Empfehlungsgespräche

Diskussion zu pädagogischen Themen aller Art
Fränzy
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Re: Empfehlungsgespräche

Beitrag von Fränzy »

Ich denke auch, dass es gut ist den Kindern ( und deren Eltern) etwas zuzutrauen. Denn nichts zugetraut zu bekommen, weil die Eltern zugewandert sind oder keine Akademiker, ist Gift und ein Motivationskiller. Und mancher Lehrer sieht nur noch seine Vorurteile bestaetigt. Und weiss oft gar nicht, dass er welche hat

Meine Lehrerin hat nach einem Jahr bemerkt, dass ich schon lesen und schreiben kann
Sowas gibts ja auch normalerweise bei Auslaendern nicht.

Fakt ist, dass ein Auslaenderkind (bewusst geschrieben) oder Arbeiterkind ungleich mehr leisten muss um die selbe Anerkennung durch den Lehrer zu bekommen, wie andere. Ich wars sowas von Leid!
שָׁלוֹם

ritesa
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Re: Empfehlungsgespräche

Beitrag von ritesa »

törtchen hat geschrieben: Aufs Gymnasium kommen natürlich nur meine guten Schüler, die auch von ihrem Sozial- und Arbeitsverhalten geeignet sind und bei denen auch die Eltern Unterstützung (bei Hausaufgaben, Lernen, usw.)geben.
Auf die Gesamtschule würde ich die Schüler schicken, die in einem Teilbereich eher schwächer sind ( auch LRS, Dyskakulie) oder von Lern- und Arbeitsverhalten (auch ADHS, ADS) nicht aufs Gymi passen oder nicht viel Rückhalt auf Seiten der Eltern haben.

So und schon hätte ich meine ganze Klasse unter. :|

Aber wenn schicke ich denn nun auf die Realschule :?: :?:

Habt ihr außer der stärkeren Berufsorientierung noch ein Argument FÜR die Realschule und gegen die Gesamtschule? Oder schicke ich die Kinder hin, die wenig bis gar nicht lernen und allgemein leistungsschwach sind und aus einer sozial schwachen Familie (keine Hausaufgabenhilfe, hohe Fehlzeiten, fehlende Arbeitsmaterialien,...) stammen ?

Nach welchen Kriterien geht ihr vor??

LG törtchen :mrgreen:
Somit bewertest du aber nicht die Unterstützung durch die Eltern, sondern die Leistung des Kindes, die auch durch (oder auf Grund fehlender) Unterstützung der Eltern zustandegekommen ist. Es ist sehr wichtig dass du dies klar trennst. Was zählt ist die Leistung, zu der natürlich das Arbeitsverhalten und der Leistungswillen beitragen. Auch eine diagnostizierte LRS o.ä. sollte nicht ausschlaggebend sein, sondern die Leistungen unter Herausrechnung dieser Aspekte.

Ein Kind kann mit miserablem Arbeitsverhalten und ohne jedwede Unterstützung der Eltern gute Leistungen haben - und andersrum. Das Sozialverhalten sollte wohl auch erstmal keine Rolle spielen für den Übertritt, solange es sich nicht in den Leistungen wiederspiegelt.
törtchen hat geschrieben:Dennoch spielt das Elternhaus eine enorme Rolle. Aber was mache ich mit Schülerin x, die zwei 5 im Zeugnis hat, weil sie nie lernt und die Schule daheim keine große Rolle spielt? Elternbriefe werden verschlampt und kommen selten zurück, Arbeitsmaterialien sind auch nach einem halben Jahr unvollständig. Das Kind fehlt öfters in der Schule, verpasst dadurch ne Menge Schulstoff, welche sie natürlich nicht selbstständig nachholt. Natürlich kann die Kleine nichts dazu. Und ich denke, wenn man sich mehr um ihre schulischen Leistungen kümmern würde, hätte das Kind bessere Noten. Es ist aber leider nicht so! Und sie allein hat nicht den Leistungswillen. (Was Fränzy durchaus hatte :!: )
Die Schülerin ist zu diesem Zeitpunkt aufgrund ihrer Leistungen nur für bestimmte weiterführende Schularten geeignet. Wenn du (oder jemand anders) der Meinung ist, dass sie mit der nötigen Unterstützung bessere Noten schreiben könnte, sollte man versuchen diese Unterstützung (= Förderung) für sie zu organisieren. Das ist der Weg, der beschriebenen sozialen Ungleichheit/Ungerechtigkeit entgegenzusteuern. Vielleicht gibt es ja auch eine Möglichkeit, die zukünftigen Lehrkräfte auf ein evtl. vorhandenes, aber nicht ausgeschöpftes Potential hinzuweisen?
Lieber befristet und glücklich als Planstelle und unglücklich.
Städtisches Gymnasium München - jetzt auch mit Planstelle.

krabappel
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Re: Empfehlungsgespräche

Beitrag von krabappel »

Habt zum Übergang kein schulisches Konzept oder wenigstens mal auf einer Konferenz darüber gesprochen?

Wenn ichs richtig sehe, ist der Hauptunterschied der, dass man an der IGS Abi machen kann, richtig? Orientierungsstufe, Differenzierung mit Kursen (bzw. abschlussbezogenen Klassen bei der koop. Realschule) sind gleich. Theoretisch ist ein Wechsel ans Gymi immer möglich, praktisch natürlich so gut wie nie.

Es handelt sich ja "nur" um eine Empfehlung, die Eltern können bei euch frei wählen, oder? Ich würde mir die Schulen angucken, die bei euch in Frage kommen und die empfehlen, die mir mehr zusagt. Gibts eine Realschule mit handfestem Schulprogramm, fähiger Schulleitung, netten Wahlpflichtkursen, sinnvoller Berufsorientierungsmaßnahmen, motivierter Homepage und gutem Sozialarbeiter? dann empfehle die Realschule. Ansonsten würd ich nur IGS empfehlen, wie kann ich wissen, ob Lieschen Müller nicht doch noch Abi machen wird.

