Wechsel von Realschule zu Mittelschule

Wenn das Lehramtsstudium Fragen und Probleme aufwirft ...
krabappel
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Re: Wechsel von Realschule zu Mittelschule

Beitrag von krabappel »

kecks hat geschrieben: man hält die leute jahrelang auf befristeten verträgen und deckt den rest über billige referendare ab, die (am gym) 17 wochenstunden unterrichten (!!).
Achso, na beruhigend, dass andere Bulä auch keine besseren Arbeitgeber sind :x

Aber trotzdem: wenn an einer Mittelschule eine Stelle zu besetzen wäre, könnte doch der TE auch als Realschullehrer arbeiten, oder nicht? was brächte ihm das Umsatteln auf Mittelschule, wenn denn alles so bliebe, wie es ist?

Illi-Noize
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Re: Wechsel von Realschule zu Mittelschule

Beitrag von Illi-Noize »

Theoretisch "ja" ... praktisch wird das aber auch nicht leicht, dort unbefristet reinzukommen.

Was mich aktuell bei uns an der Schule sehr wundert: Einige Vertretungslehrer wurden jetzt schon zig mal verlängert - die haben aber scheinbar keine Chance, dass sie nach diesen berühmten 3 Jahren dann unbefristet eingestellt werden müssen. Oder sie sind schlecht beraten, mehr als fragen kann ich sie auch nicht, ob sie sich schon rechtlich haben beraten lassen.

butterbrot123
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Re: Wechsel von Realschule zu Mittelschule

Beitrag von butterbrot123 »

als Realschullehrer kannst du an der Mittelschule in Bayern arbeiten, vorausgesetzt du erhältst eine der Stellen. Dass man mit Jahresverträgen dort arbeiten kann ist mittlerweile ja kein Geheimnis mehr, diese "Überbrückungsjobs" wollen viele haben.

An einer fremden Schulart (hier: Mittelschule) unbefristet eingestellt zu werden ist defacto NICHT möglich. Du kannst Jahr für Jahr versuchen, einen Jahresvertrag zu bekommen. Selbst wenn du über diese ominösen drei Jahre angestellt bist, hast du keinen Anspruch auf Entfristung, da in deinen Verträgen eine Sachgrundbefristung (z. B. Elternzeitvertretung) enthalten sein wird. Diese Sachgründe schließen den Anspruch auf Entfristung nach 3 Jahren quasi aus. Keine Regierung wird sich den Schuh anziehen und dir 3x einen Vertrag ohne Sachgrundbefristung geben, nur damit du dich "reinklagen" kannst.

Mittelschularbeit ist allerdings gänzlich anders als Realschularbeit. Und gut bezahlt bist du als Angestellter dort auch nicht (defacto E11, du fängst nach dem Ref bei Stufe 1 an.)

Unbefristet bzw. verbeamtet ins Mittelschulsystem zu kommen ist derzeit nur mit erneutem Studium + Ref an der Mittelschule möglich. Letztes Schuljahr gabs mal ne Umschulungssondermaßnahme, die allerdings auch 2 Jahre dauert und auf die man auch keinen Anspruch hat. Man wurde halt quasi genommen oder nicht, in Bayern waren das sehr wenige Plätze. Vitamin B hilft nichts. Auch Schulleiter, die dich behalten wollen, können nichts ausrichten, dass du nen unbefr. Vertrag bekommst oder in diese Sondermaßnahme reinrutscht.

moebbg
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Re: Wechsel von Realschule zu Mittelschule

Beitrag von moebbg »

Ich kann deine Sorgen nachvollziehen. Dieses Jahr sah es sehr schlecht aus und auch in den kommenden Jahren wird es weiter so bleiben. Allerdings sei noch gesagt, dass es wohl für angehende Studienanfänger derzeit relativ ok aussieht. Die Lehrerbedarfsprognosen für die nächsten 5 Jahre ist oftmals ziemlich treffsicher, da hierfür konkrete Studierendenzahlen vorliegen und auch kommende Ausscheidungen berechenbar sind. Zur Zeit gibt es zu viele Studierende im letzten Semester und im Referendariat. Deshalb auch die schlechten Einstellungszahlen heuer und wohl auch die nächsten 3 Jahre. Aber ab 2020 wird es an Realschulen lt. Prognose wohl eine Einstellungsquote um die 60%-70% aus dem laufenden Prüfungsjahrgang geben und es wird darauf hingewiesen, dass die Studierendenzahlen nur noch geringfügig zurückgehen sollen.

