Umgang mit einem Text in der Lehrprobe

Fragen & Antworten zu didaktischen Problemen, methodische Kniffe für den nächsten Unterrichtsbesuch usw.
qotsaf
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Re: Umgang mit einem Text in der Lehrprobe

Beitrag von qotsaf »

Du könntest auch eine Art "reziprokes Lesen" einsetzen. Ich stelle mir das so vor, dass du aus dem Brief zwei Arbeitsblätter machst. Absatz 1, Absatz 3, Absatz 5 usw. auf dem einen Blatt, zwischen den Absätzen Zeilen für Notizen. Auf dem anderen AB dann Absatz 2, 4, 6, etc. und ebenfalls Zeilen für Notizen. Die SuS müssen ihren Absatz lesen und den Partner den Inhalt erklären, der macht sich Notizen und stellt dann den nächsten Absatz vor. Dauert aber auch etwas...

Cityrose
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Re: Umgang mit einem Text in der Lehrprobe

Beitrag von Cityrose »

Diese Methode hört sich sehr gut an. Dann könnte ich eventuell den Text kürzen. In diesem Text geht es hauptsächlich um die Olympischen Disziplinen.

Stark
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Re: Umgang mit einem Text in der Lehrprobe

Beitrag von Stark »

Cityrose hat geschrieben:Welchen kreativen Leseauftrag [...] kann ich aufgeben?
Ich bin kein Geschichtslehrer und auch schon einige Zeit aus dem Ref heraus. Als Deutschlehrer frage ich mich aber, warum es denn unbedingt ein "kreativer" Leseauftrag sein muss? Es geht doch sicherlich - auch in Geschichte - darum, dass die Schüler lernen, den vorgelegten Texten die notwendigen Informationen entnehmen. Und was "notwendig" ist, ist durch den Kontext und die Situatuon festgelegt. Im Sinne einer prozessorientierten Didaktik macht es also zwar Sinn, die Schüler vor dem Lesen auf den Text vorzubereiten, während des Lesens mit Aufgaben zu begleiten und nach dem Lesen das Verständnis mit entsprechenden Aufgaben zu sichern.
Ich würde diese Aufgaben - auch in der Lehrprobe - nicht mit aller Gewalt kreativ gestalten, sondern so auswählen, dass sie den Schülern helfen, den Inhalt zu erfassen.
Das kann sein:
- W-Fragen
- nach einzelnen Abschnitten Hypothesen darüber formulieren, wie es weitergeht
- Fragen an den Text formulieren
- "Überschriften für Absätze finden" / Schlüsselbegriffe zu Absätzen definieren
- Thesen / Überschriften / Schlüsselbegriffe aus einer Liste den einzelnen Abschnitten zuordnen
- Bilder den einzelnen Abschnitten zuordnen etc.
Ja, das ist nicht so schrecklich kreativ, aber zumindest effektiv. Und es kostet nicht so schrecklich viel Zeit, die ich in der Lehrprobe für substantiellere Dinge verwenden würde.

EDIT:
Das reziproke Lesen ist eine sehr gute Methode, um den Schülern Lesestrategien beizubringen. Das müssen die SuS aber gut beherrschen und eingebübt haben, sonst dauert das, meiner Erfahrung nach, sehr lange. Das nur als Warnung. Insgesamt ist das aber durchaus eine Methode, von der es sich lohnt, sie im Repertoire zu haben.

Nochmal EDIT:
Die Abwandlung des reziproken Lesens, die hier vorgeschlagen wurde, klingt schneller und weniger aufwändig. Du hast hier aber die Schwierigkeit, dass du nur schwer Kontrolle darüber hast, ob auch jeder den Text vollständig verstanden hat. Wenn Max mit Kevin arbeitet und es Kevin nicht gelingt, seine Absätze sinnvoll zusammenzufassen, dann hat Max keine Chance, alle relevanten Informationen für die weiteren Arbeitsphasen zu bekommen. Das ist zwar prinzipiell auch ein Problem, wenn die Kinder "nur" selbst lesen, allerdings ist es durch die nicht anspruchslose Aufgabe des Zusammenfassens nochmal verschärtft. Als Seminarlehrer würde ich nach der Lehrprobe zumindest in diese Richtung mal nachhaken bzw. darauf achten, ob du eine gründliche Sicherungsphase zwischengeschaltet hast.

