Homophobe Petition gegen den Bildungsplan 2015 Ba-Wü

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Hauptschulpauker
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Re: Homophobe Petition gegen den Bildungsplan 2015 Ba-Wü

Beitrag von Hauptschulpauker »

Bevor man abfällige Bemerkungen macht, sollte man richtig lesen.
An diesem Brief gibt es oben links einen Link zur "5-Minuten-Info", die zum Brief gehört.

5-Minuten-Info:
Vielfalt gewinnt

Eine Online-Petition gegen den Bildungsplan in Baden-Württemberg sorgt für Wirbel in den Medien und im Internet. Rechte Kreise springen auf das Thema auf und hetzen gegen eine vermeintliche „Indoktrinierung“ und „Umerziehung“ der Jugendlichen im Ländle. Was steckt dahinter?

Die Petition „Kein Bildungsplan 2015 unter der Ideologie des Regenbogens“ wendet sich dagegen, dass in den fünf Leitprinzipien des Bildungsplans für Baden-Württemberg jeweils auch der Gesichtspunkt der Akzeptanz sexueller Vielfalt genannt wird. Sie befürchtet eine „pädagogische, moralische und ideologische Umerziehung an den allgemeinbildenden Schulen.“

In einer ersten Fassung des Appelltextes (hier dokumentiert), bezeichnet der Initiator der Petition die Bemühungen des Ministeriums als „strukturelle Gewalt“. Diese wurde von der Petitionsplattform Openpetition wegen diskriminierender Passagen abgelehnt. Aber auch in ihrer abgeschwächten Formulierung entbehren die Befürchtungen des Petenten jeglicher Grundlage. Die Petition fußt auf genau den Vorurteilen und Ressentiments, die durch den Bildungsplan überwunden werden sollen.

Unterzeichnen Sie unseren Eil-Appell für Vielfalt und Toleranz!

Warum findet sich Akzeptanz sexueller Vielfalt im Bildungsplan 2015 des Landes Baden-Württemberg?

Lesbische, schwule, bisexuelle und Transgender-Schüler/innen und -Studierende erfahren häufig Mobbing und Belästigungen. Darunter leiden ihre Leistungen, ihr Gesundheitszustand und ihr Wohlbefinden. Die Folge können ernsthafte Krisen und Schulabbruch sein. Die Schulbehörden in der gesamten EU widmen diesem beunruhigenden Phänomen nur wenig Aufmerksamkeit und, Lehrern fehlen oft die Sensibilität, Ausbildung und Instrumente zum Erkennen und zur wirksamen Inangriffnahme dieses Problems, wie der Bericht der EU-Grundrechteagentur über Homophobie und Ausgrenzung aufgrund der sexuellen Orientierung nachweist.

„Angst, Isolation und Diskriminierung sind bei homo-, trans- und intersexuellen Menschen weit verbreitet. Zwei Drittel von ihnen haben in der Schule ihre sexuelle Ausrichtung verborgen oder verheimlicht. Mindestens 60 Prozent von ihnen wurden in der Schule mit abwertenden Kommentaren bedacht oder begegneten dort negativem Verhalten, wie eine Umfrage der EU-Grundrechteagentur unter mehr als 90 000 Befragten in ganz Europa ergab. Diese Ergebnisse decken sich voll und ganz mit den Erfahrungen aus der Beratung der Antidiskriminierungsstelle des Bundes “, schreibt Christine Lüders, ehemalige Lehrerin und Leiterin der Beratungsstelle am 11. Januar in der Süddeutschen Zeitung. Weiter stellt sie fest: „Wenn Jugendliche erleben müssen, dass ihre sexuelle Orientierung nicht geduldet wird, erleben wir immer wieder massive psychische Probleme, massiven Leistungsabfall und damit verbundene Schwierigkeiten im weiteren Berufsleben.“

Das durch Homophobie vergiftete Klima an den Schulen macht für einzelne Jugendliche den Bildungserfolg unmöglich. Für alle macht es die Schule zu einem weniger offenen und toleranten Ort. Eine Schule ohne Angst und Diskriminierung ist für das Lernen und für den Start ins Leben die bessere Alternative.