Für dich heißt das, du könntest erweitern bis zur Höchststudienzeit und vielleicht 1 - 2 Jahre noch anderweitig beschäftigen, ins Ref gehen und dann auf dein Glück hoffen. Natürlich bleibt ein Restrisiko immer, es kommt auch auf deine Noten natürlich an. Gut muss man so oder so sein, die Frage ist nur wie gut. Außerdem finde ich es nicht unwahrscheinlich, dass die prognostizierten Schülerzahlen noch steigen könnten, ist aber nur ein Gefühl: Stichwort Flüchtlinge und immer beliebter werdende Variante über Realschule an der FOS (Fach-)Abitur zu machen.

wohinmitmir
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Re: Wechsel von Realschule zu Mittelschule

Beitrag von wohinmitmir »

Wollte nur kurz mitteilen, dass ich nicht gewechselt habe. Habe diese Tage den Bescheid bekommen, dass ich zu den besten 5% meines Studienganges gehöre - irgendwie bin ich nicht wirklich gewillt, eines meiner Fächer (mit den dazugehörigen Noten) aufzugeben. Werde fertig studieren und ein Semester 'scheinfrei' für das Examen lernen. Anschließend würde ich gerne für ein Jahr ins Ausland um als Assistant Teacher zu arbeiten. Bis ich dann ins Ref gehe und dieses abgeschlossen habe vergeht also wohl noch eine Zeit.

Danke für eure Hilfe und den Zuspruch, ich melde mich bestimmt nochmal. Irgendwann. Nur das Beste für euch!
´
/Nachtrag: Aus einer typischen 'Phase' heraus habe ich vor 2 Monaten den Eingangspost erstellt. Mittlerweile sehe ich dem ganzen wieder etwas positiver entgegen - ich hab das Gefühl, dass Ängst oft schubweise kommen. Man steigert sich schnell in Dinge hinein. Damit will ich nicht sagen, dass man sich keine Gedanken machen soll (gerade mit nicht optimalen Studiengängen) - nur führt Überreflexion auch nicht unbedingt weiter. Beste Grüße!

Sara1
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Registriert: 10.01.2016, 2:16:31

Re: Wechsel von Realschule zu Mittelschule

Beitrag von Sara1 »

Hey!
Obwohl du ja mittlerweile schon eine Entscheidung getroffen hast, möchte ich hier noch meine Erfahrungen zu diesem Thema schildern, da ich in der exakt selben Situation bin/war.

Ich habe fünf Semester lang Realschullehramt mit den Fächern Deutsch und Englisch in Bayern studiert. Die katastrophalen Einstellungschancen sind mir im Laufe meines Studiums durch Bekannte und auch Referendare in Praktika immer mehr vor Augen geführt worden und haben mich auch am Ende total verrückt gemacht. Nach zwei Praktika in zwei Mittelschulen habe ich mich dann zum Wechsel entschlossen.
Ich studiere jetzt weiterhin Deutsch im Hauptfach und habe Englisch als Didaktikfach behalten (in Deutsch war ich bereits weiter und hätte somit mehr erbrachte Leistungen "verloren"), außerdem habe ich noch zwei weitere Didaktikfächer dazubekommen, die ich komplett innerhalb von 2 Semestern fertig studiert habe. In EWS kommen auch noch einmal ca. 10 ECTS-Punkte dazu, außerdem muss man noch Hauptschulpädagogik belegen. Ich habe mich dann aber einfach zwei Semester lang richtig reingehängt und wie gesagt alles locker aufgeholt. War nicht wirklich schwierig. Soviel zu den Änderungen im Studium, die man durch einen Wechsel auf sich nimmt.
Nun zu den Gründen, warum ich mich so entschieden habe:

- die Einstellungschancen sind wirklich unglaublich schlecht. Gerade mit unserer Fächerkombination, diese sollte nicht unterschätzt werden. Natürlich werden die Prognosen etwas besser ab ca. 2020, aber ich denke, Deutsch und Englisch wird leider weiterhin problematisch bleiben.

- für mich war es absolut keine Option, längere Zeit in einem anderen Bundesland zu leben und zu arbeiten. Deshalb konnte ich auch nicht auf diesen "Ausweg" hoffen.

- sollte man doch derzeit oder in naher Zukunft (ich gehe jetzt im kommenden Herbst ins Ref) eingestellt werden, werden derzeit tolle Sachen mit Zeitverträgen gemacht: die jungen Lehrer werden nach dem Ref für ein Schuljahr eingestellt und zu den Sommerferien (!) wieder ausgestellt. Eventuell bekommen sie im neuen Schuljahr einen neuen Vertrag, sind aber in den Sommerferien arbeitslos und müssen u.U. Hartz IV beantragen. Eine Planstelle geschweige denn Verbeamtung ist an Realschulen momentan und mit Sicherheit auch in den nächsten Jahren noch nahezu unmöglich.

