NRA fordert: Lehrer bewaffnen!

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Plattypus
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Re: NRA fordert: Lehrer bewaffnen!

Beitrag von Plattypus »

[quote="Lieselotte4"]Nach dem Schul-Massaker von Newtown fordert die amerikanische Waffenlobby jetzt, dass Lehrer Waffen tragen sollen, um sich und ihre Schüler gegen Amokläufe schützen zu können.[/quote]

Und was machen wir dann bei Fehlalarmen?

Ich hätte ja selber schon einmal fast den Amokalarm ausgelöst, weil Leute mit Gesichtsmasken bei uns rumgelaufen sind. Ursache war, so stellte sich später raus, daß die Nachbarschule von der anderen Seite des Schulhofs zum Schulabschluß Mottowoche hatte und die Schüler dann auch bei uns durchs Gebäude gestürmt sind.

Zufällig hat der Schüler vor meinen Augen die Gummimaske vom Gesicht gerissen, ich war schon auf dem Weg zum Amok-Alarm-Knopf. Der Schüler konnte gar nicht verstehen, daß ich ihn daraufhin nach Strich und Faden zusammengefaltet habe. Dabei habe ich dann auch erst erfahren, daß die Nachbarschule diesen Mist angeleiert hat.

Irgendwann an dem Tag hat dann jemand (wahrscheinlich unser Hausmeister) doch noch die Polizei gerufen, weil die Schüler von nebenan bei uns auf dem Flachdach rumliefen und da wohl auch nicht so wirklich wieder runter kommen wollten. Als sie dann doch unter den Augen der Polizei doch mit Hilfe einer Alu-Leiter wieder runtergekommen sind, ist einem von den Clowns eine Plastik-Pistole mit Platzpatronen aus der Tasche gefallen. Der Schüler wollte auch nicht verstehen, daß ihn die Polizei danach zusammengefaltet hat, Motto: "Seih froh und feier deinen zweiten Geburtstag. Hättest die in der Hand gehabt, hätten wir dich wahrscheinlich erschossen!"

Also bevor wir schon darüber nachdenken die Lehrer zu bewaffnen, sollte erst einmal so ein Quatsch wie "Mottowochen" abgeschafft werden. Wer mit Gesichtsmaske ein Schulgebäude betritt, wird als Amokläufer eingestuft und entsprechend behandelt. Zudem sollte entsprechend klar sein, wie mit Putativ-Notwehr-Situationen umgegangen wird, also wenn ein Lehrer glaubt, es liegt ein Amokfall vor und schießt.

Viele Wenns und Abers: Also bevor wir hier in D damit anfangen, daß wir mit Schußwaffen rumlaufen, wäre mir wesentlich lieber, daß an den Eingängen an einer Sicherheitsschleuse kontrolliert wird, was die Personen, die das Gebäude betreten, so alles mitbringen.

MarlboroMan84
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Re: NRA fordert: Lehrer bewaffnen!

Beitrag von MarlboroMan84 »

Generell sollte das Waffentragen liberalisiert werden. Das ist schon arg lächerlich. Kriminelle scheren sich nicht um Gesetze, die sind trotzdem bewaffnet, aber Liselotte Müller die abends joggen geht, muss Angst haben, dass sie ausgeraubt oder sonst was wird.

https://www.youtube.com/watch?v=a2gCFOtaZPo



Es glaubt doch keiner im Ernst, dass bei dieser Schießerei jemand legale Waffen benutzt hat: https://www.youtube.com/watch?v=O_pecQurz6s

Rets
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Re: NRA fordert: Lehrer bewaffnen!

Beitrag von Rets »

[quote="MarlboroMan84"] Generell sollte das Waffentragen liberalisiert werden. Das ist schon arg lächerlich. Kriminelle scheren sich nicht um Gesetze, die sind trotzdem bewaffnet, aber Liselotte Müller die abends joggen geht, muss Angst haben, dass sie ausgeraubt oder sonst was wird.
https://www.youtube.com/watch?v=a2gCFOtaZPo [/quote]

Hab mir jetzt mehrere dieser Glock-Werbevideos angeschaut. Die sind schon krass, wie leicht die die Wirklichkeit verzerren. Jeder hat überall eine durch Fingerabdruck gesicherte Aufbewahrungsbox, die er schnell genug öffnen kann und vor allem haben die Kriminellen immer keine/ zu wenig Bewaffnung, um zu reagieren.

Das Problem bei Waffen ist aber doch gerade, dass der Einbrecher in den USA vermutlich auch schon eine Waffe dabei hat. Zudem - da er ja die Grenze überschritten hat - ist davon auszugehen, dass er auch gewaltbereit genug ist, um zu schießen. Damit gibt es für diese Werbespots zwei realistische Alternativen, entweder man wird erschossen oder man muss selbst erschießen. Kauft man eine Waffe, muss man also gleichzeitig die Bereitschaft haben, einem anderen Menschen das Leben zu nehmen... Notwehr oder nicht, für mich ist das eine Option, die ich hoffentlich nie im Affekt wählen muss, gleichwohl will ich sie ganz sicher nicht planen. (Und ja, eine Waffe ist nur so abschreckend, wie der Träger bereit ist, sie einzusetzen.)

sabisteb
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Re: NRA fordert: Lehrer bewaffnen!

Beitrag von sabisteb »

Ich kenne viele Referendare, die Kampfsport betreiben. So ein schwarzer Gürtel kann an einer Beruflichen Schule manchmal nützlich sein.

