Warum das Ref manche fertig macht und andere nicht

Wer sich seine Sorgen und Nöte mit dem Referendariat von der Seele reden will, ist hier richtig. Vielleicht gibt es ja jemanden, der einen guten Rat hat.
Scooby

Beitrag von Scooby »

schwarzkatze hat geschrieben:Mich nerven diese "Schubladen"-Erklärungen.
Mich auch.

Ich hatte z.B. schon immer ein besch*** Zeitmanagement, hatte immer alles erst auf den allerletzten Drücker und hab trotzdem zwei sehr gute Examina abgeliefert.

Auch wenn viele das nicht wahrhaben wollen: In mündlichen Prüfungssituationen (und das ganze Ref ist eine solche!) kommt es oft eben nicht drauf an, was man eigentlich könnte, sondern darauf, was man in einer Stresssituation abliefern kann, vulgo: wie man sich unter Druck verkaufen kann.

Dafür muss man kein fachliches Genie sein, sondern eher die Mischung Multitalent, etwas Fachwissen, viel Entertainer, eine Prise Duchsetzungsvermögen und vor allem: immer wissen, was wichtig ist. Der Chef mag stumme Impulse? Klar geht die LP mit einem solchen los. An der Schule ist es schwierig, Aufsichten zu finden, weswegen der Chef sie persönlich vergibt? Klar meldet man sich da schnell. Mindestens genauso wichtig: Viele Refs und Lehrer machen eine Superarbeit, nur blöderweise kriegt keiner was davon mit. Die Kunst ist, sich selbst zu promoten, ohne angeberisch daher zu kommen. Dann geht´s noten- und später karrieremäßig nach oben.

benutzername
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Re: Warum das Ref manche fertig macht und andere nicht

Beitrag von benutzername »

AnnieL hat geschrieben:dass es keineswegs ein Manko ist, die üblichen Zeitmanagementregeln nicht zu beherrschen. Divergente Denker haben nach Seiwert andere Talente.
natürlich ist das ein manko. es geht ja nicht bloß darum, dass man sachen kurz vor knapp fertig bekommt, sondern, dass man wichtige informationen vergisst, weil man sich nicht daran gewöhnen kann, regelmäßig in seinen prima kalender zu schauen, dass man ohne "hausaufgaben" ins seminar kommt, weil man sieben andere sachen gemacht hat und der fachleiter findet dann, dass man desinteressiert ist, weil er ja nicht weiß, dass man sieben andere (ungefragte) sachen gemacht hat, dass man schlecht auf prüfungen lernt, weil man sich mit einzelheiten verzettelt und die große übersicht in der alles einzuordnen und auf kommando abzurufen ist, nicht visuell speichern kann-

insofern würden mich ein paar strategien schon sehr interessieren, die über das übliche "ha, leg dir doch noch mehr hängeordner zu" hinausgehen.

wer findet, dass solche typenklassifizierungen quatsch sind, der kann offensichtlich die probleme nicht verstehen, die andere haben, die sehr wohl diesem typ entsprechen.
(ich schätze, das sind dann auch die lehrer, die bei schüler xy sagen "bei nem anderen hätte ich jetzt ein auge zugedrückt aber der hat ja nie das klassenkassengeld da, wenns verabredet ist/ unstrukturierte heftführung/ sauklaue... der will halt nicht")

schwarzkatze

Re: Warum das Ref manche fertig macht und andere nicht

Beitrag von schwarzkatze »

benutzername hat geschrieben:wer findet, dass solche typenklassifizierungen quatsch sind, der kann offensichtlich die probleme nicht verstehen, die andere haben, die sehr wohl diesem typ entsprechen. (ich schätze, das sind dann auch die lehrer, die bei schüler xy sagen "bei nem anderen hätte ich jetzt ein auge zugedrückt aber der hat ja nie das klassenkassengeld da, wenns verabredet ist/ unstrukturierte heftführung/ sauklaue... der will halt nicht")
Ich sag ja nicht, dass Klassifizierungen per se quatsch sind, sondern dass es quatsch ist, alles mit schwarz-weißen Kategorien zu erklären. Und genau deswegen würde ich auch nie einen Schüler in eine Schublade quetschen, nur weil er das Klassenkassengeld vergessen hat :)

CatherineDuquesne
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Beitrag von CatherineDuquesne »

Das Referendariat ist ja so eine Sache. Entweder scheint es ja wirklich gut zu laufen, oder eben nicht. Diesen Eindruck bekommt man schon.
Ich denke, dass Lysander recht hat, wenn er die äußeren Einflussfaktoren und vor allem auch die Persönlichkeit nennt. Denn genau diese stelle ich bei mir vor allem fest, wenn ich stark das Gefühl habe, jetzt läuft es mal gar nicht gut. Wichtig ist hier vor allem auch die Persönlichkeit... Tja, und die Reaktion der Umwelt, da war auch was...
Ein Beispiel: Es ist gerade so eine Phase, da habe ich Mist gebaut. Ja, ich. Ich weiß das auch. Und ich merke gerade, dass stark darauf reagiert wird (und wenn man schon zu nix zu gebrauchen ist, dann als schlechtes Beispiel ;)). Ich weiß, woran das liegt (tja, vorher wusste ich das dieses Mal schon, und dann wurde mir das noch mal detaillierter gesagt). Ich bin am Anfang auch immer ein wenig fertig, aber dann möchte ich mich doch wieder am Riemen reißen. Nach einer gewissen Zeit kann ich dann Kritik auch distanzierter sehen. War sie berechtigt? War sie das nicht? Wenn sie berechtigt war, was bringt mir das?
Ich gehe gerne in die Schule. Ich verspüre für mich jetzt hier kaum psychischen Druck, sondern Druck durch die Arbeitsbelastung. O. K., eines muss ich doch zugeben: Mein Zeitmanagement ist mies. Ich bin auch ein wenig chaotisch. Daran muss ich arbeiten. Aber es gibt eben m. E. auch noch weitere Faktoren.
Ich musste schon in einigen Situationen außerhalb des Refs entscheiden, wie ich damit umgehe. Das wäre also auch wieder eine gute Option für mich fürs Referendariat.
"Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren." B. Brecht

Luna-Marie
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Beitrag von Luna-Marie »

Hallo allerseits,

Ich meine auch, dass man das nicht absolut sehen kann. Das Zeitmanagement ist ja nur ein Faktor von vielen, bei denen es im Ref haken kann. Es ist aber nicht von der Hand zu weisen, dass es auch Probleme machen kann, gerade, wenn man sich zu sehr mit kleinen Details auspowert und den Blick für das Wesentliche verliert. Das ist aber in allen anderen Jobs ebenso, dass ein schlechtes Zeitmanagement einem Probleme bereiten kann. Insofern könnte das Buch auch für alle Berufsgruppen nützlich sein. Lysander hat die Problempunkte im Ref sehr treffend auf den Punkt gebracht, finde ich.

LG Luna

Solveig
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Beitrag von Solveig »

Wer im Ref Probleme hat, kann sich eigentlich freuen, denn das kann ja nur heißen dass er ein individualistischer Freidenker mit starker Persönlichkeit ist. Wer dagegen keine Probleme hat, sollte sich ernsthaft Gedanken machen: Höchstwahrscheinlich ist er ein opportunistisches rückgratloses Weichei :shock:

...........mir gefällt diese Beschreibung

Lysander
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Beitrag von Lysander »

Nun ja - man kann es auch mit Ironie und Sarkasmus betrachten. Das wird den positiven wie negativen "Schicksalen" aber nicht immer gerecht.

Gruß
Lysander

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