Neue Studie zu Jugendkriminalität

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KörperKlaus
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Re: Neue Studie zu Jugendkriminalität

Beitrag von KörperKlaus »

Warum z.B. in deutschen Jugengefängnissen mehr Delinquente mit Migrationshintergrund sind, als ohne solchen, obwohl es insgesamt in Deutschland mehr Jugendliche ohne Migrationshintergrund gibt, als mit, weiß ich nicht. Ich werde auch nicht spekulieren, warum das so ist, weil es hierfür mit Sicherheit vielfältige Gründe gibt.

Lapal: Mich schockt eigentlich eher die Naivität von Lehrern wie dir, die Studien einfach glauben, ohne diese zu Hinterfragen. Außerdem glaube ich nicht einfach Bediensteten in JVAs, sondern habe es mit eigenen Augen gesehen. Und das kann jeder, sofern er das denn will (da es aber nicht in das Weltbild von vielen passt, wollen sie das auch nicht sehen).

Um bei deinen Worten zu bleiben: "Es darf nicht sein, was nicht sein kann" ;-)

Fränzy
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Re: Neue Studie zu Jugendkriminalität

Beitrag von Fränzy »

KörperKlaus hat geschrieben:Die Studie basiert auf Befragungen von 3400 Jugendlichen. Toll. Und wie wurden diese Jugendlichen ausgewählt? Und woher weiß man, dass die Jugendlichen immer wahrheitsgetreu antworten?

Ich hatte über einen längeren Zeitraum direkten Kontakt zu einem Jugendgefängnis. Und da kann man alle angestellten Beamten und Mitarbeiter befragen oder sich selbst ein Bild machen und wird feststellen, dass mindestens drei Viertel der Inhaftierten einen Migrationshintergrund haben. Da kann man noch so viele Studien schönen, das ist trotzdem die Realität. Und wenn man dann noch bedenkt, dass es in Deutschland viel weniger Jugendliche mit Migrationshintergrund gibt, als solche ohne, spricht das prozentual gesehen schon eine eindeutige Sprache.
So, tut es das? Menschen mit Migrationshintergrund haben oft genug andere Risikofaktoren im Packen, für die die Migration allerdings nicht ursächlich ist. Dazu zählen Armut, unklarer Bleiberechtsstatus (z.B. keine Arbeitserlaubnis), beengte Wohnverhältnisse, Benachteiligung durch die Schule (ja, als Migrant muss man für die selbe Beurteilung mehr leisten), Bildungsferne des Elternhauses. Ein Kriminalist (BKA) erklärte mir einst, dass Personen deutscher Herkunft mit ähnlichem Packen genau so gefährdet sind, wie eben die Migranten.
שָׁלוֹם

Illi-Noize
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Re: Neue Studie zu Jugendkriminalität

Beitrag von Illi-Noize »

Ich finde, dass ihr beide recht habt, denn ihr interpretiert die Daten unterschiedlich.

Auf der einen Seite die reine Unterscheidung in "Migrant" und "nicht Migrant", auf der anderen Seite die Unterscheidung durch die Betrachtung von "weiteren Hintergründen ohne Beachtung vom 'Migrantenstatus'".

KörperKlaus
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Re: Neue Studie zu Jugendkriminalität

Beitrag von KörperKlaus »

Fränzi, das bezweifle ich ja auch gar nicht. Dass es viele Menschen mit Migrationshintergrund wesentlich schwerer haben, steht wohl außer Frage. Trotzdem ändert dies nichts an dem Faktum, dass überproportional viele davon straffällig werden.
Ich fühle mich nur von Studien, wie beispielsweise der verlinkten, gelinde gesagt veräppelt, weil die Realität eben eine ganz andere Sprache spricht.

Insofern denke ich, dass Illi-Noize die Sache auf den Punkt gebracht hat
Illi-Noize hat geschrieben:Ich finde, dass ihr beide recht habt, denn ihr interpretiert die Daten unterschiedlich.

Auf der einen Seite die reine Unterscheidung in "Migrant" und "nicht Migrant", auf der anderen Seite die Unterscheidung durch die Betrachtung von "weiteren Hintergründen ohne Beachtung vom 'Migrantenstatus'".

chilipaprika
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Re: Neue Studie zu Jugendkriminalität

Beitrag von chilipaprika »

nein, es werden nicht "überproportional" mehr Migranten straffällig als Nicht-Migranten.

Es werden (ohne jetzt die Studien und Theorien zu wälzen, deswegen hier nur die Behauptung nur aus der Erinnerung) überproportional mehr "Menschen aus sozial schwachen Schichten" straffällig.

und: es gibt - aus sehr unterschiedlichen Gründen, die in den allerallermeisten Fällen nichts mit Straffälligkeit zu tun haben - eine Korrelation zwischen "Migrationshintergrund" und "Armut" in Deutschland.
- Nicht-Anerkennung von Bildungsabschlüssen beim Zuzug nach Deutschland
- Sprachliche Probleme, die die Ausübung des erlernten Berufs erschweren
- kompletter Verlust des ganzen Vermögens beim Zuzug (Kriegs-, politischer oder Wirtschaftsflüchtling...)
- Diskriminierung auf dem Arbeitsmarkt
- Diskriminierung im Bildungswesen
...

chili

lapal
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Re: Neue Studie zu Jugendkriminalität

Beitrag von lapal »

KörperKlaus hat geschrieben:
Lapal: Mich schockt eigentlich eher die Naivität von Lehrern wie dir, die Studien einfach glauben, ohne diese zu Hinterfragen. Außerdem glaube ich nicht einfach Bediensteten in JVAs, sondern habe es mit eigenen Augen gesehen. Und das kann jeder, sofern er das denn will (da es aber nicht in das Weltbild von vielen passt, wollen sie das auch nicht sehen).

Um bei deinen Worten zu bleiben: "Es darf nicht sein, was nicht sein kann" ;-)
Ach komm, meinst du wirklich meine erfolgreiche Teilnahme an zig Veranstaltungen der Universität zum Themenkomplex Statistik lassen so eine pauschale Aussage zu? :lol:

Ich bin ein Mensch der Wissenschaft und alle subjektiven Erfahrungen sind halt nur subjektiv und genügen wissenschaftlichem Anspruch nicht. Aber dieses unreflektierte Übernehmen von Einzelerfahrungen als allgemein gültige Wahrheit ist ja heutzutage en vogue, wenn ich mir die ganzen Homoöpathen und Bachblütenwunderheiler anschaue.

Ich habe nur mehr Anspruch an eine universitäre Ausbildung.

KörperKlaus
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Re: Neue Studie zu Jugendkriminalität

Beitrag von KörperKlaus »

Deine schlüssigen Argumente haben mich absolut überzeugt. Und dein wissenschaftlicher Exkurs mit den Bachblüten ist genial. Keine weiteren Fragen :roll:

Ps: Trotz meiner Teilnahme an einer Vorlesung zum Themenkomplex höhere Mathematik bin ich immernoch eine mathematische Pfeife :lol: :wink:

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