Unterschreiben Sie hier für Vielfalt und Toleranz an unseren Schulen!

Was genau sieht der Bildungsplan vor?

Die Diskussion bezieht sich darauf, dass bei allen fünf Leitprinzipien des Planes (Berufliche Orientierung, Bildung für nachhaltige Entwicklung, Medienbildung, Prävention und Gesundheitsförderung, Verbraucherbildung) jeweils auch der Gesichtspunkt der Akzeptanz sexueller Vielfalt genannt wird.

Darunter fallen zum Beispiel folgende Lernziele:

Schülerinnen und Schüler haben einen vorurteilsfreien Umgang mit der eigenen und anderen sexuellen Identitäten; (S. 9)
Schülerinnen und Schüler entwickeln eine Sensibilität für Stereotype und können diese hinterfragen; (S. 9)
Schülerinnen und Schüler kennen die verschiedenen Formen des Zusammenlebens von/mit LSBTTI-Menschen und reflektieren die Begegnungen in einer sich wandelnden, globalisierten Welt.
klassische Familien, Regenbogenfamilien, Single, Paarbeziehung, Patchworkfamilien, Ein-Eltern-Familien, Großfamilien, Wahlfamilien ohne verwandtschaftliche Bande; (S. 12)
Schülerinnen und Schüler reflektieren die Darstellung von Geschlechterrollen und sexueller Vielfalt in Medien und Werbung und entwickeln eine Sensibilität für Stereotype; (S. 23)

Inwiefern ist die Petition homophob?

Der Initiator der Petition nennt Homosexualität als Ursache von Suizid und verdreht damit einen wichtigen Zusammenhang. Jugendliche bringen sich nicht um, weil sie schwul oder trans sind, sondern weil sie Gewalt und Ausgrenzung erfahren oder befürchten müssen.

Er bezeichnet sexuelle Orientierung als „Lebensstil“ und als Gegenstand einer möglichen „Umerziehung“. Tatsächlich kann sexuelle Orientierung weder an- noch aberzogen werden. Sie auszuleben ist keine Frage des Lebensstils, sondern ein Menschenrecht.

Das Grundgesetz sagt: „Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.“ Nach ständiger Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts erstreckt sich der Schutz vor Diskriminierung selbstverständlich auch auf homo-, bi- und transsexuelle Menschen.

Die Petition sieht im Bildungsplan eine „Überbetonung einzelner Gruppen und ihrer Interessen“. Damit verzerrt sie bewusst den Charakter des Bildungsplans. Dazu schreibt das Kultusministerium Baden-Württemberg: „Die Information über die Pluralität von Lebensentwürfen wie auch sexueller Ausrichtungen soll die Kinder und Jugendlichen darin bestärken, sich selbst, aber auch ihr Gegenüber mit Wertschätzung zu betrachten und so zu einer selbstbestimmten Persönlichkeit zu werden. Die Verankerung der genannten Aspekte ist also keine einseitige Berücksichtigung von Partikularinteressen. Sie ordnet sich vielmehr in den Kontext allgemeiner Erziehungsziele ein.“

Die Petition wird auf rechten Plattformen im Internet wie „Politically Incorrect“ intensiv beworben. Auch das ist ein deutliches Indiz für ihren Charakter.

Zeigen Sie, dass Vielfalt gewinnt!
Ich denke, dass dieses Niveau durchaus angemessen ist.

LatinaTeacharin
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Re: Homophobe Petition gegen den Bildungsplan 2015 Ba-Wü

Beitrag von LatinaTeacharin »

Der Brief ist und bleibt genauso eine populistische Maßnahme wie der Stein des Anstoßes, die Petition. Die "5-Minuten-Info" macht es nicht besser. Sie versucht zu informieren. Okay. Aber es ist und bleibt Populismus in Reinkultur, was hier gegen die Petition betrieben wird. Man hat von rechts einen Stein ins Wasser geworfen. Und jetzt fliegt von links einer nach. Und das soll dann Verteidigung auf angemessenem Niveau sein?

