Empfehlungsgespräche

Diskussion zu pädagogischen Themen aller Art
törtchen
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Empfehlungsgespräche

Beitrag von törtchen »

Hallo ihr Lieben,

meine schönen Weihnachtsferien durfte ich mit Zeugnissen, Werkstätten und Korrekturen verbringen. :oops: Nun stehen auch noch die Empfehlungsgespräche der Viertklässler an :twisted: . Auf den Empfehlungsschreiben hat man die Auswahl zwischen Realschule plus (arbeite in Rlp 8) ), Gesamtschule oder Gymnasium.
Aufs Gymnasium kommen natürlich nur meine guten Schüler, die auch von ihrem Sozial- und Arbeitsverhalten geeignet sind und bei denen auch die Eltern Unterstützung (bei Hausaufgaben, Lernen, usw.)geben.
Auf die Gesamtschule würde ich die Schüler schicken, die in einem Teilbereich eher schwächer sind ( auch LRS, Dyskakulie) oder von Lern- und Arbeitsverhalten (auch ADHS, ADS) nicht aufs Gymi passen oder nicht viel Rückhalt auf Seiten der Eltern haben.

So und schon hätte ich meine ganze Klasse unter. :|

Aber wenn schicke ich denn nun auf die Realschule :?: :?:

Habt ihr außer der stärkeren Berufsorientierung noch ein Argument FÜR die Realschule und gegen die Gesamtschule? Oder schicke ich die Kinder hin, die wenig bis gar nicht lernen und allgemein leistungsschwach sind und aus einer sozial schwachen Familie (keine Hausaufgabenhilfe, hohe Fehlzeiten, fehlende Arbeitsmaterialien,...) stammen ?

Nach welchen Kriterien geht ihr vor??

LG törtchen :mrgreen:

Fränzy
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Re: Empfehlungsgespräche

Beitrag von Fränzy »

Also ich finde die Sache mit den Eltern hochproblematisch
Meine Eltern konnten mir nie in irgendeinem Fach helfen, haette ich dann also besser nicht aufs Gymnasium sollen.

Entscheidend ist die Leistung!
שָׁלוֹם

chilipaprika
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Re: Empfehlungsgespräche

Beitrag von chilipaprika »

Das sehe ich wie fränzy. Und genau solchen Kriterien unterstützen die soziale Ungerechtigkeit im Bildungswesen. Leistung soll zählen.

kecks
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Re: Empfehlungsgespräche

Beitrag von kecks »

leistung zählt plus ausgangslage kind (z.b. erst kurze zeit in deutschland, ergo schriftlich noch schlechte deutschkenntnisse, aber große verbesserungen in kurzen zeiträumen sichtbar) plus arbeitshaltung kind (!), nicht arbeitshaltung eltern. genau diese konzentration auf die soziale herkunft der kinder sorgt für die benachteiligung bildungsferner kinder in deutschland.

törtchen
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Re: Empfehlungsgespräche

Beitrag von törtchen »

Ich weiß, was ihr meint :!:

Dennoch spielt das Elternhaus eine enorme Rolle. Aber was mache ich mit Schülerin x, die zwei 5 im Zeugnis hat, weil sie nie lernt und die Schule daheim keine große Rolle spielt? Elternbriefe werden verschlampt und kommen selten zurück, Arbeitsmaterialien sind auch nach einem halben Jahr unvollständig. Das Kind fehlt öfters in der Schule, verpasst dadurch ne Menge Schulstoff, welche sie natürlich nicht selbstständig nachholt. Natürlich kann die Kleine nichts dazu. Und ich denke, wenn man sich mehr um ihre schulischen Leistungen kümmern würde, hätte das Kind bessere Noten. Es ist aber leider nicht so! Und sie allein hat nicht den Leistungswillen. (Was Fränzy durchaus hatte :!: )
Aber nochmal zurück zu meiner eigentlichen Frage...

Empfiehlt ihr dann grundsätzlich nur zwei Schularten?

sillaine
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Re: Empfehlungsgespräche

Beitrag von sillaine »

Ich finde es gerade interessant, wie unterschiedlich das anscheinend in Rlp ist. Bei uns in NRW muss man immer die Gesamtschule (oder jetzt auch Sekundarschule) empfehlen, da das ja eine Schule für alle Kinder ist. Dazu kommt dann noch Gym, Real oder Haupt. Daher bin ich gerade verwundert, dass es bei euch Gesamtschule oder Gym oder Real ist.

Ich habe die Beratungen bei mir an der Schule auch mitbekommen. Und da war es ganz eindeutig, dass neben den Noten auch das Arbeits- und Sozialverhalten eine Rolle spielt. Das wurde auch den Eltern und Schülern so gesagt.

Drops
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Re: Empfehlungsgespräche

Beitrag von Drops »

törtchen hat geschrieben:Aber was mache ich mit Schülerin x, die zwei 5 im Zeugnis hat, weil sie nie lernt und die Schule daheim keine große Rolle spielt? Elternbriefe werden verschlampt und kommen selten zurück, Arbeitsmaterialien sind auch nach einem halben Jahr unvollständig. Das Kind fehlt öfters in der Schule, verpasst dadurch ne Menge Schulstoff, welche sie natürlich nicht selbstständig nachholt. Natürlich kann die Kleine nichts dazu. Und ich denke, wenn man sich mehr um ihre schulischen Leistungen kümmern würde, hätte das Kind bessere Noten. Es ist aber leider nicht so! Und sie allein hat nicht den Leistungswillen.
Ich stelle mir nun vor, dieses Kind käme zu mir an die IGS. Da eine IGS ungeheuer viel Wert auf Elternarbeit setzt, Förderung und Integration, wäre ich als Tutor schon in der 5 bei diesem Kind am Ende der Fahnenstange angelangt.
Sie käme demnach in den Förderunterricht, wahrscheinlich auch in die GTS-Betreuung. Ich würde mir die Finger wundtippen sowie -wählen, um die Eltern mit ins Boot zu holen.
Nach der 6. Klasse kämen die Einstufungen und schon landet das Mädchen in allen zur Verfügung stehenden G- und C-Kursen, wird also auf Hauptschulniveau unterrichtet. Im schlechtesten Falle geht dieses Kind nach der 9. Klasse ohne Hauptschulabschluss von der IGS. Und da wären wir dann...

Warum?
An der IGS kann das Kind nicht sitzenbleiben. Es wird "mitgeschleift". Erst ab der 9. Klasse, wenn es das erste Mal um einen Abschluss/eine Versetzung geht, kommt der absolute Notendruck. Dem halten diese Schüler kaum Stand, die Eltern wachen erst dann auf und dann ist es zu spät.

Willst Du also im Sinne des Kindes handeln, törtchen, dann schicke sie auf eine Realschule+.
Die IGSen in RLP sind die einzigen Schulen, die das dreigliedrige System, das ja angeblich abgeschafft wurde, mit aller Härte und Konsequenz durchsetzen. Deswegen kann es bei dieser Schulform möglich sein, dass man auch ohne Abschluss abgeht.
Gib dem Kind eine Chance und empfehle die Realschule+ !

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