Nachrichten schauen als Hausaufgabe

Fragen & Antworten zu didaktischen Problemen, methodische Kniffe für den nächsten Unterrichtsbesuch usw.
Der_Lutscher
Beiträge: 188
Registriert: 04.09.2009, 10:14:30

Nachrichten schauen als Hausaufgabe

Beitrag von Der_Lutscher »

für
Zuletzt geändert von Der_Lutscher am 13.01.2010, 13:48:52, insgesamt 3-mal geändert.

kakaotrinkerin

Beitrag von kakaotrinkerin »

Find ich an für sich nicht schlecht, müsste aber genauer durchdacht werden:

Was sind "Nachrichten"? Gilt da nur die Tagesschau? Geht auch RTL aktuell?

Was konkret sollen die Schüler wissen? Gerade die Tagesschau ist manchmal so formuliert, dass Schüler, die noch nicht lange Sozialkunde haben, nicht immer verstehen können, worum es da politisch genau geht. Es kann und darf aber nicht Ziel sein, dass die Kinder einfach irgendwas aufschreiben und nacherzählen sollen, was sie gar nicht kapiert haben.

Was ist mit denen, denen es nicht (immer) möglich ist, Nachrichten zu schauen? Es soll auch heute noch Familien ohne Fernseher und Internet geben. Was ist mit denen, die wegen Vereinen usw. nicht jeden Tag Tagesschau gucken können?

Das kann man sicher alles lösen, klar. Aber ich würde mir vorher Gedanken machen, wie du auf solche Details eingehst.

Stefan24
Beiträge: 4796
Registriert: 05.04.2007, 11:07:55
Wohnort: B.-W. Gymnasium. Fremdsprache/G

Beitrag von Stefan24 »

Die Idee ist gut; maximal aber brauch- und einsetzbar in einem Oberstufenkurs, wo 20 (mehr oder weniger) Interessierte sitzen, die auch die intellektuellen Fähigkeiten besitzen, einer Nachrichtensendung folgen zu können...

Eltern könnten genervt reagieren, weil du ihnen ins "Abendprogramm" funkst und die Schüler zum Nachrichtenschauen verdonnerst. Das kann böses Blut geben.
Zudem haben - wie schon erwähnt - nicht alle Familien Fernsehen, Zeitung und/oder Internet.

Ich würde es auf freiwilliger Basis machen; wer etwas mitbekommen hat aus dem aktuellen (politischen) Geschehen, der darf es in den Unterricht einbringen. Dann können die Schüler selbst entscheiden, ob (und mittels welcher Medien) sie das tun. So weckst du vllt eher Interesse für Politik, als durch die Keule "ihr MÜSST euch informieren - ich frage ab".
Zudem ist es rechtlich problematisch; abfragen darfst du nur Stoff, den DU behandelt hast. Solche Dinge in die Bewertung einfließen zu lassen, das kann problematisch werden.

Außerdem: ich finde (bin selbst Gk-Lehrer) die Idee prima... aber sie ist zu zeitintensiv. Damit vergeudest du viel zu viel wertvolle Unterrichtszeit, die dir am Ende fehlt. Und zwar am Ende jeder Stunde, da du nie eine "runde" Stunde mit Einsteig, ... machen kannst, da jedesmal diese "Presseschau" am Anfang steht... und diesen Klotz würde ich mir nicht ans Bein binden.
Lieber zu Studenbeginn auf Aktuelles Bezug nehmen, von dem du ausgehen kannst, dass viele Schüler etwas davon gehört/mitbekommen haben.... Bundestagswahl, Landtagswahlen, Rücktritte, ...

Viele dieser Meldungen bedürfen deiner Kommentierung. Schüler der Mittelstufe bgereifen das ohne Hintergrundwissen (das sie nicht haben!) alles nicht.

Wie gesagt: die Idee ist prima. Aber für dich und deine Schüler eher belastend als gewinnbringend.
StR seit 09/09. Individualist seit Geburt.
Eigene Meinung schon immer.

Illi-Noize
Moderator
Beiträge: 9146
Registriert: 02.02.2008, 15:46:55
Wohnort: Bayern / StR(RS) / Betreuungslehrer Einsatzrefs, Fachschaftsleiter

Beitrag von Illi-Noize »

Ich kenne das von einem Seminarlehrer für Sozialkunde. Da beinhalten alle Exen (also kleine Leistungsnachweise) in der 10. Klasse jeweils 1-3 Fragen, die man durch das aufmerksame Ansehen der Tagesschau am Vortag leicht beantworten kann. Ist mehr oder weniger die "1er-Bremse" - und soweit ich das mitbekommen habe, wurde das von den Referendaren gerne übernommen.

Heute hätte man z. B. fragen können:

1. Warum ist der deutsche Verteidigungsminister zur Zeit in der Schusslinie?
2. In welcher Stadt findet zur Zeit der sogenannte "Klimagipfel" statt?

rumo
Beiträge: 938
Registriert: 19.02.2007, 11:12:00
Wohnort: Bayern StR (RS) D/G/SK

Beitrag von rumo »

Die Idee an sich finde ich gut. Ich würde das ganze vielleicht in einen Wochenbericht umwandeln. Am Ende der Woche stellen zwei Schüler die wichtigsten Meldungen dar und erhalten eine Note dafür.

frlkassandra
Beiträge: 675
Registriert: 14.11.2009, 14:54:42

Beitrag von frlkassandra »

Die Idee find ich auch gut, hege aber auch dieselben Bedenken.

Daher würd ich´s auch eher als Bonuspgrogramm machen. Das geht auch bei Tests (*Aufgaben um Zusatzpunkte zu holen).

Empfehlenswert ist die Nachrichten-Sendung "logo" auf dem Kinderkanal. Kurz vor acht. Gut verständlich und gut gefiltert.
[Davor kommt übrigens "wissen macht ah" - sehr gut moderierte, informative Sendung mit witzigen Gags auch für Erwachsene]

Um mehr Unterrichtsanbindung zu bekommen, kann man gezieltere Rechercheaufträge geben. Viele S. wissen nicht, dass man auch nur in Nachrichtenmeldungen googeln kann oder sich eine Benachrichtigungsmail schicken lassen kann, wenn eine aktuelle Meldung zum angegebenen Thema vorliegt. Unbekannt ist auch meist die "Volltextsuche".
[Hier kann man auch mal demonstrieren, dass es nur max 30s dauert bis man die "Quellen" für Referate identifiziert hat.]

Sonne2
Beiträge: 104
Registriert: 14.04.2008, 19:33:19

Beitrag von Sonne2 »

Hallo!

Als größtes Problem sehe ich dabei immer die Zeit. Am Anfang habe ich auch meiner Mentorin nachgeeifert und Raum für tagesaktuelles gelassen. Aber wenn dir von deiner schönen 45-Minuten-Stunde jedes mal 10 Minuten am Anfang wegfallen, dann lässt du die Sache ganz schnell sein.
Wir hatten auch so etwas wie eine "Aktuelle Stunde" in der Sek II. Da musste jeder Schüler ein Mal im Halbjahr ein aktuelles Thema aufbereiten. Zwar gab es eine Note, am Ende des letzten Jahres wurde es aber aufgrund der Zeitproblematik wieder abgeschafft. V.a. wenn man als Schüler dran war, wird man sich keine große Mühe mehr geben, an der Sache dran zu bleiben.

Als 1er-Bremse finde ich es aber nicht schlecht. Werde ich mal ausprobieren.

Grüße!

Antworten