Gewalt an Schulen

Umfrage und Diskussion über das aktuellste schulpolitische Thema
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nele

Beitrag von nele »

Linus hat geschrieben:"Schön wäre es gewesen, wenn die Lehrer nicht erst so deutlich reagiert hätten, als sie schon am Ende ihres lateins waren."

D´accord! Das verstehe ich an der ganzen Sache nämlich auch nicht.
Haben sie doch gar nicht, die Kollegen in Berlin (und auch nicht die in Bochum, die schon vor einiger Zeit einen Brandbrief an das Ministerium geschickt hatten.) Reagiert worden ist darauf seitens der Schulbehörden mit Untätigkeit und Ruheverordnungen - wie üblich. Länderübergreifend ist die Hauptstrategie der Bildungspolitiker und der Bildungsministerien, Kosten zu sparen und Probleme auszusitzen... Hinterher ein verwundertes "warum so spät" zu äußern, ist billig und geht an der Realität vorbei...

Nele

Sony
Beiträge: 47
Registriert: 02.10.2005, 20:42:25

Beitrag von Sony »

Leider gibt es auch unfähige Lehrer,
die mit der Dramatisierung der Lage
sich selbst hochjubeln wollen.

zoe1981
Beiträge: 18
Registriert: 11.04.2006, 0:00:23

Beitrag von zoe1981 »

ich stelle einfach mal zwei erfahrungsberichte zur diskussion:

der erste:
ich arbeite regelmäßig an einer sekundarschule in einem sozialen brennpunkt einer kleinstadt in sachsen-anhalt (sekundarschule heißt so viel wie kombinierte haupt- und realschule, de fakto ist es aber eine sonderschule, da alle, die in diesem einzugsbereich liegen und ihren namen schreiben können, aufs gymnasium wechseln)
ausländeranteil liegt unter einem prozent.
es ist eine offene ganztagsschule mit massiven gewaltproblemen.
manche lehrer haben resigniert und machen ihren dienst nach viorschrifft. die schulleiterin ist unfähig und nur zweimal die woche von 10-12 im haus.
die eltern merken nicht einmal, wenn ein 6.klässler mit einem rum mit einem schuß tee zum wandertag erscheint.
zum ersten elternabend der neuen fünten klasse erscheinen vier von 24 eltern. zwei davon mit deutlicher alkoholfahne.
schülöbucher haben die meisten kinder noch nicht einmal nach dem ersten schulhalbjahr, weil es die schulmittelfreiheit nicht mehr gibt.

2. fall (ca 10 jahre her)
ein kleines dorfgymnasium mit ca 450 schülern.
eine schülerin wird regelmäßig auf dem schulhof und an der haltestelle für den schulbus zusammengeschlagen. im unterricht wird durch worte bedroht und verletzt. manchmal stehen lehrer daneben und tun nichts.

mein fazit daraus:
die ursachen sind vielfältig und in den kindern, den eltern, den lehrern und den gesamtumständen zu suchen.
wichtig ist nur, dass man selber hinschaut, sich das vertrauen der schüler erarbeitet und dann auch konsequent eingreift, wenn man gewaltansätze sieht. daran scheitert es leider noch häufig.
vielleicht kann man dann eine solche eskalation verhindern.
dabei finde ich es aber zu leicht, wenn man nur einen brief an den vorgesetzten schreibt. das bringt wenig bis gar nichts.
hilfreicher sind da dinge, die allgemein den klassenzusammenhalt und die perspektiven der einzelnen verbessert. notfalls auch gegen das eltzernhaus.
manch gewalttätige schüler war auch schon dadurch geholfen, dass er aus seinem alkoholikerhaushalt rauskam.