Drops
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Re: Empfehlungsgespräche

Beitrag von Drops »

krabappel hat geschrieben: Wenn ichs richtig sehe, ist der Hauptunterschied der, dass man an der IGS Abi machen kann, richtig? Orientierungsstufe, Differenzierung mit Kursen (bzw. abschlussbezogenen Klassen bei der koop. Realschule) sind gleich. Theoretisch ist ein Wechsel ans Gymi immer möglich, praktisch natürlich so gut wie nie.
Das kommt auf die Schule an, Krabappel. Es gibt in RLP IGSen, die eine gymnasiale Oberstufe haben, jedoch sind dies nicht alle. Einige gehen nur bis zur 10.
Und es bedeutet auch nicht, dass man dann von der 10 automatisch seinen Übergang in die 11 bekommt; der Schüler muss eine bestimmte Anzahl von A-Kursen in bestimmten Fächern vorweisen, die mit besser als der Note 4 abgeschlossen wurden.
In der Praxis bedeutet dies ein Aussieben ohne Gleichen! Dramatisch wird's, wenn der Schüler im Halbjahreszeugnis der 10 von einem dringend benötigten A-Kurs wegen Minderleistungen in den B-Kurs abgestuft wird und somit seinen Übergang in die 11 nicht mehr schafft. Dann geht's ziemlich zur Sache...
Einziger Vorteil der Oberstufen-IGS: Die SuS haben die Möglichkeit, eine zweite Fremdsprache als Wahlpflichtfach zu belegen, um ihre Allgemeine Hochschulreife zu erlangen.

krabappel
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Re: Empfehlungsgespräche

Beitrag von krabappel »

Drops hat geschrieben: Einziger Vorteil der Oberstufen-IGS: Die SuS haben die Möglichkeit, eine zweite Fremdsprache als Wahlpflichtfach zu belegen, um ihre Allgemeine Hochschulreife zu erlangen.
An der Realschule doch auch? ohne 2. Fremdsprache ist ein Wechsel aufs Gym doch gar nicht möglich.
Drops hat geschrieben:Dramatisch wird's, wenn der Schüler im Halbjahreszeugnis der 10 von einem dringend benötigten A-Kurs wegen Minderleistungen in den B-Kurs abgestuft wird und somit seinen Übergang in die 11 nicht mehr schafft.
Naja, nach Klasse 10 fängt eben die Sek II an. Wer das nicht schafft, kann kein Abi machen.
Wer aber in der 5. auf die Realschule plus kommt wird kaum je einen Schulwechsel aufs Gymnasium vornehmen. Schon gar nicht das oben beschriebene Mädchen.

Welche Elternschaft schickt denn seine Kinder je auf die beiden Schulformen? (wenn wir mal beim "Soziale-Klassen-Schichtdenken" bleiben...).

Wenns um mein Kind bzw. einen "meiner" Schüler ginge würde ich jedenfalls die Schulen vor Ort vergleichen, unabhängig der gesetzlichen Bestimmungen.

Drops
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Re: Empfehlungsgespräche

Beitrag von Drops »

krabappel hat geschrieben:
Drops hat geschrieben: Einziger Vorteil der Oberstufen-IGS: Die SuS haben die Möglichkeit, eine zweite Fremdsprache als Wahlpflichtfach zu belegen, um ihre Allgemeine Hochschulreife zu erlangen.
An der Realschule doch auch? ohne 2. Fremdsprache ist ein Wechsel aufs Gym doch gar nicht möglich.
Du musst in RLP nicht unbedingt eine zweite Fremdsprache in der Sek I wählen. Fürs Gym benötigst Du diese jedoch, weshalb an den IGSen ab der 11 Anfängerkurse angeboten werden, am "normalen" Gym jedoch nicht.
Bedeutet, wer von der Realschule+ auf eine gymnasiale Oberstufe wechseln möchte, kommt dann eher auf eine IGS als an ein reines Gym, da es bei uns die Möglichkeit gibt, die 2. Fremdsprache noch zu belegen.
krabappel hat geschrieben:Wer aber in der 5. auf die Realschule plus kommt wird kaum je einen Schulwechsel aufs Gymnasium vornehmen.

Welche Elternschaft schickt denn seine Kinder je auf die beiden Schulformen? (wenn wir mal beim "Soziale-Klassen-Schichtdenken" bleiben...).
Da gibt es genügend Eltern, die dies tun. Sehr viele wechseln noch mal nach der 6. Klasse auf ein Gym, nach der 9. oder dann nach der 10. Klasse.
Wir sprechen hier aber dann von einem G9, nicht von G8. Auf ein G8 ist der Wechsel noch schwieriger und nervenaufreibender (für beide Seiten).
Mittlerweile stellen die SuS der Realschulen+ 2/3 unserer 11, nur 1/3 kommt von uns. Von Neuankömmlingen aus der R+ macht gut die Hälfte (!) die 11 noch mal. Du kannst Dir demnach vorstellen, wie wir tatsächlich aussieben.

krabappel
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Re: Empfehlungsgespräche

Beitrag von krabappel »

ich meinte, welche Schüler werden meistens eher auf die Realschule geschickt und welche eher auf die IGS? plakativ: wer hat die schwierigere, unmotiviertere Schülerschaft mit den unordentlichsten Heftern und wenigsten Teilnehmern beim Elternabend? :mrgreen:

Ich verstehe den Sinn der Realschule plus immer noch nicht. Welches andere Ziel als die IGS hat die denn?

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