Wie kann ich meiner Unsicherheit begegnen? :(

Habt ihr Fragen speziell an Ehemalige? Einige Junglehrer, die auch in der Referendarsbetreuung tätig sind, versuchen euch zu helfen.
krabappel
Beiträge: 2329
Registriert: 21.08.2011, 20:08:49

Re: Wie kann ich meiner Unsicherheit begegnen? :(

Beitrag von krabappel »

In deinen ersten Beiträgen hier im Forum hast du betont, wie viel du arbeitest und zu arbeiten bereit bist. Und dass du dir Sorgen machst, dass du nicht gut genug sein könntest, oder/ und zu hart kritisiert werden könntest. Dass du dich selber sehr streng bewertest und eine Person brauchst, die dir sagt, wie gut du das alles machst.

Wenn du jetzt ehrlich zu dir bist: fühlst du dich besser, wenn dir jemand sagt, wie gut du alles machst? Und ich meine die Frage sehr ernst. Klar ist es nett, wenn die Arbeit gewürdigt wird, die man macht, oder jemand ehrlich begeistert ist, von dem, was man tut. Aber würde es dir dauerhaft Befriedigung verschaffen, wenn dein Seminar sagen würde, dass du zwar erst 6 Wochen im Dienst bist, dafür aber schon so prima deine Arbeit erledigst, dass man gar nicht merkt, dass du erst 6 Wochen dabei bist? Also wenn dir praktisch jemand signalisierte, dass du eigentlich besser bist, als deine Anfängerkollegen? Würde das reichen?

Lass es uns probieren. Mogli89, streng sein ist eine spitzen Kompetenz. Wie viele Lehrer wären gerne strenger! Deine Arbeitsblätter zeugen nicht nur von viel Arbeit, sondern sind auch besser als die, die man beim Verlag bekommt. Deine Stunden sind hervorragend durchdacht, die Ziele klar. Dein Unterrichtsgespräch ist flüssig, wie bei einem Profi, eigentlich gibt es wenig zu kritisieren. Mach weiter so!

Und?

Lass mich raten: du denkst jetzt vielleicht "nein nein, ich vertrage schon Kritik, aber ehrlich und konkret muss sie sein und im guten Verhältnis zum Lob. Dann kann ich negative Kritik annehmen."

Wirklich? Oder wirst du das, was gelobt wird niemals annehmen können, weil du denkst "ach, das ist doch selbstverständlich/ kann doch jeder/ oder gar: ist gar nicht ernst gemeint" und bei jeder negativen Kritik "naja, ich kann halt nichts, ich bin schlecht, ich mache alles falsch"?

Ich hab ja für mich das Meditieren entdeckt. Oder mach eine Verhaltenstherapie. Das Problem sind nicht die schlechten Mentoren, die du vielleicht hast. Deine Schwierigkeit ist, zu lernen, dass du dich immer im "Jetzt" befindest. Du kannst in dieser Sekunde nur das tun, was du aufgrund deiner Vorkenntnisse und Erfahrungen in der Lage bist, zu tun. Nie mehr und auch nie weniger. Der Vergleich zu anderen oder zu deinen eigenen Ansprüchen, zu den Ansprüchen derer, die dich bewerten und alle anderen Vergleiche sind völlig witzlos, denn du bist wunderbarerweise einfach genau du.

Vielleicht schätze ich dich auch ganz falsch ein, dann verzeih es mir. Ich glaube aber, dass dir eine gehörige Portion "Jetzt" besser tun würde, als jeder Rat, wie du noch besser, freundlicher, entspannter oder sonstwie werden könntest. Oder der Hinweis, dass man am Anfang Fehler macht, das weißt du selber.

Es kostet zwar Übungszeit, aber man kann lernen, die Dinge so zu nehmen, wie sie sind und sich selbst so zu nehmen, wie man ist. Dieses dauernde "Ziele stecken" halte ich für eine ungesunde Sichtweise unserer Kultur. Wenn Menschen anfangen, sich selbst und ihre Emotionen so zu nehmen, wie sie sind, regelt sich alles andere von allein :- )

Mogli89
Beiträge: 53
Registriert: 24.07.2016, 19:25:28

Re: Wie kann ich meiner Unsicherheit begegnen? :(

Beitrag von Mogli89 »

krabappel hat geschrieben:In deinen ersten Beiträgen hier im Forum hast du betont, wie viel du arbeitest und zu arbeiten bereit bist. Und dass du dir Sorgen machst, dass du nicht gut genug sein könntest, oder/ und zu hart kritisiert werden könntest. Dass du dich selber sehr streng bewertest und eine Person brauchst, die dir sagt, wie gut du das alles machst.