MarlboroMan84
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Re: NRA fordert: Lehrer bewaffnen!

Beitrag von MarlboroMan84 »

[quote="Rets"][
Das Problem bei Waffen ist aber doch gerade, dass der Einbrecher in den USA vermutlich auch schon eine Waffe dabei hat. Zudem - da er ja die Grenze überschritten hat - ist davon auszugehen, dass er auch gewaltbereit genug ist, um zu schießen. Damit gibt es für diese Werbespots zwei realistische Alternativen, entweder man wird erschossen oder man muss selbst erschießen. Kauft man eine Waffe, muss man also gleichzeitig die Bereitschaft haben, einem anderen Menschen das Leben zu nehmen... Notwehr oder nicht, für mich ist das eine Option, die ich hoffentlich nie im Affekt wählen muss, gleichwohl will ich sie ganz sicher nicht planen. (Und ja, eine Waffe ist nur so abschreckend, wie der Träger bereit ist, sie einzusetzen.)[/quote]


Also wenn ich folgende Wahl habe:

a) ich bin unbewaffnet und ein bewaffneter Einbrecher bricht ein

b) Ich bin bewaffnet und ein bewaffneter Einbrecher bricht ein.


Wähle ich b) muss ich natürlich auch gewollt und trainiert sein sie einzusetzen. Aber selbst Leute, die da nicht berufsmäßig für trainiert sind, sind dazu in der Lage:

https://www.nrz.de/staedte/moers-und-um ... 44687.html

https://www.wa.de/nordrhein-westfalen/e ... 46779.html



--

Abgesehen davon: Ich zwinge niemanden eine Schusswaffe zu führen. Ich zwinge auch niemanden, eine zu kaufen.

Aber wer es möchte und die Voraussetzungen erfüllt: Der sollte das auch können. Was spricht dagegen?

Rets
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Re: NRA fordert: Lehrer bewaffnen!

Beitrag von Rets »

Naja, ich versteh den grundsätzlichen Gedanken selbstverständlich schon. Gleichwohl denke ich, dass

a) Wenn sich unbescholtene Bürger frei bewaffnen können, ist die Bewaffnung von jedem (!) Kleinkriminellen eine automatische Begleiterscheinung. Man kann sich ja bereits jetzt Waffen besorgen (siehe den Anschlag in München, der sich jetzt vor ein paar Tagen gejährt hat), wie sollte das dann erst sein, wenn jeder prinzipiell eine Waffe besitzen darf. (Da bringen auch scharfe Kontrollen etc. nix, da diese ja gerade ohnehin "noch" schärfer sind, als sie es bei - im Grundsatz - freier Bewaffnung sein könnten).

b) Wenn jetzt prinzipiell jeder Kleinkriminelle eine Waffe hat, muss diese "Berufsgruppe" (lol) zwangsläufig eine grundsätzliche Bereitschaft zum Schießen mitbringen. Damit folgt, dass eine Bewaffnung der Zivilbevölkerung automatisch die Kriminellen "gefährlicher" macht. Da bereits die Bereitschaft zu einer Straftat (Einbruch, etc.) von einer grundsätzlichen Enthemmung auf Seiten des Verbrechers zeugt, ist auch der Einbrecher i.d.R. in seiner Bereitschaft zum Einsatz von tödlicher Gewalt enthemmter als das durchschnittliche Opfer.

c) Da Kriminelle in dieser (amerikanischen?) Dystopie grundsätzlich gefährlicher werden, entsteht doch ein gewisser "Zwang" sich als Bürger eine Schusswaffe zuzulegen.

d) In unserer Gesellschaft gibt es gegenwärtig viele normale Leute, die in Streitfällen etc. zu drastischen und gewalttätigen Maßnahmen greifen. Nachbarschaftsstreitigkeiten, Unstimmigkeiten im Straßenverkehr etc, die durch Prügel etc. gelöst werden, sind bei uns - so wie überall - an der Tagesordnung. Das betrifft jetzt nicht unbedingt die netten Herren Rets und MarlboroMan84 [ ; - ) ], die auch im intensiven Streitfall, sich besonnen und ruhig zurückziehen können, um die Situation zu entschärfen. Gleichwohl kann solche Sozialkompetenz nicht verallgemeinert werden. Wenn jetzt so ein unbeherrschter Irrer sich so sehr über andere ärgert, dass er unkontrolliert Schaden austeilen will, dann ist es mir allemal lieber, das dieser Vollspaten auf Baselballschläger als auf Halbautomatische Waffen zurückgreifen kann. (Das Argument ist sicher keine Fiktion, wie folgender Fall tragischerweise sehr drastisch verdeutlicht: http://www.sueddeutsche.de/panorama/usa ... -1.3300416 )

e) Bei jedem Waffeneinsatz ist grundsätzlich davon auszugehen, dass der andere zurückschießt. Mehr noch: Falls beide eine Waffe haben, werden fast sicher beide eingesetzt, sobald die erste benutzt wurde. Bei jeder Notwehr durch Waffen setze ich also mein eigenes Leben immer auch mehr aufs Spiel, als wenn ich dem Räuber, der mich bedroht, einfach meine Brieftasche geben würde. Also selbst wenn alle gleichermaßen gewaltbereit sind, erscheinen mir die möglichen "Lösungen" einer Bedrohungssituation mit Waffen für alle abschreckender als ohne.

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