Mord an Lehrerin

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stimmviech
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Mord an Lehrerin

Beitrag von stimmviech »

Gerade geht die Tötung einer Lehrerin durch ihren Schüler durch alle Gazetten, siehe http://www.taz.de/1/nord/artikel/1/das-letzte-wort/
Natürlich bedauere ich den gewaltsamen Tod der Lehrerin. Die Frage ist aber doch, ob nicht viel öfter das Schulsystem und einzelne Lehrer Außenseiter unter den Schülern in den Tod treiben.
Leider wird das wenig bis gar nicht thematisiert.

Stefan24
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Re: Mord an Lehrerin

Beitrag von Stefan24 »

Die Frage ist aber doch, ob nicht viel öfter das Schulsystem und einzelne Lehrer Außenseiter unter den Schülern in den Tod treiben.
Was soll das denn bitte?

Das eine mit dem anderen aufwiegen oder wie?
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stimmviech
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Re: Mord an Lehrerin

Beitrag von stimmviech »

Es geht darum, ein tabuisiertes Thema zu besprechen. Ich bin kein Lehrer, sondern Ex-Schüler, das Ende meiner Schulzeit liegt über 30 jahre zurück. Lehrer habe ich erlebt als mindestens uninteressiert meist aber abwehrend gegenüber dem Ansprechen von individuellen Problemen. Ich glaube gern, daß sich im Rahmen der Schulstruktur individuelle Probleme gar nict befriedigend lösen lassen. Und vermutlich kann man nur dann den Lehrerberuf ausüben, wenn man bezüglich der Individualproblematik der Schüler wenig sensibel ist.
Nun hat man sich im vorliegenden Fall vordergründig stark gegenüber dem Schüler engagiert, allerdings eben auf die mir aus eigener Erfahrung bekannte verlogene Art. Denn die Lehrerin hat den Schüler nur auf Druck des Direktors betreut, um ihre Verbeamtung zu erhalten. Das aber hat sie vermutlich dem Schüler gegenüber nicht gesagt, er hat es aber spätestens dann geschnallt, als sie nach ihrer Verbeamtung die Betreuung abgelehnt hat. Hätte sie in ihrem eigenen Leben gegenüber dem Direktor und dem Schüler offen ihren -verständlichen-Unwillen einer Spezialbetreuung kommuniniert, hätte sie unter Umständen ihr Leben gerettet, wäre aber heute arbeitslos. Was mich stört: in den meisten Fällen- die bekannt gewordenen Mißbrauchsskandale sind da nur die Spitze des Eisbergs-sind die Schüler die Opfer dieses Scheinengagements, welches mehr auf die eigene Karriere als auf die Schülerhilfe abzielt. Wäre die Lehrerschaft wirklich an prinzipiellen Verbesserungen ihrer Pädagogik interessiert, würde sie auch und gerade an Hand eines solchen Falles ihre eigenen Kommunikationsfehler thematisieren.Daran scheint aber, verfolgt man die Berichterstattung, überhaupt kein Interesse zu bestehen.

Stefan24
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Re: Mord an Lehrerin

Beitrag von Stefan24 »

Daran scheint aber, verfolgt man die Berichterstattung, überhaupt kein Interesse zu bestehen.
Schon in der Schule lernt man - du aber wohl nicht - nicht alles zu glauben, was in den Medien berichtet wird.
Wäre die Lehrerschaft wirklich an prinzipiellen Verbesserungen ihrer Pädagogik interessiert, würde sie auch und gerade an Hand eines solchen Falles ihre eigenen Kommunikationsfehler thematisieren.
Was "intern" los ist, das weißt du nicht, und was in den Medien berichtet wird: s.o.
Was mich stört: in den meisten Fällen- die bekannt gewordenen Mißbrauchsskandale sind da nur die Spitze des Eisbergs-sind die Schüler die Opfer dieses Scheinengagements, welches mehr auf die eigene Karriere als auf die Schülerhilfe abzielt.
Jaja, die armen Schüler. So wird das gerne von "den Medien" nach außen getragen; die Perspektive auf die "die armen Lehrer/Kollegen" wird nicht weiter in den Fokus gerückt. So ist das in der Medienlandschaft nun mal: Lehrer haben keine/kaum Lobby.

Und was dich stört, dass muss andere noch lange nicht stören...

