NICHT BESTANDEN

Wenn das Lehramtsstudium Fragen und Probleme aufwirft ...
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GregorSamsa
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Re: NICHT BESTANDEN

Beitrag von GregorSamsa »

Nein, also die "Willenskraft" über 2400 Beiträge oder gar 8000 zu schreiben - nein, die habe ich definitiv nicht.

Und ich wollte schon zich mal weg sein.

Aber die eklatante Dummheit so vieler Kommentare erzwingt einen Einspruch.
Denn es tut ja keiner.

Ratschläge wie
- "Kinder von der Schule schmeißen - auch Schulausschluss ist noch 3 Tage vor Schulende möglich" --> ohne geringste Kenntnis der Sachlage. Aber das eigentlich verwunderliche: keine Widerworte vom Forum, sondern sogar Unterstützung ("Weg mit dem Kind!"). Ohne Kenntnis aller Rahmenbedingungen.

- "Bitte änder' deinen Beruf, du taugst als Lehrer nichts." --> ohne Kenntnis der Sachlage. Forum stimmt zu 90% in den Chor ein "ja du taugst nicht". Per Ferndiagnose. Gefühlt ..... gottgleiche Lehrerintuition.

- "Lehrer sind Fachwissenschaftler"
--> abnicken des Forums. Natürlich klar.
Zudem: Das kommt aus dem Mund eines Menschen, der vor wenigen Wochen noch "Akademiker" als Schimpfwort gebraucht hat. Das zeigt die Shizophrenie. Man wär eben gern' ein Fachwissenschaftler, will aber nicht erkennen, dass der Lehrerberuf in erster Linie ein "Beruf mit Kindern und Jugendlichen" ist.

:lol: :lol:

Aber im Forum liest man immer wieder direkte Handlungsempfehlungen - alle "aus dem Bauch heraus"
Sry, aber Orakel zu spielen ist nicht Aufgabe des Forums. Ich habe noch nie ein Forum mit so schlechten Beratungen gesehen . Gerade die Vielschreiber schreiben größtenteils einen Murks... da denkt man wirklich: haben die je eine Schule von innen gesehen?
Da nichts zu schreiben, ist schwer, weil vielen Menschen hier eklatant Unrecht gegeben wird, gerade Hilfesuchenden.
Wenn per Ferndiagnose sofort etliche Beiträge kommen mit "Weg mit dem Schüler, fauler Hund!" und "Änder' den Job, du kannst nichts", dann muss man mal den Kopf einschalten, und erkennen, dass da was nicht stimmt. Nicht bei den Hilfesuchenden, sondern in den Köpfen der Kommentatoren. Da wird eigener Frust abgeleitet, weil man wohl sein eigenes Leben versaut hat – was genau, kann ich per Ferndiagnose nicht bestimmen. Aber was könnte es sein? Keine Kinder, kein Mann (mehr), keine Nerven (mehr) für Kinder und Jugendliche.. man wollte mal weiterkommen "als nur Lehrer", keine Ahnung - irgendwas in der Richtung...
Ex-Gym-Lehrer an einer Privatschule

Drops
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Re: NICHT BESTANDEN

Beitrag von Drops »

GregorSamsa hat geschrieben:Das sagen Forenuser mit über 1000 und 8000 (!) Beiträgen :lol: :lol: :lol:
Dann schau doch mal auf unser Anmeldedatum, lieber Gregor und danach überlege mal, wie in aller Welt wir es auf "1000 und 8000 (!)" Beiträge geschafft haben. :roll:
Guck mal, auf wie viele Beiträge Du es in der kurzen Zeit bisher gebracht hast und rechne das mal hoch... Nur so just for fun.

Ich empfand dieses Forum immer als hilfreich, sowohl während meiner Ref-Zeit als auch später. Sonst wäre ich hier nicht angemeldet.
Und ja, manchmal werden hier Beiträge geschrieben, die dem TE eben nicht nach dem Mund reden und ihn mit Mitleid überschütten oder Verständnis für seine Situation heucheln und das ist mehr als gut so. Denn meistens bringt geheucheltes Verständnis und Mitleid überhaupt nichts; oftmals braucht man einen Schubs, um auch eine andere Seite bedenken zu können.
Mir fällt allerdings immer mehr auf, dass die meisten -inner-und außerhalb des Forums- mit solch einem "Schubs" nicht mehr zurecht kommen. Die vermeintliche Opferrolle ist wesentlich angenehmer.

