Wie funktioniert ein Matheübungszirkel?

Fragen & Antworten zu didaktischen Problemen, methodische Kniffe für den nächsten Unterrichtsbesuch usw.
MrsSippi
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Wie funktioniert ein Matheübungszirkel?

Beitrag von MrsSippi »

Einige aus dem Forum kennen mich sicherlich. Ich bin die Verzweifelte, der das Leben derzeit jedes erdenkliche Bein stellt. Bisher bin ich über jedes einzelne drübergesprungen, weiß aber nicht, wie lange ich das noch schaffe.

Mittlerweile komme ich auf maximal 4 Stunden Schlaf pro Nacht. Alles geht bergab. Aber ich muss es bis zu den Sommerferien schaffen - irgendwie. Mittlerweile nehme ich auch Medikamente und habe den Kontakt zu meiner Familie endgültig abgebrochen, stehe alleine ohne Freund vor dem Nichts und die Arbeit ist das einzige, was mich trägt, auch wenn ich eigentlich nicht die Kraft dafür habe. Ich funktioniere wie ein Aufziehmännchen, fern von jedem Gefühl, fern von jedem Empfinden für mich selbst. Es ist in Ordnung so.

Jetzt steht die nächste Unterrichtsvorführung an und mein SL meinte, ein "Übungszirkel" in Mathe (habe ich nicht studiert) wäre doch einmal eine tolle Sache. Aha. Gut. Habe mich jetzt durch ein paar Dinge durchgelesen, habe aber dennoch keinen Plan.

Hier meine Planung:

Ich hatte vor, 6 verschiedene Stationen anzubieten.
3 zum Thema Oberflächenberechnung von Prismen.
3 zum Thema Volumenberechnung von Prismen.

Jeweils in drei verschiedenen Schwierigkeitsgraden (gelb, grün, rot).

Soweit ich das jetzt verstanden habe, sollen die Schüler selbst wählen, was sie sich zutrauen.

Wie sähe die geschickteste Planung aus? irgendwelche Ratschläge?

Erster Fragenkomplex:

1. Lege ich die Stationen (geplant als Karteikarten, wo auf der Rückseite die Lösungen stehen zur Selbstkontrolle) am besten auf der Fensterbank aus und die Schüler holen sich die entsprechenden Karten?
2. Oder soll ich Gruppentische zusammenstellen, die je Tischgruppe eine Station darstellen? Aber bei zweiterem können dann ja immer nur so viele an die Station setzen, wie der Tisch Platz hergibt (und die Krux ist ja, dass mehr Schüler "schlecht" sind, also zur gelben Station wollen als zur roten)

Lieber ersteres, oder?

Zweitere Frage:

In der Literatur stand, dass bei einem Übungszirkel immer ein Laufzettel ausgefüllt werden sollte. Wie sieht sowas aus? Kriegt jeder Schüler einen Zettel wo er einträgt, was er gemacht hat? Welchen Sinn hat das genau?

Dritte und letzte Frage:
Wie sollte die Stunde abschließen? Sollte ich die Hausaufgabe geben, dass sich jeder noch eine Aufgabe aus einem schwierigeren Zirkel mit heim nimmt und einfach mal probiert? Oder soll er sich noch eine aus "seinem" Niveau mit heimnehmen?

Entschuldigt die tausend Fragen. Falls es zu mühselig ist, auf meine Fragen einzugehen, dann wäre es immerhin nett, wenn ihr irgendwie eure eigenen Vorschläge kurz und knapp vortragt. Also wie ihr es machen würdet. Wäre wahnsinnig nett.
Auf alle Fälle führt die Hoffnung weiter als die Furcht.(E. Jünger)

Sally81
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Re: Wie funktioniert ein Matheübungszirkel?