Rayanne
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Re: Umgang mit einem Text in der Lehrprobe

Beitrag von Rayanne »

Warum gibt es nicht zwei Briefe, z.B. geschrieben von zwei Brüdern des Mädchens, der eine war bei den Spielen als Zuschauer, der andere als Teilnehmer.
Beide Briefe müssten gekürzt werden, aber einer könnte somit wirklich von den Sportveranstaltungen handeln, der andere vom beobachteten Kult außen herum.
Die Schüler bekommen in Partnerarbeit die Briefe und müssen die wichtigsten Aspekte herausarbeiten.
So kriegst du auch gleich ein Tafelbild, welches Sport und Kult gegenüberstellt.

Manirca
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Re: Umgang mit einem Text in der Lehrprobe

Beitrag von Manirca »

Was willst du denn mit dem Brief bezwecken? Soll es der Einstieg sein in die Stunde und in der Erarbeitung willst du mit einer (oder mehreren) Quelle(n) arbeiten? Ich finde den Vorschlag von Rayanne mit dem Gegenüberstellen von zwei Briefen richtig gut, das wäre aber dann sicherlich eher eine Erarbeitung als ein Einstieg. Und in Geschichte wird in den Lehrproben ja in der Regel Quellenarbeit erwartet, zumindest ist das bei uns so.

Wenn der Brief eher als Einstieg gedacht ist, würde ich anfangen den Brief vorzulesen und dann die Kinder Vermutungen aufstellen lassen, wie es weiter geht.

Cityrose
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Re: Umgang mit einem Text in der Lehrprobe

Beitrag von Cityrose »

Anhand einer schriftlichen Quelle sollen die Schüler den religiösen und kultischen Charakter der Spiele erarbeiten. Mit Hilfe des fiktiven Briefes sollen die Kinder den Ablauf der Spiele kennen lernen. Ich finde es wenig motivierend, die Kinder danach zu fragen, was genau im diesem Brief steht. Ich brauche eine Aufgabenstellung, die schülerzentriert ist.

Rayanne
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Re: Umgang mit einem Text in der Lehrprobe

Beitrag von Rayanne »

Dann nimm einen Brief und lass die Schüler in 4-er-Gruppenarbeit vier Aspekte aus dem Brief herausschreiben auf je einen DinA4-Zettel.
Dann nimmt jeder Schüler einen der Zettel und alle müssen sich hinstellen.
Aufgabenstellung: Such dir Mitschüler, die einen ähnlichen Aspekt auf dem Zettel stehen haben.
Die Schüler werden sich also recht automatisch nach Sport und Kult sortieren. Stehen die Schüler dann in zwei Großgruppen (da musst du eventuell ein bisschen dirigieren, dass die Schüler sich nicht in 5 Gruppen stellen, sondern sich nochmal selbst zusammenfassen), fragst du, wo der größte Unterschied zwischen beiden liegt. Da werden die SuS auch drauf kommen.
Daraufhin kannst du dein Tafelbild aufklappen, welches als Spalten "Sport" und "Kult" hat. In diese Spalten kleben die SuS ihre Zettel und zack ist dein Tafelbild fertig. Doppelte Zettel werden natürlich nur einmal hingeklebt.

Ich seh leider keine Klassenstufe in deinem Beitrag. Ich hab ähnlich das in einer LP mit einer 8. Klasse Gym gemacht, da hat das wunderbar funktioniert. Die SuS mussten dann auch begründen, warum sie sich selbst in eine spezielle Gruppe eingeordnet haben, so aktivierst du alle - Pluspunkt.
Allerdings waren in der Klasse nur 16 SuS und ich habe die Methode in der Stunde vorher mit ihnen ausprobiert. Falls du 30 hast und die SuS jünger sind, würde ich das in einer Vorstunde ausporbieren, ob es klappt - zu einem anderen Thema natülich.

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