Eure Meinung bitte

Diskussion zu pädagogischen Themen aller Art
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Piccola
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Registriert: 08.01.2006, 22:34:10
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Beitrag von Piccola »

Ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass der Lehrer kakao eins Auswischen wollte. Vielmehr hat er wahrscheinlich gar nicht groß nachgedacht, sondern ihm ist spontan eingefallen, dass sie unterrichten könnte. Denn manchmal ist spontanes Unterrichten ganz hilfreich, weil man vorher nicht tagelang nervös war und viel lockerer ist.

Als er dann bemerkte, dass es doch keine so gute Idee war (weil kakao ja den Stoff nicht kannte), konnte er ja schlecht mit kakao wieder die Rollen tauschen.

Wahrscheinlich hat er nur deshalb ständig eingegriffen, weil er einfach ein bestimmtes Stundenziel erreichen wollte.

So könnte es doch gewesen sein. Warum sollte ein Lehrer mit Absicht jemanden bloßstellen wollen? Man hat im Schulalltag meist ganz andere Probleme.

Dass Refs oft gezielt fertig gemacht werden, weiß ich auch. Aber in diesem fall scheint es sich einfach um eine etwas überstürzte Fehlentscheidung vonseiten des Lehrers zu handeln.

Ein Gespräch wäre da wohl die beste Lösung.

Liebe Grüße

von Piccola
Mens sana in corpore sano :-)

kakaotrinkerin

Beitrag von kakaotrinkerin »

Natürlich, die Welt ist böse.

Also ich finde diese Sache auch nach wie vor völlig bekloppt und würde selbst keinen in so eine Situation bringen, egal ob Ref oder nicht, aber letztendlich hat mir dieser Mann bisher nie was Böses getan, alle Gutachten sind geschrieben, es war kein UB, nichts, der Mann hätte nix davon gehabt, mich da vorsätzlich auflaufen zu lassen, verstehst Du?

Ulysses
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Registriert: 30.09.2006, 20:13:09
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Beitrag von Ulysses »

Piccola hat geschrieben:Aber in diesem fall scheint es sich einfach um eine etwas überstürzte Fehlentscheidung vonseiten des Lehrers zu handeln.
das glaube ich auch. ich könnte mir denken, dass sich der Lehrer sowas Ähnliches gedacht hat wie "jetzt lassen wir mal die Referendarin ins kalte Wasser springen, damit sie umso besser schwimmen lernt"

zwischendurch hat er dann selber kalte Füße gekriegt, als ihm aufgefallen ist, dass das nicht so ganz klappt mit der Stunde, und dann hat er versucht, durch seine Eingriffe zu retten, was zu retten ist.

und musste dann die ärgerliche Erfahrung machen, dass er damit nur noch mehr kaputt macht. wahrscheinlich hatte er nur einen spontanen Einfall, der schlecht vorbereitet und wenig durchdacht war.

ob's wirklich so ist, kann ich natürlich nicht wissen, deshalb verweise ich auf folgenden Vorschlag:
Piccola hat geschrieben:Ein Gespräch wäre da wohl die beste Lösung.
ansonsten kann ich mich nur Bolzbolds Hinweis anschließen, dass man nicht unbedingt hinter jedem Baum einen Räuber und Mörder vermuten soll. so schlimm ist die Welt trotz allem Generve auch wieder nicht, sonst hätten wir uns schon gegenseitig ausgerottet, bevor wir von den Bäumen runtergestiegen sind.

@kakaotrinkerin: was ich nicht so ganz verstehe an der ganzen Sache: du bist doch schon ziemlich lange im Ref, oder? wieso musst du da noch hospitieren? ist das bei euch so, oder war das nur eine Ausnahme?

wir haben die ersten 14 Tage bis drei Wochen hospitiert, dann gab's Lehrversuche (wobei die nicht versuchenden Refs und der Seminarlehrer zugeschaut haben), und nach ca. einem Viertel Jahr haben wir nur noch zusammenhängenden Unterricht gemacht. zugeschaut wurde gar nicht mehr.
Scooby hat geschrieben:Eine (Schul-)stunde vorher gibt´s das Thema, dazu die Seite in Lehrbuch und - falls vorhanden - Übungsheft genannt. Natürlich nicht völlig aus dem Zusammenhang gerissen, sondern in einem Themengebiet, in dem man eh grade arbeitet. Der Ref muss dann halt schauen, dass er mit 45 Minuten Vorbereitungszeit ohne Internet, ohne Kommentare und schlaue Bücher eine ganz normale, anständige Stunde hinbringt. Er kann keine aufwändigen Stationen basteln, keine farbigen Einstiegsfolien laminieren, sondern muss sich auf das ganz normale Handwerkszeug verlassen: Tafel, Stimme, Buch.
wäre eine gute Idee, das wäre auch viel realistischer als die üblichen Material- und Methodenschlachten, die immer aufgezogen werden, um die Seminarlehrer zu beeindrucken.
Bayern, Gymnasium, Latein/Geschichte.
LAss seit Februar 2008 -- Planstelle an einem überaus elitären :mrgreen: städtischen Gymnasium
[i]... causas viresque perquirere rerum ...[/i]

