Liebe Tochter;-)Tochter von Jesse James hat geschrieben: Wenn deine Höhlenkumpels bei SAP so geile Jobs gerissen haben, suupi, aber leider ist das nicht die Regel. Vollzeit- Berufseinsteiger- Gehalt beim Axel Springer Verlag für BWLer mit oben erwähnten Arbeitszeiten ist 1750 Euro. Und wenn die mal früher als 22 Uhr da raus kommen, ist ein echt guter Tag!
Zunächst mal solltest Du bitte auf die Netiquette achten. Ich
glaube, "Höhlenkunpels" passt da nicht so ganz.
Dann wollen wir uns doch mal über die Realität der Bezahlung
für STUDIERTE Berufseinsteiger mit gutem Abschluß und schnell
durchgeführtem Studium unterhalten (also die Kategorie, in die
ich falle, ohne angeben zu wollen). Und zwar nicht in der
Medienbranche, die bekanntlich viel Arbeit für wenig Bezahlung
verlangt, weil nun mal jeder, der dort einsteigt, gerne irgendwann Chefredakteur der eigenen Nachrichtensendung oder des Spiegels sein will. Im übrigen scheint dein Axel
Springer Bespiel vielleicht damit begründbar zusein, dass un-
gefähr jeder Zweite Studierende BWL studiert;-) Davon mal
abgesehen, ist eine Bekannte von mir Medienassistenin in
NRW und verdient als Assistentin schon mehr als ihre Freund
demnächst mit A13 bekommen wird!
Aber jetzt mal zu den anderen Studenten. Meinst Du, dass z.B.
ein Computerlinguist sich mit unter 3000 Euro Netto abspeisen
lässt? Wohl kaum!
Aber das ist ja noch nicht mal das Schlimmste! Jeder Maler,
Tischler oder Mechaniker AZUBI (!) im zweiten Lehrjahr verdient mehr als ein Referendar, und das mit Hauptschulabschluss. Rechne also mal damit, dass er einem Lehrer gegenüber einen
Gehaltsvorsprung von mindestens 9 Jahren hat, in denen er ein volles Gehalt bekommt. (3 Jahre Ausbildung, der Gymnastiast kommt jetzt in SEK II, 3. Semester; 6 Jahre volles Gehalt = der
Gymnasiast macht Abi und studiert zügig in Regelstudienzeit.
Jetzt stehen dem Studierten 2 Jahre Ref zu AZUBI Tarif bevor,
während derer der Mechaniker/Maler etc. weiterhin ein volles
Gehalt bezieht.) Wenn wir jetzt mal ganz bescheiden sind und
für einen Malergesellen 15000 Euro Netto pro Jahr annehmen
(am Anfang weniger, später mehr) dann sind das in den ins-
gesamt 11 Jahren 165000 Euro, denen der Referendar 24000
Euro entgegenzusetzen hat, davon mal abgesehen, dass er
noch Bafög und demnächst noch Studiengebühren zurückbe-
zahlen muss. Effektiv hat also der Malergeselle einen Vorsprung
von ca. 150000 Euro, nett, oder?
Und da soll ich mich nicht darüber aufregen, dass in dem letzten
7 Jahren die Referendarsbezahlung um 430 Euro zurückgegangen ist und dass ich effektiv wesentlich schlechter
bezahlt werde als ein Kollege in den 70er Jahren?
Das Problem ist aber auch die öffentliche Wahrnehmung der
Lehrer, was man daran sieht, dass selbst Du als Referendar(in?)
Lehrer für faul hältst. Ich denke, ein seichtes Lehrerdasein ist
eine Illusion, es sei denn, man unterrichtet Sport und Erdkunde
in Kombination und lässt im Sportunterricht nur Spiele spielen und im Erdkunde unterricht nur Filme gucken. Das macht aber ein verschwindend geringer Prozentsatz der Lehrerschaft!
Lehrer arbeiten viel und das muss der Öffentlichkeit auch vermittelt werden. In Deutschland ist Lehrer einer der am
wenigsten angesehenen Berufe, in Luxemburg und Finnland
hingegen, wo im Übrigen auch die Bezahlung wesentlich besser
ist, ist der Beruf einer der am meist angesehenen, weil sich
die Bevölkerung der immensen Verantwortung, die wir Lehrer
tragen, bewusst ist. (Übrigens liegt das Einkommen für einen
Gymnasiallehrer in Luxemburg bei 7500 Euro pro Monat, weshalb
alle meine luxemburgischen Kommilitonen auch schleunigst wieder in ihre Heimat zurückkehren, nachdem sie in Deutschland studiert haben. Auch in Finnland liegt das Einkommen einen guten Tausender über dem unsrigen.)
Ihr seht also, so toll ist das nicht, was man hier verdient und
wer das nicht sieht, ist selbst schuld.
MfG Markus