Oh, und wenn ich von "Schubs" rede, meine ich nicht, dass man jemandem irgendwelche rüden, unhöflichen Wortphrasen an den Kopf knallen muss (denn das wäre ja gewiss Dein nächstes Argument gewesen).

qchn
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Re: NICHT BESTANDEN

Beitrag von qchn »

GregorSamsa hat geschrieben:
- "Lehrer sind Fachwissenschaftler"
--> abnicken des Forums. Natürlich klar.
Zudem: Das kommt aus dem Mund eines Menschen, der vor wenigen Wochen noch "Akademiker" als Schimpfwort gebraucht hat. Das zeigt die Shizophrenie. Man wär eben gern' ein Fachwissenschaftler, will aber nicht erkennen, dass der Lehrerberuf in erster Linie ein "Beruf mit Kindern und Jugendlichen" ist.
mit dieser Erklärung hab ich zum ersten Mal verstanden, warum LehrerInnen Deiner Meinung nach keine FachwissenschaftlerInnen sind. Natürlich ist es nicht so, dass sie an der Schule wissenschaftlich arbeiten, denn es findet quasi nur Lehre (dazu noch für Kinder, nicht für Studierende) statt, keine Forschung im eigentlichen Sinne. soweit stimme ich Dir zu. Jedoch ist diese Theorie-Praxis-Lücke sehr üblich; auch eine Versicherungsmathematikerin, ein Bundespräsident, ein Germanist, der Schriftsteller geworden ist etc. arbeiten nach ihrer universitären akademischen Ausbildung nicht in der Forschung, sondern in der Praxis. Wieviel von ihrem akademischen Wissen diese Menschen in ihrem Beruf benötigen, mag variieren, dennoch haben sie eine akademische Ausbildung genossen und sind daher auch FachwissenschaftlerInnen.

Sternenlicht
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Re: NICHT BESTANDEN

Beitrag von Sternenlicht »

Also ich bin Lehrerin und um das zu werden, hab ich studiert. Ende. Fachwissenschaftler hin oder her,..is mir doch egal. :lol:

Illi-Noize
Moderator
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Re: NICHT BESTANDEN

Beitrag von Illi-Noize »

Drops hat geschrieben: Dann schau doch mal auf unser Anmeldedatum, lieber Gregor und danach überlege mal, wie in aller Welt wir es auf "1000 und 8000 (!)" Beiträge geschafft haben. :roll:
Guck mal, auf wie viele Beiträge Du es in der kurzen Zeit bisher gebracht hast und rechne das mal hoch... Nur so just for fun.
Man kann auf jeden User-Namen klicken und dort "Beiträge pro Tag" ablesen. Du hast da weniger als GregorSamsa 8) Ich habe "ein wenig" mehr ;-)

Rötelchen
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Registriert: 18.06.2014, 13:38:17

Re: NICHT BESTANDEN

Beitrag von Rötelchen »

