Abschaffung der musischen Fächer?

Umfrage und Diskussion über das aktuellste schulpolitische Thema
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Welchen Stellenwert sollten musische Fächer im Bildungskanon haben?

Man kann sie getrost kürzen oder abschaffen!
24
12%
Weiß nicht
6
3%
Sie sind wichtig - sie dürfen nicht gekürzt werden!
172
85%
 
Insgesamt abgegebene Stimmen: 202

Bär
Beiträge: 121
Registriert: 17.11.2005, 18:14:51

Beitrag von Bär »

dapapa hat geschrieben:Servus !


... ist das nicht eine direkte Folge des G8 ??!!


Eben die subtile Art, Stunden einzusparen.


Haette man vorher Stunden gekuerzt, so waere das Geschrei laut gewesen - jetzt sind die Eltern dankbar.
... zu was benoetigt man schon Sport, Kunst oder Musik.

"Die Wirtschaft" benoetigt keine kreativen Menschen mehr.

"Business is business for the business."



Ich stelle es zur Diskussion frei.


dapapa
Das Problem ist einfach : Je weniger musische Fächer unterrichtet werden, umso weniger wird das Bleibende von den Schülern ernst genommen. Das ist sowieso schon ein schwieriges Thema (diese Fächer für voll zu nehmen) und eine Reduzierung verschlimmert sicherlich die Lage.

Zu Dapapa : Klar, diese "Philosophie" steckt wohl dahinter, "nur was zählbares Einkommen generiert ist sinnvoll". Ich meine das nichtmal speziell ideologisch, aber auch Kenntnisse in musischen Fächern können einem im Leben (im Praktischen, auf dem freien Markt) weiterhelfen. Es ist zum einen einfach eine "Geisteserweitung" und zum anderen eben einfach ein Zugang zu Themen, für die man sich in höheren Gesellschaftsschichten interessiert. Denn nur weil es in der Schule keinen vernünftigen (Kunst)unterricht gibt, heisst das ja nicht, dass nebenbei niemand private Stunden bezahlt, bzw besserverdienende Gesellschaftschichten sich selbst und ihre Kinder weiterbilden (Museumsbesuche, Reisen, Musikunterricht usw). Also Kultur kann zu besserem zwischenmenschlichem Verständnis führen (direkt oder indirekt), insofern halte ich es persönlich für keine gute Idee musische Fächer zu reduzieren. Allerdings muss man sich natürlich fragen, wie man das alles besser machen kann (aber das muss man sich ja als Lehrer sowieso immer fragen).

Severus Snape

Beitrag von Severus Snape »

Bezüglich der Bedeutung des Sportes sei einmal auf die Sichtweise in diesem Artikel verwiesen:


http://www.stern.de/politik/deutschland ... ?id=533666
Je höher das sportliche Leistungsniveau, desto geringer der Anteil von Angehörigen der Unterschicht. "In den Olympiamannschaften finden wir fast nur noch Studenten oder Leute mit Abitur", sagt der Sportsoziologe Klaus Cachay. "Sport bedeutet Selbstdisziplin, Zuverlässigkeit, Durchhaltevermögen und Leistungsorientierung. All das sind Fähigkeiten, die der Unterschicht mehr und mehr abhanden kommen." Doch wie kann heute jemand an unserem Arbeitsmarkt bestehen, der nicht zuverlässig, nicht diszipliniert und nicht leistungsorientiert ist?

dapapa
Beiträge: 75
Registriert: 23.05.2005, 12:27:04

Beitrag von dapapa »

Servus !

@Bär

Volle Zustimmung.
Leider scheint aber niemanden mehr musische, kuenstlerische oder sportliche Bildung zu interessieren.

Verhaelt es sich vielleicht so wie "mit den Geistern, die ich rief" ?

Der Mensch und seine Bildung / sein Koennen zaehlen immer weniger. Ist "die Wirtschaft" zum Selbslaeufer geworden, die niemand mehr stoppen kann !?
Uns bleibt irgendwie trotz aller technischen Neuerungen (und der Erfindung des Computers - bitte meine Beitraege diesbezueglich beachten) immer weniger Zeit, um sich zu bilden - immer mehr und immer schneller muss gearbeitet werden.
Dabei ist "Zeit" einer der wichtigsten Faktoren beim Erwerb von Bildung.

Wissen interessiert nur, wenn es jemanden interessiert was man weiss . - dapapa -


Kultur war einst der grosse Vorteil des Abendlandes (Europa) gegenueber den anderen Voelkern.
Freie Kunst, Freie Bildung, Meinungsfreiheit, Freiheit der Frauen, Freizeit ansich waren ausschlaggebend dafuer, dass wir hier so einen grossen Vorsprung herausholen konnten.
Je vielseitiger die Erfahrung, desto vielseitiger die Denkweise beim Finden von Loesungswegen.

Scheinbar nicht mehr wichtig ...... ist das das Ende einer Kultur?




@ Severus Snape

... schoen Dich mal wieder hier anzutreffen :-)

Dein Auszug vermittelte mir zuerst ein komplett anderes Bild - bis ich den ganzen Artikel las.

Bin ebenfalls Deiner Meinung.
In allen grossen Kulturen der Geschichte war Sport grossgeschrieben !
Sport war zudem die Moeglichkeit sich innerhalb eines abgegrenzten Bereiches "kriegerisch" zu messen - ohne dabei gefahrzulaufen diese - die eigene - Kultur zu zerstoeren.


