Was zählt sind die Leistungen...

Diskussion zu pädagogischen Themen aller Art
Malina
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Beitrag von Malina »

Ich finde, die paar Sätze sind viel zu wenig, um da einen Sinnzusammenhang herzustellen.

Und mal ehrlich: Es weiß doch jeder von uns, dass auch die Curricula verlangen, die Persönlichkeit zu bilden, nicht "nur" die geistigen Leistungen und dass ein Lehrer - allein aus professioneller Sicht - daran auch ein Interesse haben sollte.

Ich hatte auch überlegt, schon früher auf den Thread zu antworten, aber irgendwie war das irgendwie so glasklar, auf welche Diskussion das hinausläuft / hinauslaufen soll.

Naja :) Viel Spaß dabei :)

Lysander

Beitrag von Lysander »

SL hat geschrieben: Lieber Lysander,
wenn das so wäre, sollten wir die ostasiatischen Paukschulen einführen, in denen das Individuum nichts zählt und nur der besteht, der Leistung bringt. Andere Schüler werden dort gebrochen.
Oder US-amerikanische Drillcamps.
Das können wir als Pädagogen doch nicht wirklich wollen. Es zählt beim Umgang mit Kindern und Jugendlichen eben nicht nur, was hinten rauskommt.
Nun, es gibt einen Aspekt, der mir tatsächlich erst jetzt aufgefallen ist:
Wenn tatsächlich der Autor dieses Statements nur an der Leistung der Schüler interessiert ist und dies für ihn das einzige erstrebenswerte Ziel ist, würde ich auch sagen, dass es das nicht sein kann.

Ich verstand die Zeilen so, dass unter dem Aspekt, dass man die Schüler zu guten Leistungen bewegt, unter der Einhaltung oben genannter Regeln, es nicht notwendigerweise relevant ist, wie sie zustande kommen.

Natürlich gibt es neben der schulischen Leistung auch noch andere Ziele und Aufgaben, die wir zu erfüllen bzw. zu erreichen haben. Wir haben schließlich auch einen Erziehungsauftrag.

Es stellt sich nun die Frage, ob der Autor des Statements nur die Leistung der Schüler im Blick hat oder ob er hier die Leistung herausgegriffen hat und zu diesem Aspekt seiner Tätigkeit als Lehrer etwas gesagt hat und ob er nicht wie wir auch die anderen Aspekte selbstverständlich im Blick hat. Hier wäre eine Rückfrage an den Autor sicherlich hilfreich.
Nebenbei:
Ich rege mich mitunter über Eltern in anderen Foren auf (eines hast Du ja jetzt auch entdeckt...), die genau wie Du hier die Beiträge von Lehrern oder Referendaren völlig anders lesen.
Ich lese, was da steht. Du interpretierst. Tut mir Leid, wenn dich das aufregt.[/quote]

Einspruch.
Ich habe das von Dir zitierte Statement auch gelesen und primär nicht mehr und nicht weniger interpretiert als Du. Dennoch kamen Du und ich zu unterschiedlichen Ergebnissen. Das individuelle Verständnis des Textes ist immer auch eine Interpretation. Wir haben entweder beide genauso nur gelesen, was da stand oder aber beide interpretiert.
Du sagst, dass wenn Du das liest, Du Dir Deine Gedanken machst.
Und das ist eben dann Deine persönliche Interpretation des Textes. Nichts anderes.

Gruß
Lysander

Lili
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Beitrag von Lili »

Ich versteh die Aussage nicht. Kann an den Auslassungen liegen. Natürlich braucht man als Lehrer "Biss". Nur weil man den hat, ist man noch lange nicht unpädagogisch oder unmenschlich. Es sollte einen Lehrer aber schon interessieren, ob man eben dies ist - sonst hat man seinen Beruf verfehlt und sollte lieber mit Maschinen arbeiten.

Für mich gibt es noch eine ganze Menge anderer Dinge als Leistung, die für mich zählen. Die sogar wesentlich wichtiger sind.

Malina
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Beitrag von Malina »

Lili hat geschrieben: Für mich gibt es noch eine ganze Menge anderer Dinge als Leistung, die für mich zählen. Die sogar wesentlich wichtiger sind.
In der Schule, von Schülern???

Klar ist vieles im Leben wichtiger als "Leistung" worin auch immer, aber in der Schule geht es doch vor allem darum (wenn man es darauf anlegt, gute Noten zu haben).

Das "Problem" ist, dass man die Schüler ja nach eben dieser Leistung bewerten muss. Und Bewertung ist das, was die Schüler (leider?) aus der Schule mitnehmen für ihren Werdegang [damit meine ich jetzt nicht, dass sie dort nichts anderes lernen sollen, aber es ist nunmal das, was später auf dem ggf. Abgangszeugnis steht.

