Lehrprobe Ethik zum Utilitarismus Klasse 12

Fragen & Antworten zu didaktischen Problemen, methodische Kniffe für den nächsten Unterrichtsbesuch usw.
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Saphii
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Registriert: 18.08.2009, 19:35:19

Lehrprobe Ethik zum Utilitarismus Klasse 12

Beitrag von Saphii »

Hallo,

ich habe bald eine Lehrprobe in der 12. Klasse und suche eine schöne Idee, wie ich den Schülern Bentham vermitteln kann!

Ich wollte zunächst über ein Dilemma (Tyrannenmord, Stauffenberg-Attentat (Film), Trolley-Dilemma oder so) in die Reihe einsteigen und dann daran die utilitaristischen Grundgedanken erarbeiten lassen. Anschließend etwas zum Begründer Bentham sagen (ganz klassisch) und sein Menschenbild+historischen Hintergrund herausstellen. In der Lehrprobe wollte ich zugern daran anschließend das hedonistische Kalkühl von Bentham zu einem Fallbeispiel anfertigen lassen und die Schüler kritisch Stellung nehmen lassen, aber ich steh irgendwie vor einer "Wand". Ich schaffe es partout nicht, eine schlüssige und runde 45-minütige Stunde daraus zu basteln. Text erarbeiten und Kalkül erstellen dauert doch länger und nur das Kalkül und den Text in der Vorstunde lesen lassen ist irgendwie auseinandergerissen, oder? Und so oder so: Wie gesalte ich bitte den Einstieg???

Hat einer von euch eine Idee dazu oder einen ganz anderen Vorschlag?? Bin für jede Inspiration dankbar!

LG Saphi

Sokrates2011
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Re: Lehrprobe Ethik zum Utilitarismus Klasse 12

Beitrag von Sokrates2011 »

Hallo Saphii,

Utilitarismus ist ein super Thema, das immer viel hergibt und in Stunden für spannende Diskussionen sorgen kann. Eine gute Wahl!

Ich rate jetzt einfach mal: Das Problem entsteht wahrscheinlich auf der Ebene der Sachanalyse. Denn das hedonistische Kalkül ist ja dann, wenn man es praxisnah "durchrechnen" will, schnell ein Schwachpunkt von Benthams Position: 1 Menschenleben gegen 4 Menschenleben (Trolley-Problem / Tyrannenmord etc.) lassen sich gerade noch "aufrechnen", aber wie verrechnet man z.B. bei der Verteilung öffentlicher Gelder Bildungschancen gegen Zahnwurzelbehandlungen gegen Entwicklungshilfe usw.? Dass viele Fallbeispiele hier scheitern, ist die Schuld Benthams, nicht Deine - d.h. hieraus könnte man eine Bentham-Kritik ableiten (die dann allerdings evtl. eher ans Ende der Reihe gehört, d.h. nachdem die Position durchgekaut wurde)

Ich persönlich würde das Trolley-Problem in der LEhrprobe zeigen, weil das einfach schön übersichtlich ist - in Deiner Planung wäre das dann also der Reiheneinstieg. habe das selber mal gemacht, allerdings ohne Lehrprobe - hat aber prima funktioniert. Vorgeschlagener Aufbau anhand der Problemorientierung:
1) Einstieg: Bild mit Trolley-Problem -> Bild beschreiben lassen / Problem herausarbeiten
2) Diskussion: müssen wir die Weiche verstellen? (Achtung: In Dilemma-Situationen suchen die meisten SuS einen Weg, das Dilemma komplett zu umgehen, z.B. "abhauen" o.ä. - hier muss man deutlich machen, dass das nicht geht bzw. auch eine Entscheidung ist)
3) Textarbeit zu Bentham / Kalkül (gekürzter Text!) => wie hätte Bentham das Problem gelöst?
4) ggf. kurze Sicherung, z.B. Tafelbild (lehrerzentriert) oder Folienschnispel ordnen (schwerer, aber schülerzentriert)
falls Zeit ist:
5) kontroverse Diskussion zum Gegenbeispiel (Bild: jetzt nur 1 Gleis, aber ein dicker Mann steht auf der Brücke über dem Gleis. Werfen wir den Mann runter, stoppen wir den Trolley. Warum entscheiden plötzlich die meisten anders, wenn das hedonistische Kalkül doch dasselbe ist?)

Falls Die Trolley-Stunde schon war, ginge auch ein praxisnaher Anwendungsfall, z.B. Organspende: Widerspruchsregelung oder Zustimmungsregelung? (Materialien hierzu finden sich in dem Buch "ethisch argumentieren" aus dem Schöningh-Verlag, Seite 170ff.)
1) Einstieg: entspr. Zeitungsmeldung o.ä.
2) Was ist Eure Meinung? (wenn möglich Diskussion in Gruppenarbeit vorschalten um das UG zu entlasten)
3) Bentham Textausschnitt
etc.

grundsätzlich würde ich den Text brutal kürzen. Das Problem und die Argumentation ist den SuS meistens klar. Die WOLLEN ja drüber diskutieren. Deshalb sollte man nicht allzu viel Zeit mit der Lektüre verlieren. Vorentlastungen der Plenumsdiskussion durch Diskussion in Kleingruppen ist sehr sinnvoll, da manche völlig abwegigen Beiträge dann schon aussortiert werden können. Dann kommt es im Plenum aber immer noch auf eine sehr gute Moderation an (Frage und Zeit vorgeben, ausblenden, was wegführt, Stichpunkte mitschreiben, alle einbeziehen etc.)

Wenn Du das hedonistische KAlkül auf jeden Fall einbeziehen willst, klingt das für mich nach einem Arbeitsblatt "Bilanzrechnung", auf dem die SuS das Fallbeispiel (z.B. Organspendeproblem) lösen sollen o.ä.

fertige Unterrichtsmodule, die für die Praxis gut brauchbar sind, gibt es auch in der Reihe "EinFach Philosophieren" (Schöningh) im Heft "ethisch urteilen"

vielleicht kannst Du was damit anfangen. bei weiteren Fragen schreib mich gerne an!

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