Heinz
Beiträge: 11
Registriert: 27.06.2005, 22:23:04

Revolution

Beitrag von Heinz »

Meiner Meinung nach ist die Gewalt nur ein weiteres Zeichen der Emanzipation unserer Jugend. Es ist eine Revolution! Die Jugend lehnt sich gegen die Herrschaft der Erwachsenen auf und ist nicht mehr bereit, sich unterdrücken zu lassen. Dies zeigt sich daran, dass Gewalt mittlerweile an allen Schulformen und in allen sozialen Schichten zu finden ist - zugegeben: bei manchen mehr, bei manchen weniger.
Es wäre nicht das erste Mal, dass sich eine unterdrückte Minderheit gegen die Unterjochung wehrt. Egal ob Kirche, Monarchie, Diktatur, Sklaverei - alle Herrschenden waren in der Vergangenheit sicher, dass sie ihre Herrschaft zu Recht ausüben. Es hat Jahrhunderte gebraucht, dies zu ändern. Heute staunen wir darüber. Wird es in 200 Jahren eine Gesellschaft geben, die unser heutiges Handeln als mittelalterlich und unterdrückend ansehen wird?
Wir müssen ein völlig anderes Verhältnis zu Jugend und Bildung aufbauen. Leider kenne ich die Lösung auch nicht.
Zugegeben: Provokant. Es wird, wie in alter Lehrermanier einen Aufschrei der Empörung der Moralisten geben, aber das ist gut so!

P.Wolfgang
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Gewalt und kein Ende

Beitrag von P.Wolfgang »

@zoe1981. Ja eigentlich hast du mit dem vollkommen recht. Dennoch beobachte ich, dass Gewalt eher zunimmt, wobei Alkohol und Drogen auch stärker Einzug halten. Der Brief an die vorgestzten Dienststelle ist richtig und notwendig. Natürlich kann einiges direkt an der Schule gemacht werden, aber vielleicht müssen in solchen Schulen kleinere Klassen geschaffen werden oder Schulsozialarbeiter ohne Alkoholfahne eingestellt werden. Das kann die Schule alleine nicht leisten.

@Heinz Diese Gewalt hat meiner Meinung nach mit Emanzipation wenig zu tun. Die Befreiung von der Abhängigkeit haben Jugendlich bestimmt nicht im Sinne, wenn sie sich gegenseitig verpügeln. Die Herrschaft der Erwachsenen? Welche denn? Von Herrschaft kann man da sicherlich kaum noch reden. Ich denke eher, dass Kinder und Jugendliche nach klaren Grenzen suchen, die auch konsequent eingehalten werden müssen. Doch bei vielen Eltern und Lehrern suchen sie vergebens.
Lehrer ist ein Traumberuf. Wir brauchen dringend gute Lehrer.

Olli K.
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Registriert: 03.05.2006, 12:51:13

Beitrag von Olli K. »

Also mal ganz im Ernst. Wer behauptet, daß das Gewaltproblem an Schulen nichts mit Ausländern, oder wie es heute politisch korrekt heißt, mit Kindern mit Migrationshintergrund zu tun hat, der muß schon unter argem Realitätsverlust leiden. Warum traut sich denn niemnad, dies mal offen auszusprechen? Es gibt doch keinen Bericht, in welchem nicht explitzit darauf hingewiesen wird, daß es lediglich ein Problem der Perspektivenlosigkeit sei, denn auch Deutsche seien aggressiv... Leute, werdet wach, wir reden hier nicht von Ausnahmen, sondern von der Regel. Ein Blick in die neue ZDF-Reihe "SOS Schule" sagt doch schon alles.
Übrigens ist es doch ein Hohn, sich selbst zu geißeln und zu fragen, was man falsch gemacht haben könnte. Hat jemand schon einmal darüber nachgedacht, daß es Aufgabe der Immigranten ist, sich zu integrieren?

Bär
Beiträge: 121
Registriert: 17.11.2005, 18:14:51

Beitrag von Bär »

Olli K. hat geschrieben:Also mal ganz im Ernst. Wer behauptet, daß das Gewaltproblem an Schulen nichts mit Ausländern, oder wie es heute politisch korrekt heißt, mit Kindern mit Migrationshintergrund zu tun hat, der muß schon unter argem Realitätsverlust leiden. Warum traut sich denn niemnad, dies mal offen auszusprechen? Es gibt doch keinen Bericht, in welchem nicht explitzit darauf hingewiesen wird, daß es lediglich ein Problem der Perspektivenlosigkeit sei, denn auch Deutsche seien aggressiv... Leute, werdet wach, wir reden hier nicht von Ausnahmen, sondern von der Regel. Ein Blick in die neue ZDF-Reihe "SOS Schule" sagt doch schon alles.
Na, wenn Du Deinen Realitätsbezug durch die neue ZDF-Fernsehreihe bekommst, erklärt das einiges.

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