Natürlich ist es fantastisch und auch ein Ziel, wenn ein Schüler sich sozial oder auch in der persönlichen Bezugsnorm weiterentwickelt.
Jedoch sind wir als Lehrer gezwungen, Leistung zu bewerten. Nicht, wie lieb ein Schüler ist, wie sehr er sich anstrengt oder wie gut er sich weiterentwickelt (auch bei einer guten Weiterentwicklung kann man ja immer noch ne 5 haben).

Das liegt eben daran, wie unsere Gesellschaft und dementsprechend auch das Schulsystem gestrickt ist (eben Leistungsgesellschaft).

Theseus
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Beitrag von Theseus »

Malina hat geschrieben:
Lili hat geschrieben: Für mich gibt es noch eine ganze Menge anderer Dinge als Leistung, die für mich zählen. Die sogar wesentlich wichtiger sind.
In der Schule, von Schülern???

Klar ist vieles im Leben wichtiger als "Leistung" worin auch immer, aber in der Schule geht es doch vor allem darum (wenn man es darauf anlegt, gute Noten zu haben).
... und ich dachte immer, in der Schule ginge es darum, das Wissen der Schüler zu mehren und sie fit fürs Leben zu machen.

Natürlich bekommt man mit dem Abschlusszeugnis einen Leistungsstempel aufgedrückt, aber man nimmt doch aus der Schule die Fähigkeit mit z.B. sich auf Englisch verständigen zu können, sich in neue Sachzusammenhänge eindenken zu können oder auch eine Meinung zu bilden.

Was nützt es, wenn ein Lehrer seine Schüler zu Höchstleistungen trimmt, aber bei ihnen gleichzeitig dermaßen die Freude an dem Fach verdirbt, dass sie sich freiwillig niemals damit nochmal beschäftigen würden.

Je länger die Schule zurück liegt umso unwichtiger wird die Eins oder Drei in Mathematik, aber dafür tritt in den Vordergrund, ob man wegen des guten Unterrichts beispielsweise problemlos den Vorlesungen folgen kann oder man sich nur durch unbrauchbares Wissen gequält hat. Weiter erinnern sich viele noch im Rentenalter daran, welches pädagogisches Leid ihnen in der Schule angetahen wurde oder wo sie sich ungerecht behandelt fühlten. Manche hadern sogar noch damit, was sie in der Schule gerne gelernt hätten, aber aus verschiedenen Gründen nicht konnten. Dagegen sind die Leistungen im Rückblick, solange sie nicht wirklich schlecht waren, völlig nebensächlich.

Gruß
Theseus

Edit: Natürlich ist Leistung ein zentraler Aspekt der Schule, aber es ist nicht der einzige, der zählt. Dies soll kein Plädoyer für einlullende Kuschelpädagogik sein, aber so wie es im ersten Beitrag dargestellt ist, finde ich den Leistungsgedanken zynisch übertrieben.
Zuletzt geändert von Theseus am 14.10.2007, 18:13:29, insgesamt 2-mal geändert.

Cassandra
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Beitrag von Cassandra »

Ich zitiere mal einen SZ-Text dazu. Ist schon etwas älter (1995), aber meiner Meinung nach treffender denn je. Und genau das fiel mir jetzt zu Malinas Äußerung ein:
Wissensanhäufung und persönliche Entwicklung laufen heute bei vielen Schülern unverbunden nebeneinander her [...] und es entstehen so unzählige Dr. Jekylls und Mr. Hydes, das heißt für die Qualifizierungspraxis tüchtige Streber, für das Leben außerhalb messbarer Leistungsanforderungen menschliche Versager.
☼ Fertig seit 09/09 ☼

Malina
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Beitrag von Malina »

Sagt ja auch keiner was gegen, dass es so sein kann.
Leistung ist aber nummal das, was zählt. Die wenigsten Firmen stellen ein, weil die persönliche Eignung super ist; wir bekommen keien Referendariatsplätze,weil wir geeignet erscheinen; danach kommen wir auch nicht in den Schuldienst, weil wir "eigentlich" gut in dem Beruf sind - es zählt die Note auf dem Papier.

Zum Glück verändert sich dieses Denken- aber nur ganz langsam.
Da könnt ihr mir gerne widersprechen. Mein Beitrag hat nichts damit zu tun ob ich das gut finde oder nicht, es war mehr als Feststellung meinerseits zu sehen.

In den allermeisten Fällen geht es nunmal um die "Note", um etwas zu bekommen. Und die entsteht aus der "Leistung". Was auch immer dieses Konstrukt ist ;).

Wie ich ja schon 2 Beiträge vorher schrieb: Klar, wissen wir alle, dass Leistung alleine kein Maßstab sein dürfte (genausowenig, wie sie außen vor zu lassen). Ein Ungleichgewicht herrscht aber meines Erachtens nach in Richtung Leistung. Wertend war das nicht gemeint (wie gesagt - wir wissen doch eh alle als gute Pädagogen, dass Leistung alleine nicht unser Ziel ist / sein sollte ;)).

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