Freinet-Pädagogik

Diskussion zu pädagogischen Themen aller Art
Nina1981
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Freinet-Pädagogik

Beitrag von Nina1981 »

Ich habe Ende Nov meine letzte Examensprüfung. Sie ist in EW und ein Teil davon handelt von Reformpädagogik -> Freinet-Pädagogik.
Ich weiß nicht, ob sich jemand von euch auskennt und mir helfen kann.
Ich arbeite seit 2,5 Jahren nebenbei in Förderprogrammen an Haupt- und Gesamtschulen, jetzt auch an Berufskollegs.
Wenn ich die Literatur zu Freinet-Pädagogik lese, könnte ich auf so ca. jede Seite eines Buches k***! Ich finde das ist alles so weltfremder Blödsinn. In Ansätzen vielleicht ne tolle Idee, aber insgesamt doch echte Blümchenpädagogik. Wenn überhaupt brauchbar für Grundschul- und Sonderpädagogik. Aber wie soll in weiterführenden Schulen innerhalb des Curriculumzwanges noch Zeit für solches Kokolores sein?
Jetzt bezieht sich meine prpfung aus SekI, bosonders Sek II. Wie soll ich nur damit umgehen, dass ich das alles für äußerst weltfremd halte? Ich glaube leider meine Prüferin steht da sehr drauf...
Englisch/ Deutsch Gym

Cassandra
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Beitrag von Cassandra »

ich hatte meine ews prüfung in pädagogik mit schwerpunkt reformpädagogik, aber da montessori und [keine ahnung mehr, wer, irgendein mann, aber nicht steiner..].
jedenfalls habe ich die ansätze vorstellen müssen und dann wurde mir von der zweitprüferin die frage gestellt, ob das denn im schulalltag so umsetzbar sei.
ich habe ihr daraufhin geantwortet, dass es schön und wünschenswert ist, dass manche dinge umgesetzt werden, aber dass heute viele kinder zu sehr verschult sind und nichts mehr mit freiarbeit anfangen können, sondern eben auf anweisungen warten. auch würden es die rahmenbedingungen nur schwer zulassen (klassengröße, räume, schulsystem). diese antwort kam sehr gut an und man sagte mir, dass das zeige, dass ich den schulalltag bereits kenne und richtig einschätze.

ich weiß nicht, ob deine prüferin das auch so hören möchte, aber ich würde der note willen schon sagen, wie toll doch diese ansätze seien, etc.

wie kam es denn dazu, dass du ein thema hast, mit dem du gar nichts anfangen kannst? konntest du dir nicht selbst ein thema aussuchen?
☼ Fertig seit 09/09 ☼

toemti83
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Beitrag von toemti83 »

also ich habe genau diese prüfung am mo, allerdings ein anderes thema... aber bei uns wird immer betont, dass man solche theorien auch beurteilen und auch miteinander vergleichen können muss (aah :shock:) und vor allem auch sogenannte "transferleistungen" erbringen können muss/sollte, z.B. anwendbarkeit auf die eigenen fächer usw. (je nach thema)

also denke ich nicht, dass es von nachteil ist, wenn du deine eigene meinung kundtust... mit einfach schönreden kann man sich ganz schön in die nesseln setzen, weil ja oft auch einiges widerlegt/überholt ist.

vielleicht mal googeln, obs kritiken dazu gibt? wäre ja ungewöhnlich wenn nicht...

Nina1981
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Beitrag von Nina1981 »

@cassandra: Nein, aussuchen konnte ich mir das Thema leider nicht. Die Prüferin ist Diplom-Pädagogin und ist bekennende Steiner-Liebhaberin und für alle Formen von alternativer Pädagogik zu haben.


Ich bin mir ziemlich sicher, dass zwar Anwendung auf den Schulalltag, also Transfer sehr wichtig ist, die Prüferin jedoch selbst kaum eigene Erfahrungen hat, was das tatsächliche Schulleben ausmacht.
Natürlich soll man alle Theorien auch bewerten, evtl. Kritik üben. Ich finde wie schon gesagt einige Grundideen ja zuckersüß, aber in weiterführenden Schulen im deutschen Schulsystem absolut nicht durchführbar. Denn so traurig es ist, die von Freinet kritisierte Paukschule ist die Eingangshalle zu unserer immer härter werdenden Leistungsgesellschaft. Persönlichkeit frei entfalten, freie Arbeit etc pp. ist eine wunderbare Fantasiewelt. aus Sicht von Kinderechtlern ganz toll, aber aus Sicht von Lehrern, die selbst Zwängen und Hierarchien unterliegen einfach nur Wunschdenken.
Das kann ich doch so nicht sagen :shock:
Englisch/ Deutsch Gym

Chucky
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Beitrag von Chucky »

DAS denke ich auch, dass du das so nicht sagen solltest :)
Aber findest du denn nicht irgendwo Literatur, die sich mit der Kritik an dieser Art Pädagogik befasst? Kannst dann so in der Prüfung die Vorteile herausstellen und aber auch Kritikpunkte benennen, um dann vlt zu einem eigenen Standpunkt zu kommen.
Grüße von der Chucky
Der frühe Vogel fängt ... sich gleich eine, wenn er nicht die Klappe hält!

refsteff
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Beitrag von refsteff »

Nina1981 hat geschrieben: Persönlichkeit frei entfalten, freie Arbeit etc pp. ist eine wunderbare Fantasiewelt. aus Sicht von Kinderechtlern ganz toll, aber aus Sicht von Lehrern, die selbst Zwängen und Hierarchien unterliegen einfach nur Wunschdenken.
Das kann ich doch so nicht sagen :shock:
Das ist mitnichten Wunschdenken und es wird täglich hundertfach bewiesen, das dem nicht so ist. Schau doch mal auf
http://adz-netzwerk.de , da findest Du sehr viele Beispiele von Schulen, die das sehr gut hinkriegen. Ich persönlich kennen einige Schulen, Sekundarstufe I + II, die entweder basierend auf Montessori oder Freinet arbeiten oder aber ganz eigene Wege gehen, wie die Sudbury-Schulen, Summerhill o.ä..
Am besten informierst Du Dich über die Realitäten, dann sollte es auch mit der Prüferin klappen ;-)

Himi
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Registriert: 20.02.2009, 14:15:43

Beitrag von Himi »

Danke refsteff, dass du auch mal eine andere Meinung zu diesem Thema äußerst. Ich denke genau so!
Und diese so genannte Phantasiewelt findet man an immer mehr Schulen, man muss sich nur mal die Mühe machen danach zu suchen.
Ich finde es sehr schade, dass so viele (angehende) LehrerInnen sich nicht auch als KinderrechtlerInnen sehen, da ist es meiner Ansicht nach unverantwortlich, diesen Beruf überhaupt zu ergreifen.

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