- man kann sich ja jetzt denken, man hat halt dann eben ein paar Jahre lang Zeitverträge und bekommt dann irgendwann schon ne Planstelle. Hier im Forum und auch sonst in der Uni höre ich immer wieder: "Ach, da krieg ich dann schon ne Stelle! Irgendwo kommt man immer unter!" Häufig äußern das dann auch noch diejenigen, die nicht gerade den besten Notenschnitt haben. Da frag ich mich dann schon, wo das denn hinführen soll, mal abgesehen von der Arbeitslosigkeit. Wie bereits gesagt sind solche Stellen häufig nur auf das Schuljahr ohne Sommerferien bezogen. Zweitens kann es natürlich auch sein, dass man eben jedes Jahr die Schule und damit auch die Stadt / den Regierungsbezirk o.ä. wechseln muss. Auf diese Unsicherheit hatte ich definitiv keine Lust und ich bin auch nicht gewillt, permanent nicht zu wissen, wo ich im nächsten Jahr eventuell eine Stelle bekomme.

- Natürlich kann man übergangsweise an einer anderen Schulform wie der Mittelschule einen Zeitvertrag bekommen. Eine Festanstellung und auch eine Verbeamtung ist aber nur an der studierten Schulart möglich.

So, nun zu den Gründen, die für die Mittelschule sprechen:

- unglaublich gute Einstellungschancen. Man wird derzeit mit jedem Schnitt bis zur Verbeamtungsgrenze von 3,5 sofort eingestellt und verbeamtet, und das wird auch noch lange so bleiben.

- Unterricht im Klassenlehrersystem. Man unterricht nicht nur "seine" Fächer ein paar Stunden die Woche in mehreren Klassen und kennt die Schüler dadurch kaum, sondern ist Klassenlehrer in einer Klasse und, je nach Fächern, eventuell auch Fachlehrer in zusätzlichen einzelnen Fächern. Dadurch unterrichtet man natürlich auch viel mehr verschiedene Fächer, was ich persönlich wirklich abwechslungsreicher finde. Außerdem kann man ganz anders mit den Schülern arbeiten, da man natürlich viel mehr Zeit mit ihnen verbringt und dann auch einen ganz anderen Einfluss auf sie hat.

- kleine Klassen. Ich habe bisher in keinem Praktikum eine Klasse gesehen, die mehr als 16 Schüler hatte. Das erleichert das Arbeiten natürlich ungemein. Dabei muss man aber auch berücksichtigen, dass die Klassengröße so klein gehalten wird, wenn man besonders schwierige Schüler, Schüler mit speziellem Förderbedarf oder eventuellen Lernschwächen in der Klasse hat. Dies ist meistens der Fall. Klar hat man dann herausfordernde Schüler, aber die kleine Klassengröße wirkt dem durchaus entgegen.

- Mehr erzieherische Aufgaben als nur rein fachlisches Wissen im Fokus. In der Mittelschule geht es primär darum, die Schüler auf das spätere Berufsleben vorzubereiten und ihre Teilhabe an der Gesellschaft zu ermöglichen. Oft geht es dann wirklich mehr um Sozialverhalten und solche Dinge und das Fachliche rückt etwas in den Hintergrund. Vor allem bei sprachlichen Problemen in den Klassen kann es halt dann mal sein, dass man den Lehrplan nicht schafft, aber ich habe von allen Praktikumslehrern bisher gehört, dass das dann halt so ist. Der Fokus ist einfach ein anderer.

Insgesamt bereue ich meine Entscheidung keine Sekunde. Allerdings möchte ich schon betonen, dass dieses Lehramt nicht für jeden was ist und man sich das schon gut überlegen und am besten auch in Praktika mal anschauen sollte.

Ich verstehe, dass du deine guten Noten nicht "wegwerfen" willst, aber du solltest dir auch bewusst sein, dass das Examen 60% deiner Endnoten ausmachen wird und diese Prüfungen fallen in der Regel echt nicht gut aus. Ich habe selbst einen sehr guten Schnitt aus den Studiumsnoten, bin jetzt aber im Examenssemester und da bringen mir die Vornoten auch nicht soo viel. Gerade in Deutsch kann man wohl froh sein, wenn man ne 3 schreibt.

So, entschuldige, ist ein bisschen sehr lang geworden, aber ich dachte, vielleicht helfen diese Punkte auch Anderen, die sich mit dem Gedanken des Wechsels beschäftigen.

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