Fränzy hat geschrieben:Ich bin nach wie vor der Meinung, dass auch in schwierigem Einzugsbereich Fachwissenschaft wichtig ist und die sozialarbeiterischen Anforderungen je nach Schule hinzu kommen.
Das kann ich auch für den GS-Bereich unterschreiben.
Ich habe während des Studiums nebenher an einer GS gearbeitet, die noch dazu ein recht gemischtes und nicht gerade einfaches Einzugsgebiet hat, und das Unterrichten und Vertreten fiel definitiv leichter, wenn das notwendige bzw. zugrundeliegende Fachwissen da war. Die Motivation der Kinder hing ganz klar von der persönlichen Beziehung zur Lehrkraft ab, aber einen wirklich interessanten, abwechslungsreichen und motivierenden Unterricht kann man doch ohne hinreichendes Fachwissen kaum gewährleisten.
Ich persönlich fand es zumindest immer unbefriedigend, wenn ich das Gefühl hatte, gerade nicht genügend Hintergrundwissen zu haben, was bei spontaner Vertretung auch in der Grundschule mal passieren kann - zumindest, wenn man wirklich den Anspruch erhebt, fundierten Unterricht zu gestalten und nicht nur aus dem Bauch heraus "irgendetwas" erzählen möchte, was in der Situation dann erst einmal nur bruchstückhaft abrufbar ist.
Dazu kommen dann eben die vielen kleineren und größeren Probleme, die die Kinder aus dem Elternhaus, den Pausen usw. mitbringen. Damit sinnvoll umgehen und darauf angemessen reagieren zu können, gehört selbstverständlich auch zu den Aufgaben der Lehrkraft, aber es ist eben nur EINE Aufgabe von vielen. Die Hauptaufgabe, wie mehrfach hier erwähnt, sollte ein ansprechender und angemessen anspruchsvoller Unterricht sein.
Oh, und dazu noch ein Denkanstoß: Wie will ich eigentlich differenzieren, wenn ich keinen ausreichenden Einblick in eine Thematik habe und entsprechend nicht weiß, wie ich sie herunterbrechen, aufspalten, in unterschiedlicher Komplexität erklären soll usw.? Oder - was ich neulich erlebt habe - wenn du ein mathematisch hochbegabtes Kinder in der 3. oder 4. Klasse hast, das dir "davonrast" und dich enttäuscht anguckt, wenn du ihm kein neues "Futter" geben kannst?
Ich möchte der TE hier gar nichts Böses und weiß auch nicht, was ich vom Umgangston hier teilweise halten soll - auch wenn ich die Argumente dahinter durchaus verstehen und unterschreiben kann. Auf jeden Fall wünsche ich dir, Rötelchen, alles Gute und hoffe, dass der nächste Anlauf besser klappt! Nicht alles mag auf den ersten Blick sinnvoll für die Praxis erscheinen und in deiner Enttäuschung siehst du gerade vielleicht auch manches als noch "sinnloser" an, als du es wahrscheinlich in einer anderen Situation wahrnehmen würdest - aber den Nutzen der Fachwissenschaft für Lehrkräfte (an bestimmten Schulformen) generell anzuzweifeln, hilft eben auch nicht. Und das schreibe ich, obwohl ich jetzt erst mit dem VD anfange und damit trotz langer Vertretungserfahrung definitiv noch Laie bin. Einfach, weil mich die (immer noch) vorherrschende Kuschelpädagogik in manchen Grundschulen echt nervt und ich immer wieder gemerkt habe, dass den Kindern das gar nichts bringt, vor allem keinen eigenen Antrieb und keine hinreichende Motivation ... Und ja, ich habe bisher trotzdem immer einen guten bis sehr guten Draht zu den Kindern gehabt, das war mir äußerst wichtig und wurde selbstredend von der Schulleitung auch erwartet.