Sooo liebe Leute, ich komme gerade von der Examenseinsicht und bin nicht so wirklich schlau daraus geworden. Wir waren zu 10 und haben die Klausuren auch ausgetauscht. Bei manchen waren Sachen richtig, die den anderen als falsch angekreidet wurden. Auch waren sich Erst,- und Zweitkorrektor sich in meinem Falle nicht ganz einig. Biologie wurde vom Erstkorrektor als 3+ vom Zweitkorrektor als gerade noch 4 bewertet. Leider wurde sich auf die schlechtere Note geeinigt. Das gleiche Spiel in Religion. Was ich absolut nicht verstehe ist die Bewertung in Mathedidaktik. Da wurden Dinge als falsch bewertet, die ich aus der Prüfungsliteratur gelernt hatte. Und Fachwissenschaft war ja sowieso eine Katastrophe. Hier lag der Schnitt bayernweit übrigens bei 4,6. Soviel zum Thema Mathe Fachwissenschaft ist durchaus machbar. Wenn man einen Sachverhalt weiter ausgeführt hat, war das zu weit vom Thema weg bei anderen hieß es man hätte mehr darauf eingehen sollen. Bei einer Freundin war die Fachwissenschaft zu einfach dargestellt, Mathematikdidaktik war zu Fachwissenschaftlich. Fazit: wir sind alle nicht daraus schlau geworden. Einziger Trost war, dass ein Freund in Arbeitslehre nicht ganz so schlecht war und eine 2 geschafft hat. Wir wissen zwar nicht, was er anders gemacht hat, weil er teilweise die gleichen Argumente hatte wie wir, aber es sei ihm von Herzen gegönnt!!!!
qchn hat geschrieben:Jedoch ist diese Theorie-Praxis-Lücke sehr üblich; auch eine Versicherungsmathematikerin, ein Bundespräsident, ein Germanist, der Schriftsteller geworden ist etc. arbeiten nach ihrer universitären akademischen Ausbildung nicht in der Forschung, sondern in der Praxis.
Der Bundespräsident :-) Kein sehr geschicktes Beispiel. Wir hatten auch schon Bundespräsidenten, die keine akademische Ausbildung hatten... Der jetzige ist Theologe und der Vorgänger hat meines Wissens VWL studiert. Die unterrichten sozusagen Fachfremd :-)
qchn hat geschrieben:Wieviel von ihrem akademischen Wissen diese Menschen in ihrem Beruf benötigen, mag variieren, dennoch haben sie eine akademische Ausbildung genossen und sind daher auch FachwissenschaftlerInnen.
Ich würde mir niemals anmaßen mich als Fachwissenschaftler zu bezeichnen. Ein gängiges Synonym für einen Lehrer soll ja auch Pädagoge lauten und nicht Fachwissenschaftler. Ich finde, dass Pädagogik und Psychologie im Studium einfach zu kurz kommen. Genauso die Didaktiken in Lehrämtern die zwei Unterrichtsfächer studieren. Aber auch bei uns. Ich hatte es glaub ich schon erwähnt, aber unsere Didaktik bezieht sich nur auf Schüler die vor uns sitzen und sich nichts schöneres als Mathe vorstellen können. Das ist leider nicht die Realität.
GregorSamsa hat geschrieben:- "Kinder von der Schule schmeißen - auch Schulausschluss ist noch 3 Tage vor Schulende möglich" --> ohne geringste Kenntnis der Sachlage. Aber das eigentlich verwunderliche: keine Widerworte vom Forum, sondern sogar Unterstützung ("Weg mit dem Kind!"). Ohne Kenntnis aller Rahmenbedingungen.

- "Bitte änder' deinen Beruf, du taugst als Lehrer nichts." --> ohne Kenntnis der Sachlage. Forum stimmt zu 90% in den Chor ein "ja du taugst nicht". Per Ferndiagnose. Gefühlt ..... gottgleiche Lehrerintuition.
Dem stimme ich auch uneingeschränkt zu. Zu ergänzen ist auch noch, dass es scheinbar nicht unsere Baustelle ist, wenn Schüler Probleme haben. Natürlich will ich sie nicht therapieren. Aber als Lehrer hat man nun mal eine gewisse Verantwortung für die Kinder. Und das hat nichts mit "Kindergartentante" zu tun. Man arbeitet schließlich mit Menschen und nicht mit Maschinen. Nehmen wir einen Schulverweigerer. Natürlich kann es sein, dass dieser Schüler keinen Bock auf Schule hat und einfach stinkfaul ist. Was aber, wenn mehr dahintersteckt und mit gezielter Hilfe (natürlich nicht vom Lehrer) dem Kind geholfen werden kann, damit es in der Schule wieder klar kommt? Das sind vielleicht nur Einzelfälle aber sie betreffen Menschen.