Warum sich diese Leute so desinteressiert verhalten kann ich vielleicht nachvollziehen ... aber das wuerde zu weit fuehren.


dapapa

Bär
Beiträge: 121
Registriert: 17.11.2005, 18:14:51

Beitrag von Bär »

dapapa hat geschrieben: Der Mensch und seine Bildung / sein Koennen zaehlen immer weniger. Ist "die Wirtschaft" zum Selbslaeufer geworden, die niemand mehr stoppen kann !?
Naja, es entspricht wohl dem Zeitgeist zu sagen, "Das alles ist idealistisches Zeug" : Kunst und Musik an der Schule, Kultur für alle usw. Sowie bezahlte Ferien, freie Wochenenden, bezahlter Krankheitsurlaub, Arbeitsverträge, Arbeitslosenversicherung, Streikrecht, Arbeitsstundenbegrenzung, Mindestlohn usw. usf. (Bezüglich bezahlter Ferien kann ich die Argumente schon von allein hören : Warum soll mich mein Arbeitgeber bezahlen, wenn ich nicht für ihn arbeite?? Das ist doch ungerecht.)

Sagen wir es mal so : Errungenschaften für die sich Menschen eingesetzt, ihre Existenz und Leben riskiert, und schiesslich durchgesetzt haben (siehe Liste oben), werden ganz langsam und diskret, aber sicher, von ein paar Leuten umgeschrieben, ohne, dass man viel davon merkt, während die Medien von etwas anderem berrichten, vom Thema ablenken, bzw die Meinungen entsprechend gestalten. Diese Errungenschaften, die sagen wir mal "allgemeinen Wert" haben, werden dann für die Interessen weniger preisgegeben, die offensichtlich die richtigen Freunde haben.
Wenn erst mal alles den Bach runter gegangen ist und wir in amerikanischen Verhältnissen leben, also ohne Sozialversicherung, keine staatlichen Dienste mehr, wenig Steurn, alles privatisiert, und die Lebensqualität denen vorbehalten sein wird, die dafür bezahlen können, wird man hoffentlich dieser "idealistischen" Werte wieder bewusster (nur ist es dann leider etwas zu spät).

Dabei sei mal vermerkt, dass eine "Schulausbildung für alle" auch nicht selbstverständlich gegeben ist, also der Zugang zu Wissen, Kompetenzen und eben auch Kultur.

Edit: Sorry, das war vielleicht alles leicht off-topic, aber zumindest indirekt zusammenhängend. Etwas direkter zum Thema : Wer hat etwas davon, dass weniger musische Fächer unterrichtet werden? Es ist wohl einfach billiger, also wird dort Geld gespart wo es (scheinbar) am besten es geht.
Ist vielleicht dann auch wieder ein Argument für private Schulen (siehe für die allgemeine Privatisierung) : Bei uns (private Schule)bekommen Ihre Kinder sogar *musische Fächer* unterrichtet (kostet natürlich wieder etwas mehr, aber das sind Ihnen ihre Kinder ja wert, nicht wahr?). Und wenn kein Geld da ist bleibt Ihnen ja noch die total verwahrloste staatliche Schule, in denen Lehrkräfte fehlen, nur das aller nötigste unterrichtet wird, Klassen überfüllt sind und sonst auch schlimme Verhältnisse herrschen. :)

Olli2005
Beiträge: 3
Registriert: 24.05.2005, 11:29:08
Wohnort: Bad Oldesloe

Verkürzen: teilweise o.k.! - Abschaffen: nein!

Beitrag von Olli2005 »

Musische Fächer zu kürzen mag ja in bestimmten Fällen noch zulässig sein. Ich denke, dass 2 Stunden Sport in den meisten Fällen auch ausreichen mögen. Es gänzlich abzuschaffen wäre jedoch grausam. Auch wenn wir uns nichts vormachen wollen. Wir schaffen durch den Sportunterricht keine Wunder. Trotzdem sollten wir durch die Abschaffung des Sportunterrichts nicht noch Wind in die Segel der Personen blasen, die bereits jetzt schon der Meinung sind, dass ihre Kinder keinen Sport bräuchten. Die Tatsache, dass viele Kinder nicht einmal mehr unfallfrei rückwärts laufen können, ist erschreckend.
Schule ist ohnehin mehr als nur eine Schmiede für Arbeitskräfte unseres Arbeitsmarktes. Die Schüler sollten wenigstens zum Teil auch etwas aus den Bereichen Kunst, Musik und Sport mitbekommen haben, bevor sie später im schlimmsten Falle in ihrem Berufsalltag abstumpfen...

soliloquy
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Registriert: 07.09.2005, 21:39:06
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Beitrag von soliloquy »

Bevor musische Fächer gekürzt werden gilt erstmal: sämtliche Religonslehren zu streichen.
Auch wenn das schön im GG verankert ist - was haben Konfessionen in der Schule zu suchen ???
"Im Alter bereut man die Sünden die man nie begangen hat" (irgendjemand)

Rena
Beiträge: 213
Registriert: 19.07.2006, 20:53:37

Kürzung des Musikunterrichts, wie soll das gehen?

Beitrag von Rena »

Hallo miteinander,

in Mathematik war ich eigentlich immer eine Mega-Niete, aber für folgende Rechnung reichen meine Kenntnisse dennoch aus:

Die Jahrgangsstufen 5-7 haben an bayerischen Gymnasien (sofern es keine musischen sind) 2 Stunden Musik in der Woche - zu viel?
Die Jahrgangsstufen 8 und 9 haben 1 Stunde pro Woche; in der 10. Klasse ist Musik ein Wahlfach mit 1 Stunde, und auch die 11. Klasse kommt nur in den Genuss einer einzigen Musikstunde.
Also, was sollte jetzt noch gekürzt werden? :?:

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