Bedarf sonderpädagogischer Förderschwerpunkte an Gym/Ges?

Wenn das Lehramtsstudium Fragen und Probleme aufwirft ...
psssy
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Re: Bedarf sonderpädagogischer Förderschwerpunkte an Gym/Ges

Beitrag von psssy »

Hallo chilipaprika,

danke für deinen Beitrag.

Ich bin in dieser Hinsicht leider noch ein Greenhorn, deswegen erlaube mir die folgende Frage bzgl. der schulscharfen Ausschreibungen:
Lässt sich dein letzter Kommentar so verstehen, dass man eine Bewerbungsmappe online abgeben kann/muss mit dem eigenen Profil (den studierten Fächern usw.), die Schulleitungen so im Einstellungsverfahren erfahren können wer sich mit was auf dem Markt herumtreibt und man dann über das Schulministerium potentielle Stellenangebote zugeschickt bekommt?

P.S.: Ich habe während meines letzten Praktikums an einem Berufskolleg eine bereits verbeamtete Lehrerin mit beruflicher Fachrichtung (1. Fach) und SoPäd in ESE+L (2.Fach) getroffen und die soll von der Schulleitung regelrecht umworben sein. Eine Mitpraktikantin mit genau der gleichen Kombi hat die SL ebenfalls herzlich zum Praxissemester eingeladen. Das ist aber etwas ganz anderes als Sehen+KME für GyGe. Besagte Lehrerin war auch regelmäßig in der JVA unterwegs. Man muss sich so also darüber bewusst sein worauf man sich hier einlässt.

chilipaprika
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Re: Bedarf sonderpädagogischer Förderschwerpunkte an Gym/Ges

Beitrag von chilipaprika »

Ja, diese Diskrepanz in der Attraktivität ist ein Fakt. Das ist auch mit ein Grund, warum ich eben keinen Förderschwerpunkt darauf gesattelt habe. Ich wollte an ein Gymnasium / eine Oberstufe für Gehörlose. Punkt. Nicht irgendwelche emotional gestörte SchülerInnen beschulen oder Kids mit einer Lernbehinderung inkludieren. (dass ich es auch wichtig finde und in meiner Regelschule machen werde, ist klar, ich wollte es nicht als Spezialisierung).

Sehen wird wohl ähnlich wie Hören sein und sehr eingeschränkt sein. (Mit der Einschränkung, dass es schon jetzt viel mehr sehbehinderte Schüler an Regelschulen gibt und gehörlose erst jetzt kommen)
Bei KME weiß ich nicht, was sich komplett dahinter versteckt, wobei ich mir vorstellen kann, dass sowas für Regelschulen durchaus attraktiv ist. Ist halt die Frage, ob es soooo attraktiv ist (aus der Sicht der Schulleitung), dass man auf das zweite Schulfach verzichtet.

Deswegen wäre es interessant zu wissen, wie Schulleitungen aktuell damit umgehen (ruf wirklich bei den Studienseminaren an, wie es zur Zeit gehandhabt wird, was die Refs zur Zeit unterrichten und ob sie dann Planstellen bekommen).

So zur Planstellenausschreibung:
in NRW (ich rede jetzt nur von NRW, in anderen Bundesländern gibt es eh solche Modelle (noch?) nicht.) gibt es zwei verschiedene Verfahren.
- das Listenverfahren (sehr sehr wenige Plätze), da werden die Besten (nach Rangnote) (die sich für das Listenverfahren bereit erklärt haben) verteilt, und zwar in die Kreise, die sie auch im Vorfeld akzeptiert haben. Auf die Schule hat man aber keinen Einfluss.
das Listenverfahren spielt aber kaum noch eine Rolle, weil es eh oft missbraucht wird, um doch an jemanden zu kommen, den man eh kennt.

- die schulscharfe Ausschreibung. Das ist das, was du auf Leo gesehen hast.
Eine Schule meldet ihren Bedarf an, die Bezirksregierung genehmigt die Ausschreibung (Fach A / Fach B), die Schule schreibt aus, BewerberInnen bewerben sich.
Die BewerberInnen bewerben sich (theoretisch) erst, wenn die Ausschreibungen online sind.
Aber es ist natürlich nicht verboten, im Vorfeld Kontakt zu Schulen aufzunehmen, die dich interessieren. und falls die Schule tatsächlich mal Bedarf in deinem Fach hat, kann es sein, dass sie nach einem Gespräch mit dir auch "für dich" ausschreibt. Also: du kannst absolut sicher sein, dass hinter einer Stellenausschreibung "Erdkunde / evangelische Religion, bitte mite Ruderschein" definitiv schon ein Bewerber steckt ;-)
Wenn eine Schule tatsächlich ihren tatsächlichen Bedarf ausschreibt (in der Regel: Physik / Informatik / Mathe), dann kann es sein, dass sich kaum jemand bewirbt und sie am Ende die Stelle verliert.
Meine Schule ist noch keine Inklusionsschule, also habe ich keine konkrete Erfahrungen, aber ich bin mir sicher, dass 1) die allermeisten Schulen nicht mal WISSEN, dass es diese neuen Studiengänge gibt, 2) viele nicht ausschreiben würden, solange sie nicht wirklich wissen, was sie mit dir anfangen würden. Sprich: auch tatsächlich verstanden haben, dass deine Quali höherwertig ist, als das Tagesseminar, wo meine Schulleitung mich nächstes Jahr hinschickt ;-)

