch als Nachhilfelehrer.
Das ist quasi das Gegenstück zu unserer Klage, dass die Schule immer mehr (Erziehungs-)Aufgaben der Elternhäuser übernehmen muss.

Aus meiner Sicht als Gymnasiallehrer kann ich schon nachvollziehen, woher dieser Eindruck kommt. Viele Schüler schaffen es tatsächlich nur mit viel Hilfe und Nachhilfe zu Hause. Aber das liegt eben auch daran, dass viele Schüler gar nicht gymnasialtauglich sind und sich nur mit dieser Nachhilfe auf der Schulform halten können.
Wie sehen denn die Kollegen von Gesamt-, Real- und Hauptschulen das: Ist es ein schulisches Problem, dass viele Kinder Nachhilfe brauchen?

LatinaTeacharin
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Re: Jako-o-Bildungsstudie

Beitrag von LatinaTeacharin »

Es liegt ganz einfach daran, dass die Kollegen im Unterricht viel zu wenig (binnen-)differenziert arbeiten und auch zu wenig individuelle Förderung erfolgt. Würden sich die Lehrer endlich mal um jeden einzelnen Schüler richtig kümmern, dann bräuchten die Schüler keine Nachhilfe mehr.
Aber das liegt eben auch daran, dass viele Schüler gar nicht gymnasialtauglich sind und sich nur mit dieser Nachhilfe auf der Schulform halten können.
Wäre es da nicht die Lösung, eine Schulart für alle Schüler einzuführen?

Und bitte, streiche doch das Wort "gymnasialtauglich" aus deinem Vokabular. Also wirklich, einen solchen Begriff heutzutage noch zu verwenden... tsts... und das aus dem Mund eines Pädagogen.

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Nüchtern betrachtet gilt natürlich auch hier: Eine Studie bringt meist das Ergebnis, das derjenige haben möchte, der sie bezahlt bzw. in Auftrag gibt.
Und: die Rückseiten solcher Studien kann man wunderbar als Konzeptpapier verwenden... wahlweise auch als Klopapier.

Illi-Noize
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Re: Jako-o-Bildungsstudie

Beitrag von Illi-Noize »

Ich denke, dass man da differenzieren muss. Es gibt genügend "faule Säcke", die tun einfach nichts, und die werden dann halt zur Nachhilfe geschleppt. Bringt auch nichts, denn dann tun sie auch nicht(s) mehr ("Ich hatte gestern 2 Stunden Nachhilfe, da muss ich den Rest der Woche nichts mehr lernen, habe ja schon genügend gemacht.").

Für Schüler, die ein wenig langsamer sind und länger brauchen, bis sie was checken (siehe meine Fächer: Mathe und Rechnungswesen) kann Nachhilfe durchaus was bringen. Aber nur, wenn sie qualifiziert ist. Was ich da teilweise sehe ... da schreibe ich dann eiskalt "Reine Geldverschwendung, da stimmt hinten und vorne nichts" unter fehlerhafte Hausaufgaben, die mit / von der Nachhilfe gemacht worden sind.

Stark
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Re: Jako-o-Bildungsstudie

Beitrag von Stark »

LatinaTeacharin hat geschrieben:Es liegt ganz einfach daran, dass die Kollegen im Unterricht viel zu wenig (binnen-)differenziert arbeiten und auch zu wenig individuelle Förderung erfolgt. Würden sich die Lehrer endlich mal um jeden einzelnen Schüler richtig kümmern, dann bräuchten die Schüler keine Nachhilfe mehr.
Ich denke, hier greifst du zu kurz. Wichtig wäre auch, Kompetenzen zu definieren und dann entsprechend kompetenzorientiert zu unterrichten. Dies natürlich in Verbindung mit prozess-, projekt- und schülerorientierter Methodenauswahl, ganzheitlich selbstverständlich.

Fränzy
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Re: Jako-o-Bildungsstudie

Beitrag von Fränzy »

Letztlich liegt es sicher auch daran, dass Eltern (am Gymnasium?, ich kenne solche Eltern nicht) evtl. wenig Zutrauen in den Job der Lehrer haben, nämlich Vermittlung von Inhalten. Sie vertrauen auch ihren Kindern nicht. Deswegen setzen sie sich jeden Nachmittag hin und helfen mit.

Ich finde diese Überwachungsmentalität grauenhaft.
שָׁלוֹם

kecks
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Re: Jako-o-Bildungsstudie

Beitrag von kecks »

Stark hat geschrieben:
LatinaTeacharin hat geschrieben:Es liegt ganz einfach daran, dass die Kollegen im Unterricht viel zu wenig (binnen-)differenziert arbeiten und auch zu wenig individuelle Förderung erfolgt. Würden sich die Lehrer endlich mal um jeden einzelnen Schüler richtig kümmern, dann bräuchten die Schüler keine Nachhilfe mehr.
Ich denke, hier greifst du zu kurz. Wichtig wäre auch, Kompetenzen zu definieren und dann entsprechend kompetenzorientiert zu unterrichten. Dies natürlich in Verbindung mit prozess-, projekt- und schülerorientierter Methodenauswahl, ganzheitlich selbstverständlich.
...bullshit bingo, auf ein neues. biete für weitere felder: "inklusion", "kompetenzkompetenz" und "handlungsorientierung".

kecks
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Re: Jako-o-Bildungsstudie

Beitrag von kecks »

Fränzy hat geschrieben:Letztlich liegt es sicher auch daran, dass Eltern (am Gymnasium?, ich kenne solche Eltern nicht) evtl. wenig Zutrauen in den Job der Lehrer haben, nämlich Vermittlung von Inhalten. Sie vertrauen auch ihren Kindern nicht. Deswegen setzen sie sich jeden Nachmittag hin und helfen mit.

Ich finde diese Überwachungsmentalität grauenhaft.
leider hast du da grade was sehr wahres gesagt :!:

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