Jetzt PROMOVIEREN oder auf Lehrerverbeamtung spekulieren???

Habt ihr Fragen speziell an Ehemalige? Einige Junglehrer, die auch in der Referendarsbetreuung tätig sind, versuchen euch zu helfen.
Lausitzerin
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Registriert: 24.05.2005, 20:42:40

Beitrag von Lausitzerin »

@snape
Die Chance darauf, vor dem Lehrerleben noch einmal etwas anderes auszuprobieren. Hat man sich erstmal an ein festes Gehalt gewöhnt und an die täglichen Abläufe, kommt noch der Wunsch nach Familiengründung hinzu, fällt es sicherlich schwer, sich für eine Dissertation zu entscheiden und damit drei bis fünf anstrengende, unsicher in der Perspektive und vor allem unsicher finanzierte Jahre anzugehen.

Zu Lillis Ausgangsfrage: wieso gehst du davon aus, dass du nach dem Ref gleich verbeamtet wirst? Ich kann nur für Niedersachsen (Schulformen Grund-/Haupt-/Real) sprechen - und da wurden alle Referendariatskollegen erstmal nur angestellt mit der Aussicht auf Verbeamtung.
Also sollte die Verbeamtung und damit die Lebensplanungssicherheit für dich nicht das ausschlaggebende Argument für oder gegen eine Diss sein. Ausschlaggebend sollte ua. sein: willst du dich mit einem (dem) Thema wissenschaftlich beschäftigen - kannst du konzentriert (3 - 5 Jahre) an einer Sache arbeiten - steht die Finanzierung halbwegs?

Oder du machst es so wie ich: Studium, Ref, Diss. Wenn du zu einem schulpädagogischen Thema arbeiten möchtest, ist eine gewisse "Berufserfahrung" eher nützlich (2 Jahre sind nicht viel, aber mehr, als man im normalen Unialltag mitnimmt). Hast du das Ref hinter dir, hast du auch gelernt, mit 850 Euro netto zu leben ;) .

Bedenken solltest du bei deiner Entscheidung auch, dass einige Länder sich vorbehalten, dich zu einem Kolloquium zu bitten, wenn dein 1. Staatsex. länger als 5 Jahre zurück liegt.

Gruss, Lausitzerin.

Lilli
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Registriert: 13.07.2005, 19:14:31

Promotion im Ref???

Beitrag von Lilli »

Ich würde wohl über ein (schul)pädagogisches Thema promovieren.
Momentan spiele ich mit dem Gedanken mich bald für die Promotion anzumelden, trotzdem aber ab Februar das Referendariat durchzuzuiehen. :idea: Während des Refs komm ich wahrscheinlich nicht wirklich viel weiter, aber dafür steht dann der Prof, bei dem ich die Promotion schreiben will, schon fest und ich muss mich nicht erst nach 2 Jahren wieder in Erinnerung rufen. Außerdem kann ich dann nach dem Ref besser beurteilen, was ich genau will, da ich das Schulleben hautnah miterlebt habe... Nach dem Ref würde ich dann jedoch auf jeden Fall weiter an der Promotion schreiben- entweder mit Stipendium oder mit halber Stelle irgendwo oder vielleicht auch mit voller Stelle (falls mir das mit dem Lehrerdasein wirklich viel Spaß macht). Mein Prof sagt auch, dass man das Ref so oder so machen soll/muss-auch für den wissenschaftlichen Weg wird die Praxiserfahrung zunehmend wichtiger.

@Lausitzerin
Wie hast du das denn gemacht- vielleicht kannst du mir von deiner Erfahrung etwas berichten??? :lol:

Wie viel Zeit habt ihr tatsächlich während des Refs? Könnte man das 1.halbe bis 3/4 Jahr auch noch an der Promotion arbeiten oder ist das unrealistisch???

LG, LILLI

Lausitzerin
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Registriert: 24.05.2005, 20:42:40

Beitrag von Lausitzerin »

Hallo Lilli,

aaalso: so erfahren, wie wahrscheinlich irrtümlich meinem Posting zu entnehmen war, bin ich nicht. Ich habe mein erstes Staatsexamen 2001 gemacht, dann ein EZW-Aufbaustudium (Dipl-Päd) draufgesattelt und 2003 bis April 2005 das Referendariat gemacht. Ab September habe ich eine halbe Stelle an einer PH und werde die anderen 50 % sozusagen "ehrenamtlich" promovieren. Ich bin dazu aber auch ins Ausland gegangen, sodass ich 2 Fliegen mit einer Klappe geschlagen habe.

Für mich war es irgendwie schon immer (seit dem Lehramtsstudium) klar, dass ich mich schulpädagogisch "theoretisch" vertiefen möchte, und so sehe ich für mich in der Diss eine gute Möglichkeit, diesem Ziel nahezukommen. Durch die 1,5 Jahre Referendariat habe ich aber einige schulutopische Ansichten korrigiert und starte nun mit Praxiserfahrung und theoretischer Ausbildung.

"Nebenbei" zu promovieren, hätte _mein_ Ref. nicht zugelassen. Ich kenne aber jemanden, der promoviert ins Ref. gegangen ist und seine Diss "nur" noch für die Veröffentlichung überarbeiten musste. Halt, stop, das Kolloquium (Verteidigung) hatte er ja auch noch...

Ich habe neben dem Ref. meine Diplomarbeit geschrieben, was natürlich wesentlich unaufwändiger ist als eine Diss. Aber das hat mir gereicht bezüglich des Eindrucks Schule - nebenbei wissenschaftlich arbeiten. Das könnte ich selbst mit halber Lehrerstelle nicht. Letztlich wirst du mit halber Lehrerstelle dennoch wesentlich mehr als 50 % in der / für die Schule arbeiten, und so eine sehr geringe Chance haben, die Diss innerhalb 3 - 5 Jahren fertigzustellen. Überleg mal, was ausser Unterrichten noch alles an Aufwand auf dich zukommen könnte - Klassenführung, Elternabende, Konferenzen, vielleicht die Leitung einer Fachkonferenz, Elterngespräche... Willst du wirklich promovieren, ist die Chance, einen so verantwortungsvollen und facettenreichen Job wie den des Lehrers nebenbei gut zu erfüllen, ziemlich gering. Und das schafft letztlich nicht nur bei Eltern, Schülern, Kollegen Unzufriedenheit, sondern evt auch bei dir, was wiederum den Erfolg deiner Diss beeinträchtigen würde. Im Übrigen musst du ja "neben" dem Ref. noch deine wissenschaftliche Hausarbeit zum 2. Staatsex. anfertigen, und die darf nichts mit anderen bisher eingereichten oder bearbeiteten Themen zu tun haben. Und 2 wissenschaftliche Arbeiten plus Referendariat gleichzeitig? Nee...

Sammle ein wenig Schulerfahrung, drücke dich auf Vorträgen, Kolloquien usw deines Prof rum, bleib dort im Gespräch, schreib ihm ab und zu 'ne Mail... und dann sind die 1,5 - 2 Jahre Ref. rum und du kannst - wenn du es dann immer noch willst (!) - mit der Diss anfangen.

LG, Lausitzerin.

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