Ines500

Beitrag von Ines500 »

Schau mal, Du hattest den Thread "Eure Meinung, bitte" genannt. Und die haben wir hier zum Ausdruck gebracht. Fakt ist, dass Du Dich schlecht gefühlt hast in der Situation, in die Dich dieser Lehrer gebracht hat. So schlecht, dass es Dir ein Thread hier wert war.

In einem Filmbeitrag über Reformschulen sagte die Schulleiterin der Montessori-Gesamtschule in Potsdam, dass es nichts Schlimmeres gäbe, als wenn Schüler durch Lehrer beschämt würden. Nichts anderes hat er durch sein unbedachtes Verhalten (sollte er sich denn wirklich nichts dabei gedacht haben) mit Dir gemacht.

paro
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Beitrag von paro »

Hey Kakaotrinkerin,
ich wollte nur mal einwerfen:
Klar ist das alles doof gelaufen, mal fühlt sich unwohl weil vorgeführt, aber Du hast das doch alles super und souverän gelöst, sowohl mit den Kindern als auch mit dem Kollegen.

Die Erfahrung, die Du da gemacht hast (so unangenehm die auch war im ersten Moment), wird Dich später unheimlich weiterbringen.
Denn im normalen Schulalltag wirst Du 2 min vor Ende der Pause von einem atemlosen Schulleiter abgepasst, der Dir erklärt:"Ihre Klasse müssen wir nächste Stunde aufteilen, der Klassenlehrer der Abschlussklasse ist krank geworden, Sie gehen da jetzt bitte die nächsten 2 Stunden rein, Material liegt auf dem Pult, sagt Herr X." Sprichts und verdunstet.
Da stehst Du dann da, kennst weder Fach noch Kinder noch Namen noch Stoff und hast genau 2 min Zeit. Ok, niemand kritisiert Dich von hinten. Dafür hast Du auch niemanden, den Du fragen kannst.

Außerdem finde ich solche "Schwellendidaktik- Stunden" auch wichtig, denn
1. kann man danach die Kinder besser einschätzen
2. wirst Du verrückt, wenn Du später alle 27 Stunden genau planst
3. lernst Du zu improvisieren- wenn in der Prüfung was nicht so optimal läuft, kannst Du relativ entspannt (naja, ok, oder auch nicht entspannt) von Deiner Planung abweichen und wirst Du Stunde trotzdem gut (oder irgendwie) zu Ende bringen.

Ich finde übrigens auch, das sollte Teil der Ausbildung werden- bewaffnet mit Buch, Tafel und Kreide spontan unterrichten. Von mir aus wie im mündlichen Abi 30 min Vorbereitungszeit.

Auch das macht für mich einen guten Lehrer aus- aus Nichts guten Unterricht machen durch die eigene Persönlichkeit und die eigene Art, Kinder Dinge einfach so begreiflich zu machen.
Ref 06/07, seit 10.9.07 Junglehrerin HS

nickkick
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Registriert: 20.08.2007, 12:08:35

Beitrag von nickkick »

erstaunlich, wie man in dem verhalten des lehrers etwas positives abgewinnen kann und in meinem satz böswilligkeit findet.

ich versuchte nur zu verstehen, warum dein kollege dies machte, denn durch sein verhalten war klar, dass du ins offene messer läufst.
und in der tat, kann ich mir vorstellen, dass du sehr souverän und autark auftrittst und er mal daran rütteln wollte. dies wäre, m.e., eine plausible erklärung, wenn dem aber nicht so war, ist ja alles okay.
ich wünsch es dir!

nele

Beitrag von nele »

paro hat geschrieben:Die Erfahrung, die Du da gemacht hast (so unangenehm die auch war im ersten Moment), wird Dich später unheimlich weiterbringen.
Denn im normalen Schulalltag wirst Du 2 min vor Ende der Pause von einem atemlosen Schulleiter abgepasst, der Dir elärt:"Ihre Klasse müssen wir nächste Stunde aufteilen, der Klassenlehrer der Abschlussklasse ist krank geworden, Sie gehen da jetzt bitte die nächsten 2 Stunden rein, Material liegt auf dem Pult, sagt Herr X." Sprichts und verdunstet.
Unbestritten, sowas gibt es und das muss man auch können. Aber da sitzt dann nicht hinten einer drin, mäkelt rum und lässt einen blöd aussehen. Und darum ging es ja, wenn ich das richtig verstehe.

Nele

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