aber ich glaube, der beste Weg wäre, dich tatsächlich am Praxisort zu informieren und bei einem Zentrum für schulpraktische Studien nachzufragen.
Käme für dich auch ein Studium mit 2 Fächern und Förderschwerpunkt in Frage? Also länger studieren, als ob du 3 Fächer hättest?

chili

Fränzy
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Re: Bedarf sonderpädagogischer Förderschwerpunkte an Gym/Ges

Beitrag von Fränzy »

Das wäre sicher eine Option. Denn zumindest mein Schulleiter möchte zweifach Gymnasialleute und dazu gute Sonderpädagogen. So ist die Schule ultimativ flexibel.

Das mit den Mangelfach Ausschreibungen kann ich so bestätigen, wir hatten da oft schon keine Bewerber oder nur einen. Und manchmal ist das ein kompletter Ausfall.

Ich denke übrigens, dass man Sonderpäd. studieren kann und parallel noch ein weiteres Fach an der Uni.
שָׁלוֹם

psssy
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Re: Bedarf sonderpädagogischer Förderschwerpunkte an Gym/Ges

Beitrag von psssy »

Hallo chilipaprika,

das mit den zwei Fächern steht für mich nicht zur Debatte.

Mit 19 Jahren würde ich das sofort machen, ich bin aber mittlerweile 27 und beginne erst jetzt im 1. Fachsemester. Angenommen ich bin dann also mit plus/minus 33 Jahren fertig, möchte ich mir auch noch etwas extra Puffer mit einplanen, da ja eine Planstelle erst einmal ergattert werden muss und es laut Hören und Sagen teilweise selbst schon um Vertretungsstellen schwierig steht. Der Beamtenstatus steht für mich nicht im Vordergrund, aber ggf. 600 Euro netto weniger zu erhalten, da die jeweilige zukünftige Politik möglicherweise beschließt Lehrerstellen einzusparen und ich mich zu lange an der Uni aufgehalten habe - das wäre schon bitter.
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Hallo Fränzy,

soweit ich das verstanden habe gilt ein Zweitstudium aber nur für NC-freie Studiengänge.
Und falls du die Drittfachordnung für Lehrämter meinen solltest - die ist seit 2009 (zumindest in NRW) abgeschafft worden, daher sollte man seine Unterrichtsfächer von Anfang an weise wählen.
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Da ich mir eh noch nicht sooo sicher darüber bin wo ich genau landen möchte und werde wähle ich wohl besser Sonderpädagogik. Meinem Empfinden nach arbeiten die überall und nirgends, von Grundschulen über Sekundarschulen bishin zu Gymnasien und Berufskollegs und auch außerhalb in Berufsbildungswerken und vielem mehr.

Fränzy
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Re: Bedarf sonderpädagogischer Förderschwerpunkte an Gym/Ges

Beitrag von Fränzy »

Ja, die arbeiten überall :)

Nein, ich meine nix aus NRW - ich bin in BW.

Ich bin auch nicht sicher, ob es wirklich ein Zweitstudium ist, wenn Du ein Fach an der Uni belegst. Geh doch mal zur Studienberatung (an der Hochschule, nicht bei der Arbeitsagentur)

Hast du eine duale Ausbildung gemacht oder ein anderes Studium? Das kann im Beruf echt helfen!
שָׁלוֹם

Rotschreiber
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Re: Bedarf sonderpädagogischer Förderschwerpunkte an Gym/Ges

Beitrag von Rotschreiber »

Sehen und KME fürs Gymnasium? Im Ernst?

psssy
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Re: Bedarf sonderpädagogischer Förderschwerpunkte an Gym/Ges

Beitrag von psssy »

Bieten die Universitäten nun einmal so an.
Lernen, ESE usw. sind noch nicht im Unibetrieb angekommen.
Zur Auswahl im Lehramt GyGe stehen KME, Sehen und Hören:

http://verwaltung.uni-koeln.de/abteilun ... x_ger.html

http://www.dokoll.tu-dortmund.de/cms/la ... index.html

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