Beitrag von Sally81 »

Zunächst zum Laufzettel - der ist für mich sehr sinnvoll, da die Schüler darauf eintragen, welche Stationen sie bearbeitet haben. Insbesondere nutze ich ihn zur Kontrolle (arbeiten sie konzentriert oder trödeln sie rum, wählen sie ihrem Niveau entsprechende Stationen oder überschätzen sie sich, oder was häufiger mal vorkommt, nehmen die einfachste Station um möglichst schnell mit geringen Aufwand fertig zu sein.) Dazu muss ich aber sagen, dass ich Übungszirkel eigentlich immer über mehrere Stunden nutze und daher ein Kontrollzirkel sehr sinnvoll ist. (Abhängig von den bearbeiteten Stationen, sind dann auch entsprechende Hausaufgaben auf dem Laufzettel angegeben, die zur nächsten Stunde zu bearbeiten sind.

Wenn du Aufgaben stellst, für die nur die nötige Angabe auf dem Papier nötig ist, würde ich einen großen Tisch oder auf der Fensterbank die einzelnen Materialien übersichtlich hinlegen und die Schüler sollen sich immer das entsprechende Blatt nehmen.
Falls du jedoch Aufgaben hast, die Materialien benötigen (z.B. Messen von nötigen Größen um das Volumen einer Schachtel zu bestimmen, die bei der Station XY steht) ist es besser Stationstische aufzubauen und die Aufgaben vor Ort zu lösen.

Die_Eine
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Re: Wie funktioniert ein Matheübungszirkel?

Beitrag von Die_Eine »

Ich finde Deine Ideen schon sehr gut.
Mir fallen zu Deinen Fragen und insgesamt dazu noch folgende Dinge ein:

1. Wichtig - und die große Chance bei einem solchen Angebot - ist bei Stationenlernen bzw. einem Übungszirkel neben dem Laufzettel die gute Möglichkeit zur Differenzierung. Du kannst nicht nur Pflichtstationen einrichten und Wahlstationen, aus denen die Schüler dann zusätzlich wählen können, sondern auch an einer Station verschieden schwierige Übungsaufgaben zum selben Thema (die hast Du ja schon überlegt wie es aussieht) auslegen und diese kennzeichnen - zb mit großen * und ** oben auf dem Blatt (die mit * sind die einfacheren, die mit ** die schwierigeren, ggf. noch welche mit *** für die Cracks, je nachdem wie homogen Deine Klasse ist. Wenn die SuS nicht wissen, was sie wählen sollen, können sie es mit dem was ihrem Gefühl entspricht wählen und wenn es nicht funktioniert oder sie merken es ist zu leicht, dann können sie auch danach noch das leichtere/schwierigere wählen. Ebenso an den Wahlpflichtstaionen - da kannst Du je nach Leistungsstand der Klasse ruhig etwas kniffliges anbieten, damit die schnellen Schüler keinen Leerlauf haben und eben etwas leichtere Sachen, wenn die nicht so guten Schüler mit dem Pflichtangebot durch sind. Das Pflichtangebot an Stationen sollte aber zu schaffen sein. Dokumentiert wird das ganze ja wie Du gelesen hast auf einem Laufzettel.

2. Sind die Schüler das Arbeiten mit Stationen/im Übungszirkel gewohnt? Wenn nein, musst Du die Methode auf jeden Fall vorher vernünftig einführen! Da ist auf jeden Fall Methodenlernen notwendig. Wenn dein Mentor das schon mit ihnen macht/gemacht hat, dann solltest Du es auch so mit ihnen machen wie er es macht. Ansonsten brauchen Sie da die notwenige Struktur, damit sie wissen, wie sie mit dieser Lernform, die ihnen auch viel Freiheiten lässt/lassen sollte umgehen sollen. Wohin mit den bearbeiteten Blättern/den Ergebnissen? Wie ist der Laufzettel auszufüllen? usw.

3. Ich würde den Zirkel auch eher auf mehrere Stunden planen (2-3, je nach Umfang der Aufgaben) - weiß aber natürlich nicht, wie Dein Mentor das sieht. Abschließen kann man ansonsten auch gut nochmal mit einer Aufgabe aus dem Pflichtprogramm, bei der Anschauungsmaterial verwendet wurde.