Zum "Scheinengagement": ein solches ist mir noch noch nicht untergekommen. In manchen Fällen können (und sollen) Lehrer helfen bzw. unterstützen, für die Vielzahl der Probleme dieser Welt sind sie aber nicht ausgebildet. Und das sollen und können und brauchen sie auch nicht zu sein. Wir sind Lehrer (wir lehrer sic!) - wir sind weder Therapeuten noch Psychologen. Und das sollen, brauchen und dürfen wir auch garnicht sein.
Werden Probleme bekannt, dann ist der Lehrer nicht dazu da, das Problem zu lösen, sondern primär, zu unterstützen, einen Lösungsweg (mit HIlfe von FACHLEUTEN) zu finden.
Und das geschieht im Alltag durchaus - nur leider taucht es nicht in den Medien auf - vllt. zum Glück (!) - , daher kannst du all das nicht wissen.
Ich bin kein Lehrer, sondern Ex-Schüler, das Ende meiner Schulzeit liegt über 30 jahre zurück. Lehrer habe ich erlebt als mindestens uninteressiert meist aber abwehrend gegenüber dem Ansprechen von individuellen Problemen.
Wie nett: Ex-Schüler. Und weil jeder von uns mal in der Schule war, glaubt er/sie/es in Bildungs- und Erziehungsfragen auch mitsprechen zu können und zu dürfen. Um ehrlich zu sein: das ist anmaßend!

Und warum sind Lehrer manchmal auch abwehrend gegenüber Problemen von Schülern?
... Weil Eltern und Medien (!) doch sofort wieder auf DIE Lehrer einprügeln und ihnen Prozesse wegen "was auch immer" an den Hals hetzen. Da wird man irgendwann vorsichtig und beugt sich der scheinbaren Übermacht der Eltern und der Medien. Das ist reiner Selbstschutz - wieso sollte ich eine Schülerin trösten, ihr vllt. noch mit der Hand über den Kopf streicheln, wenn ich Angst haben muss, der sexuellen Belästigung oder Schlimmerem angeklagt zu werden?!
Und vermutlich kann man nur dann den Lehrerberuf ausüben, wenn man bezüglich der Individualproblematik der Schüler wenig sensibel ist.
Ich riskiere es mal wieder: was ein Schwachsinn!
allerdings eben auf die mir aus eigener Erfahrung bekannte verlogene Art.
DU = EINZELFALL.
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stimmviech
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Re: Mord an Lehrerin

Beitrag von stimmviech »

Ich danke für die Bestätigung meiner Vermutung, daß sich das psychologische Profil der Lehrerschaft in den letzten 30 Jahren nicht verändert hat.
Die Lehrerschaft hatte es- entgegen allen Lippenbekenntnissen in den 70ern- noch nie so mit der demokratischen Kultur. In einer solchen sollte es nämlich selbstverständlich sein, daß sich auch Nicht-Lehrer und Ex-Schüler zu Erziehungs-und Bildungsfragen äußern.

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Re: Mord an Lehrerin

Beitrag von Illi-Noize »

stimmviech hat geschrieben:Die Lehrerschaft hatte es- entgegen allen Lippenbekenntnissen in den 70ern- noch nie so mit der demokratischen Kultur. In einer solchen sollte es nämlich selbstverständlich sein, daß sich auch Nicht-Lehrer und Ex-Schüler zu Erziehungs-und Bildungsfragen äußern.
Ob ein Forum für Referendare (= Berufsanfänger, also noch in der Ausbildung) da die richtige Plattform ist?

Stefan24
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Re: Mord an Lehrerin

Beitrag von Stefan24 »

In einer solchen sollte es nämlich selbstverständlich sein, daß sich auch Nicht-Lehrer und Ex-Schüler zu Erziehungs-und Bildungsfragen äußern.
Und du sagst deinem Anwalt, was er tun soll, deinem Bäcker, wie er die Brötchen backen soll, deinem Kfz-Mechaniker, wie er den Schaden zu beheben hat, ... weil du ja von allem Ahnung hast.

Aber auf diesem Niveau brauchen wir nicht weiterreden - denn das hat mit demokratischer Kultur wenig zu tun. Nur weil man (frau auch) mal in der Schule war, heißt das noch lange nicht, dass man überall mitreden kann.

Oder anders: sag uns doch bitte, warum wir ca. 5 Jahre studieren und 1,5-2 Jahre Referendariat anhängen müssen, wenn das, was wir tun, jeder andere auch kann?

Und auf der Grundlage welcher Quellen kannst du bitte Entwicklungen der letzten 30 Jahre in der Schule bewerten? .. Ach ja, du warst ja mal Schüler. Ich vergaß.
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