User65
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Re: Homophobe Petition gegen den Bildungsplan 2015 Ba-Wü

Beitrag von User65 »

Hauptschulpauker hat geschrieben:Tatsächlich kann sexuelle Orientierung weder an- noch aberzogen werden. Sie auszuleben ist keine Frage des Lebensstils, sondern ein Menschenrecht.
Sehr dümmlich formuliert. Tatsächlich ist eine sexuelle Orientierung kein Menschenrecht; sie wird vielmehr durch das positive Recht beschränkt. Und das ist auch gut so.

Richtig ist aber, dass Homosexuellen ihre Orientierung weder an- noch aberzogen werden kann. Deshalb darf es auch keine Diskrimminierung dieser Menschen geben. Ob ihnen aber ein gesellschaftlicher Entfaltungsraum vor der eigenen Haustür gegeben werden sollte, ist eine politische Frage, die ich eindeutig mit nein beantworte. Eine Erziehung, die darauf abzielt, dass Homo- und Heterosexualität als gesellschaftlich gleichwertig anzusehen sind, lehne ich jedenfalls ab.
LatinaTeacharin hat geschrieben:Man hat von rechts einen Stein ins Wasser geworfen. Und jetzt fliegt von links einer nach.
Von links kam der zweite Stein sicher nicht - eher von nicht so ganz weit rechts... :lol: (Nicht, dass noch jemand auf die Idee kommt, SPD und GRÜNE wären links. Am Ende wäre dann auch noch Norbert Blüm ein Linker...)
Man kann auch ohne Alkohol Spaß beim Feiern haben. Aber ich gehe auf Nummer sicher.

LatinaTeacharin
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Re: Homophobe Petition gegen den Bildungsplan 2015 Ba-Wü

Beitrag von LatinaTeacharin »

Okay - das Bild ist vielleicht ungeschickt gewählt gewesen, weil hier nicht politisch links und rechts gemeint waren, sondern nur die Tatsache intendiert war, dass sich hier unterschiedliche Meinungen diametral gegenüber stehen.
Eine Erziehung, die darauf abzielt, dass Homo- und Heterosexualität als gesellschaftlich gleichwertig anzusehen sind, lehne ich jedenfalls ab.
Ich lehne jede Art von Indoktrination ab.

Locher
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Re: Homophobe Petition gegen den Bildungsplan 2015 Ba-Wü

Beitrag von Locher »

User65 hat geschrieben:Eine Erziehung, die darauf abzielt, dass Homo- und Heterosexualität als gesellschaftlich gleichwertig anzusehen sind, lehne ich jedenfalls ab.
Warum?

Hubselzwerg
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Re: Homophobe Petition gegen den Bildungsplan 2015 Ba-Wü

Beitrag von Hubselzwerg »

Wie, warum? Ist doch klar:
Weil Heterosexuelle grundsätzlich feste Partnerschaften eingehen. Und den ehelichen Beischlaf ausschließlich zur Vermehrung vollziehen.

Homosexuelle bekommen nunmal keine Babys. Heteros immer.

(Darum wird ja auch die Ehe steuerlich berücksichtigt. Das Lotterleben von in wilder Ehe zusammenlebenden Paaren oder gar deren Bastarde jedoch nicht.)
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Locher
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Re: Homophobe Petition gegen den Bildungsplan 2015 Ba-Wü

Beitrag von Locher »

Ich wusste es. Angesichts der Überpopulation sollte es aber kein Problem sein, wenn Kinder adoptiert werden - nicht nur aus Afrika oder China, soll ja auch deutsche Kinder geben, die unter ungünstigen Umständen geboren wurden.

Ich sehe gerade, dass dein Beitrag nur ironisch gewesen sein kann. :D

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