4. Die Selbstkontrollkarten kannst Du je nach Platz im Klassenraum und je nach Disziplin der Schüler - wie schon gesagt wurde wird da gern mal das einfache gewählt o.ä. auch an den Stationen auslegen.

5. Der Laufzettel ist individuell, das wurde ja auch schon gesagt. Was möchtest Du wissen - was die SuS bearbeitet haben, wie schwierig sie es fanden, ob Sie noch Fragen oder Anmerkungen haben und ein Haken für "Kontrolle mit Kontrollblatt durchgeführt" - je nachdem sollten auf dem Laufzettel Felder vorhanden sein. In der GS sind die Zettel natürlich einfacher gestaltet, je nach Klassenstufe kann man aber eben durchaus auch Anmerkungen etc. abfragen bzw. ist es sinnvoll wenn die SuS sich solche notieren, denn nach dem Bearbeiten einer Station sind evtl. offene Fragen doch auch schnell wieder vergessen..

frlkassandra
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Re: Wie funktioniert ein Matheübungszirkel?

Beitrag von frlkassandra »

Ich versuch mich mal an deinen Fragen:
Erster Fragenkomplex:

1. Lege ich die Stationen (geplant als Karteikarten, wo auf der Rückseite die Lösungen stehen zur Selbstkontrolle) am besten auf der Fensterbank aus und die Schüler holen sich die entsprechenden Karten?
2. Oder soll ich Gruppentische zusammenstellen, die je Tischgruppe eine Station darstellen? Aber bei zweiterem können dann ja immer nur so viele an die Station setzen, wie der Tisch Platz hergibt (und die Krux ist ja, dass mehr Schüler "schlecht" sind, also zur gelben Station wollen als zur roten)
Das erste würde ich "Lerntheke" nennen. Vorteil: Man muss nicht umstellen, die S. arbeiten von ihrem gewohnten Platz aus, in der Regel in Einzelarbeit. Nachteil: Gegenseitiges Helfen/Erklären ist nicht möglich. Jeder arbeitet so vor sich hin und häufig werden auch nur die Aufgaben abgearbeitet.
Das zweite ist schön eher ein Übungszirkel. Hier können sich die S. gezielt zu einer Station bewegen und somit einen Übungsschwerpunkt wählen. Da der ganze Tisch daran arbeitet, können sich S. auch mal untereinander helfen, etwas erklären.
Vorab sollte man in diesem Fall Regeln vereinbaren ... wie viele S. pro Tisch, darf auch zu zweit an den Aufgaben gearbeitet werden ...?
Hier wird es natürlich lebhafter!

Wichtig finde ich in beiden Fällen, dass die S. wissen, was an welcher Station geübt werden soll.
Meinetwegen: Maßeinheiten umwandeln, Terme aufstellen, Oberflächen/Mantelfläche, Volumen, Prismennetze oder "Kopfgeometrie" ... "Spinnenaufgaben", Schrägbilder
--> Schilder für die Stationen + Überschriften für die Arbeitsblätter oder Hefteinträge

Je nach Klasse würde ich die Lösungen nicht unbedingt direkt dazu geben, sondern eher am Pult auslegen.

Zweitere Frage:

In der Literatur stand, dass bei einem Übungszirkel immer ein Laufzettel ausgefüllt werden sollte. Wie sieht sowas aus? Kriegt jeder Schüler einen Zettel wo er einträgt, was er gemacht hat? Welchen Sinn hat das genau?
Die S. verlieren bei dem großen Übungsangebot schnell den Überblick. So sieht jeder schnell, was ihm noch fehlt. Ich häng auch noch eine Klassenliste aus, wo jeder einträgt, was er bearbeitet hat, und ob noch Fragen offen sind. --> Mit Fragezeichen in der Liste markieren. Man kann auch noch abfragen, ob es leicht oder schwer gefallen ist. Hier sollte man klären, dass dies nicht zur Notenfeststellung dient, sondern nur dazu um zu wissen, welche Aufgaben später nochmal gemeinsam besprochen werden sollten. Durch die Liste hat man auch schnell einen Überblick wie der Bearbeitungsstand in der Klasse aussieht.
Dritte und letzte Frage:
Wie sollte die Stunde abschließen?
Beim UB oder einer LP auf jeden Fall eine Auswertungsrunde oder S.- fragen beantworten. Dazu darf man vorher die Fragen der S. aber auch wirklich nicht beantworten, sondern sollte immer auf die Auswertungsrunde verweisen und sich die Fragen vorab schonmal notieren. (Dann hat man auch noch Zeit zu überlegen!)
Sollte ich die Hausaufgabe geben, dass sich jeder noch eine Aufgabe aus einem schwierigeren Zirkel mit heim nimmt und einfach mal probiert? Oder soll er sich noch eine aus "seinem" Niveau mit heimnehmen?
Man kann a) gar keine Hausaufgaben geben b) die Zeitvorgaben für den Übungszirkel so machen, dass auf jeden Fall ein Teil zuhause bearbeitet werden muss c) Grundwissenübungen als Hausaufgabe parallel laufen lassen.

sabbel
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Re: Wie funktioniert ein Matheübungszirkel?

Beitrag von sabbel »

Zu Deiner Frage, wie Du aufbaust (auf die Fensterbank oder Tische umstellen):

Es kommt ein bisschen darauf an, welche Literatur Du zum Thema Stationslernen nimmst.
Ich habe letzens Stationslernen im UBesuch gezeigt, habe angegeben "wir üben gerade das Stationslernen" (natürlich anders formuliert) und Gruppentische gebildet. Es dann an Literatur und mit meiner eigenen Meinung (Wenn ich von Stationen spreche, sind es unterschiedliche Orte, das andere ist eine Lerntheke oder ein Lernbuffet).
Beim Stationslernen wird auch immer ganz gerne entdeckenes Lernen gesehen.
Es muss eigentlich immer ein Überangebot vorhanden sein. Also mehr Stationen, als die Schüler bearbeiten können.
Kenne Deine Schüler Selbstkontrolle? Wenn nicht, lass es weg.
Lege klare Regeln fest, welche die Schüler kennen und an die sie sich halten.

Wenn Du Fragen zum Stationslernen hast (ist es überhaupt das Gleiche wie ein Übungszirkel?) kannst Du mir gerne eine PN schicken.

Liebe Grüße
Sabbel

frlkassandra
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Re: Wie funktioniert ein Matheübungszirkel?

Beitrag von frlkassandra »

Stationenlernen ist für mich der übergeordnete Begriff.

Übungszirkel, wenn dabei geübt werden soll.

Lernzirkel, wenn neue Inhalte erarbeitet werden sollen.

Cujamaraaa
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Re: Wie funktioniert ein Matheübungszirkel?

Beitrag von Cujamaraaa »

wenn wir grad beim thema sind: ich hab mich letztens wieder gefragt: wo ist der unterschied zwischen lerntheke und stationenlernen?
ich nenn es eigentlich immer stationenlernen, hab aber selten gruppentische, auf denen die einzelnen stationen sind, die dann durchlaufen werden. die umstellerei ist mir zu blöd... *g*
deshalb hab ich auf den karten station 1, station 2 usw draufstehen, habs aber eigentlich an einer "theke" sortiert und die schüler holen es sich ab...

muss man es gleich ganz anders nennen, nur weil die karten woanders liegen??? weil im grunde "machen" die kinder ja das gleiche....

ansonsten seh ich es auch so, dass beim stationenlernen sich die schüler etwas neues erarbeiten, während beim stationentraining etwas bereits bekanntes geübt wird...

und: als was gilt dann der wochenplan? das ist ja im großen und ganzen auch eine lerntheke, nur halt ohne zusammenhang und mit verschiedenen fächern...

diese begriffsklauberei macht mich ganz schwummrig...

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