Jumper82 hat geschrieben:Klar, Selektion muss irgendwann sein, meiner Meinung nach aber nicht schon nach der vierten Klasse. Deine 40% unterstützen das sogar noch, denn diese Zahl besagt ja, dass diese 40% zu unrecht nicht aufs Gymnasium gegangen sind. Wo hast du die Zahl eigentlich her, mich würde so eine Statistik echt mal interessieren und zwar für alle Bundesländer.
Diese Zahl stand in einer offiziellen Mitteilung des KM, mehr dazu habe ich gerade nicht zur Hand.
Jetzt haben wir ein Faktum, nämlich diese Zahl und schon ergeben sich vielerlei Möglichkeiten, Schlüsse daraus zu ziehen. Natürlich kann es sein, dass ein Teil dieser 40% zu Unrecht nicht auf das Gymnasium gegangen sind.
Diese Aussage unterstellt, dass jedes Kind, welches nicht aufs Gym geht, die schlechtere Bildung bekommt, bzw. dass jeder andere Weg automatisch einen Umweg darstellt.
Wenn ich mal von meinen Schülern ausgehe, die keine Ausbildung machen, dann ist die Fachoberschule Standard, nach drei Jahren kann man dort ein allgemeines Abitur machen. Was ist an diesem Weg schlecht?
Für mich sagt die Zahl letztlich nur eines: Wer will, kann etwas erreichen und findet sich nicht irgendwann in einer Sackgasse. Oder auch: Viele Wege führen zum Abi.
Jumper82 hat geschrieben:
Wie sollte denn die Integration in Bildung deiner Meinung nach ablaufen? Ist eine Verlängerung der Grundschule als Form der Gesamtschule nicht schon Integration?
Hätte ich darauf eine wirklich gute Antwort, würde ich sicher nicht als Realschullehrer arbeiten, sondern hätte einen anderen Posten, z. B. in der Politik.
Deine Punkte zum Bildungsverständnis erinnert mich an so manche interessante Theorie aus Uni-Zeiten.
Ein paar kleine Anmerkungen dazu.
Was machst du, wenn den Eltern die Belange ihrer Kinder am A. vorbeigehen?
Wenn die Kinder die einzigen Personen im Haushalt sind, die morgens aufstehen?
Wenn für Hausaufgaben nur der unaufgeräumte Küchentisch zur Verfügung steht, weil drei oder mehr Kinder sich ein Kinderzimmer teilen müssen?
Wenn die Kinder morgens müde sind, weil der kleine Bruder nicht etwa bei seiner Mutter im Schlafzimmer schläft, sondern im o.g. Kinderzimmer, schließlich würde das Geschrei ja Mama und ihren neuen Lover stören?
Wenn die Kinder hungrig zur Schule kommen, weil Mama am Ende des Monats kein Geld mehr hat, um etwas zu kochen?
Wenn die Kinder die einzigen Familienmitglieder sind, die halbwegs Deutsch können und zu Hause bei jeder Gelegenheit vermittelt bekommen, dass dieses Land der Ungläubigen doch völlig verkommen sei?
Jumper82 hat geschrieben:
Zur Zusammenarbeit Wirtschaft - Schule bzw. Bildung:
Ich dachte da an Föder- und Unterstützungsmaßnahmen der Wirtschaft zugunsten der Bildung
Hm. Vielleicht verstehe ich das ja falsch. An meiner Schule laufen:
- Planspiel Börse (Sparkasse)
- Bewerbertraining (Personaldienstleister)
- Training für Assessmentcenter (Bank)
- u.a.
Darüber hinaus finden sich ohne größere Probleme Sponsoren für verschiedenste Projekte. Vielfach ist das aber auch ein Versäumnis der Schulleitung. Wenn der Chef Vorbehalte hat gegenüber der ach so bösen Wirtschaft, wird das natürlich nichts. Wenn der Chef dagegen selbst aus der Wirtschafts kommt und sich auch als Manager begreift, dann klappt das.