Umfrage zu gendersensiblem Mathematikunterricht

[Fränzy]

????

Was hat MAthe mit Gender zu tun? Sollen Mädchen mit rosa Zahlen rechnen oder willst Du Mädchen für Mathe begeistern? (Ich bin Mathefrau)

[qchn]

ohne jetzt Umfragen mit fehlender Sensibilität für Fragebogendesign und undurchsichtigen Forschungshypothesen etc. verteidigen zu wollen und viel Ahnung vom Matheunterricht zu haben, halte ich in Westdeutschland den Zusammenhang von Gender und Matheunterricht aka nach Geschlechtern diversifiziertes, anerzogenes Selbstvertrauen und Interesse für MINT, nicht für Blödsinn. Rosa Zahlen sind da aber natürlich nicht die Lösung. Aber vielleicht Glitzer : )

[chilipaprika]

Ich hab die Umfrage nicht geöffnet, aber vor Jahren (vor 2007, weil damals habe ich es beim Schreiben meiner Examensarbeit gelesen), wurde ein Mathebuch in einem Bundesland (RLP?), weil die Prüfkommission der Meinung war, dass es frauenfeindlich sei.
Die Autoren waren entrüstet, haben sich das alles angehört (sie wollten schliesslich die Zulassung) und festgestellt, dass sie - absolut unbewusst - alle Beispiele so gebaut hatten, dass die 'angesehenen Berufe' von männlichen Vornamen / Bildern besetzt waren, die weniger angesehenen mit Frauen (Arzt -Krankenschwester, ...), oder dass in Rechendiskussionen der Junge bessere Vorschläge machte, das Mädchen sich immer dümmlicherweise irrte.
Das Buch wurde komplett überarbeitet, die Vornamen und Beispiele besser verteilt...

Chili

[Hubselzwerg]

Ich gehe davon aus, dass in alten Büchern tatsächlich die Mädchen Blumen pflanzen, mit Puppen spielen und die Jungs was mit Werzeug machen....
Mittlerweile sind Schulbücher aber doch ziemlich politisch korrekt. Und das Mädchen benachteiligt sind, stimmt heute doch auch nicht mehr.
Naja, mein(e) fiktive(r) Schüler(in) heißt Klaus-Bärbel.
Ist das gendermäßig korrekt genug?

Also, es ist ja nicht so, dass ich gendern generell für Unfug halte. Und gant theoretisch könnte/müsste/sollte man auch im Unterricht drüber nachdenken. Aber nun sitze ich nich in irgendeinem Büro in der Uni sondern arbeite in einer echten Schule. Und an meiner Schule gibt es eine Menge Kinder mit Problemen. Also, echten und teilweise verdammt großen Problemen.
Relativ viele Kinder, die nicht bei ihrer Herkunftsfamilie*leben, weil sie vom Jugendamt da rausgeholt wurden. Kinder mit kranken Eltern. Kinder, die sich um Eltern und/oder Geschwister kümmern müssen. Kinder, deren Eltern im Gefängnis sitzen. Kinder mit Gewalt- und Missbrauchserfahrung. Kinder (6. Klässler zähle ich noch dazu) mit Drogenproblemen....

Ich finde es schwierig genug, diesen Kindern eine gewisse Begeisterung für irgendein Schulfach abzuverlangen. Und da ist mir egal, ob im Mathebuch Anna mit Puppen spielt und Klaus am Computer sitzt oder andersherum. Und den Schülern ist das sowas von pupsegal. Die Geschichten aus den Büchern sind dermaßen weit weg von der Lebenswelt der Schüler, dass egal ist, wie die konstruiert sind.

Aber selbst wenn ich das für ganz fürchterlich wichtig halten würde, wäre die Umfrage trotzdem Unfug.
Da erlag wohl die Erstellerin selbst allen möglichen Klischeevorstellungen.
Mädchen sind benachteiligt, Lehrer halten Jungs für fähiger in den MINT-Fächern...

[Fränzy]

Vielleicht haben wir einfach zu wenig Mädchen an der Schule (eigentlich fast keine). Ich würde niemals solche dämlichen Bücher benutzen und finde es auch ein Unding, wenn die Frauen die Krankenschwestern sind und die Kerle den Halbgott in weiß spielen. Allerdings weiß ich auch nicht, ob es immer so klug ist, wenn man kochende, strickende und Kinder bespielende Jungs zeigt und das Mädchen die Baustelle rockt. Das gaukelt auch nur eine pseudo Gleichheit vor! Solange die Kerle keine Kinder bekommen und die Mehrheit der Frauen gut verdienenden Vollzeitverdienenden Männer Partnern wollen, diese Männer dann auch noch auf jeden Fall mehr verdienen wollen als die Frauen, aber andererseits auch die finanzielle Verantwortung nicht tragen wollen und die Frauen einerseits arbeiten, aber andererseits auch die Kinder voll daheimversorgen wollen, ist das alles Augenwischerei.

Was also soll dann Gender Mathe Unterricht? Mathe ist sowas von objektiv. Lust auf Mathe machen, das ja, aber mehr?

[Feuerkopf]

Ich finde dass diese ganze Genderdiskussion im Grunde überkandidelt ist.
Ich habe früher Bummi-Bücher für mein Leben gern gelesen. Finde auch nachwievor, dass sie einfach schön geschrieben sind. Als ich das dann während des Studiums erwähnte, dass ich die Bücher auch heute noch meinen Kindern zum lesen geben würde, wurde ich angeschaut als wär ich doof. Immerhin spielt die Geschichte irgendwo im Sauerland im Jahre annodazumal und Bummis Mama ist Hausfrau und der Papa geht arbeiten. Nein, sowas könne man ja einem Kind heutzutage nicht mehr zum lesen geben.

Ich fiel aus allen Wolken. Und wieso? Weil mir das bis zu dem Zeitpunkt nicht wirklich bewusst war, weil mich die GESCHICHTE an sich und eben nicht die Rollenbilder interessiert haben.

Und im Matheunterricht hatte ich Probleme genug mich mit meinen unfähigen Lehrern auseinanderzusetzen (die mit Kreide nach vermeintlich dummen Schülern warfen...), so dass mir auch da solche Rollenbilder nicht aufgefallen wären.

Ich bin weder Emanze noch bin ich "Männerversteher". Dass man durchaus mal drüber nachdenken muss, welches Bild man Kindern vermittelt ist ja okay, aber ich werde meinen Unterricht sicherlich nicht darauf ausrichten, jedes einzelne Buch und Arbeitsblatt daraufhin zu untersuchen, ob die Rollenbilder auch ordentlich gemischt sind. Man kanns auch übertreiben. Zumal die meisten Kinder ihre Rollenbilder sicherlich NICHT aus dem Mathebuch sondern viel eher von den Eltern/Bezugspersonen direkt mitnehmen, also nicht aus irgendwelchen Büchern sondern aus dem echten Leben.

Und wenn ich an meine Schulzeit denke, da gab es schon keine typischen Mädchen- oder Jungsfächer...

Just my 2 cent

[Hubselzwerg]

Ich habe auch begeistert Bummi gelesen. Und Hanni und Nanni, Dolly....
Außerdem hatte ich Puppen, ein Lego-Krankenhaus, später sogar Barbies! Ach ja, natürlich hatte ich auch eine Puppenküche und sogar ein eigenes kleines Bügelbrett mit funktionierendem Bügeleisen. Mein ganzer Stolz aber war mein Teppichreiniger.
Wie konnte es nur passieren, dass ich da später ausgerechnet Mathe und Physik studiert habe?
Hm...Überkompensation?