Die Schule hat nämlich nicht nur die Aufgabe Wissen zu vermitteln. "Die Schule soll nicht nur Wissen und Können fördern, sondern auch Herz und Charakter bilden"

Drops
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Re: NICHT BESTANDEN

Beitrag von Drops »

Rötelchen hat geschrieben:Sooo liebe Leute, ich komme gerade von der Examenseinsicht und bin nicht so wirklich schlau daraus geworden. Wir waren zu 10 und haben die Klausuren auch ausgetauscht. Bei manchen waren Sachen richtig, die den anderen als falsch angekreidet wurden. Auch waren sich Erst,- und Zweitkorrektor sich in meinem Falle nicht ganz einig. Biologie wurde vom Erstkorrektor als 3+ vom Zweitkorrektor als gerade noch 4 bewertet. Leider wurde sich auf die schlechtere Note geeinigt. Das gleiche Spiel in Religion. Was ich absolut nicht verstehe ist die Bewertung in Mathedidaktik. Da wurden Dinge als falsch bewertet, die ich aus der Prüfungsliteratur gelernt hatte. Und Fachwissenschaft war ja sowieso eine Katastrophe. Hier lag der Schnitt bayernweit übrigens bei 4,6. Soviel zum Thema Mathe Fachwissenschaft ist durchaus machbar. Wenn man einen Sachverhalt weiter ausgeführt hat, war das zu weit vom Thema weg bei anderen hieß es man hätte mehr darauf eingehen sollen. Bei einer Freundin war die Fachwissenschaft zu einfach dargestellt, Mathematikdidaktik war zu Fachwissenschaftlich. Fazit: wir sind alle nicht daraus schlau geworden.
Das Gefühl kenne ich von damals noch. Eine meiner Klausuren wurde noch nicht mal von einem Zweitkorrektor bewertet, eine andere wurde genau bis zur Hälfte korrigiert, danach hörte die Korrektur einfach auf... Ich hatte zwar alles bestanden, war aber auch etwas konsterniert, wie bewertet wurde.
Rötelchen hat geschrieben: Zu ergänzen ist auch noch, dass es scheinbar nicht unsere Baustelle ist, wenn Schüler Probleme haben. Natürlich will ich sie nicht therapieren. Aber als Lehrer hat man nun mal eine gewisse Verantwortung für die Kinder. Und das hat nichts mit "Kindergartentante" zu tun. Man arbeitet schließlich mit Menschen und nicht mit Maschinen. Nehmen wir einen Schulverweigerer. Natürlich kann es sein, dass dieser Schüler keinen Bock auf Schule hat und einfach stinkfaul ist. Was aber, wenn mehr dahintersteckt und mit gezielter Hilfe (natürlich nicht vom Lehrer) dem Kind geholfen werden kann, damit es in der Schule wieder klar kommt? Das sind vielleicht nur Einzelfälle aber sie betreffen Menschen.

Die Schule hat nämlich nicht nur die Aufgabe Wissen zu vermitteln. "Die Schule soll nicht nur Wissen und Können fördern, sondern auch Herz und Charakter bilden"
Bei allem Respekt, aber Du wirst später mit so vielen unterschiedlichen Schülern konfrontiert, die man als Lehrer alle fordern, fördern, unterstützen, erziehen, ausbilden und als Mensch wahrnehmen muss, dass einfach irgendwo eine Grenze gezogen werden muss.
Ein Beispiel:
Als Stammkursleitung hatte ich damals ein Mädchen im Kurs, das nicht nur Schulverweigerin war, sondern auch diverse Straftaten beging. Wir schalteten sofort sowohl die Schulsozialarbeit als auch das Jugendamt ein. Die Dame vom Jugendamt setzte sich vor mich und erklärte mir, dass ich als Kursleitung dem Mädchen, sofort als mir auffiel, dass sie die Schule schwänzte, einen persönlichen Brief hätte schreiben müssen, um ihm zu zeigen, dass ich es wertschätzte und mich um es sorgte.
Ich dachte, ich höre nicht recht.
Ich habe am Tag ca. 200 "Kundenkontakte", dazu kommen Elterngespräche und ach ja, Unterricht!
Wie in aller Welt soll ich die Zeit aufbringen, noch jedem Problemschüler einen persönlichen Brief zu schreiben? Irgendwann würde ich nämlich auch gern mal leben. Nur, weil ich Lehrer bin, heißt es nicht, dass ich kein Privatleben mehr habe oder auch mal Freizeit haben möchte.
Ich habe mein Leben mit der Verbeamtung nicht aufgegeben.

Das muss natürlich jeder selbst wissen, aber ich will mich weder von meinem Beruf auffressen lassen noch mein Privatleben vernachlässigen. Irgendwo müssen Grenzen gezogen werden, denn ich will gesund bleiben bis zur Pensionierung.

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