Hilfe bei Reihenplanung (Religion)

Fragen & Antworten zu didaktischen Problemen, methodische Kniffe für den nächsten Unterrichtsbesuch usw.
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ReferendarinNrw16
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Hilfe bei Reihenplanung (Religion)

Beitrag von ReferendarinNrw16 »

Hallo zusammen. :-)

Ich hätte heute auch einmal eine Frage zur Reihenplanung. Ich habe im Mai mit dem Referendariat angefangen und arbeite mich so durch. Ich versuche gerade eine Reihenplanung im Fach kath. Religion für eine 7. Klasse am Gymnasium zum Thema Judentum zu konzipieren. Nun zu meiner Frage: Wie fängt man sowas am Besten an? Ich hab Ideen gesammelt und überlegt, wo es hingehen soll, aber ich finde keinen Einstieg. :-/ Kann mir da vielleicht jemand einen Anstoss geben? Mein Betreuungslehrer sagte, er hat kein Material, er macht das immer mit dem Buch.

Lieben Dank und schöne Grüße. :-)

melimuc
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Re: Hilfe bei Reihenplanung (Religion)

Beitrag von melimuc »

Ich unterrichte an einer bayrischen Mittelschule, also bin nicht sicher, ob das vergleichbar ist.

Zum Thema Judentum sammle ich meist erst einmal Vorwissen. Die Schüler wissen so einiges, bzw. glauben das zu wissen. Hier merkst du schnell, wo du Vorurteile und Stammtischblabla der Eltern ausräumen musst.
Ein guter Einstieg wäre auch über bekannte jüdische Persönlichkeiten und ihren Umgang mit Glaube (Einstein, Steven Spielberg...)

Und dann eben das Übliche:

- Ursprünge des Judentums als kurzer Abriss (sollte bereits vorhanden sein durch den Reliunterricht in den Jahren vorher)
- Gang durch die Geschichte (Mittelalter, Holocaust, heute)
- Gebetsleben der Juden (wichtigste Gebete, Gebetskleidung, Synagoge)
- Blick auf Jesus als Jude (verbindende Elemente)
- Feste im Judentum (Ähnlichkeiten zum Christentum?)
- Was uns verbindet, was uns trennt (jüdische Begriffe im Deutschen...)
- Unterrichtsgang in eine Synagoge (wenn möglich)

Ich arbeite in der 8. Klasse gern mit einem Portfolio, an dem die Schüler selbst arbeiten können. Schön ist auch Anschauungsmaterial bei der Gebetskleidung, Bilder, kleine Filme aus Plante Wissen, die Sprache hören auf Youtube, Landkarten...

Wichtig ist, dass du den Zeitfaktor bei einem solch umfangreichen Thema nicht aus den Augen verlierst. Es gibt so viel zu wissen dabei, dass man gut und gerne ein halbes Jahr damit verbringen könnte. ;-)

Fränzy
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Re: Hilfe bei Reihenplanung (Religion)

Beitrag von Fränzy »

Hallo,

also ich überlege gerade, was mir wichtig wäre, dass ein Christ wissen müsste über meine Religion und wie man da einsteigen könnte.

Was mir in jedem Fall einfällt und ich für wahnsinnig wichtig halte und nicht auf die Feste bezogen, weil ich da recht wenig Ähnlichkeiten entdecke kann... sind die Gemeinsamkeiten und den Unterschied.

(Die Feste Weihnachten/Chanukkah / Passah/Ostern/Purim/Fasnacht haben eine komplett andere Bedeutung, das ist nur jahreszeitlich bedingt ähnlich... Jom Kippur hat entfernt Ähnlichkeiten mit den Trauertagen im November. Entfernt! Sukkot passt zum Erntedank, ja. Aber entscheidend ist es nicht).

Entscheidend ist der glaube an einen Schöpfer, nicht an mehrere. Entscheidend ist die gemeinsame Wurzel beider Religionen. Das eint. Entscheidend ist dass der Schöpfer Geist ist und nicht Mensch. Das trennt. Jesus ist menschgewordener Schöpfer. Für Juden ist das unvorstellbar. Ebenso wie der Gedanke, es handele sich um den Messias. Das rüber zu bringen, wäre grundlegend.

Einsteigen kann man z.B. mit einer LAndkarte, wo überhaupt war der Ursprung, wo liegen Jerusalem, Hebron, Bethlechem und wann war das. Wann überhaupt war das? Wann lebten David, wie kam es zu den 12 Stämmen?

Inhaltlich würde ich mir als Jüdin in etwa folgende Inhalte wünschen:

- geschichtlicher Abriss
- Schma Israel, Kaddisch, Kidusch (kann man auch beim Thema Schabat thematisieren), Gebetskleidung
- Schabat
- Speisevorschriften
- Feste (interessant sind hier auch Hochzeit/ Beerdigung/ Bar und Bat Mitzvah)
- Vergleich Christen- und Judentum, Messias, G-ttesverständnis und Auferstehung
- Jesus, der Jude
- Juden in der Diaspora/ In Israel heute. Jüdischer Alltag, es leben lange nicht alle so, wie es sich im RU anhört. Und orthodoxe Juden leben mit der Zeitschaltuhr! Also den Alltag, der unterscheidet sich dann nicht so wesentlich von den Goyim. Interessant sind hier auch die Strömungen... wer Zeit hat.
- Zuwanderung aus den Nachfolgestaaten der Sowjetunion, ohne die Leute gäbe es kaum Juden hier.
- Und die Shoa, die braucht man zwar nicht kleinreden, aber ein moralines Betroffenheitsethos passt den Juden auch nicht. Es ist mir lieber, wenn uns die Schüler unvoreingenommen entgegen treten können und nicht antisemitisch denken. Das sind leider nicht so wenige, auch Lehrer nicht. Der drückt sich heute nur anders aus.
שָׁלוֹם

krabappel
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Re: Hilfe bei Reihenplanung (Religion)

Beitrag von krabappel »

Fränzy hat geschrieben:...Es ist mir lieber, wenn uns die Schüler unvoreingenommen entgegen treten können und nicht antisemitisch denken. Das sind leider nicht so wenige, auch Lehrer nicht. Der drückt sich heute nur anders aus.
Worin drückt sich das aus?

Fränzy
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Re: Hilfe bei Reihenplanung (Religion)

Beitrag von Fränzy »

Warum interessiert dich das?

Das drückt sich zum Beispiel darin aus, dass dich die Mehrheitsbevölkerung als Experte im Nahostkonflikt aufspielt. Wozu? Gibt es keine anderen Konflikte auf der Welt für die sich die Deutschen dermaßen interessieren könnten.

Das drückt sich im Erstaunen aus, wenn man nicht aus reichem Hause kommt. Weil alle Juden sind reich wie die Rothschilds oder Guggenheims.

Und hochbegabt. Und braunhaarig bzw dunkel. Ich bin blond.

Zum Glück habe ich wenigstens eine große Nase.
שָׁלוֹם

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