Wenn du jetzt ehrlich zu dir bist: fühlst du dich besser, wenn dir jemand sagt, wie gut du alles machst? Und ich meine die Frage sehr ernst. Klar ist es nett, wenn die Arbeit gewürdigt wird, die man macht, oder jemand ehrlich begeistert ist, von dem, was man tut. Aber würde es dir dauerhaft Befriedigung verschaffen, wenn dein Seminar sagen würde, dass du zwar erst 6 Wochen im Dienst bist, dafür aber schon so prima deine Arbeit erledigst, dass man gar nicht merkt, dass du erst 6 Wochen dabei bist? Also wenn dir praktisch jemand signalisierte, dass du eigentlich besser bist, als deine Anfängerkollegen? Würde das reichen?

Lass es uns probieren. Mogli89, streng sein ist eine spitzen Kompetenz. Wie viele Lehrer wären gerne strenger! Deine Arbeitsblätter zeugen nicht nur von viel Arbeit, sondern sind auch besser als die, die man beim Verlag bekommt. Deine Stunden sind hervorragend durchdacht, die Ziele klar. Dein Unterrichtsgespräch ist flüssig, wie bei einem Profi, eigentlich gibt es wenig zu kritisieren. Mach weiter so!

Und?

Lass mich raten: du denkst jetzt vielleicht "nein nein, ich vertrage schon Kritik, aber ehrlich und konkret muss sie sein und im guten Verhältnis zum Lob. Dann kann ich negative Kritik annehmen."

Wirklich? Oder wirst du das, was gelobt wird niemals annehmen können, weil du denkst "ach, das ist doch selbstverständlich/ kann doch jeder/ oder gar: ist gar nicht ernst gemeint" und bei jeder negativen Kritik "naja, ich kann halt nichts, ich bin schlecht, ich mache alles falsch"?

Ich hab ja für mich das Meditieren entdeckt. Oder mach eine Verhaltenstherapie. Das Problem sind nicht die schlechten Mentoren, die du vielleicht hast. Deine Schwierigkeit ist, zu lernen, dass du dich immer im "Jetzt" befindest. Du kannst in dieser Sekunde nur das tun, was du aufgrund deiner Vorkenntnisse und Erfahrungen in der Lage bist, zu tun. Nie mehr und auch nie weniger. Der Vergleich zu anderen oder zu deinen eigenen Ansprüchen, zu den Ansprüchen derer, die dich bewerten und alle anderen Vergleiche sind völlig witzlos, denn du bist wunderbarerweise einfach genau du.

Vielleicht schätze ich dich auch ganz falsch ein, dann verzeih es mir. Ich glaube aber, dass dir eine gehörige Portion "Jetzt" besser tun würde, als jeder Rat, wie du noch besser, freundlicher, entspannter oder sonstwie werden könntest. Oder der Hinweis, dass man am Anfang Fehler macht, das weißt du selber.

Es kostet zwar Übungszeit, aber man kann lernen, die Dinge so zu nehmen, wie sie sind und sich selbst so zu nehmen, wie man ist. Dieses dauernde "Ziele stecken" halte ich für eine ungesunde Sichtweise unserer Kultur. Wenn Menschen anfangen, sich selbst und ihre Emotionen so zu nehmen, wie sie sind, regelt sich alles andere von allein :- )
Also entweder reden wir aneinander vorbei oder du hast mich tatsächlich ein wenig falsch verstanden. Ich habe nichts gegen Kritik. Im Gegenteil. Ich finde sie sehr sehr wichtig, weil ich nur dann in der Lage bin an mir zu arbeiten. ;). Genau das Gespräch hatte ich auch mit einer Lehrerin, bei der ich AU habe. Niemand kann meine Schwächen so gut beurteilen wie erfahrene Lehrer. Und Lernen ist nur dann möglich, wenn ich darauf hingewiesen werde. Aber dieses Gespräch nach dem EPG war so voller Kritik getränkt, dass ich den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr gesehen habe und meine Motivation kurzzeitig bei Null war. Ja und wahrscheinlich hast dur recht, positives würde ich als selbstverständlich sehen, weil ich es ja schon kann. Mein Fazit dieser Erfahrung ist abhacken und weiter machen ;). Dort sind Fehler passiert die mir in Zukunft nicht mehr passieren werden und ich werde weiter an mir arbeiten :D.

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