Ulysses hat geschrieben:SL hat geschrieben:Eine gewisse Zufriedenheit mit seiner Arbeit ist doch das beste Mittel gegen Burnout. Die erreicht man aber nur, wenn man sich mit dem System arrangiert.
ich glaube, das geht auch anders: wichtig ist nicht unbedingt, dass man mit seiner Arbeit zufrieden ist, sondern mit sich selber und seinem eigenen Leben.
wenn ausgeprägte Systemhasser mit ihrer Identität als ständige Renitenzbolde zufrieden sind, brennen sie wahrscheinlich auch nicht so bald aus, sondern sind lebenslänglich stolz auf ihr Rebellentum
kommt eben immer drauf an, in welcher Nische man sich wohlfühlt
Keiner der Systemhasser, den ich bisher kennengelernt habe, machte auf mich den Eindruck, als fühlte er sich in seiner Rolle wohl.
Systemhasser sind auch üblicherweise bei den Kollegen nicht sonderlich beliebt. Kein Wunder, denn wer will sich schon dauern anhören, wie Scheiße alles ist und sich dadurch runterziehen lassen.
Letztendlich kann ich mir auch nicht vorstellen, dass man Arbeit und Leben so strickt trennen kann. Arbeit ist ein Teil des Lebens und kein geringer dazu. Wie kann man mit dem Leben rundum zufrieden sein, wenn man mit seiner Arbeit unzufrieden ist?
Um nicht missverstanden zu werden: Ich propagiere nicht dass man ein buckelnder, systemkonformer, kritikloser Ja-Sager sein muss. Das System hat Schwächen und die darf man auch benennen. Nur muss man realistisch sein, wenn es darum geht, was man bewirken kann.
Komischerweise war keiner der Systemhasser, den ich bisher kennengelernt habe, politisch oder im Berufsverband sonderlich engagiert. Dazu passt, dass ich bei meiner Arbeit in schulpolitischen Arbeitskreisen bisher nicht auf absolute Systemhasser gestoßen bin. Man hat den Eindruck, als ginge es denen nur ums Jammern und garnicht darum, etwas zu verändern...
Aber, wie gesagt, ich selbst sehe Missstände und ich bringe sie an entsprechender Stelle auch zur Sprache. Aber ich zeige Kompromissbereitschaft und nicht generelle Ablehnung, weil ich weiß, dass man nur so etwas erreichen kann.
Als langjähriger Lehrer hier in einem Referendarsforum immer wieder zu schreiben, wie schlecht und schlimm alles ist halte ich aus mehreren Gründen für falsch.
1. Es vermittelt den Referendaren ein falsches Bild, denn die meisten der fertigen Kollegen sind recht zufrieden mit ihrem Job.
2. Man sollte Referendare, die in einer schwierigen Situation sind aufbauen und nicht noch weiter herunterziehen. (Ich gebe zu, dass es auch Menschen gibt, denen es helfen mag, wenn sie sehen, dass es anderen auch schlecht geht. Aber wenn die merken, dass der, der das schreibt kein Ref ist, sondern seit mehr als 10 Jahren Lehrer, muss es doch auch für die sehr deprimierend sein.)
3. Letztendlich: Was bewirkt man damit, das hier in diesem Forum zu schrieben? Höchstens dass es einem besser geht. Das System ändert man dadurch um keinen Deut. Dazu müsste man an anderer Stelle vorstellig werden, was aber einen gewissen Mut bedeuten würde. Allein, weil die Anonymität dann nicht mehr gegeben ist...