Niedersächsische Referendare als "freiwillige Feuerwehr

Umfrage und Diskussion über das aktuellste schulpolitische Thema
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Kürzere Referendarsausbildung, um dann als billige Aushilfskraft unterrichten zu können.

Umfrage endete am 24.07.2009, 11:14:27

Wir schaffen das, alles geht vorbei!
2
5%
Die Situation ist untragbar.
25
58%
Ich fordere politische Konsequenzen. Ministerin Heister-Neumann muss zurücktreten!
16
37%
 
Insgesamt abgegebene Stimmen: 43

JuBu28
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Beitrag von JuBu28 »

Ich weiß gar nicht was ihr habt. Ich bin in NRW als Referendar tätig und nach unserer 2. Staatsexamensprüfung (April) machen wir nur noch Vertretungsstunden bis zu den Sommerferien und das für ein Referendarsgehalt.

Ich finds in Ordnung. Die Regierung kann dadurch sparen und ich kann noch etwas lernen und diese letzten Monate genießen. Wenn ich dann noch eine oder zwei Stunden im Ref mehr arbeiten soll ist mir das auch egal.

Vor meinem Studium habe ich eine Ausbildung zum Kaufmann gemacht und danach auch einige Jahre in dem Beruf gearbeitet. Da waren 40-50 Stunden in der Woche (incl. Samstagsdienst) normal und abgerechnet wurden 40 Stunden. Überstunden wurden nicht bezahlt und abfeiern wollte der Chef nicht. Aber irgendwo war man froh, dass man einen Job hatte und das Betriebsklima war auch ok. Diese "Hetze" hier kann ich nicht wirklich verstehen. Der Lehrerjob ist zwar hart, aber in anderen Bereichen geht es wesentlich härter zu. Und da machen ein paar Stunden die Woche bzw. eine etwas längere Referendarstätigkeit bei geringer Bezahlung und mehr Stunden den Braten doch wohl nicht fett. Bei den ganzen Vorzügen die man hat. Wer sich dann dennoch beschweren will, soll doch in die freie Wirtschaft gehen. Da ist es bestimmt nicht besser!!! Ein Freund von mir arbeitet als Dipl. Kaufmann und reißt im Monat ca. 50 Stunden bei 1.500 € netto und 26 Tagen Urlaub. Bei Pricewaterhouse Coopers (PwC) z.B. fangen die jungen Rechtsanwälte morgens um 8 Uhr an und kommen gegen 21 Uhr aus dem Büro bei 1700 € netto und wohl auch nicht mehr als 30 Tagen Urlaub. Keiner von denen hat 13 Wochen bezahlten Urlaub im Jahr und ist nebenbei auch noch privat versichert, von den sonstigen Vorzügen des Beamtentums mal ganz abgesehen.

Da kann ich wirklich nicht verstehen wie sich hier Leute über 2-3 Stunden Mehrarbeit aufregen!!!

Selbstverständlich kann ich den Ärger verstehen, aber man sollte auch mal den Blick in andere Berufszweige wagen, da läuft es auch nicht besser.
Zuletzt geändert von JuBu28 am 01.03.2009, 14:04:52, insgesamt 2-mal geändert.
Lehramt HR Wirtschaft/Politik/Technik

Ulysses
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Beitrag von Ulysses »

JuBu28 hat geschrieben:Selbstverständlich kann ich den Ärger verstehen, aber man sollte auch mal den Blick in andere Berufszweige wagen, da läuft es auch nicht besser.
da kann ich dir zustimmen, keine Frage.

nur sehe ich einen Unterschied: wenn sich jemand aus einer anderen Branche über seine Arbeitsbedingungen beschwert, dann trifft er deutlich eher auf Verständnis als ein Lehrer.

bei Lehrern heißt es dann immer gleich "jammern" oder gar (je nachdem, wie sehr der betreffende zum Zynismus neigt) "jammern auf hohem Niveau".
Bayern, Gymnasium, Latein/Geschichte.
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[i]... causas viresque perquirere rerum ...[/i]

Malina
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Beitrag von Malina »

Ich sehe dahinter viel mehr als die Belastung für den einzelnen die Folgen bzw. die Intention für die Referendare, die länger Mehrarbeit leisten:

Das ist nichts anderes als das Einsparen "echter" Lehrerstellen! Und das DARF nicht sein! Rechne mal hoch, wie schnell durch ein paar Referendare, die Mehrarbeit leisten, ein ganzer Lehrer nicht eingestellt wird. D.h. der Anwärter ist selbst der Blöde, da ja nach ihm auch Leute mehr arbeiten und deswegen ER nicht eingestellt wird bzw. viel geringere Einstellungschancen hat.

Der Hinweis, in anderen Berufen laufe es auch nicht anders, ändert aber nichts daran, als dass das eine Schweinerei ist - egal ob in diesem Job oder einem anderen, Leute befristet arbeiten zu lassen, um sich vor Festanstellungen zu drücken.

Jumper82
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Beitrag von Jumper82 »

Malina hat geschrieben: Das ist nichts anderes als das Einsparen "echter" Lehrerstellen! Und das DARF nicht sein! Rechne mal hoch, wie schnell durch ein paar Referendare, die Mehrarbeit leisten, ein ganzer Lehrer nicht eingestellt wird. D.h. der Anwärter ist selbst der Blöde, da ja nach ihm auch Leute mehr arbeiten und deswegen ER nicht eingestellt wird bzw. viel geringere Einstellungschancen hat.
Genau das ist der Punkt und man sollte wirklich nicht nur an die Bedingungen für die Lehrer bzw. Referendare denken, sondern auch an die Auswirkung auf die Unterrichtsversorgung und somit auf die Schülerinnen und Schüler.

Piccola
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Beitrag von Piccola »

Mich wundert gar nichts mehr... :roll:

Wenn die Lehrerausbildung hier in Deutschland weiterhin durch solche "neuen Ideen", die in Wirklichkeit nur Sparmaßnahmen auf Kosten der Referendare sind, so unattraktiv gemacht wird, haben immer weniger junge Menschen Lust darauf, Lehrer zu werden und der Lehrermangel wird auch auf die lange Sicht bestehen bleiben.
Mens sana in corpore sano :-)

Malina
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Beitrag von Malina »

*g* Ja, eine Werbeaktion für die ach so notwendigen Höchstintellektuellen unseres Landes (natürlich ist so ein Abischnitt dafür das absolute Anzeichen!) wie diese ist schon beeindruckend!

Tschätzelahn
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Beitrag von Tschätzelahn »

ich finde es einfach unverschämt-und nicht nur die Bezahlung!!!
Ich bin 18-Monats-Kandidat, gerade bei meiner Examensreihe und wurde natürlich auch gefragt (letzte Woche!), ob ich nicht schon vor den Sommerferien examinieren könnte. Wie soll man das schaffen? Wann soll man die PUs vorbereiten?
Das ist nicht umsetzbar. Dafür bekommt man evtl. eine schlechtere Note und mit der muss man sich bewerben.
Praktisch eine Katastrophe. Ich werde dem nicht zustimmen!!!

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